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Servalan 19.03.2018 17:56

Auf Umwegen zur Kunst (und zurück)
 
Berühmte Leute hegen und pflegen ihre Hobbies wie andere auch.
In dieser Rubrik geht es um Quereinsteiger oder andere Prominente, die entweder auf anderen Gebieten berühmt geworden sind oder mit der Bildenden Kunst eingestiegen sind, aber woanders ihren Durchbruch hatten.
Allerdings sollte ihr künstlerisches Wirken schon anerkannt sein, zum Beispiel durch Rezensionen im Feuilleton, die Angabe des Marktwerts oder gar Retrospektiven.

Da fällt mir der Schauspieler Rainer Hunold (Jahrgang 1949) ein, der von 1969 bis 1972 an der Hochschule für Künste in Braunschweig Malerei und Bildhauerei studierte. - Siehe auch Post #71 in "Kunst machen in Filmen und Serien".
Bekannt wurde er 1978 als Kalli Flau in dem ZDF-Mehrteiler Ein Mann will nach oben (nach Hans Fallada). Als Rechtsanwalt Dr. Rainer Franck löste er mit Privatdetektiv Josef Matula mehr als ein fall für zwei. Heute flimmert er als Der Staatsanwalt Bernd Reuther über die Mattscheibe.
Seit 2003 präsentiert er seine Gemälde und Holzskulpturen in Austellungen. Sie erreichen Preise von bis zu 4.000 Euro.

Zum Ende seiner Schauspielerkarriere zitiert ihn die Welt wie folgt:
Zitat:

Und er freue sich, so der 74-Jährige, auf den „kommenden Lebensabschnitt“, in dem er sich ausschließlich „der Bildhauerei, meiner zweiten großen Leidenschaft“ widmen wolle.

Servalan 19.03.2018 18:14

Ebenfalls als Schauspieler wurde Dennis Hopper (1936 - 2010) weltberühmt.

Als Kind lernte er am Nelson-Atkins Museum of Art in Kansas City, Missouri malen und zeichnen, dabei reicht sein Können vom Fotorealismus bis zum Abstrakten Impressionismus.
Er schrieb auch Gedichte, aber weite Teile seines Frühwerks zerstörte er.
Weil er als schwieriger Schauspieler galt und von den großen Studios nur selten eingesetzt wurde, konzentrierte er sich auf Fotografie, Malerei und Bildhauerei. In den 1960ern wurde seine Karriere von einflußreichen Kritikern aufmerksam verfolgt. Das Cover von Ike & Tina Turners Single "River Deep – Mountain High" (1966) stammt zu Beispiel von ihm. Seine Porträts wurden von Magazinen wie Vogue gedruckt.

Seine Ausstellungen fanden in folgenden Museen statt: Corcoran Gallery of Art, Washington D.C.; Walker Art Center, Minneapolis, Minnesota; Stedelijk Museum, Amsterdam; in der Eremitage, Sankt. Petersburg; MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst, Wien; Whitney Museum of American Art, New York, Cinémathèque Française, Paris; Australian Centre for the Moving Image, Melbourne (ACMI); Museum of Contemporary Art, Los Angeles (MOCA) und Martin-Gropius-Bau, Berlin.
  • 1712 North Crescent Heights: Dennis Hopper Photographs 1962-1968 (Greybull Press 2001)
  • Dennis Hopper: Photographs 1961–1967 (Taschen 2011)

Peter L. Opmann 19.03.2018 19:53

Im Süddeutsche Magazin war gerade ein langes Interview mit Jürgen Draeger, jemand, der mir gar nicht so ein Begriff war. Er war Schauspieler, Maler und Zeichner. Er war tatsächlich auf dem Cover der "Bravo" und hatte mit Fellini, Fassbinder, Warhol und Willy Brandt zu tun. Seine wichtigste Bezugsperson war Bruno Balz - noch so ein Name, der mir nichts sagte, ein Schlagerkomponist der Nazizeit und der Nachkriegsjahre. Ich fand das sehr interessant, wie Draeger zwischen den Künsten oszillierte.

Gibt's eigentlich auch Frauen, die sich in der Kunst nicht so eindeutig verorten lassen?

Servalan 19.03.2018 21:13

Die klassischen Frauenrollen waren über Jahrtausende die einer Muse, eines Modells und einer Haushälterin. In den letzten Jahrzehnten hat sich einiges getan, aber das patriarchale Privileg steckt immer noch in vielen Köpfen und wirkt meist unbewußt nach. Faire Verhältnisse sehen anders aus.
Die feministische Kunstgeschichte beginnt in der Regel mit Artemisia Gentileschi und Angelika Kauffmann. Häufig blieben Künstlerinnen unter dem Radar, weil ihnen die Aufnahme in die obligatorische Akademie versagt blieb oder ihre Werke als Kunsthandwerk abgetan wurden (hübsche Bastelarbeiten zum Zeitvertreib und zum Zimmerschmuck). Ohne die Protektion eines männlichen Mentors, häufig des Ehemanns, des Vaters oder eines einflußreichen Gönners, lief da nichts.
Zur Zeit wird die gesamte Kunstgeschichte mal frisch durchgelüftet, und dabei werden vor allem Künstlerinnen und ihre Schöpfungen neu bewertet. Heutzutage kann Bildende Kunst fast alles sein, das reicht vom Hörspiel über Performance bis zur Konzeptkunst. Inzwischen haben Kuratoren und Ausstellungsmacher den Rang einzelner Künstler überrundet, weshalb die es generell schwerer haben. Wenn eine Künstlerin ein renommiertes Festival kuratiert, hat das ein positives Feedback auf das gesamte Werk.

Auf Anhieb fällt mir Maya Deren (1917 - 1961) ein, die ihre Karriere mit einem Bachelorabschluß in Literatur begann. Sie gehört zu den wichtigsten Vertretern der Avantgarde der 1940er und 1950er Jahre.
In den 1940ern stand sie als Choreographerin und Tänzerin Katherine Durham und der Durham Dance Company zur Seite. 1958 unterstützte sie Antony Tudor an der Metropolitan Opera Ballet School.
Nachdem sie mit ihren Experimentalfilmen in die Kunstgeschichte eingegangen war, verlagerte sie ihren Schwerpunkt auf das Studium des Voodoo, wofür sie heftige Kritik einstecken mußte. Sie nutzte nämlich ein Stipendium der Guggenheim-Stiftung, um 18.000 ft. über Rituale in Haiti zu drehen. Ihr anthropologisches Buch Divine Horsemen: Living Gods of Haiti | The Voodoo Gods (Vanguard Press 1953 (USA), Thames & Hudson 1953 (UK), Paladin 1975 und McPherson & Company 1998) gilt als anthropologisches Standardwerk, bei dem sie von Joseph Campbell unterstützt wurde. Zum Buch erschien 1953 bei Elektra Records Voices of Haiti, das heute als Musikethnosoziologie eingeordnet wird. Deren war praktizierende Voodoo-Priesterin.

Seit 1986 verleiht das American Film Institute den Maya Deren Award.

Peter L. Opmann 19.03.2018 21:38

Gerade habe ich eine Dokumentation über Edith Head gesehen, die berühmte Kostümbildnerin bei Paramount. Witzigerweise hieß es da: Als sie in dieses Metier kam, konnte sie nicht zeichnen, und irgendein noch bekannterer Modeschöpfer als sie hat es ihr beigebracht.

Das wäre also das Gegenmodell: Sie beherrschte die eine Kunst nicht, und die andere beherrschte sie auch nicht!

Der Film kommt zu dem Schluß: Sie war nicht die genialste Ausstatterin in Hollywood. Aber sie hatte mehrere Stärken: Sie ging auf die Stars ein und gab ihnen das Gefühl, sie könnten bei ihren Gewändern selbst mitbestimmen. Und sie konnte zwischen Produzent, Regisseur, Kameramann und anderen am Film Beteiligten vermitteln. die hatten völlig unterschiedliche Ziele: Der Regisseur wollte, daß die Kleidung zur Story paßte, der Kameramann wollte, daß sie optisch gut rüberkam, der Produzent wollte, daß sie möglichst wenig kostete und so weiter. Head fand für die Zielkonflikte eine Lösung. Und sie konnte sich selbst gut verkaufen - sie gab viele Interviews, trat oft im Fernsehen auf. Hieß es.

Servalan 20.03.2018 16:46

Mein Soziologieprofessor hatte noch in den frühen 1990er so seine liebe Mühe mit den "Doppelbegabungen". Bei ihm klang das despektierlich, und im Unterton schwang der Vorwurf mit: Wenn jemand es wirklich zur Meisterschaft respektive zum künstlerischen Durchbruch schaffen will, soll er sich gefälligst auf den Hosenboden setzen und sich auf ein Metier konzentrieren. Dann könnte das unter Umständen etwas werden, und nur dann ... Der Rest sind bloß Stümper und Hobbykünstler.
Ich glaube, zur Jahrtausendwende kippte das ins Gegenteil um: Die Kreativen (wie sie jetzt genannt werden) sind ja die Speerspitze des flexibilisierten Arbeitsmarktes. Statt eines Handwerks wie damals, hangeln die sich jetzt von einem Projekt zum nächsten durch und können es sich beim besten Willen nicht erlauben, wählerisch zu sein. Siehe auch das Buch Wir nennen es Arbeit über die prekären Verhältnisse in der Branche.

Einer fürs Körbchen:

Der Nobelpreisträger für Literatur des Jahres 1999, Günter Grass (1927 - 2015) gestaltete bei Steidl seine Bücher grafisch selbst. Nach einer Lehre als Steinmetz studierte er von 1948 bis 1952 bei Josef Mages und Otto Pankok an der Kunstakademie Düsseldorf Grafik und Bildhauerei.

G.Nem. 20.03.2018 20:43

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 565835)
(...) Wenn jemand es wirklich zur Meisterschaft respektive zum künstlerischen Durchbruch schaffen will, soll er sich gefälligst auf den Hosenboden setzen und sich auf ein Metier konzentrieren. Dann könnte das unter Umständen etwas werden, und nur dann ... Der Rest sind bloß Stümper und Hobbykünstler. (...)

Da kannst mal wieder sehen,
Soz.-Professoren kommen und gehen,
und J.W. Goethe bleibt bestehen. :D

Und evtl. auch der Grass,
eh klar.

