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Alt 01.02.2022, 16:44   #547  
ManicPreacher
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Standard Yokohama SF (Carlsen, 3 Bände)

Titel: Yokohama Station Fable
Autor: Yuba Isukari und Gonbe Shinkawa
Genre: Science-Fiction
Verlag: Carlsen Manga, in 3 Bänden abgeschlossen



Inhalt: Der niemals enden wollende Umbau der Yokohama Station hat dazu geführt, dass der Bahnhof vor 200 Jahren damit begann, sich eigenständig auszubauen. Im Bahnhofsinneren wird jeder Zentimeter strengstens überwacht, trotzdem beschließt der junge Hiroto, sich mit einem fast abgelaufenen Ticket hineinzuwagen.

Die knappe Inhaltsangabe des Buchrückens beschreibt leider nur die Eingangssituation des Manga. Im ersten Band erfährt der Leser eine Menge über das Innere der Yokohama Station, die mittlerweile fast das ganze Land überbaut hat, ohne allerdings zu erfahren, wie es dazu kommen konnte. Die Details und Hintergründe sowie der Auftrag, der sich für Hiroto aus diesem Wissen und den Treffen mit einigen Charakteren im Inneren der Station ergibt, werden dann in den beiden folgenden Bänden eingefügt.
Der Aspekt, dass eine künstliche Intelligenz in der Lage ist, sich selbstätig weiter auszubauen, erinnert ein wenig an Tsutomu Niheis Meisterwerk "Blame!", allerdings befinden wir uns hier nicht in einer fast von Menschen verlassenen Megastruktur, sondern "nur" im fast komplett eingebauten Japan. Das Innere der Station beherbergt dazu eine Menge Menschen, die sich mit der Station arrangiert haben und ihren Geschäften nachgehen. Nur die ohne gültige Eintrittskarte, Suica genannt, oder Personen, die gegen die Regeln der Station verstoßen haben, leben außerhalb dieser und müssen davon leben, was die Station ab und an ausstößt.
Auch wenn die Reihe in nur 3 Bänden abgeschlossen ist, wirkt sie nicht zusammengestaucht oder arg verkürzt. Die Länge ist im Gegenteil genau richtig gewählt, um den Haupthandlungsstrang zu einem vernünftigen Ende zu führen. Einige Nebenaspekte dieser Zukunft werden nur angedeutet, manches erschließt sich aus den Gesprächen der Charakter und auch das Ende der Geschichte ist durchaus mit einer kleinen Portion Bitterkeit angereichert, denn der Mensch ist halt nur ein Mensch und der Kampf gegeneinander scheint viel zu tief verwurzelt, als dass eine Phase aufgezwungenen "Friedens" die handelnden Parteien zur Einsicht kommen lässt.

Das Artwork ist insgesamt gut, passt zur erzählten Geschichte und individuell, allerdings wirkt manch Panel etwas schludrig gezeichnet.

Insgesamt hat mir die Reihe sehr gut gefallen, man merkt beim Lesen, dass die Welt nicht um die Geschichte herum aufgebaut wird, sondern dieses Szenario noch einige spannende Nebengeschichten bieten würde. Für Freunde dystopisch angehauchter Geschichten in nicht allzu weiter Zukunft ist Yokohama SF durchweg zu empfehlen.


Geändert von Lothar (01.02.2022 um 17:39 Uhr) Grund: Bilder getauscht
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