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Alt 09.03.2010, 10:35   #30  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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"SUBJEKTIVE MEINUNG VS REZENSION"

nMn gibt es keine "objektiven" Rezensionen: alle sind subjektiv; subjektiv im Sinne des Geschmacks und der Interessen des Rezensenten.

Wenn ich sage: die Bild-Zeitung ist gut, weil sie die mit erfolgreichste auf dem Zeitungsmarkt ist, ist das keine Meinung oder Rezension, sondern lediglich eine Tatsache.
Wenn ich sage: die Bild-Zeitung ist gut, weil sie ausspricht, was ihre Käufer ebenfalls gerne veröffentlichen würden, aber aus Mangel an einer geeigneten Plattform nicht können, ist das schon subjektiv, weil das eine Vermutung -wenn auch eine gute - ist. Um das zu untermauern bedürfte es schon repräsentativer Umfragen und auch die können auf Grund der Art ihrer Fragestellungen bestimmte Antworten suggerieren.
Wenn ich sage: die Bild-Zeitung ist gut, weil sie einen großen Sportteil unterhält, ist das auch eine bloße Tatsache. Wenn ich diese Aussage dagegen mit der "Ausgewogenheit" und "Fairneß" der Berichterstattung untermauern möchte, hätte ich ganz schön zu tun, nämlich die Berichte mit eigenen Beobachtungen zu vergleichen.
Wenn ich sage: die Bild-Zeitung ist schlecht, weil sie die Volksmeinung in bestimmte Bahnen lenkt und womöglich aufhetzt, müßte ich auch das empirisch untersuchen und könnte auch da letztendlich nur subjektive Schlußfolgerungen draus ziehen - je nach dem, aus welchem politischem Lager ich komme.
Wenn ich sage: ZACK war gut, weil es bessere Comics als Primo enthielt, ist das subjektiv. Vielleicht fand ich tatsächlich die ZACK-Comics besser, aus rein geschmacklichen Gesichtspunkten. Im Umkehrschluß gilt das natürlich auch für Primo.
Wenn ich das dann noch untermauere, dass mir nämlich Blueberry aus diesen und jenen Punkten heraus besser gefällt als Comanche, ist das doch toll - aber keine Spur objektiv. Und selbst die ausgefeilteste Rezension könnte daran nichts ändern. Selbst der "Beweis" einer unlogischen Handlung, weil ein bestimmter Handlungsabschnitt so gar nicht funktionieren kann, weil:... würde mich kaum vom Lesen des "schlechteren" abhalten. Folgerichtig muß ich dann natürlich sagen, dass jede Rezension überflüssig wäre, weil sie meinem persönlichen Geschmack nicht entsprechen muß.
Beispiel: ein Rezensent lobt "Berserk" über den grünen Klee - ohne sich als Manga-Fan jemals hervorgetan zu haben - und das müßte unbedingt gelesen werden, denn die Handlung und die Zeichnungen bilden eine perfekte Harmonie, selten etwas spannenderes unter die Augen gekommen, usw, wobei auch derartige Ausagen seriös und nicht marktschreierisch herüber gebracht werden können, würde es mich kaum veranlassen da mehr als rein zu schauen.
"Ist nicht mein Ding" wie man so schön sagt, ist nämlich nur Geschmacksache. Masterfly dagegen könnte ich mit noch so blumenreichen Worten, sowie präzisen Argumenten kaum zur Lektüre des "Robinson" übereden - "ist nicht sein Ding"! Ist allerdings nur eine Vermutung und keine Behauptung, denn ich kenne den persönlichen Geschmack Masterflys ja nicht, er fiel mir nur aus Polarisationsmotiven ein.

Fazit: ich bin der Meinung, Rezensionen sollten Inhalte beschreiben, nachprüfbare Fakten aufzählen, keine Unwahrheiten verbreiten, nichts unterschlagen oder hinzufügen und vor allem kein Geschmacksurteil abgeben.

"Meinung" dagegen ist: "gefällt mir weil ich diesen Stil, den Zeichner / Storyschreiber mag, das Genre gefällt mir" und gerne auch umgekehrt.

Wichtig und nötig ist beides!
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