Servalan 21.03.2018 13:02

Eine Zeitlang hatte ich wegen der Kombination meiner Studienfächer und meiner Leidenschaft für Comics mit dem Gedanken gespielt, eine soziologische Arbeit darüber zu verfassen. Also habe ich irgendwann mal unverbindlich vorgetastet - und das Thema "Doppelbegabungen" danach abgehakt.
"Doppelbegabungen" erkannte er an, aber seiner meiner Meinung nach waren die so selten wie taubeneigroße Diamanten höchster Güte. Ergo lohnte das nicht, jedenfalls nicht in der Soziologie - vielleicht in der Kunstgeschichte.
Mein Professor hatte schon einen gewissen Weitblick und gebildet war er auch. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte er als Kind Wolfgang Borchert kennengelernt. Literarisch waren Jean Paul und Arno Schmidt seine Hausgötter. Er wirkte fleißig in Reemtsmas Arno-Schmidt-Stiftung mit und trat als Rezitator auf.
In Sachen Literatursoziologie plante er mal ein Seminar zur Hamburger Literaturzeitschrift Zwischen den Kriegen, die von 1952 bis 1956 im Selbstverlag erschien, und zu diesem Zweck hatte er seine Ausgaben dabei.

Der Nächste fürs Körbchen:

Der französische Comicautor Alex Barbier (1950 - 2019) zog sich nach der Einstellung von Charlie mensuel enntäuscht von den Comics zurück. Zwischen 1982 und 1994 widmete er sich der ernsthaften Malerei, betrieb ein Bistro im Pyrenäendorf Fillols und organsisierte kleine Independentfestivals BD Plouc festival de Fillols.
Vertreten wird er von der Galerie Barbier & Mathon in Paris. Ausgestellt wurde er in den Galerien Du Sénat und Loeb in Paris, Hall Sud in Genf und La main de fer in Perpignan.

G.Nem. 21.03.2018 14:28

Noch eine für’s Körbchen: :)

Für mich auch eine klassische Mehrfach-Begabung ist Beatrix Potter >
https://de.wikipedia.org/wiki/Beatrix_Potter

Servalan 21.03.2018 14:42

Im Windschatten von Artemisia Gentileschi und Angelika Kauffmann steht die dritte Pionierin, die Beatrix Potter bestimmt gekannt und sicher geschätzt hat:

Maria Sibylla Merian (1647 - 1717) kombinierte in ihrer Malerei ihre Kunst mit naturwissenschaftlichen Interessen. Blumen malen fällt natürlich ins oben erwähnte hartnäckige Klischee, aber auf ihre Arbeiten bezog sich unter anderem Carl von Linné. Sie kam der Metamorphose der Insekten auf die Spur, die sie systematisch erforschte.

G.Nem. 21.03.2018 16:04

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 565880)
Maria Sibylla Merian

:top::top::top:

Ihre Naturdarstellungen sind bis heute 1a.

Servalan 22.03.2018 12:44

Friedrich Dürrenmatt (1921 - 1990) neigte zum Malen und Zeichnen, einige seiner Werke illustrierte er selbst, teilweise schuf er Bühnenbilder. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er Kunst studiert:
Zitat:

Dürrenmatts Vater wollte, daß sein Sohn Theologie studiert, doch Friedrich hatte beschlossen, Maler werden. Der Vater stimmte dem zu, allerdings unter der Bedingung, daß sein Sohn vor dem Besuch einer Kunsthochschule das Abitur bestand. Dürrenmatt lernte daraufhin Tag und Nacht, bestand zwar das Abitur, aber zu einem Kunststudium kam es nie. Schuld daran war das Fehlurteil einiger professioneller Maler (...).
Seine Mutter Hulda zeigte seine Werke Eduard Wyss und Kuno Amlet, die sie lächerlich fanden. Während seines Studums bemalte er in Bern seine Bude mit Wandgemälden, die nach seinem Auszug übermalt wurden; mittlerweile hat die Dürrenmatt-Mansarde sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag.
Obwohl seine Kunst später anerkannt wurde, mußte er nach den herben Enttäuschungen freundlich zu Ausstellungen überredet werden:
Zitat:

Eine erste Ausstellung seiner Bilder findet 1976 im Hôtel du Rocher in Neuchâtel statt. Nur sehr selten hat Dürrenmatt sich darauf eingelassen, seine eigenen Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Vor allem hing es mit der Kritik zusammen, die er in seiner Jugend erfahren mußte. (...) Erst der Freund, Hotelier und Koch Hans Liechti konnte ihn 1976 zu der kleinen und halbprivaten Ausstellung in den Räumlichkeiten des Hotels überreden. Eine zweite und weitaus umfassendere Ausstellung folgte zwei Jahre später in der Galerie Daniel Keel in Zürich. Begleitend dazu erschien der Bildband „Bilder und Zeichnungen“, mit einem Vorwort von Manuel Gasser. (...)
1985 stellt Dürrenmatt zum dritten und letzten Mal eigene Arbeiten aus, diesmal im „Musée d’Art et d’Histoire“ in Neuchâtel.

Servalan 24.03.2018 12:14

Zwar schuf Wilhelm Busch (1832 - 1908) mit seinen Bildergeschichten ein Werk, das über Generationen zum Hausschatz gehörte und quer über den Globus Nachahmer anregte, aber so richtig zufrieden war Busch mit seinem Erfolg nicht. Ihm wäre eine Karriere als richtiger Künstler lieber gewesen - oder wenigstens als ernsthafter Dichter.
Nachdem er sein Maschinenbaustudium abgebrochen hatte, setzte er sich intensiv mit seinen künstlerischen Fähigkeiten auseinander. Dabei führte ihn seine Walz über die Kunstakademie Düsseldorf und die Königlichen Akademie der schönen Künste in Antwerpen zur Akademie der bildenden Künste in München. Dort schließt er sich dem Künstlerverein Jung-München an.
Busch hat sich ausgiebig mit Alten Meistern und der Kunstgeschichte befaßt. Dadurch kommt er zu dem Schluß, daß er nicht gut genug ist - und nimmt Abstand.

Die 1930 gegründete Wilhelm-Busch-Gesellschaft pflegt sein Werk, betreut es wissenschaftlich und präsentiert es im Deutschen Museum für Karikatur und Zeichenkunst Wilhelm Busch. Innerhalb des Kunstbetriebs fördert die Wilhelm-Busch-Gesellschaft eine stärkere Anerkennung der künstlerischen Grafik und der Karikatur. In ungeraden Jahren verleiht sie den Wilhelm-Busch-Preis.

Busch hätte ich in meinem soziologischen Essay erwähnt. Für meinen Professor wäre er sicher ein warnendes Beispiel gewesen: Möglicherweise hat Busch zu früh aufgegeben und sich dann in seinen künstlerischen Fähigkeiten verzettelt.

Servalan 25.03.2018 12:41

Wolfgang Herrndorf (1965 - 2013) landete mit Tschick einen veritablen Bestseller und ist auf dem besten Weg ein moderner Klassiker zu werden. Seine Anfänge liegen allerdings in der Bildenden Kunst, denn er studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg Malerei. Für den Haffmans Verlag illustrierte er Bücher und veröffentlichte im Satiremagazin Titanic.
Seit 2015 gab es drei Ausstellungen:
  • Wolfgang Herrndorf: Bilder, im Literaturhaus Berlin, vom 13. Juni bis zum 6. September 2015
  • „Zitate“ – Bilder von Wolfgang Herrndorf, im Literaturhaus München, vom 6. Juli bis zum 25. September 2016
  • Das unbekannte Kapitel. Wolfgang Herrndorfs Bilder, im Kunsthaus Stade, vom 24. Juni bis zum 3. Oktober 2017
Im Rahmen der BR-Sendereihe Südlicht würdigt ein 30-minütiger Dokumentarfilm sein Werk in der Bildenden Kunst:
Südlicht: Was wissen wir noch nicht über Wolfgang Herrndorf? (BR 2016) von Bumillo - steht in der Mediathek (bis 2021)

Mick Baxter 25.03.2018 23:27

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 565763)
Seine wichtigste Bezugsperson war Bruno Balz - noch so ein Name, der mir nichts sagte, ein Schlagerkomponist der Nazizeit und der Nachkriegsjahre.

Abgesehen davon daß man Bruno Balz eigentlich kennen sollte – schließlich stammen weltberühmte Lieder von ihm wie "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn" –, war er kein Komponist sondern Texter. Und sein Verhältnis zu den Nazis war eher speziell.

Servalan 27.03.2018 14:46

Der Nobelpreisträger für Literatur 1946, Hermann Hesse (1877 - 1962) entwickelte er sich erst spät zum Maler, mit Vorliebe fertigte er Aquarelle.
Mit knapp vierzig Jahren verbrachte er einen Kuraufenthalt in Locarno und malte zur eigenen Therapie. Als Gast kommt er in die nahe gelegene Künstlerkolonie Monte Verità bei Ascona, wo er sich unter anderem mit dem Maler Cuno Amlet anfreundet (siehe Dürrenmatt #12).
Nach dem Ersten Weltkrieg verlagert er seinen Lebensmittelpunkt ins Tessin. 1922 wurde das Kommunale Museum für Moderne Kunst Ascona | Museo Comunale d'Arte Moderna gegründet, zu dessen Grundstock unter anderem Bilder von Hermann Hesse gehören.

Peter L. Opmann 28.03.2018 14:14

Gestern habe ich einen Musiker aus Kamerun getroffen:

Zitat:

Njamy Sitson spielt vielerlei Instrumente, ist Komponist, Schauspieler, Erzähler und Musiktherapeut. Am Freien Musikzentrum in München und an der Medical School of Hamburg lehrt er afrikanische Musik mit Schwerpunkt auf „Polyphone Gesänge und Percussion aus Zentralafrika“. Außerdem leitet er Gesangswerkstätten für Chöre und klassische Orchester in ganz Europa. Für den ARD-Film „Blutige Steine“ komponierte er die Musik mit.
Als Afrikaner sagt er allerdings: Leben und Kunst - alles ist eins. Nur die Europäer würden immer alles streng trennen. Für ihn gehöre alles zusammen. Das ist vielleicht nochmal ein interessanter Aspekt der Mehrfachbegabungen.

