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Alt 03.12.2021, 21:03   #283  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 30 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 4 / Conan der Barbar, Classic Collection # 2

Erscheinungstermin:
September 1973 / 1980 (?) / 2019

Story-Titel: Die Hand Nergals!

Original-Storytitel: The Hand of Nergal!

Zeichnungen: John Buscema und Ernie Chua

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Burn-E



Hier wird mal wieder eine Original-Conan-Story adaptiert. Dazu erzählt Roy Thomas im Vorwort der Collection einiges: Er konnte damals Stan Lee dazu bewegen, mit Lyon Sprague de Camp und Lin Carter, die beim Reprint der Howard-Werke unvollendete Manuskripte bearbeitet hatten, Verträge abzuschließen. Die reinen Howard-Texte, auf die er durch den Nachlassverwalter Glenn Lord Zugriff hatte, gingen da wohl schon zur Neige. Mit Sprague de Camp war zunächst keine Einigung zu erzielen, Carter dagegen war zugänglicher. Thomas schreibt, er sei mit ihm flüchtig bekannt gewesen. Und „The Hand of Nergal“ war angeblich die einzige Geschichte, die Carter allein vollendet hatte. Schwer vorstellbar, daß Thomas sich jeden Monat überlegen mußte, wo er eine Vorlage für den nächsten „Conan“-Band herbekam, aber so war es wohl.

Conan kämpft in der Armee von König Yildiz gegen Truppen des Rebellen Munthassem Khan. Er hat die Schlacht beinahe schon im Alleingang entschieden, als ein Schwarm Riesenfledermäuse auftaucht und den Rest der Soldaten aufmischt. Auch Conan wird von ihnen beinahe umgebracht, aber dann greift er zu einem Amulett, das er kurz zuvor gefunden hat, und darauf weichen die Monster zurück. (Anmerkung: Die Geisterwesen sind mit blauen und später mit roten Strichen gezeichnet, was zusätzliche Druckstöcke nötig machte. Condor hatte fürs Taschenbuch offenbar das rote, aber nicht das blaue Overlay, was mir aber jetzt erst auffällt. Conan wird hier also lediglich von bläulichen Farbflecken überfallen, die von der herkömmlichen Colorierung stammen.)

Conan verläßt das Schlachtfeld und findet nicht weit entfernt im Gras eine Frau, die beinahe von einem fliehenden Pferd zertrampelt worden wäre. Sie wirkt aber noch recht ansehnlich. Sie ist gesandt, ihn zu dem Gelehrten Atalis und Prinz Thann zu bringen. Atalis erklärt Conan, daß Munthassem Khan die „Hand Nergals“ in seiner Gewalt hat und nun ein Schreckensregiment führt. Dadurch sind auch Atalis und Thann mit Krankheiten geschlagen. Sie erklären, daß das Amulett mit einem roten Edelstein, das „Herz von Thammuz“, die einzige Waffe gegen Nergals Hand ist und Conan daher Khan den magischen Gegenstand entreißen muß. Dafür versprechen sie ihm viel Gold.

Es kommt zur Konfrontation mit Khan. Weil Conan mit seinem Amulett nicht umgehen kann, scheint er zu unterliegen. Ähnlich wie in der letzten Geschichte wirft das Mädchen den roten Stein auf Khan, der darauf die Hand Nergals fallen läßt. Eine rote und eine blaue Macht erwachen und tragen einen mystischen Kampf aus, aus dem die Verkörperung des Herzen von Thammuz siegreich hervorgeht. Khan wird zu Asche verbrannt. Conan verzichtet auf sein Gold, nimmt aber das Mädchen mit.

Man sieht, Roy Thomas drapiert die bekannten Motive – der dem Magischen abholde Conan, ein böser und gegebenenfalls auch ein guter Zauberer, gefährliche Monster und, wenn möglich, eine attraktive Frau – zu immer neuen, letztlich sehr vorhersehbaren Storys. Was das Ganze goutierbar macht, sind die recht lebendigen Figuren, die gut inszenierte Action und generell Buscemas Talent zu packendem Erzählen. Aber auch diesmal kauft man dem Team die Geschichte nach etwas Überlegen nicht ab. Daß Conan gegen Munthassem Khan antritt, obwohl er wiederholt betont, er wolle mit Magie nichts zu tun haben, überzeugt nicht. Das Gold war es ja nicht, das ihn dazu getrieben hat. Auch nicht, daß Khan so siegesgewiß wirkt, obwohl er zweifellos weiß, daß es eine zweite Macht gibt, die seiner mindestens ebenbürtig ist. Man muß zudem einfach schlucken, daß Atalis und Thann tatsächlich nur die Stadt vom bösen Zauberer befreien wollen und keine eigenen finsteren Pläne verfolgen. Und schließlich fehlt wieder jede Erklärung, wo die Zaubermächte herkommen (einmal heißt es „vom Himmel gefallen“) und wie und warum ausgerechnet Conan das „Herz von Thammuz“ gefunden hat. Vielleicht hat ihn seine Abneigung gegen Zauberei zum geeigneten Kandidaten gemacht – Conan wird die mystischen Mächte sicher nicht unter seine eigene Kontrolle bringen wollen.
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