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Alt 18.05.2020, 10:17   #7  
Kain
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Mary Jane ist in den Comics eine sehr unsichere und wechselhafte Persönlichkeit. Es gab vor ihrer Hochzeit immer wieder Phasen, in denen sie gar nicht oder nur am Rande vorkam. Sie hat mehrfach Anträge von Peter abgelehnt was im damaligen Kontext zu ihrer flatterhaften und oberflächlichen Persönlichkeit gepasst hat. In ein anderes Licht wurde das erst gerückt, als sie offenbart hat, dass sie Peters Geheimidentität kennt. Rückwirkend wurde es dann so dargestellt, dass sie die schon entdeckt hatte, bevor die beiden sich überhaupt getroffen haben. Aber davor hat sie mehr als einmal für Abstand zwischen sich und Peter gesorgt.

Am Ende des ersten Teils gibt es einen recht schmalzigen Hinweis darauf, dass MJ erkannt hat, dass Peter Spidey ist. In der Zeit zwischen den Filmen ist wohl etwas Zeit vergangen, in der sich die beiden nicht gesehen haben. Abstand suchen und so. Hier wird das ein bisschen mit der Geschichte um Peter und Betty vermischt.

Ansonsten wurde Peter durchaus als Mauerblümchen und Loser konzipiert. Lies mal nach was Spidey-Schöpfer Steve Ditko davon gehalten hat, dass Peter irgendwann attraktiver und fast schon als Frauenmagnet gestaltet wurde. Im Kern ist er also genauso wie Du ihn beschreibst. Und letztlich sind sie immer wieder zu diesem Kern zurückgekehrt. Peter wurde zwischenzeitlich nachgesagt, dass er ein Genie ist. Aber wie oft hatte er einen richtigen, festen Job? Stattdessen bestreitet er seinen Lebensunterhalt jahrzehntelang als freischaffender Fotograf.

Woran liegt das nun? Wenn man es runterbricht an einem traumatischen Ereignis. Und das sorgt dafür, dass Peter sein persönliches Glück immer wieder hintanstellt. Also genau die Reise, die am Ende von Teil 1 gestartet wurde und in Teil 2 dann auf den Punkt gebracht wurde.

Spideys Geschichte war immer eine über persönliche Opfer. Das steht bei Teil 2 im Mittelpunkt wie nirgendwo sonst. Er verliert seinen Job, weil er als Spidey jemanden retten muss. Er versagt in der Schule, weil er keine Zeit zum lernen hat. Er enttäuscht MJ, weil wieder irgendwas dazwischenkommt. Das sind alles Sachen, die es in den Comics auch gab und die Spider-Man ausmachen. Er versucht dann, dies zu ändern. Gab es auch mehrfach. Hier bezieht man sich natürlich direkt auf "Amazing Spider-Man" 50. Er will nicht mehr Spider-Man sein und sein Leben als Peter bessert sich. Vergleiche z. B. die kurze Szene im Unterricht. Es ist also mitnichten so, dass er ohne seinen Anzug nichts auf die Reihe bekommt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Am Ende kann er aber nicht anders. Er muss anderen helfen. Das ist Peter Parker, perfekt eingefangen.

Ich empfinde ihn auch nicht als sonderlich weinerlich. Er zeigt mehrfach Gefühle. Aber er weint nur. Er beschwert sich nicht, er sucht keine Ausreden. Holland hingegen will die Schuld auf Tony schieben, weil der ihm nicht zugehört habe. Das ist weinerlich. In "Spider-Man 2" ist Peter für seine Entscheidungen alleine verantwortlich und er ist sich dessen bewusst.

In "Homecoming" hingegen hat er keine klare Motivation. Stattdessen will er die High School abbrechen, weil er meint, dass er demnächst ins HQ der Rächer zieht und ein Mitglied der Truppe wird. Er muss erst durch eine Gardinenpredigt von Tony Stark lernen, was die Figur im Kern ausmacht. Er lässt auch erst danach Liz stehen, um zu spider-mannen. Das ist Spider-Man? In zehn kalten Wintern nicht.
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