Servalan 28.03.2018 14:40

Ähem ... nö, die Europäer sind ziemlich ähnlich drauf: Die Autobiographie des Geheimrats heißt ja Dichtung und Wahrheit, und das hatte seinen besonderen Hintersinn. Und spätestens seit der Romantik war die Verschmelzung von Kunst und Leben quasi obligatorisch.
Das kommt schon auf die bestimmten Umstände in exakten Epochen an: Im Frühmittelalter dämmerte der Künstler als einzelnes Individuum erst schwach am Horizont. Das waren Auftragswerke für Adel und Klerus, und sogar der niedere Adlige Michel de Montaigne druckst ziemlich herum, weil er sich selbst in den Mittelpunkt seiner Schriften stellt.
Die Mäzene und Stifter der Kunstwerke verlangten einen obligatorischen Hinweis, der ihre großzügige Spende verewigt, während die Ausführenden einen subalternen Status innehatten. Ihre eigenen Initialen haben die zuerst unterderhand ins Bild geschmuggelt - wie zum Beispiel später bei Walt Disney.

Heute läuft das unter dem Label Autofiktion und Kozeptkunst. Da verweise ich auf Sophie Calle, Yoko Ono und Ai Weiwei ...

Mick Baxter 28.03.2018 15:06

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 566154)
Der Nobelpreisträger für Literatur 1946, Hermann Hesse (1877 - 1962) entwickelte er sich erst spät zum Maler, mit Vorliebe fertigte er Aquarelle.
Mit knapp vierzig Jahren verbrachte er einen Kuraufenthalt in Locarno und malte zur eigenen Therapie. Als Gast kommt er in die nahe gelegene Künstlerkolonie Monte Verità bei Ascona, wo er sich unter anderem mit dem Maler Cuno Amlet anfreundet (siehe Dürrenmatt #12).
Nach dem Ersten Weltkrieg verlagert er seinen Lebensmittelpunkt ins Tessin. 1922 wurde das Kommunale Museum für Moderne Kunst Ascona | Museo Comunale d'Arte Moderna gegründet, zu dessen Grundstock unter anderem Bilder von Hermann Hesse gehören.

Hesse war eng mit meinem Kunstprofessor Gunter Böhmer (Lehrstuhl Freie Grafik) befreundet. Der schleppte seine Klasse immer wieder nach Montagnola zum Zeichnen, auch noch lange nach Hesses Tod.

Peter L. Opmann 28.03.2018 16:33

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 566204)
Ähem ... nö, die Europäer sind ziemlich ähnlich drauf:

Ich denke schon, daß Sitson mit der Schubladisierung recht hat, zumindest was die Nicht-Kunstsachverständigen betrifft. Bei ihm ist das im übrigen auch eine rituelle, sozusagen religiöse Sache. Er ist Voodoo-Anhänger und will von daher die gesamte sinnliche Wahrnehmung übereins bringen.

Servalan 28.03.2018 18:32

Andresrum funktioniert das mit den Schubladen besser: Solange die Kolonien noch unter der Fuchtel ihrer Schutzmächte waren, wurde Kunst aus Afrika, Asien und Lateinamerika ja nicht ernstgenommen. Das landete wie der Arumbaya-Fetisch in den Sammlungen der Völkerkunde, wo es dann als exotisches Werk bestaunt werden konnte.

Das Museum für Völkerkunde Hamburg richtet in dieser Hinsicht seine Schauobjekte gerade neu aus. In Frankreich läuft meines Wissens eine ähnliche Umstellung. Spätestens nachdem Okwui Enwezor die documenta 11 kuratiert hatte, läßt sich das schlechte Gewissen nicht mehr zum Schweigen bringen.

Bei meinen Besuch in Brüssel vor einigen Jahren war ich in einem Hostel abgestiegen. An einem Nachmittag konnte ich ein Streitgespräch zwischen einem Schwarzafrikaner und einem christlichen Belgier mitverfolgen: Der Belgier schwärmte begeistert von der Spiritualität Afrikas, aber der Afrikaner wies ihn zurecht: Der schwärmte nämlich vom sozialen und solidarischen Europa, während sich in Afrika immer alles ums Geld drehe ... (Ich hatte den Eindruck: Beide lagen daneben und hingen an veralteten Vorurteilen. Seufz!)

Peter L. Opmann 28.03.2018 20:49

Ich würde mal festhalten: Das Kunstverständnis ist bei Afrikanern grundsätzlich anders als in der westlichen Welt. Die Ansicht, dass alles, was man tut, künstlerisch sein kann und alles zusammengehört, ist bei uns jedenfalls nicht sehr verbreitet. Nach allgemeiner Auffassung ist ein Künstler jemand, der auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert ist und da Außerordentliches leistet. Daß es Leute wie Beuys gab oder etwa die Einstürzenden Neubauten, die mit allem Musik machten, was sie in die Hände bekamen, bleibt davon unbenommen.

Es gibt eine Menge gegenseitige Vorurteile zwischen Afrika und dem Westen. Die Kolonialzeit hatte wenig Gutes; die Europäer haben sich da einfach widerrechtlich Vermögen der Kolonien unter den Nagel gerissen - bestenfalls kann man sagen, daß sie kein Unrechtsbewußtsein hatten (da bin ich aber nicht so sicher). Das ist ein Unrecht, das bruchlos bis heute fortwirkt.

Aber die Idee, daß die afrikanischen Völker nur ihr Selbstbestimmungsrecht haben müssen, damit sich ihre Staaten zum Guten und zu industriellem Wohlstand entwickeln, ist auch falsch. Heraus kam fast überall Gewaltherrschaft oder zumindest Korruption. Vielleicht können sie lernen, in einiger Zeit (vielleicht in Jahrhunderten) ein Staatswesen zu akzeptieren, aber ich bin da skeptisch, denn im Prinzip kann man dort sehr gut ohne Staat leben - alle elementaren Bedürfnisse werden von der Natur befriedigt - ohne jede Planung und Bürokratie.

Der Staat führt zur Säkularisierung und damit zum Verlust der Spiritualität (ob das gut oder schlecht ist, ist Ansichtssache). Daß Europa sozial und solidarisch ist, kann man gerade in den letzten Jahren immer mehr bezweifeln.

Servalan 28.03.2018 23:14

Soweit ich mich in der Antike auskenne, waren es die griechischen Künstler, die sich einen Namen machten. Damit meine ich ein Logo oder ein Branding. Vor allem althellenische Bildhauer und Toreuten wie Phidias, Praxiteles und Zeuxis (sowie der Mythos von Pygmalion und Galathea) und die Architekten unter Perikles (Iktinos, Koroibos, Metagenes und Xenokles) dürften einen gewissen Ruhm eingeheimst haben.
Die Sieben Weltwunder der Antike sind hingegen eher Bauherrenmodelle, bei denen der einzelne Name hinter dem monumentalen Konzept verschwindet.
Und im Römischen Imperium lief dann das Revival der althellenischen Kunst mit Duplikaten und Fälschungen. Die Renaissance unter den Fürstenfamilien bot dann bei ihren Ausgrabungen das Revival 2.0.
Geschichtlich betrachtet, ergibt sich eine Tradition - wenn auch mit Lücken.

Dieser Strang fehlt außerhalb Europas. Insofern muß ich dir recht geben.
Wo ich die japanischen Sensei einordnen soll, weiß ich allerdings nicht.

Servalan 03.04.2018 11:26

Unter seinem Künstlernamen Captain Beefheart schrieb Don Van Vliet (1941 - 2010) zwischen 1964 und 1984 mit seiner Magic Band Musikgeschichte. Wegen seiner zahlreichen musischen Begabungen galt er als Wunderkind. Zur Musik brachte ihn sein Schulkamerad Frank Zappa.
Zeit seines Lebens nahm die Malerei jedoch einen wichtigen Part ein. Seine Gemälde werden mit dem Abstrakten Expressionisten Franz Kline (1910 - 1982) verglichen. Seit 1985 wurde er von der Mary Boone Gallery in New York vertreten, Anfang der 1980er begann seine Zusammenarbeit mit der Galerie Michael Werner in Köln. Verkauft wurden sie für bis zu 100.000 Dollar.
Schon früh erschienen analytische Studien von Kunstkritikern:
  • Stand Up To Be Discontinued - Die Malerei von Don van Vliet / The Art of Don van Vliet (Cantz Verlag 1993)
  • W.C. Bamberger: Riding Some Kind of Unusual Skull Sleigh: On the Arts of Don Van Vliet (Alap Editions 1999, Bamberger Books 1999)
Zwischen 1985 und 2002 listet der deutsche Wikipedia-Artikel 19 internationale Ausstellungen auf, darunter in Zürich, Amsterdam, Odense, Umeå, Köln und New York, zuletzt im Barbican Centre, London.

Servalan 03.04.2018 11:41

Herb Alpert (Jahrgang 1935) weilt noch unter uns. Die Musikbranche ehrte ihn neun Grammy Awards, 14 Platinschallplatten und 15 goldenen Schallplatten. Insgesamt verkaufte er bisher 72 Millionen Tonträger weltweit, darunter befinden sich fünf Nummer-1-Alben. 28 seiner Alben waren in den Charts vertreten.

Auf seine zweite Karriere als abstrakter Maler und Bildhauer geht nur die englische Wikipedia ein. Er nahm an Gruppen- und Einzelausstellungen in den USA und Europa teil.
In den Fokus der Kunstkritik geriet er erst mit seiner Ausstellung "Herb Alpert: Black Totems" in der ACE Gallery, Beverly Hills (Februar bis September 2010). Vom 4. Mai bis zum 20. Juli lief in der Robert Berman Gallery im Bergamot Station Arts Center, Santa Monica seine Ausstellung "Herb Alpert. "in•ter•course" paintings and sculptures".
Ansonsten dokumentiert sein künstlerisches Werk auf seiner eigenen Homepage fleißig.

