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Alt 18.02.2011, 10:47   #1438  
michidiers
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SWAMP THING



Das Ding aus dem Sumpf
von Carlsen

In der Einsamkeit der Sümpfe von Bayou Country betreibt das Ehepaar Linda und Alec Holland wissenschaftliche Genexperimente im Auftrag der US – Regierung. Nach einem Attentat auf das Forscherpaar kommt es im Labor zu einer chemischen Reaktion. Dabei wird Alecs Körper verstümmelt und er stürzt in den nahen Sumpf, in dessen Tiefen sein Körper mit der Sumpffauna eine Verbindung eingeht. Alec mutiert zu einem abscheulichen Swamp Thing, das Ding aus dem Sümpfen.

Wenn mich einer nach typischer Comic-Popart gefragt hätte, dann hätte ich wohl als erstes mit Neal Adams Batman oder dem Silver Surfer geantwortet. Nach diesem Sammelband, der die US-Ausgaben Swamp Thing 1 – 5 von Len Wein und Berni Wrightson zum Inhalt hat, kann ich ohne große Bedenken (Ellen?) diese Liste wohl um das Swamp Thing erweitern. Dass dieses Wesen die Ikonisierung eines Batman oder des Surfers nicht erreichte, ist schade. Gerade auch deshalb, weil das Swamp Thing in seinem Schicksal so viele Ähnlichkeiten mit dem wehmütigen Surfer aufweist. Ich glaube, gerade einmal auf 24 Ausgaben schaffte es die Serie im ersten Anlauf in den 70er Jahren, bis sie wieder eingestellt werden musste. Und sie erlitt dabei das, was bei so vielen ambitionierten Konzepten geschieht: von den Kritikern gelobt, aber keiner will es so richtig lesen.

Die Gründe liegen vielleicht darin, dass diese Figur eher dem Genre „Horror“ zuzuordnen ist. Und Horrorserien mit nur einem echten Hauptcharakter, seien sie noch so gut, hatten es grundsätzlich in einer von Superhelden dominierten Welt schwer, sich langfristig auf dem Markt zu halten. Ein ähnliches Schicksal ereilte ja auch z.B. Frankenstein oder Dracula.

Dabei ist diese Serie doch so gut. Gerade einer wie ich, der eine gewisse Affinität zu Horrorcomics älteren Baujahres hat, wird seine Freude an diesem Meisterwerk haben. Diese Mischung aus poppigen Farben und düsteren Hintergründen, die groteske Fratzen, die schrulligen Figuren, die bizarre Kreaturen und unheilvolle Lokalitäten sind so voller Ideen und tiefer Inspiration, dass sie schon fast wieder poetisch sind. Passend dazu verfasst Len Wein besonders in den vielen Textboxen der gesamten Szenerie eine elegische Bildsprache, die wohl nur in den Tiefen der EC Comicära seinen Ursprung haben konnte. Das kommt wohl auch nicht von ungefähr, seinen ersten Kurzauftritt hatte ein Prototyp von dem Swamp Thing schon in der Horror Serie „House of Secrets“ #92. Leider lies sich nicht von mir feststellen, ob diese Story auch in einer der Williams-Horror Hefte auf deutsch erschienen ist.

All denjenigen, die hartnäckig seit Monaten und Jahren gebetsmühlenartig mich auf diese Serie aufmerksam machten (wollten), denen sei mein ewiger Dank gewiss. Denn, ich muss sagen, dass ich langsam das Gefühl bekomme, diese Comics seien nur für mich geschrieben und gezeichnet worden, so treffen die meinen Geschmack.
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