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Alt 26.11.2020, 15:36   #819  
Peter L. Opmann
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Bei Williams steht in den Credits: „Beratung: Neal Adams“. Vielleicht wollte man nur noch einmal mit dem Namen renommieren. Ich kann mir nicht recht vorstellen, wie Adams „Big John“ beraten hat – stand er hinter ihm und sagte: „Paß mal auf, zeichne das so“? Adams war 15 Jahre jünger als er. Oder hat Adams gar Roy Thomas beraten? Wir haben hier noch einmal eine mit 21 Seiten etwas überlange Story vor uns, bei der Buscema am Ende aber um Acht- bis Neun-Panel-Seiten nicht herumkommt, um den Seitenumfang einzuhalten. Jedenfalls: Buscema zeichnet beinahe so wie immer und versucht nicht, Adams‘ kühne Seitenlayouts und Bildkompositionen weiterzuführen. Es taucht jedoch ein neuer ungewöhnlicher Zeichner auf: Das Cover stammt von Gil Kane (*).

Eine Gesamtwürdigung des Kree-Skrull-Kriegs fällt mir schwer. Das ganze Geschehen wird aus menschlicher, irdischer Sicht geschildert, daher ist es sogar akzeptabel, daß vieles unzusammenhängend, sprunghaft und unverständlich erscheint. Der Leser bekommt keinen umfassenden Einblick in Motivationen, Pläne und Handlungen der Außerirdischen. Ein Spruch der überlegenen Intelligenz paßt da ganz gut: „Für Erklärungen ist keine Zeit, Junge.“ Am Ende bleiben eigentlich nur Veränderungen bei bestimmten Helden, die in der „Rächer“-Serie oder ihren eigenen Heftreihen wichtig sein werden: Gelbjacke ist wieder Ameisenmann; Clint Barton ist nicht mehr Goliath; die Verbindung von Captain Marvel und Rick Jones besteht wieder wie gehabt, aber Jones hat jetzt ein paar eigene Kräfte.

Abgesehen davon war der „Kree-Skrull-War“ jedoch innovativ, wohl der erste Mehrteiler, der über vier Hefte und eine einzige Serie hinausging (wenngleich es strenggenommen auch nur fünf Teile waren, wenn auch mit Überlänge). Roy Thomas bereitete so den Weg für die später beliebten Miniserien. Es hat sich offenbar endgültig gezeigt, daß man Leser auch über mehrere Ausgaben hinweg bei der Stange halten konnte, daß sie damit auch nicht überfordert waren. Was mich betrifft, war ich 1978 wohl noch etwas zu jung für ein solches mehr als 100 Seiten langes Epos. Heute habe ich damit keinerlei Probleme; ich würde eher sagen: Auch wenn die Story eine Reihe von Schwächen und Ungereimtheiten aufweist, kann ich das trotzdem mit einigem Vergnügen lesen. Natürlich erfreut die Grafik eindeutig mehr als die Handlung.

(*) Eben fällt mir ein: In den 30er Nummern hat Kane schon einmal "Rächer"-Cover gestaltet.
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