Servalan 04.04.2018 13:43

Damit die Frauenquote nicht komplett in den Keller geht, kommt jetzt die "Godmother of Punk" ins Körbchen:

Patti Smith (Jahrgang 1946) stammt aus kleinen Verhältnissen und hatte in jungen Jahren mächtigen Respekt vor der hohen Kunst. Zu den Freunden der zeitweisen Buchhändlerin und Poetin zählte nach ihrem Umzug in den Big Apple der Foitograf Robert Mapplethorpe (1946 - 1989). Mit dessen Clique hing sie seit 1967 auf dem Campus des Pratt Institute ab, einer renommierten Kunsthochschule. Als sie 2010 die Ehrendoktorwürde in Bildender Kunst des Pratt Institute erhielt, gestand sie den Minderwertigkeitskomplex ihres jüngeren Selbst.
Smith trat als Performerin und Straßenkünstlerin auf, aber ihr Schwerpunkt liegt in der Bildenden Kunst in der Fotografie. In der Regel benutzt die Aktivistin dazu eine Polaroidkamera, möglichst ohne Blitzlicht.
Die Trolley Gallery, London, zeigte ihre Fotos als Teil der Ausstellung "Sur les Traces", die von November 2006 bis Januar 2007 lief. Vom 28. März bis zum 22. Juni präsentierterte die Fondation Cartier pour l'Art Contemporain in Paris ihr Werk aus dem Jahren 1967 bis 2007 in der großen Ausstellung "Land 250".

Peter L. Opmann 04.04.2018 13:53

Ah, darauf hätte ich auch kommen können.

Was hältst Du von Kim Gordon?

Servalan 04.04.2018 14:18

Musik war eigentlich nie so mein Ding, und nachts werden meine Hörnerven empfindlich sensibel. Mit lauter Musik habe ich deswegen erhebliche Probleme, besonders wenn sie nicht zu meiner Stimmung paßt. Häufig ist mir das zuviel auf einmal - da ziehe ich Stille oder menschliche Stimmen pur vor.
Außerdem habe ich herausgefunden, daß ich gesichtsblind bin. Damit jemanden wiedererkenne, muß ich eine Geschichte haben, sonst verwechsle ich Leute oder gerate ins Schwimmen.

Sonic-Youth-Frontfrau Kim Gordon (Jahrgang 1953) gehört in diesen Thread.

Peter L. Opmann 04.04.2018 14:53

Zitat:

Während Sonic Youth ihre brachialen Krachmuster mit den Jahren zu Schraffuren verfeinerten, betonten sie stets ihre Nähe zu anderen Kunstrichtungen, stellten Einflüsse der Beatniks und der Popart aus, zitierten Science-Fiction-Autoren. In ihrem Umfeld wimmelte es von Gleichgesinnten wie dem Comic-Künstler Raymond Pettibon, dem Film-Avantgardisten Richard Kern oder dem deutschen Maler Gerhard Richter, dessen Gemälde einer brennenden Kerze 1988 ihr Meisterwerk "Daydream Nation" schmückte.
Welt am Sonntag, 18. Juni 2006

Zitat:

Sonic Youth waren aber auch immer die Band, auf die sich alle einigen konnten, hartgesottene Independent-Fans genauso wie Kunststudentinnen, Hip-Hopper und selbst Heavy-Metal-Hörer.
FAZ, 29. Juni 2007

Zitat:

Die Kunsthalle Düsseldorf widmet sich ganz der experimentellen Gitarrenband Sonic Youth, die seit ihrer Gründung immer wieder mit Künstlern, Filmemachern, Designern und anderen Musikern zusammenarbeitet. In sieben Abschnitten, die jeweils auf einem Songtitel basieren, beleuchtet die genreübergreifende Ausstellung "Sonic Youth Etc: Sensational Fix" eine alternative Geschichte der zeitgenössischen Kunst und Kultur.
Visions, 5. Januar 2009

Zitat:

Die Band Sonic Youth ist Geschichte. die Sängerin Kim Gordon startet eine zweite Karriere als Autorin und Künstlerin.
Süddeutsche Zeitung, 12. Juni 2015

Servalan 12.04.2018 15:54

Den Beitrag verdanke ich der letzten Zwischentöne-Sendung (Deutschlandfunk) vom letzten Sonntag:

Anohni (Jahrgang 1971) errang ihre Prominenz als Leadsänger Antony Hegarty der Band Antony and the Johnsons, die seit 2000 regelmäßig in den Charts vertreten sind.
Wie so häufig im Artpop liegen die Wurzeln in der Bildenden Kunst. 1990 gründete sie an der New York University mit Johanna Constantine das Performance-Kunstkollektiv Blacklips.
Im April 2009 erhielt Anohni in der Isis Gallery in London und der Accademia Albertina in Turin ihre erste Solo-Ausstellung. Ihre bislang größte Ausstellung "My Truth" füllte im Herbst 2016 sieben Räume der Kunsthalle Bielefeld.

Servalan 12.04.2018 16:11

Alan Vega (1938 - 2016) wurde als Leadsänger des Elektro-Protopunk-Duos Suicide berühmt.
Mitte der 1960er Jahre studierte er am Brooklyn College in New York City Physik und Bildende Kunst bei Ad Reinhardt und Kurt Seligmann, wo er 1969 seinen Abschluß machte. In den 1960er wurde er Teil der radikalen Künstergruppe Art Workers' Coalition, die in Museen Aufruhr veranstalteten und einmal sogar das Museum of Modern Art verbarrikadierten.
1969 erhielt er sein erstes Kunststipendium vom New York State Council on the Arts. Nach und nach wendete er sich von Gemälden ab und konstruierte aus Elektronikschrott Lichtskulpturen. Bis 1975 stellte er ständig in OK Harris Gallery im Stadtteil SoHo aus.
2002 suchte ihn der Kunsthändler Jeffrey Deitch auf, für den Vega die Skulptur "Collision Drive" bastelte. Unter dem Titel "Infinite Mercy" veranstaltete 2009 das MAC Lyon - Musée d'art contemporain de Lyon eine Retrospektive seines künstlerischen Werks.

Servalan 16.04.2018 13:03

Noch kein Nobelpreisträger für Literatur (Wer weiß, vielleicht fällt die Vergabe dieses Jahr flach):

Der ungarische Schriftsteller Péter Nádas (Jahrgang 1942) studierte Chemie und arbeitete vor seinem literarischen Durchbruch mehrere Jahre als Fotograf und Fotoreporter.
Sein Werk wurde unter anderem in folgenden Ausstellungen präsentiert:
  • Matthias Haldemann und Péter Nádas (Kuratoren): In der Dunkelkammer des Schreibens. Übergänge zwischen Text, Bild und Denken, im Kunsthaus Zug vom 1. September bis 25. November 2012
  • fluxus 33: Péter Nádas: Düsteres Idyll. Trost der deutschen Romantik, im Literaturmuseum der Moderne (LiMo), Teil der Literaturmuseen des Deutschen Literaturarchivs in Marbach am Neckar vom 6. Oktober 2015 bis zum 21. Februar 2016

Servalan 05.06.2018 16:19

Sein Brotberuf als Journalist und später als Redakteur der Tageszeitung Corriere della Sera scheint Dino Buzzati (1906 - 1972) zeitlich kaum ausgefüllt zu haben. Nebenher schrieb er Romane, Novellen, Essays, Theaterstücke, Opernlibretti und ein Kinderbuch, teilweise in deutscher Übersetzung erhältlich. Sein Roman Il deserto dei Tartari | Die Tatarenwüste wurde 1976 mit Giulano Gemma in der Hauptrolle verfilmt, andere Werk sind obligatorische Pflichtlektüre an italienischen Schulen.
Darüber hinaus wirkte er als Dramaturg, Ausstatter und Kostümbildner an Theaterproduktionen mit.

Seine symbolistischen und surrealen Gemälde wurden seit den 1960er Jahren regelmäßig ausgestellt.
Zum Beispiel:
  • Mostra personale di Dino Buzzati, in der Galleria “Il portichetto”, Mailand, vom 24. Januar 1967 bis Februar 1968

Servalan 06.06.2018 11:55

Wie Péter Nádas hat der nigerianisch-amerikanische Schriftsteller Teju Cole (Jahrgang 1975) ein zweites Standbein in der Fotografie. In den USA geboren, wuchs er in Lagos (Nigeria) auf und kehrte mit 17 Jahren in die USA zurück. Dort brach er sein Medizinstudium ab, statt dessen schloß ein Studium der Kunstgeschichte ab.
Bisher besteht sein Werk aus zwei Romanen, einem Essayband und einem Fotobuch. Sein Debüt in den USA, Open City. (Random House 2011), wurde mit vier renommierten Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter der Hemingway Foundation/PEN Award.

Seine erste Einzelausstellung fand in Europa statt:
  • Teju Cole presenta Punto d'ombra, vom 27. April bis zum 19. Juni 2016 im MAXXI - Museo nazionale dell'arte del XXI secolo, Mailand
    Dazu erschien als Katalog das Fotobuch Punto d'ombra (Contrasto Books 2016), englischsprachige Ausgabe: Blind Spot (Random House 2017)

Servalan 09.06.2018 20:28

Der Berliner Jim Rakete (Jahrgang 1951) machte seine ersten Schnappschüsse im zarten Alter von vier Jahren. Seit seinem 17. Lebensjahr erschienen seine professionellen Fotos von Prominenten in Tageszeitungen, außerdem managte ihn eine Fotoagentur.

Jim Rakete interessierte sich schon immer für Musik und trieb sich in der Berliner Szene herum. Bundesweit bekannt er als Manager und Produzent von Bands in den späten 1970er und 1980er Jahren. Folgende Künstler und Bands wurden von ihm gemanagt: Nina Hagen, Nena, Spliff, Interzone, Sternhagel, Morgenrot und Die Ärzte.
In einem Interview auf Faust-Kultur sagt er dazu:
Zitat:

(...) Ich fand die Musik der Bands, die ich damals managen durfte, sehr spannend. Die Neue Deutsche Welle, die etwas später kam, die hat mich nicht so beeindruckt – das war dann eher so ein Oberbegriff für etwas, was sich auch nicht lange gehalten hat. Mir gefiel der Moment davor so gut – als die Rockmusik plötzlich wieder von der deutschen Sprache erobert wurde, und was das mit der Sprache machte. (...)

