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Alt 24.05.2010, 13:14   #29  
Carsten Laqua
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Mal generell zum Thema Erlanger Jury: Nicht nur die schon seit den 80er Jahren bestehenden Abhängigkeiten von Verlagen sind das Problem. Es kommen noch zwei weitere hinzu:

1.) Die Qualifikation der Jury-Mitglieder. Was hat ein Denis Scheck (oder so ähnlich) dort zu suchen? Für den ist Erlangen ein Job unter vielen. Daß er sich dabei für Comics interessieren mag, ist ja schön, detailiert Ahnung hat er aber keine. Das hat er immer wieder bei seinen Moderationen bewiesen. Zwar spult er professionell sein Frage-Anwort-Spiel herunter, aber oft mit Fragen, die nur Allgemeinplätze sind oder überhaupt nicht zum Thema passen. Hier schmückt sich der Salon mit einem B-Promienten, der inhaltlich fast nur "heiße Luft" produziert. Beeindruckend war beim letzten Mal auch das Hickhack, das um die Verleihung eines Preises an Hansrudi Wäscher gemacht wurde. Das Jury-Mitglied, das damals dagegen gestimmt hatte, zeigte damit zwar, daß es mäßige Zeichnungen von guten unterscheiden kann, von Wäschers Einfluß auf zwei- drei Generationen von Comiclesern und deren Bedeutung für das Entstehen einer deutschen "Comicszene" aber keine Ahnung hat. Ich lasse dessen Namen weg, weil der Salon ihm trotzdem sehr viel zu verdanken hat.

2.) Das Selbstverständnis der Jury: Jener, hier schon öfter angesprochene Ex-Carlsen-Chefredakteur meint z. B., daß der Max-und Moritz-Preis dazu diene, Comics, die ansonsten kaum beachtet würden, eine Öffentlichkeit zu verschaffen. Ich halte das für grundlegend falsch. Wenn ich, wie beim Film, Main-Stream-Preise wie den Oscar habe, dann kann ich mit Alternativpreisen auch auf verborgene Perlen hinweisen. Im Comicbereich ist der Max und Moritz-Preis aber DER Preis landesweit. Er ist wohl der einzige, der in Medien außerhalb der Szene überhaupt noch Beachtung findet. Da kann es nur schädlich sein, wenn regelmäßig Comics (ELDORADO nennt sie "Kunstcomics".) ausgezeichnet werden, für die sich, zu gut deutsch, "kein Schwein interessiert." Es ist für die Comics jedenfalls nicht förderlich, wenn ein unbedarfter aufgrund des Preises in einem Kaufhaus einen Comic bestellt, der dann zeichnerisch wie inhaltlich erbärmlich ist. So zieht man sich keine neuen Leser heran.

Zitat eines Verkaufsleiters eines bekannten Comicverlages auf dem letzten Salon: "Wenn wir hier Preise gewinnen würden, müßten wir anfangen, uns über unsere Programmpolitik sorgen zu machen." - Und das hat er ernst gemeint...
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