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Alt 11.11.2010, 13:51   #1285  
michidiers
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Zitat von thetifcat Beitrag anzeigen
X Men habe ich 1999 aufgehört zu sammeln. Seit dem habe ich keine 10 Hefte mehr von Ihnen gelesen. Die größte ist mir beim Durchblättern am Bahnhof auch aufgefallen.
Du hattest aber sicher die X-Men und nicht die Praline aufgeschlagen?

Fables Sammelband 11

Der gute Prinz


von Bill Willingham und Marc Buckingham



Inhalt: Nachdem der „Feind“ sämtliche Fables, das sind die uns bekannten Märchenfiguren wie Schneewittchen, König Drosselbart und Co, vor Jahrhunderten aus dem Märchenreich vertrieben hat, fristen diese jetzt ihr Dasein unerkannt unter uns ahnungslosen Menschen.
Aber die Fables planen die Rückeroberung ihres Reiches. In diesem Band begleiten wir den Froschkönig auf seine gefährliche Reise in die alte Heimat, wo er den Aufbau eines neuen Königreiches plant und das mitten im Feindesland. Doch auch der Feind schläft nicht, er feilt derzeit an den Plänen für eine Invasion auf der Erde und wird sich solch eine Anmaßung nicht bieten lassen…

Ich kann mich nur wiederholen. Die Serie ist pure Unterhaltung auf hohem Niveau voller Rasanz, Dramatik, Spannung und Humor. Der Autor Bill Willingham zerlegt mit feinstem Spürsinn die uns aus Kindheitstagen so lieb gewordenen Klischees um Märchen und Fabeln und vermischt diese mit jeder Menge pointierte (Pop-)Kultur unserer realen Welt. Er vereint dabei Soap-Elemente, einen fetten Schuss Erotik, Spannung, schwarzen Humor, Lovestory und entreißt dabei alten Mythen, Sagen und Märchen einige vollkommen neue Seiten.

Daher kommt es auch wohl nicht von ungefähr, dass die 9-teilige Story über den Froschkönig einen schnell an „Die Rückkehr des Königs“ aus dem Herrn der Ringe erinnert. Und das ist daher auch wohl durchaus gewollt. Flycatcher als Aragon, die Geisterarmee aus dem Zauberbrunnen als die Geisterarmee der Bergvölker aus dem Pfad der Toten, des Königreich Haven als Minas Tirith, Rotkäppchen als Arwen, Anspielungen auf Herr der Ringe findet man zuhauf.

Aber auch Anspielungen auf reale geschichtliche Ereignisse prägen sich aus. So ist die inzwischen fatale Vorgehensweise des Königs des „Feindes“ in den von ihm besetzten Gebieten fast schon gleichzusetzen mit dem kriegerischen Besatzungsverhalten während der Kriege des letzten Jahrhunderts. Das grausame Verhalten gegenüber der Zivilbevölkerung und gegen jegliche Art des Widerstandes spiegelt ja auch das Verhalten z.B. deutscher Armeen in besetzten Gebieten des 2. Weltkrieges wieder.

Das Erschreckende ist dabei, dass man die Pogrome an den Bauern nicht direkt sehen kann und nur aufgrund der Handlung und der Gespräche indirekt als Leser miterlebt. So wird auf die plumpe Darstellung von schierer Gewalt verzichtet. Andererseits überkam mir ein schauerliches Gefühl von Unbehagen und Mitleid für die betroffenen Bauern, weil ich selber einen Bezug zu „Reinigungen“ oder Vergeltungsaktionen der Wehrmacht nach Angriffen von Partisanen unbewusst herstellte.

So treffen sich Realität und Fiktion in einem Comicband zusammen und bringen dabei immer wieder interessante und kurzweilige Storys hervor. Mal sehen wie es weitergeht, der 12. Band wird auf jeden Fall von mir noch gekauft. Soweit mir bekannt, wird in dem wohl dann ein längerer Storybogen um den Krieg mit der Heimat abgeschlossen. Welches Thema danach angeschnitten wird, ist mir nicht bekannt. Und ob Willingham noch weiter auf solch hohem Niveau schreibt, bleibt auch noch abzuwarten.

Und: Zum Schluss gibt es noch eine tolle Covergalerie mit wirklich bestechenden Motiven!
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