Servalan 16.06.2018 16:20

David Bowie (1947 - 2016) war sowohl ein Kunstsammler, dessen Sammlung 2016 auf einen Wert von 10 Millionen Pfund geschätzt wurde, als auch ein Maler. In der englischen Wikipedia hat seine Sammlung (zur Zeit) einen eigenen Eintrag.

1990 erzielte eines seiner Gemälde auf einen Auktion 500 Dollar.
Zitat:

David Bowie paintings show a knowledgeable approach to art, influenced by Frank Auerbach, David Bomberg, Francis Bacon and Francis Picabia.
Quelle: Bored Panda

Seine erste Einzelausstellung "New Afro/Pagan and Work: 1975–1995" lief 1995 in The Gallery, Cork Street, London.
Furore machte seine Ausstellung "David Bowie Is", März 2013 bis 11. August 2013 im Victoria and Albert, Museum in London. Seither tourt die Ausstellung quer über den Globus und befindet sich vom 2. März bis zum 15. Juli 2018 im Brooklyn Museum in New York City. 2 Millionen Besucher sind bislang gezählt worden, davon gut 300.000 bei der Premiere in London. Zu sehen war die Ausstellung bisher in London, Toronto, São Paulo, Berlin (im Martin-Gropius Bau 2014), Chicago, Paris, Melbourne, Groningen, Bologna, Tokio, Barcelona und New York City.

Servalan 09.10.2019 14:33

Lars Eidinger (Jahrgang 1976) feiert seine größten Erfolge als Schauspieler, nebenbei ist er allerdings Musiker und DJ. Sein Kunstdebüt verdankt seinen Fotografien, die er auf seinem Instagram-Account postet. Er arbeitet auch mit Bildenden Künstlern zusammmen und konnte vor kurzem seine erste Kunstausstellung feiern:
Zitat:

Sein Interesse an der Bildenden Kunst zeigt sich in der Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern wie z. B. John Bock und Juergen Teller.

2019 hat Eidinger erstmals eine Einzelausstellung als Künstler. Unter dem Titel Autistic Disco werden im Neuen Aachener Kunstverein überwiegend Videos und Fotos gezeigt. Viele der Alltagsbeobachtungen hatte Eidinger zuvor auf seinem Instagram-Account veröffentlicht.

Servalan 21.10.2019 13:44

Blödelbarde Otto Waalkes (Jahrgang 1948) vertreibt seine Graphiken und Gemälde über die Galerie Hunold. Dort heißt es:
Zitat:

Die Liebe zur bildenden Kunst war aber schon in der Jugend spürbar, und so studierte Otto viele Semester Kunstpädagogik ohne diese Karriere später weiter zu verfolgen. Dafür waren seine Erfolge im musikalisch-humoristischen Fach dann doch zu groß. (...) Ob Otto Waalkes mit seinen Graphiken die Kunst revolutionieren möchte, ist uns nicht bekannt. Auf jeden Fall hat Otto Kultstatus und seine Werke gehören zum Gesamtkunstwerk des Blödelbarden.

Die Galerie Hunold hat viele von Ottos Bildern vorrätig.

Servalan 21.10.2019 13:55

Aus derselben Ecke (Waalkes und Lindenberg wohnten mal in einer gemeinsamen Wohnung, der Villa Kunterbunt in Hamburg) kommt Udo Lindenberg (Jahrgang 1946), der vor allem als Musiker den meisten ein Begriff ist.
Seine Spezialität sind mit Likören gemalte Likörelle, Aquarelle mit Schuß sozusagen. Erhältlich sind sie ebenfalls über die Galerie Hunold:
Zitat:

Legendär sind seine Likörelle: Das sind die von Udo erfundenen und inzwischen patentierten Aquarelle gemalt mit Likör. Eben Likörelle. Man nehme Blue Curacao fürs Blau, Mandarinenlikör fürs Orange … (...)
Und zunächst sind seine Udogramme entstanden, kleine, comicartige Zeichnungen von Frauen und Männern mit Hut. Daraus entwickelte sich sein Malerei, und ab 1995 entstanden ganze Gemäldezyklen, wie man sie am besten im Standardwerk für Udo Lindenbergs Kunstwerke, dem "Lindenwerk" betrachten kann. Später kamen dann die Likörelle hinzu, entstanden an den Hotelbars, wo man den Finger in ein Likörglas tauchte und dann damit auf Papier malte.

Die frühen Likörelle haben aber eine sehr zurückhaltende Farbigkeit, und gern sollten auch Bilder entstehen, die so richtig knallen. Also fügte Udo seiner Kunst noch eine weitere Facette hinzu, nämlich die Malerei mit verdünnten Acrylfarben auf Papier. Hier herrschen ein kräftiges Gelb, leuchten Rot, Orange, Blau und Grün, und Udo trägt seinen typisch blauen Kapitänsanzug. Ja, das knallt!

Servalan 26.10.2019 18:49

Am Bekanntesten dürfte der Schauspieler Rüdiger Kirschstein (Jahrgang 1941) durch seine Rolle als Günter Willers in der Fernfahrerserie Auf Achse (Staffel 1-5) sein, an der Seite von Manfred Krug als Franz Meersdonk. Wikipedia schreibt über ihn:
Zitat:

Anschließend besuchte er die Folkwang-Hochschule in Essen, wobei er neben dem Schauspielstudium in den Abteilungen Grafik, Design, Textil und Fotografie als Gaststudent teilnahm (...)
Seit 1995 widmet sich Rüdiger Kirschstein der Malerei, die bereits an verschiedenen Orten ausgestellt wurden. Sein Atelier steht in den Bergen der spanischen Costa Blanca in seiner einsam gelegenen Finca.
Beispiele finden sich auf seiner Webseite.

Servalan 10.11.2019 15:07

Der kanadisch-us-amerikanische Schauspieler Jim Carrey (Jahrgang 1962) hat bei vimeo ein sechsminütiges Video eingestellt, das ihn beim Malen und der Herstellung kleiner Skulpturen zeigt. In der Wikipedia heißt es dazu:
Zitat:

Im August 2017 veröffentlichte Carrey auf dem Videoportal Vimeo den sechsminütigen Film I Needed Color von David Bushell, in dem er sich als „besessenen“ Maler vorstellt: „I had become so obsessed that there was nowhere to move in my home.“ Der aufwändige Film zeigt Carrey bei der Arbeit im Atelier und viele seiner Werke. Im Off-Kommentar erklärt Carrey, was am Malen für ihn wichtig ist.

Servalan 15.11.2019 13:15

Armin Mueller-Stahl (Jahrgang 1930) wurde zwar als Filmschauspieler berühmt (und mit einem Oscar geehrt), wegen seiner weiteren Karrieren als Schriftsteller, Musiker und Maler gilt er jedoch als Universaltalent. Die Wikipedia beispielsweise listet folgende Kataloge zu seinem malerischen Werk auf:
  • Armin Mueller Stahl – Malerei und Zeichnung. Katalog zur Ausstellung im Kulturforum Burgkloster zu Lübeck und im Buddenbrookhaus (Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum), 17. November 2001 bis 20. Januar 2002 (Kulturforum Burgkloster 2002)
  • Armin Mueller Stahl – Urfaust. Katalog zum gleichnamigen Mappenwerk (Verlag Kunsthaus Lübeck 2003)
  • Armin Mueller Stahl – Night on Earth – Day on Earth. Zweisprachiger Katalog zur Ausstellung in der Villa Aurora (Verlag Kunsthaus Lübeck 2003)
  • Portraits. Malerei und Zeichnung (Aufbau 2006)
  • Armin-Mueller-Stahl-Künstleredition der 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie. 30 Bände (F.A. Brockhaus 2007)
  • Die Buddenbrooks – Übermalungen eines Drehbuchs. Mit Texten von Heinrich Breloer, Herwig Guratzsch und Armin Mueller-Stahl (Henschel 2008)
Vertreten wird er übrigens von der Galerie Hunold, die sein künstlerisches Schaffen mit folgenden Worten preist:
Zitat:

Das bildkünstlerische Werk von Armin Mueller-Stahl (nicht: Armin Müller-Stahl) umfasst zahlreiche Gemälde, Zeichnungen, Lithographien, Radierungen und Siebdrucke. (...)
Die erste Ausstellung seiner Gemälde und Zeichnungen fand 2001 im Potsdamer Filmmuseum statt, gefolgt von vielen weiteren Ausstellungen vor allem in Deutschland, aber auch in Rom und Los Angeles. Im März 2013 zeigte die Galerie Hunold einen umfangreichen Querschnitt durch das bildkünstlerische Werk von Armin Mueller-Stahl. (...)
Die bildkünstlerischen Werke von Armin Mueller-Stahl nehmen eine völlig unabhängige Stellung in der zeitgenössischen Kunst ein und werden z.B. vom renommierten Kunsttheoretiker Klaus Honnef als herausragend positioniert.

Servalan 21.11.2019 19:01

Die us-amerikanische Schauspielerin Lucy Liu (Jahrgang 1968) ist nicht nur Tänzerin, Sängerin, Model, Regisseurin und Synchronsprecherin sondern auch Bildende Künstlerin. Dazu nutzt sie ihren chinesischen Namen Yu Ling. Ihr Spektrum reicht dabei von Gemälden, Fotografien bis zu Collagen und Mixed Media.
Die englischsprachige Wikipedia ehrt diese Tätigkeit mit einem eigenen Kurzthema: "Career as visual artist":
Zitat:

Liu, who is an artist in several media, has had several gallery shows showcasing her collage, paintings, and photography. She began doing collage mixed media when she was 16 years old, and became a photographer and painter. Liu attended the New York Studio School for drawing, painting, and sculpture from 2004 to 2006.

In September 2006, Liu held an art show and donated her share of the profits to UNICEF. She also had another show in 2008 in Munich. Her painting, "Escape", was incorporated into Montblanc's Cutting Edge Art Collection and was shown during Art Basel Miami 2008, which showed works by contemporary American artists. Liu has stated that she donated her share of the profits from the NYC Milk Gallery gallery show to UNICEF. In London, a portion of the proceeds from her book Seventy Two went to UNICEF.

Her first national museum exhibition was held at the National Museum of Singapore in early-2019.

