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Alt 20.04.2013, 21:04   #6  
betamax
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Standard Der Spirit auf dem Bremer Freimarkt

Dann will ich mal das zweite kuriose Erlebnis nachschieben:

Herbst 1984 auf dem Bremer Freimarkt, mein Opa kauft mir an einer Losbude 3 Lose. Ich hätte dafür nie Geld ausgegeben. 2 Nieten und ein Gewinn "Klasse 1".
Hmm, was habe ich jetzt gewonnen ? Einen nagelneuen Computer ? Das Sparkassenbuch mit 1000 DM Einlage ? Oder vielleicht sogar ...........

Jäh erwache ich aus meinem Tagtraum, der Losbudenmann, der Losverkäufer, Agitator, Propagandist und Gewinnausgabemensch in einer Person ist, der gibt mir ein niegelnagelneues Spirit aus dem Nelson Verlag.

Gewinnklasse 1 war leider nicht die höchste, sondern eben nur die niedrigste Gewinnklasse, gleich vor der Niete.

Neben den diversen Stoffpuppen ein riesiger Stapel Comics, natürlich alle dieselbe Spirit Ausgabe.

Neugierig frage ich den Losbudenmann, wieviele er denn noch davon hat.
" Mehr als genug ". Eine genaue Zahl galt wohl als Geschäftsgeheimnis.
Noch während wir uns den großen Losbudenstand anschauen, kaufen andere Passanten Lose, gewinnen aber gar nichts, oder eben auch den "Spirit".

Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Ein alter Mann, noch viel älter als mein Opa, mustert das Heft wie eine unerwünschte Werbebroschüre aus dem Briefkasten. Eine Mutter, die für ihre kleine Tochter ein Kuscheltier gewinnen wollte, schnappt sich sofort das Heft, welches für ihre Tochter nicht geeignet zu sein scheint. " Das Heft geben wir Vati ". Die vielleicht 5jährige Tochter weint: " Mein Gewinn....meins" Die Mutter versucht sie zu beruhigen: " Ich kaufe Dir ein großes Schaumeis ". Die Tochter möchte aber lieber, daß die Mutter noch mal ihr Glück versucht, aber sie befürchtet wohl, daß sie diesen Comic noch mal gewinnt.

Ich hatte das Heft ja auch schon vorher, mein Opa, der ansonsten bis auf Prinz Eisenherz keinen Comic anrührte, las den Spirit.
" Grässliche Geschichten, an den Haaren herbeigezogen, aber gut gezeichnet und spannend erzählt. Man kann es lesen. Besser als diese Superheinis in den Schlafanzügen "

Später kam meine Oma und fragte uns, wo wir denn heute nachmittag gewesen wären.

Opa sagte: " Wir waren auf dem Freimarkt und trafen den Spirit "
" Aha ", meinte meine Oma dann nur. Vermutlich hielt sie ihn für einen englischen Schlagersänger.
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