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Alt 24.05.2011, 09:47   #1547  
michidiers
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Ort: Oldenburg
Beiträge: 3.059
Zur Abwechslung gibt es einmal nichts über einen Comic, sondern mein Samstagerlebnis:

Wilhelmshaven ist (k)eine Reise wert! , ....

…aber nur dann wenn auch die Sonne scheint, Inlineskates unter unseren Füssen geschnallt sind und es warm draußen ist. Dann macht es an (nach Aussagen der Stadtwerbung) einzigem Südstrand Deutschlands sogar Spaß sich als Bewohner des 60 km südlicher liegenden Oldenburg dort herumzutummeln. So war es auch am Samstag. Es kam sogar so was ähnliches wie eine Urlaubsstimmung auf. Badegäste tollten in der Nordsee herum, die Strandcafes waren voll. Fahrradfahrer, Wanderer und wir beide (g_m) mit unseren Inlinern machten den Deich unsicher.

Ansonsten macht die Stadt leider seit Jahrzehnten nach Abzug von Gewerbe und Marine eine nie gesehene Abwärtsentwicklung mit. Die Häuser stehen leer, Gewerbe und Bewohner ziehen ab, die Fußgängerzone ist leergefegt und soziale Schieflagen wo man nur hinsieht. Kaiser Wilhelm als Gründer (?) der Stadt würde sich wohl in seinem holländischen Grabe herumdrehen…

Naja, ich hole wieder zu weit aus, der Grund für unseren Besuch war das hier in der Landesbühne Nord in WHV:



Zu Georg Büchners Bühnenstück „Woyczek“ schrieb der US-amerikanische Songwriter, Liedermacher und Sänger die congeniale Musik „Blood Money“ und verwandelt das düstere Schauspiel in eine Art moderne Rockoper. Wer Tom Waits bislang noch nicht gehört hat, der wird erschrocken sein, welch whisky- und zigarilloverrauchte Stimme der besitzt. Da können einem fast die Fußnägel hochklappen, wenn man den hört. Sie klingt wie ein leerer Blecheimer, der von einer alten Saloontreppe heruntergetreten wird. Dazu kommt ein Sound mit einer Mischung aus Jazz, Country, Blues und wütendem Protest voller Dissonanzen und verdrehten Rhythmen. Mann muss es einfach einmal gehört haben. Auch wenn die Gesangsparts hier natürlich von den Theaterschauspielern übernommen werden mussten, blieb aber immer noch viel von der Ursprünglichkeit der Musik erhalten.

Hier einmal eine Hörprobe von diesem amerikanischen „Urvieh“ Tom Waits: [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=W9mhsW5aWJM[/youtube]

Wem das windschiefe Gesicht von Tom Waits irgendwie bekannt vorkommen sollte, dem sei gesagt, dass er u.a. im Film „Das Kabinett des Dr. Panassius“ den Teufel und in Jim Jarmuschs Down by Law einen Ausbrecher gespielt hat.

Fazit: Genau so sehens- und hörenswert wie Werner Herzogs Verfilmung „Woyczek“ mit dem personifizierten Wahnsinn Klaus Kinski in der Hauptrolle.
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