Servalan 04.12.2019 16:15

Der Schauspieler Bruno F. Apitz (Jahrgang 1957) kann als Maler auf einige Ausstellungen zurückblicken:
Zitat:

Seine Leidenschaft gilt aber auch der Malerei.
Bruno F.Apitz studierte nebenbei Kunst und Malerei in der Schule des Lebens.
Freundschaften und Austausch mit Künstlern der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig während seiner Studienzeit geben der Malerei seinen Lauf. Während seines Engagement im "neuen theater" Halle ergaben sich Künstlerbegegnungen mit Studierenden und Lehrenden der Burg Giebichenstein. Von 1988 bis 1999 besuchte er für einen Studienaufenthalt die staatlich anerkannte Weite Mecklenburgs. (...)

Ausstellungen:

2016 Gruppenaustellung auf Schloss Neuhardenberg, anlässlich des Brandenburgischer Kunstpreises.

2016 Gruppenausstellung GALERIEKA Hamburg

2015 Gruppenausstellung "Nachlese 3" Berlin Hoppegarten

2015 Gemeinschaftsausstellung „Galerie in der Brückenstrasse“

2015 Gruppenausstellung „Kunst im Viereck“ Lübben

2015 Gemeinschaftsausstellung mit Frank Bürmann „2Männer 2Künstler 2Welten“ Hamburg

2015 Einzelausstellung Galerie „Trafo 1“ und „Trafo 2“

2013 Einzelausstellung Galerie „ Alte Wasserkunst“ Bautzen

2012 Einzelausstellung Galerie „Alte Wasserkunst“ Bautzen

2012 Einzelausstellung Galerie „Trafo 1“ Regenmantel

ständige Ausstellung Galerie „BilderReich“ in „19 Stühle“ Senzig

Ausstellungen gab und gibt es auch in den "Haus - Galerien" seiner Freunde und Kollegen.

Servalan 09.12.2019 13:51

Der schwedische Schriftsteller August Strindberg (1849 - 1912) war weltberühmt wegen seiner Dramen, Romane und Erzählungen, sein künstlerisches Schaffen hingegen war unter Zeitgenossen umstritten. Heute wird er auch als einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit gesehen, und für seine Werke werden schon mal Millionensummen geboten.
Auf Wikipedia heißt es über Strindberg als Maler und Fotograf:
Zitat:

Als Künstler begegnete Strindberg zu seiner Zeit zähem Unverständnis, nicht einmal seine Künstlerfreunde sahen seine Gemälde als interessant an. Strindberg malte und fotografierte trotzdem während mehrerer Lebensphasen mit künstlerischen Ambitionen. In einem Essay behauptete er, die Malerei sei für ihn nur eine Freizeitbeschäftigung. Sein künstlerisches Schaffen lässt jedoch erkennen, dass er in seinen Bildern zum Teil wesentliche Gedanken und Erfahrungen zu verarbeiten suchte, besonders dann, wenn er unter Schreibblockaden litt. Insofern ist Strindbergs Malerei – ähnlich wie bei Friedrich Dürrenmatt – eng verbunden mit seinem literarischen Werk und spiegelt seine unstete, kontroverse Persönlichkeit gleichermaßen wider. (...)
Und so sind auch Strindbergs Fotogramme aus dem Jahr 1894 düstere Abbilder des Nachthimmels. Strindbergs autobiografische Fotografien seines Aufenthalts in der Schweiz 1886 folgten dem realistischen Stil wie seine Texte aus derselben Phase. (...)
Die symbolgeladenen, expressionistischen Werke Strindbergs wurden während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutend mehr geschätzt als noch zu seinen Lebzeiten. Heute ist Strindberg in den ständigen Sammlungen des Schwedischen Nationalmuseums vertreten. Das Londoner Auktionshaus Christie’s versteigerte sein Gemälde Inferno (1901) Anfang der 1990er Jahre für 1,2 Mio Pfund und nannte ihn „einen der bedeutendsten Maler seiner Zeit“. 2005 würdigte die Tate Modern den Künstler mit einer großen Werkschau.

Schlimme 13.12.2019 00:18

Hanna Axmann (1921–1999) hat einen Platz in der Filmgeschichte, weil sie Rainer Werner Fassbinder das Geld für seinen ersten Film "Liebe ist kälter als der Tod" (1969) gegeben hat. In der IMDb hat sie zwei Einträge: als Hannelore Axman und als Hanna Axmann-Rezzori. Als junge Malerin lebte sie ein paar Jahre in den USA, bevor sie in die Bundesrepublik zurückkehrte. Es gibt auch Bücher von ihr.

Servalan 26.12.2019 18:40

Der Franzose Victor Hugo (1802 - 1885) schrieb Romane, Erzählungen, Dramen und arbeitete publizistisch. Seine mehrfach erfolgreich verfilmten und als Musicals adaptierten Romane Notre Dame de Paris | Der Glöckner von Notre-Dame (1831) und Les Misérables | Die Elenden (1862) zählen zur Weltliteratur.
Seine Gemälde und Zeichnungen sind meist kleinformatig, außerdem illustrierte er sein Werk. Als autodidaktischer Maler anerkannt wurde er zu seinen 100. Todestag 1985 in zwei Ausstellungen, die international zu bestaunen waren. In der französischen Wikipedia heißt es dazu:
Zitat:

Aux nombreux talents de l'écrivain, il faut ajouter le dessin. Le dessinateur n'a certes pas éclipsé le poète, mais on continue néanmoins de redécouvrir le travail pictural de Victor Hugo — auquel on a consacré de nombreuses et prestigieuses expositions (lors du centenaire de sa mort, en 1985, « Soleil d'Encre » au Petit Palais et « Dessins de Victor Hugo » place des Vosges dans la maison qu'il habita sous la Monarchie de Juillet ; mais aussi, plus récemment, à New York, Venise, Bruxelles, ou Madrid).
Zudem begeisterte er sich wie sein Sohn Charles und sein Bruder für das damals neue Medium der Fotografie. Er besaß zeitweise ein eigenes Atelier mit eigener Dunkelkammer.

Servalan 17.04.2022 14:47

Der Schauspieler Anthony Quinn (1915 - 2001) hat mit seinen Rollen als Zampano in La Strada und als Alexis Sorbas Filmgeschichte geschrieben. Seine Karriere in Hollywood erstreckt sich über sechs Jahrzehnte und ist eigentlich das Ergebnis einer Therapie. Wegen eines Sprachfehlers wurde er an der Zunge operiert, deswegen nahm er therapeutischen Sprachunterricht, über den er ans Schauspiel kam.
Schon in Kindertagen malte und zeichnete er gerne. Im Alter von elf Jahren erhielt einen Preis für eine Skulptur und wollte Bildhauer werden. Später studierte mit dem Stipendium Taliesin Fellowship Architektur bei Frank Lloyd Wright. Die beiden verstanden sich so gut, daß Lloyd Wright die oben erwähnte Zungenoperation bezahlte. Neben seiner Malerei und Bildhauerei war auch als Schmuck- und Uhrendesigner erfolgreich.
Die englische Wikipedia widmet seinem Schaffen in der Bildenden Kunst einen eigenen Absatz:
Zitat:

Art critic Donald Kuspit explains, "Examining Quinn's many expressions of creativity together—his art, collecting, and acting—we can see that he was a creative genius" (...)
Apart from art classes taken in Chicago during the 1950s, Quinn never attended art school; nonetheless, taking advantage of books, museums, and amassing a sizable collection, he managed to give himself an effective education in the language of modern art. By the early 1980s, his work had caught the eyes of various gallery owners and was exhibited internationally, in Mexico City, Los Angeles, New York City and Paris. His work is now represented in both public and private collections throughout the world.

Servalan 26.07.2022 18:02

Der Entertainer Peter Frankenfeld (1913 - 1979) gehört zu den Pionieren des öffentlichen Rundfunks in der Bundesrepublik. In den 1950er Jahren wurde er durch seine Radiosendungen bekannt, in den 1960ern prägte Quizshows nach us-amerikanischen Vorbild und schuf sich mit seiner karierten Jacke ein leicht wiedererkennbares Image. Bei seinen Tourneen trat er live auf und blieb dem Hörfunk treu.
Seine Auftritte bei Musik ist Trumpf prägten meine Kindheit. Zu der Zeit waren die Samstagabendshows noch die Flaggschiffe der Familienunterhaltung und konnten mit besten Einschaltquoten glänzen.

In der Grundschule und Realschule gehörte Zeichnen zu Frankenfelds Lieblingsfächern. In seiner Freizeit baute er für seine selbstgebastelte Bühne Puppen aus Abfallholz, mit denen er Märchenspiele aufführte, für die er ein zahlendes Publikum gewann.
Seine Familie überredete ihn zu einem Ausbildungsplatz als Anstreicher und Tapezierer, wofür er drei Monate lang die Schule für das graphische Gewerbe besuchte. Der Malermeister, der ihn ausbildete, bekam heraus, daß Frankenfeld dies Gewerbe nicht lag und verwies ihn schon nach vier Wochen an einen Betrieb, der Reklametafeln fabrizierte und Schaufenster dekorierte. Dort kam es zu Reibereien mit dem Chef, weshalb er erneut den Betrieb wechseln mußte.
1932 begann er bei Reklame Neumann seine einjährige Volontärszeit: Für 14 Reichsmark die Woche malte er 56 Stunden lang Schilder. Später machte er sich mit einer Webeagentur selbständig.
Den Expressionisten Willy Jaeckel (1888 - 1944) lernte er durch eine Freundin kennen und fand schnell Anschluß an die Künstlerszene. Frankenfeld zählte zu den Gästen von Jaeckels wöchentlichem Stammtisch und nahm bei ihm Unterricht, um neue Techniken zu lernen.
Zitat:

Frankenfeld fühlte sich zunehmend als Künstler und schloss sich der von Jaeckel initiierten Neuen Berliner Sezession an. Er wollte sich nicht nur auf die bildende Kunst beschränken, war aber mit seiner Malerei erfolgreich; einmal verkaufte er binnen zwei Wochen drei Gemälde und nahm damit 1000 RM ein.
(Wikipedia)


Servalan 14.10.2022 14:53

Der Musiker Adam Green (Jahrgang 1981) wurde mit seiner Anti-Folk-Band the Moldy Peaches berühmt, vor allem weil ihr Song in dem erfolgreichen Independent-Film Juno (USA 2008) verwendet wurde. Als Filmemacher kann er zwei Werke nachweisen.

