Szenarist, Zeichner
- Geburtstag: 25/06/1928 - Todestag: 24/12/1992
- Genre: Humor / Abenteuer
- Zeichenstil: École Marcinelle
- Comic-Erstveröffentlichung: 1952 Johann + Pfiffikus (Johan et Pirlouit - Le châtiment de Basenhau)
in Spirou No. 752-794
- Erfolgreichste Serie: 1958/59-1992 Die Schlümpfe (Les Schtroumpfs)
- Bes. Auszeichnung: 1984 Prix Alfred enfant - Les Schtroumpfs olympiques / Les Schtroumpfs
Peyo, mit bürgerlichem Namen Pierre Culliford, wurde als Sohn eines englischen Vaters, am 25.Juni 1928 in Brüssel/Belgien geboren.
Sein Künstlername enstand mehr durch Zufall, da sein kleiner Neffe unfähig war "Pierrot" richtig auszusprechen.
Noch zur Zeit der deutschen Besetzung Belgiens studierte er am Kollegium
St Louis de Bruxelles, welche er mit 16 Jahren, 1943 verlies, um bis zur endgültigen Befreiung seines Landes als Filmvorführ-Assistent in einem grossen Kino zu arbeiteten.
Anschliessend verbringt er einige Monate an der
Académie des Beaux-Arts in der Hauptstadt - doch merkt er schnell das dies nicht seine Berufung ist. Er fühlt sich weit mehr von Karikaturen und humorvollen Zeichnungen angezogen und seiner eigenen Behauptung nach hat er das Comiczeichnen durch die Arbeiten
Hergés und aus amerikanischen Comics erlernt.
Er arbeitet zu jener Zeit in dem Trickfilmstudio, wo er drei andere Zeichner kennenlernen sollte, die später großen Einfluss auf die Geschichte des frankobelgischen Comics nehmen sollten und ihm wunderbare Freunde für´s Leben werden:
André Franquin,
Morris und
Eddy Paape
Durch die Schliessung des Studios musste sich Peyo nach einem anderen Broterwerb umsehen und ging als Illustrator in die Werbebranche.
Sein Agent vermittelte ihm darüber hinaus Aufträge für Strips und kleinere Serien, so dass Cullifords Kontakt zum Comic nicht abbrach.
Nach einem Jahr als Werbezeichner enstanden für die Zeitschrift
"La Dernière Heure" erste zaghafte Comicgeschichten - meist waren dies aber reine Gagstreifen.
Bald darauf entwarf er aus seiner kindheitlichen Leidenschaft zum Mittelalter eine Figur voll humorvoller Poesie, der als treuer Page seines Königs, stets Spiegelbild der traditionellen, moralischen Werte bleiben sollte.
Johan ursprünglich noch blonder Jüngling, erregte das Interesse der Redakteure von Belgiens auflagenstärkster Tageszeitung "
Le Soir", die ihn 1950 übernahm.
Im selben Jahr hatte auch
Poussy ihr Debüt in "
Le Soir jeunesse". Culliford, der sich sich seit 1946 Peyo nannte, zeichnete bis 1955 - 200 halbseitige Episoden um den kleinen schwarzen Kater.
Auf deutsch verlegte Carlsen von 1980-1981 drei Alben unter dem Serientitel
Pussys Abenteuer
Gleichzeitig animierte er
Pied-Tendre, den kleinen Indianerjungen, für die Revue
Mowgli und produziert weitere humorvolle Zeichnungen in anderen belgischen Tageszeitungen.
Dank Franquins Fürsprache lief nun seit 1952
Johan im Magazin
Spirou. Johann hatte jetzt schwarze Haare bekommen und 1954 in der Geschichte
Der Kobold vom Felsenwald (
Le lutin du bois aux roches) den quirligen, kleinen, aber auch oftmals faulen und mürrischen Tunichtgut Pfiffikus zur Seite.
Das alltäglichen Leben der Beiden, verändert sich schnell in phantastische Abenteuer voller Magie und nordischer Legenden, gefüllt mit Zauberbüchern, Quellen der Götter und Kobolden in mysteriösen Wäldern, die hinter ihnen her jagen.
Erst jetzt verdient die Serie ihren bekannten Namen
Johann & Pfiffikus (
Johan et Pirlouit)
In der 1958 veröffentlichten
Johann & Pfiffikus-Episode
Die Schlümpfe und die Zauberflöte (
La flûte à six schtroumpfs ) spielten erstmals ein paar blaue Zwerge eine Rolle, die innerhalb eines Jahrzehnts zu absoluten Superstars werden sollten:
Die Schlümpfe, Peyos erfolgreichste Kreation.
Auf Initiative von
Yvan Delporte dem Herausgeber von
Spirou, wurden die Schlümpfe eine autonome Serie und die ersten 6 Geschichten wurden als Mini-recits veröffentlicht, bevor sie 1962 endgültig Eingang in das eigentliche Magazin fanden.
Eine witzige Anekdote stellt auch die eigentliche Namensgebung der Serie dar.
Peyo und Franquin verbrachten 1957 mit Freunden ein paar Ferientage am Meer. Eines Morgens saßen sie zusammen beim Frühstück.
Salz- und Pfefferstreuer standen zu weit von Peyo entfernt, so daß er seinen Freund bat: "
Du, Andre, gib mir doch mal das Schlumpf da rüber!"
