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Alt 13.06.2010, 19:29   #4  
Erik
Comiczeichner
 
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Ort: Saarbrücken
Beiträge: 244
Oje, das ist ja noch rätselhafter!

Aber ich erinnere mich noch gut, wie Eisner meine bis dahin gelernte Comic-Welt völlig durcheinander gebracht hat. Bin ihm recht spät begegnet (seinen Werken natürlich) und kannte bis dato nur die strikte Trennung von Funny- und Real-Comic (grafisch wie inhaltlich).

Hab sofort angefangen, US-Ausgaben des Spirit zu bestellen und schnell A Contract wG, A Lifeforce, Builiding oder Invisible People entdeckt. Und später Fugin, Sundiata und Signale und zuletzt auch das Komplott.

Noch wichtiger war aber seine Sekundär-Literatur zum Thema, hab ein Comics & Sequential Art (Poorhouse Press) und ein Graphic Storytelling (dtsch, Comic Press). Beide ziehen einem die Zeichner- und Erzählerhosen ganz tief runter...

Zurück zur Zeichnung in Erlangen: Als ich mit Dédé angefangen habe, wollte ich partout aus meinem zeichnerischen Trott raus. Hab als Jugendlicher How to draw Comics the Marvel Way inhaliert, weil das Teil dir ein einfaches Koordinatensystem bietet, um deine Zeichnungen immer halbwegs ordentlich aussehen zu lassen.

In den Deae ist vieles davon noch zu sehen, vor allem bei Nebencharakteren oder in Hintergrund- bzw. Actionszenen. Handwerk eben, auf dass man sich immer verlassen kann. Sowas ist machmal Gold wert...

Aber es führt eben zu (zB Kopf-) Proportionen, die immer gleich sind (das meiste davon entstammt übrigens nicht den USA, sondern der Renaissance...). Bei Dédé hab ich dann alles geändert und gesagt, dass zB Stirn/Augen/Nase nur ein Drittel des Kopfes ausmachen, nicht die Hälfte oder gar drei Fünftel (je nach Proportionslehre). Ich wollte eben eigenständiger werden.

Bei den Deae gibts so was kaum, deshalb wars auch gar nicht so einfach, live vor Publikum zu zeichnen. Musste immer wieder zuerst das „falsche” System anlegen, um Dédé hinzukriegen (Yvette dagegen ist ein Klacks).

Ein weiteres Vorbild für diese Befreiungsversuche ist Morris, der dsbzgl. genau so fantasievoll wie Eisner agiert hat. Wenn man versucht, Lucky Luke aus dem Kopf zu zeichnen, endet das Ganze meist in einer Peinlichkeit. Das ist immer ein gutes Zeichen...

Viele Grüße
Erik
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