Seit 2005 ist er in der Welt der professionellen Kunst kein Unbekannter mehr. Die englische Wikipedia verweist auf folgende Einzelausstellungen:
  • Animal Dreams in der Loyal Galerie, Stockholm 2005
  • Teen Tech in der Morrison Hotel Gallery. New York City 2010
  • Cartoon & Complaint in The Intercourse in Red Hook, Brooklyn, New York City im Juni 2012
  • Houseface in The Hole Gallery, New York City im August 2012
  • Medieval Businessmen in Loyal Galerie, Stockholm 2013
  • The Yellow Show im Motel Salieri, Rom im Juli 2013
  • From A Darker Time in der Galerie Weiss, Zürich vom 21. August bis 28. September 2013
  • Adam Green: A Land Recombined im Artspace Pirmin Blum der Viertelneun Gallery & Ateliers, Wien vom 15. bis 30. November 2013
  • Hot Chicks in The Hole Gallery, New York City vom 10. bis 31. Januar 2014
Darüber hinaus bildet er mit dem Schauspieler Macaulay Culkin (Jahrgang 1980) und dem Musiker Toby Goodshank (Jahrgang unbekannt) das Künstlerkollektiv 3MB, die auch schon ausgestellt haben:
  • Leisure Inferno in der Le Poisson Rouge Gallery, New York City im Oktober 2012

Servalan 18.10.2022 17:06

Der Schauspieler Heinz Schubert (1925 - 1999) wurde in seiner Rolle als Ekel Alfred Tetzlaff in Wolfgang Menges Fernsehserie Ein Herz und eine Seele (1973-1976) mehr berüchtigt als berühmt. Dabei begann seine Karriere 1951 am Berliner Ensemble, an das ihn Bertolt Brecht geholt hatte. Ab 1958 spielte der gelernte Schneider in DEFA-Produktionen mit. Als 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde, flüchtete er in den Westen. Zu seinen weiteren prominenten Rollen gehörten Hadschi Halef Omar in der 26-teiligen Karl-May-Verfilmung Kara Ben Nemsi Effendi (1973–1975), der Privatdetektiv Fetzer in der Krimiserie Detektivbüro Roth und und die des Wirtschaftsprüfers Dr. Fink in Dieter Wedels Der große Bellheim.

Mit seiner Fotografie wurde er sogar von der etablierten Kunstwelt anerkannt:
Zitat:

Besonders bekannt wurden seine zahlreichen Fotos von verschiedenen Schaufenstern und Schaufensterpuppen, mit denen er 1977 auch auf der documenta 6 in Kassel vertreten war. 1979 veröffentlichte er dazu den Bildband Theater im Schaufenster mit Schwarzweiß- und Farbfotos.

Servalan 30.10.2022 18:11

Lionel Barrymore (1878 - 1954) spielte seine Rollen auf der Bühne, auf der Leinwand und im Radio. Er stammt aus der berühmten Schauspieler-Dynastie der Barrymores, unterbrach seine Karriere aber 1906 und zog nach Paris, wo er Maler werden wollte. Weil das fehlschlug, kehrte er 1909 zurück.
1938 brach er sich seine Hüfte und bekam Arthritis, weshalb er seitdem im Rollstuhl sitzen mußte. Von 1934 bis 1953 stellte er in der jährlichen Radiofassung von Charles Dickens' Eine Weihnachtsgeschichte (1843) Ebenezer Scrooge dar.

Er studierte Kunst in Paris sowie an der Art Students League of New York und erwarb sich vor allem mit seinen Radierungen einen Ruf als Graphiker. Er war Mitglied im Berufsverband Society of American Etchers, der heute Society of American Graphic Artists (SAGA) heißt. Sein Haus in Los Angeles besaß ein Atelier, das auch als Studio genutzt wurde.
Zitat:

Barrymore’s artworks mainly consist of watercolors and etchings, often depicting fanciful scenes from plays, leisure activities like golf, and harbors with boats. (...) Today, his works are held in the collections of the Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, The Metropolitan Museum of Art in New York, and the Walker Art Center in Minneapolis, among others.
(artnet.com)


Servalan 25.11.2022 15:48

Als ihre Filmkarriere in den 1970er Jahren ins Stottern geriet, sattelte der Star Luigia "Gina" Lollobrigida (1927 - 2023) auf Fotoreportagen um. Dieser Teil ihrer künstlerischen Karriere wird ohne Wenn und aber anerkannt, zumal sie an Erfolgen prominte Porträtstrecken vorweisen kann, darunter Paul Newman, Salvador Dalí, Henry Kissinger, David Cassidy, Audrey Hepburn, Ella Fitzgerald und die (bundes)deutsche Fußballnationalmannschaft. Ihr größter Scoop war 1973 ein Exklusivinterview mit Fidel Castro.
Seither sind vier Fotobücher von ihr erschienen:
  • Italia mia (Salani 1972, Sedifo 1973), deutsche Ausgabe: Mein Italien. Ein Bildband (Hanns Reich Verlag 1973, Volk und Welt 1978), französischsprachige Ausgabe: Italia mia. Photographies (Flammarion 1973), englischsprachige Ausgabe: Italia mia: Photographs (Amphoto 1973, McGraw-Hill 1975, Florida Resources Company 1983)
  • The Philippines (Sarima 1976)
  • Italian Men (Salani 1992)
  • Magica innocenza (San Paolo 1993), englischsprachige Ausgabe: The Wonder of Innocence (Harry N. Abrams, Inc. 1994)
Deutlich weniger Zustimmung finden ihre Skulpturen, die meist von Filmfiguren oder Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe und Liza Minnelli inspiriert sind. Die italienische Wikipedia handelt ihr Schaffen in einem Nebensatz ab:
Zitat:

... e soprattutto alla scultura, con esposizioni in tutto il mondo, particolarmente in Cina, Francia, Spagna, Qatar, Stati Uniti d'America, Russia.
und auch in der deutschen Wkipedia heißt es despektierlich:
Zitat:

... die sie eigenen Angaben zufolge über einen Zeitraum von zehn Jahren geschaffen hatte.
Ihre Karriere als Bildhauerin beginnt 1990 mit Unterricht beim italienischen Bildhauer Giacomo Manzù (1908 -1991). Erstes Aufsehen erregte sie 1992 mit einer riesigen Bronzeplastik, die auf der Weltausstellung in Sevilla im italienischen Pavillon zu betrachten war und von einigen Kritikern als "fliegende Putte" abgetan wurde. Dennoch wurde sie als Mitglied in die Kunstakademie von Florenz aufgenommen.
Ihre Skulpturen wurden in den folgenden Jahren in China, Frankreich, Spanien, Katar, den USA und Russland ausgestellt. Ein Großteil ihrer Werke wurde im Juni 2003 im Moskauer Puschkin-Museum ausgestellt. Im Herbst 2003 fand im Hotel De La Monnaie mit 44 Holz- und Bronzeskulpturen ihre erste Werkschau statt.
Sie verteibt ihre eigenen Werke in der Ladenkette "Gina".

Ein gewisser Grad der Anerkennung zeigt sich Büchern über Künstler. Gina Lollobrigida kann in dieser Hinsicht mit zwei Würdigungen aufwarten:
  • Gina Lollobrigida. Sculptures (Il Cigno 2003)
  • Gina Lollobrigida. Fotografa (Damiani editore 2009)

Servalan 16.12.2022 22:25

Die feministische Filmemacherin Agnès Varda (1928 - 2019) wurde als Tochter einer französischen Mutter und eines griechischen Vaters in Belgien geboren und hat die französische Staatsbürgerschaft. Sie wurde für ihr filmisches Schaffen international geehrt, darunter mit einem Oscar, einer Palme auf dem Filmfestival in Cannes, dem Ehrencésar und einer Berlinale Kamera.

Ursprünglich wollte sie Museumskuratorin werden, weshalb sie zunächst Kunstgeschichte an der École du Louvre studierte. Später wechselte zum Fach Fotografie auf der École technique de photographie et de cinématographie (École Vaugirard) und wurde nach ihrem Abschluß 1949 selbständige Fotgrafin. Mit der befreundeten Künstlerin Valentine Schlegel (1925 - 2021) eröffnete sie 1951 ein gemeinsames Studio mit einem Fotolabor. Ihre Aufträge für Werbefotos kamen unter anderem vom Kaufhauskonzern Galeries Lafayette und der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF.

In späteren Jahren profilierte sie sich als Bildende Künstlerin, deren Installationen und Plastiken international ausgestellt wurden:
  • Patatutopia auf der 50. Biennale zeitgenössischer Kunst 2003 in Venedig, später in La Rochelle
  • L'Île et Elle in der Fondation Cartier pour l'art contemporain in Paris vom 18. Juni 2006 bis zum 8. Oktober 2006
  • Agnès Varda, Les Cabanes d'Agnès, 2006-2009 auf der Xe Biennale d'art contemporain de Lyon in Lyon vom 16. September 2009 bis zum 3. Januar 2010
  • Y a pas que la mer im Musée Paul Valéry in Sète vom 3. Dezember 2011 bis zum 22. April 2012
  • Im Rahmen des Programms Voyage à Nantes präsentierte sie 2012 zwei Werke in der Passage Pommeraye in Nantes
  • Les Bouches-du-Rhône d'Agnès Varda in der Galerie d'Art d'Aix-en-Provence vom 24. Januar bis zum 17. März 2013
  • Agnès Varda in Californialand, eine Ausstellung 2014 im Los Angeles County Museum of Art (LACMA) als Carte Blanche
  • Une cabane de cinéma: La Serre du Bonheur in der Galerie Nathalie Obadia in Paris vom 14. April bis zum 9. Juni 2018

Servalan 01.01.2023 22:31

Die belgische Avantgardistin Chantal Akerman (1950 - 2015) ist mit ihren feministischen Filmen in die Filmgeschichte eingegangen. 1991 war sie Teil der Jury bei der 41. Berlinale.
Seit 2011 unterrichtete sie als Professorin an der City University of New York (CUNY), zuerst als Dozentin, später bekleidete sie die erste Stelle als Michael & Irene Ross Visiting Professor of Film/Video & Jewish Studies. Außerdem lehrte sie Film an der European Graduate School (EGS) in der Schweiz und auf Malta.