Keiner hatte eine Ahnung, ob er damit Salz oder Pfeffer gemeint hatte, aber Franquin stieg sofort drauf ein:"
Hier! Und wenn du's geschlumpft hast, dann schlumpf es mir zurück!"
Grosses Gelächter brach aus, doch je mehr Peyo darüber nachdachte, umso stärker spürte er das genau dieses Ersetzen wichtiger Wörter durch Schlumpfbegriffe, der Clou seiner neuen Serie werden kann.
1960 konnte Peyo mit Unterstützung seines Kollegen
Will (Kolorierung) die Serie
Benni Bärenstark (
Benoît Brisefer) ins Leben rufen.
In dieser Serie spielt ein kleiner Junge mit Superkräften die Hauptrolle, der sie immer dann verliert, sobald er eine Erkältung bekommt.
Peyo macht sich damit etwas über den amerikanischen Helden schlechthin -
Superman - lustig.
In den nächsten Jahren nahmen ihn jedoch vor allem die Schlümpfe so sehr in Anspruch, dass die anfallende Arbeit von einem Zeichner auch mit Hilfe von Assistenten nicht mehr zu bewerkstelligen war.
Mitte der Sechziger Jahre gründete Peyo dann sein eigenes Studio.
Das war eine gängige Praxis, erfahrene Zeichner holten sich junge Nachwuchskräfte an die Zeichenbretter, die an den Geschichten ihrer Lehrer arbeiteten und zugleich Erfahrung sammeln konnten.
Dies gab Peyo mehr Zeit, die Geschichten zu entwickeln, während seine Mitarbeiter die bereits entwickelten Plots ausarbeiteten.
Unter anderem lernten
Francois Walthéry ,
Marc Wasterlain und
Derib im Studio Peyo ihr Handwerk.
Nachdem zu Beginn der 60er Jahre die ersten Animationsversuche der Schlümpfe beim Trickstudio
Dupuis TVA sehr enttäuschten,
dauerte es fast 15 Jahre, bis 1975 das Studio Peyo in Zusammenarbeit mit den
Belvision Studios (Dargaud) den ersten Zeichentrickfilm mit den Schlümpfen -
Die Schlümpfe und die Zauberflöte produzierten, der 1976 in den französischen Kinos anlief.
Es folgte ein unaufhörlicher Siegeszug, der in allen Variationen des Merchandising gipfelte.
Bei uns in Deutschland sind vor allem die Figuren der
Firma Schleich bekannt, die sich frühzeitig die Rechte sicherte.
Ironischerweise verdankte die Serie vor allem diesen Figuren den Einzug ins amerikanische Fernsehen, für welches das Trickfilmstudio
Hanna-Barbera 250 Zeichentrickfilme mit den Schlümpfen produzierte.
War es an sich schon ungewöhnlich, dass sich europäische Comic-Figuren in den Vereinigten Staaten durchsetzen konnten, überraschte das Ausmaß des Erfolgs vollends.
Über 200 amerikanische Fernsehstationen strahlten die
Smurfs aus, und 1983 konnte das
Wall Street Journal verkünden, dass Weichplastikfiguren der Schlümpfe mit über einer Million verkauften Exemplaren pro Monat zum "
Spielzeug des Jahres" gekürt worden waren.
Peyo, dessen Arbeitsschwerpunkt immer mehr der organisatorischen Abwicklung, Verwaltung und Überwachung dieser Produktionen gewidmet war, sehnte sich stattdessen wieder der Arbeit an seinen Comics.
Als er seinen Sohn
Thierry Culliford dann mit diesen adminsitrativen Aufgaben als Geschäftsführer betraute, kam endlich seine Rückkehr zum Ursprung seiner Karriere.
So erschien 1992
Der Finanzschlumpf - doch die Veröffentlichung von
Auf Benni kommt es an
und der Johann und Pfiffikus - Geschichte
Der Rabe des Khans (beide 1995) erlebte Peyo nicht mehr.
Der Mann, der mit ein paar blauen Wichten die USA erobert hatte, war am Heiligen Abend 1992 gestorben.
[
Quelle: Carlsen Autoren-Index, bdparadisio Autoren-Index, XOOMIC]
Comic Guide:
Weitere Quellen:
Sekundärliteratur:- REDDITION/Juni 1997 (Peyo Spezial; 32-seitiges Sonderheft)
daraus eine frei downloadbare pdf.file mit einer Comic-Bibliografie www.reddition.de/peyobibl.pdf
- COMIXENE 23/März/April 1979
Wolfgang J.Fuchs: "Was schlumpft denn da? - Peyo und seine Schlümpfe"
- COMIXENE 55/Oktober 1995
Thomas Bleicher: "Was schlumpft da durch den Comic-Wald? - Peyos Arbeiten in Deutschland"
Joachim Kaps: "Die Figuren leben weiter - Peyos Welt nach Peyo"
Joachim Kaps: "Das Studio Peyo heute"
- Lexikon der Comics - 7.Ergänzungslieferung, Corian Verlag, September 1993.
Volker Hamann: "Peyo" + "Johann und Pfiffikus"
- weitere Arbeiten rund um Peyos Comicschaffen in folgenden Magazinen.
REDDITION 21/Mai 1993, REDDITION 23-24/Mai 1994