Gelübde des Herzens (Deutschland 2003, teamWorX Television & Film Produktion der UFA GmbH im Auftrag der ARD Degeto Film), Drehbuch: Natalie Scharf, Regie: Karola Hattop, Kunstmaler: Michael Lenz, 86 min
Das bittersüße Liebesmelodram um eine trauernde Kunstrestauratorin und einen angehenden Mönch aus der Toskana verbindet Anleihen aus
Im Namen der Rose und der Serie
Die Dornenvögel. Glaube, Liebe, Hoffnung liefern mehr als einen netten Unterton, zumal der persönliche Verlust mit einer handfesten Glaubenskrise verbunden wird.
Bildgestalter Sebastian Richter nutzt die Gelegenheit, um in den Landschaftsaufnahmen klassische Gemälde anklingen zu lassen. Die Romanze bietet einen angenehmen Zeitvertreib, bleibt aber sonst brav und bieder.
Die 32jährige Sophie Schuhmacher lehrt am Kunsthistorischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität, wo sie im Auftrag ihres Doktorvaters, Professor Eduard Lemnitz, als Sachverständige Gemälde begutachtet und restauriert. Privat bereitet sie gerade ihre Hochzeit mit dem Geschäftsmann Florian Berger vor, dem eine standesamtliche Trauung genügt hätte.
Weil sie jedoch im Alleingang einen kirchlichen Termin vereinbart hat, geraten die beiden in Streit, und Florian flieht vor der Auseinandersetzung in sein Büro. Kurz darauf verunglückt er auf der regennassen, nächtlichen Straße.
Am Tag zuvor hatte sie mit Professor Lemnitz im Institut ein Gemälde aus der Hochrenaissance begutachtet, ihrem Spezialgebiet. Das Gemälde zeigt den Exodus aus Ägypten unter Moses und hat eine gewisse Nähe zu Raffael (1483 - 1520) oder dessen Werkstatt. Sophie zweifelt die Echtheit an. Die beiden werden von Luca Divale unterbrochen, der gerne die Expertise über ein unbekanntes Fresko in Siena einholen möchte. Wegen ihrer bevorstehenden Hochzeit lehnt Sophie zunächst ab; nach dem Verlust zweifelt sie an Gott und stürzt sich in die Arbeit.
Bei dem Gemälde handelt es sich um ein Kapellenfresko im Dominikanerkloster San Domenico del Monte bei Siena, das zum größten Teil übermalt worden ist und nur in Teilen freiliegt. Als einzige Frau im Männerkloster fordert Klostervorsteher Monsignore Costamagna Della Fina von ihr, sich strikt an die Regeln zu halten und gebührenden Abstand zu den Mönchen zu wahren. Costamagna spielt den kunsthistorischen Wert des Freskos herunter, denn er hält die Ziermalerei des 15. Jahrhunderts für eine Nachahmung spätbyzantinischer Motive.
Sophie dokumentiert ihre Forschungsarbeit mit der Digitalkamera. Durch die Jahreszahl 1498 wird Luca stutzig und erwähnt Sophie gegenüber, daß in jenem Jahr der Dominkaner Cavalese, ein Mönch des Klosters, als Ketzer auf dem Scheiterhaufen landete. Laut dessen Aussage sollten Mönche Frauen in der Umgebung geschwängert haben.
Sophia nimmt eine Farbprobe, die in Siena analysiert und datiert werden soll. Unterdessen legt sie weitere Fragmente frei. Das Fresko stammt von einem unbekannten Maler, dem (fiktiven) Donato di Pesaro. Weil das Fresko eine schwangere Frau und einen Mönch zeigt, glaubt Sophie an eine versteckte Botschaft. Erst recht, als sie erfährt, daß das Fresko unglaublich schnell mit einem unverfänglichen Himmel übermalt wurde.
Da sie Donato di Pesaro bloß als begabten Kunsthandwerker einschätzt, möchte Monsignore Costamagna das Vorhaben abbrechen.
In der Nacht setzt sie heimlich ihre Arbeit fort und legt dabei die Inschrift "Nulla salus sine ecclesia" (Kein Heil ohne Kirche) frei. Fast augenblicklich fängt es zu brennen an, doch sie entkommt rechtzeitig.
Allerdings bewirkt die Branstiftung das Gegenteil: Die Hitze setzte einen chemischen Prozeß in Gang, der das Fresko verändert: Jetzt hat der Mönch Teufelshörner und eine weitere Inschrift erscheint. "Nulla calamitas sine Don Domenico" (Kein Unheil ohne Don Domenico).
Unterdessen entdeckt Luca, der in Siena Philosophie und Theologie studiert, in der Bibliothek ein handgeschriebenes Buch. Luca flirtet heftig mit Sophia, die keine Bindung eingehen will, und unternimmt Ausflüge mit ihr; dabei unterschlägt er jedoch, daß er in Kürze die Priesterweihe empfangen wil, weil sein Onkel Costamagna ihn zu seinem Nachfolger als Klostervorsteher auserkoren hat.
Cavalese wurde damals hingerichtet, weil er geplaudert hatte. Das Mädchen wurde nämlich vom Klostervorsteher Pius geschwängert, weshalb er als Nestbeschmutzer beseitigt wurde.
Enttäuscht reist Sophie nach Lucas Priesterweihe nach München ab. Mittlerweile sind sich Sophie und Professor Lemnitz sicher, daß es sich bei dem Raffael um eine Fälschung handelt. Luca reist ihr nach.
Die kunsthistorische Ebene ist eingängiger als der religiöse Unterton, der Brüche enthält, die von Laien übersehen werden können (oder sollen). Ihr Verlobter Florian scheint für seine Liebe ohne Glauben durch ein Gottesurteil bestraft worden zu sein. Lucas Schmachten kommt jedoch vom Glauben zur Liebe und eröffnet so das obligatorische Happy End. Dieses wird auf weiteren Ebenen gespiegelt, denn es gibt auch in der Gegenwart weitere (offene) Geheimnisse.
Sophie ist ein sprechender Name, denn in ihr verkörpert sich die christliche Gnostik, die von den Essenern bis zur Ökumene der Gegenwart reicht. Fundamentale Christen wie Siebten-Tags-Adventisten sehen in der Gnostik einen verderblichen Synkretismus, besonders wenn Frauen im Mittelpunkt stehen. Aus deren Sicht verbreitet die Romanze eine ketzerische Irrlehre.