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Alt 24.10.2021, 21:44   #228  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 23 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 2 / Conan der Barbar, Classic Collection # 1

Erscheinungstermin:
Februar 1973 / 1979 (?) / 2019

Story-Titel: Der Schatten des Geiers!

Original-Storytitel: The Shadow of the Vulture!

Zeichnungen: Barry Windsor-Smith; Sal Buscema, Dan Adkins und Chic Stone

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Michael Strittmatter

Eine auf interessante Weise mißglückte Ausgabe. Vermutlich ist es ein Fehlgriff, zwei starke Motive miteinander verknüpfen zu wollen. Die Motive sind: der als starker Gegner aufgebaute „Geier“, der beste Schwertkämpfer von Turan (angeblich jedenfalls), und die Premiere von „Red Sonja“, die eine ganz andere Frau sein soll als alle, die bisher in „Conan“ aufgetreten sind. Red Sonja geht in den verwickelten Handlungssträngen eher unter. Und vom Duell mit dem Geier bekommt der Leser gar nicht viel mit – was Absicht ist, aber doch enttäuschend ausfällt. Die Vorlage ist eine gleichnamige Robert-E.-Howard-Story, die allerdings nicht in den Conan-Zyklus gehört, sondern ursprünglich zur Zeit der Belagerung Wiens durch die Türken spielte.

Conan erfüllt nun sein Versprechen, für die belagerte Stadt Makkalet bei Verwandten des Königs Hilfe zu holen. Er verletzt dabei aber die Etikette, auch deshalb, weil die Wachen der Stadt Pah-Dishah ihn nicht zum dortigen König Yezdigerd vorlassen wollten. Diese Abwertung läßt sich Conan nicht gefallen, richtet seine Botschaft aus und macht jäh kehrt, ohne dem König die nötige Ehrerbietung zu erweisen. Damit zieht er die Verfolgung des Geiers auf sich, der dem König seinen Kopf bringen will – wenn nicht, „darf er dir meinen senden“. Conan beschließt, sich wieder nach Makkalet zurückzuziehen. Dort trifft er unvermittelt auf Red Sonja, die ebenso wie er zur Verteidigung der Stadt gegen die Turanier gesandt wurde. Sie kämpft ähnlich skrupellos und grausam wie Conan, und nun sind die beiden in gleicher Mission in Makkalet (schon etwas verwirrend). Aber gegen Conan ist noch eine Rechnung offen. Er wird von Soldaten von Makkalet in eine Falle gelockt und gefangengenommen und soll an den Geier ausgeliefert werden. Als Sonja bei ihm vorbeikommt, kann er sich mit ihrer Hilfe befreien. Und dann stellt er den Geier zum finalen Schwertkampf. Cut. Im „Epilog“ wird dem Herrscher Yezdigard anscheinend eine Schatzkiste überbracht. Darin findet er jedoch zu seinem Erschrecken den abgeschlagenen Kopf des Geiers.

Der Geier wird nie richtig zu einem ernstzunehmenden Gegner Conans aufgebaut. Deshalb wäre es wichtig gewesen, wenn das entscheidende Duell nicht nur im Off stattgefunden hätte. Allerdings ist der Clou der Story nur so wirkungsvoll, indem überraschend aufgedeckt wird, daß nicht der, der vorgesehen war, seinen Kopf eingebüßt hat. Für Red Sonja ist es hier letztlich noch zu früh. Sie wird zwar als eine Frau vorgestellt, die einen Männerjob besser erledigt als ein Mann, aber ausschlaggebend ist dann doch ihre Pinup-Qualität. Da fehlt 1972 noch die Fantasie, sie so agieren zu lassen, wie ihr Charakter behauptet wird. Im übrigen hätte ich ihr zur Vorstellung eine Episode ganz gewidmet. Immerhin: Das nächste Heft, das zugleich das letzte von Barry Smith gestaltete sein wird, ist „Red Sonja“ betitelt.

Zumindest ist es Smith gelungen, Sonja etwas anders als seine Standard-Frauen aussehen zu lassen. Kettenhemd zu Hotpants ist ein eigenwilliger Kleidungstil. Bestimmend bleibt ihre rötliche Mähne. Ihr Gesicht ist das einer edlen Ritterin (nicht ganz passend). Eine gewisse Härte in ihre Züge zu bringen, wäre wohl schwierig gewesen. Obwohl hier noch nichts darauf hindeutet, daß die Saga mit Sonja weitergeht, bin ich nun doch neugierig auf die nächste Ausgabe.

P.S.: Mich würde interessieren, welche die Seiten sind, die Chic Stone geinkt hat; von seinem typischen Stil mit sehr kräftigen Outlines ist hier nichts zu sehen - die hätten aber auch kaum zum Zeichenstil von Smith gepaßt.

Geändert von Peter L. Opmann (24.10.2021 um 22:22 Uhr)
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