Ihr Werk als Bildende Künstlerin wurde ebenfalls international anerkannt. Ab 1995 waren die wichtigsten Ausstellungen ihrer Installationen und Videokunst:
  • D'Est au bord de la Fiction, 1995
  • Vingt-cinquième écran, 1995
  • Autobiography/Selfportrait in progress, 1998
  • Woman Sitting after Killing auf der Kunstbiennale in Venedig 2001
  • From the Other Side auf der Documenta11, vom 8. Juni bis zum 15. September 2002 in Kassel
  • A Voice in the Desert | Une Voix dans le Désert, 2002
  • Marcher à côté de ses lacets dans un frigidaire vide, 2004
  • In the Mirror, 1971/2007, unter anderem in der University of Westminster 2015
  • Je Tu Il Elle, the installation, 2007
  • Femmes d’Anvers im November 2008
  • Maniac Summer vom 5. Dezember 2009 bis zum 9. Januar 2010 in der Galerie Marian Goodman, Paris
  • Tombée de nuit sur Shanghai, 2009
  • La Chambre, 1972-2012
  • Maniac Shadows, 2012
  • NOW auf der Kunstbiennale in Venedig 2015

Servalan 22.01.2023 19:37

Der britische Komiker James Roderick Moir (Jahrgang 1959) ist trotz seines Erfolges breit aufgestellt. Berühmt wurde er als Vic Reeves mit seinem Partner Bob Mortimer als Duo Reeves & Mortimer, die 2003 von der Zeitung The Observer zu den 50 witzigsten Komikern in Großbritannien gezählt wurden.
Seine Kunstwerke signiert er mit Jim Moir und mit Vic Reeves.
Reeves begann seine Karriere als Musiker in verschiedenen Bands und spielte dabei manchmal Streiche. Sein einziges Album erschien 1991, darüber hinaus veröffentlichte er zwei Singles und trat in zwei Musikvideos auf; zwischen 1990 und 2000 beschränkte sich sein musikalisches Schaffen auf Contributions.
Seit 1986 tritt er in verschiedenen Rollen im Fernsehen auf: als Moderator und Conferencier, als Teilnehmer in Scripted-Reality-Formaten, als Schauspieler in Fernsehserien sowie als Erzähler für Dokumentationen.

Er stammt aus bescheidenen Verhältnissen in Leeds und hatte schon früh künstlerische Ambitionen. Seine Mutter war Schneiderin, sein Vater Schriftsetzer; ihr Einkommen besserten seine Eltern durch Holzarbeiten und Keramiken auf, die sie auf Märkten in der Umgebung verkauften. Geld verdienen stand im Vordergrund, und James trug seinen Teil dazu bei, indem er Kleidung und Umhängetaschen von Klassenkameraden verzierte.
Obwohl er Kunst studieren wollte, wurde er in eine fünfjährige Ausbildung zum Ingenieur in einer Fabrik gedrängt, wo er technisches Zeichnen lernen wollte.
Nach der Ausbildung bewarb er sich am Goldsmiths College, London, für ein Kunststudium, wurde aber abgelehnt. Dennoch schummelte er sich da hinein und benutzte deren Ausstattung. 1983 absolvierte er einen einjährigen Kurs des Sir John Cass College an der London Guildhall University, der von einer Stiftung gefördert wurde.

Sobald er das College verlassen hatte, arbeitete er als Kurator für die unabhängige The Garden Gallery in London. Dort fand 1985 seine erste Ausstellung statt, die mit einem Stipendium vom Lewisham Council unterstützt wurde. Weitere Ausstellungen folgten (eine Auswahl):
  • Sun Boiled Onions in der Percy Miller Gallery 2000
  • Doings in der Whitechapel Gallery, London 2002
  • My Family and Other Freaks in der Eyestorm Gallery, London 2007
  • Where Eagles Tremble im Rahmen von Mews of Mayfair, London 2009
  • Im Rahmen der Wohltätigkeitsausstellung The Art of Giving wurde eine Auswahl seiner Gemälde 2010 in der Saatchi Gallery, London ausgestellt. Bei dem Offenen Kunstwettbewerb des Events saß er in der Jury.
  • Unter dem Titel Wonderland waren seine Illuminationen historischer Gebäude 2012 Teil des Festivals Illuminating York.
  • Hot Valve Leak: Visual Ramblings of Vic Reeves in der Strand Gallery, London 2013
  • Romans, Daisies, Ones and Twos im Northampton Museum and Art Gallery, Northampton 2022
Er veröffentlichte zwei Bücher über seine Kunst:
  • Sun Boiled Onions (Penguin Books 1999)
  • Vic Reeves' Vast Book of World Knowledge (Atlantic Books 2009)
Der Surrealist arbeitet in verschiedenen Disziplinen, von ihm gibt sowohl Gemälde, Keramiken und Fotografien als auch Linoldrucke. Er sieht sich als ernsthafter Künstler, obwohl seine Werke von seinem Humor geprägt sind.
Zitat:

For Moir, his art and comedy are different ways of expressing the same idea. (...)
He has said that art should be "just for laughs" and that he dislikes people looking for statements in his work, because there are none. "If something makes me laugh, that's it."
(Wikipedia)


Servalan 31.01.2023 15:42

Der aus Schottland stammende Regisseur Donald Cammell (1934 - 1996) hat seine Meriten vor allem durch seinen Debütfilm Performance (1968 gedreht, kam 1970 in den Verleih) erhalten, der heute als Kultfilm gilt.

Er wuchs in einer künstlerischen Atmosphäre auf, die er selbst als "angefüllt mit Magiern, Metaphysikern, Spiritualisten und Dämonen" beschrieb. Cammell hatte ein außergewöhnliches Talent für Malerei, die ihm mit 16 Jahren ein Stipendium der Royal Academy einbrachte. Danach studierte er in Florenz bei dem italienischen Künstler Pietro Annigoni (1910 - 1988).
Schon in frühen Jahren profilierte er sich als Illustrator:
Zitat:

Originally though, he was an artist. As young man he became a sought-after portrait painter to the posh set in London and Paris, but even before that, while still in his teens, he illustrated a retelling of the King Arthur story. (...)
Cammell's pictures are rather wonderful, and amazingly accomplished considering his youth.
(Withnail Books 2015)

Es gelang ihm, sich als Porträtmaler für die höhere Gesellschaft zu etablieren. 1953 wurde eines seiner Porträts als "Gesellschaftsporträt des Jahres" ausgezeichnet. 1958 wurde eines seiner Gemälde in London in der Royal Academy Summer Exhibition ausgestellt.
Nach einer kurzen, frühen Ehe zog er nach New York um, wo er mit dem Modell Deborah Dixon zusammen lebte und sich auf Akte spezialisierte.

Sein künstlerisches Wirken, von der Malerei bis zum Film, wurde bislang in zwei Werken gewürdigt, einem Buch und einem Dokumentarfilm:
  • Donald Cammell: The Ultimate Performance (Großbritannien 1977), Regie: Kevin Macdonald und Chris Rodley, 73 min
  • Rebecca Umland und Sam Umland: Donald Cammell: A Life on the Wild Side (FAB Press 2006)

Servalan 01.02.2023 10:29

Die Schauspielerin Margarita Broich (Jahrgang 1960) wurde als Tatort-Kommissarin Anna Janneke aus Frankfurt am Main bekannt.

Vor ihrem Schauspielstudium studierte sie Fotodesign an der Fachhochschule Dortmund und arbeitete als Theaterfotografin bei Claus Peymann in Bochum. Neben ihrer Arbeit vor der Kamera, fotografierte sie leidenschaftlich weiter und nahm an Ausstellungen teil. Ihre erste Einzelausstellung datiert auf 2009, womit ihr der Durchbruch zur anerkannten Fotografin gelang.

Ihre Ausstellungen:
  • Ende der Vorstellung. Schauspielerporträts, 2009 im Museum der Moderne Rupertinum, Salzburg
  • Traummänner – Starfotografen zeigen ihre Vision vom Ideal, 2011 im Haus der Fotografie in den Deichtorhallen, Hamburg
  • Wenn der Vorhang fällt. Margarita Broich – Fotografien, vom 18. März bis zum 30. Mai 2011 im Martin-Gropius-Bau, Berlin, und 2012 im Bayer Kulturhaus, Leverkusen
  • Ende der Vorstellung – Schauspieler zwischen Rolle und Realität, 2013 in der Stadtgalerie, Neuwied
  • Margarita Broich - Fotografie im Rahmen der Ausstellung Kunst in Rheinland-Pfalz Künstler*innen, vom 29. Januar bis zum 26. März 2023 im Roentgen-Museum, Neuwied, und vom 29. Januar bis zum 26. März 2023 in der Stadtgalerie Mennonitenkirche, Neuwied
Der Tagesspiegel schreibt 2009 über sie:
Zitat:

Margarita Broich, die mit kaum zwanzig schon ein Fotodesignstudium in Dortmund abgeschlossen hatte und noch vor ihrer Schauspielausbildung an der Berliner HdK Anfang der achtziger Jahre bei Claus Peymann in Bochum Theaterfotografin war, sie möchte statt der Show und des Scheins etwas vom Leben des Spielers einfangen, wenn er gerade ausgespielt hat, aber der Rolle noch nicht ganz entkommen ist. Also im Zwie- und Zwischenlicht steht.
Sie hat bislang drei Fotobücher veröffentlicht:
  • Müry Salzmann (Hrsg.): Ende der Vorstellung. Schauspielerportraits (Museum der Moderne Salzburg 2009)
  • Wenn der Vorhang fällt. Portraits (Alexander Verlag 2011 und 2014)
  • Margarita Broich (Fotografien) / Brigitte Landes (Texte): Alles Theater (Insel 2015)

Servalan 02.02.2023 16:35

Den meisten dürfte Larry Clark (Jahrgang 1943) als Filmregisseur bekannt sein. Im Mittelpunkt seines Werkes stehen meist Jugendliche, die über ihre Subkulturen Punk, Surfen und Skaten mit Sex, Drogen und Gewalt in Berührung kommen.
Seine Filme waren in den Internationalen A-Filmfestivals in Cannes und Venedig im Wettbewerb. Ausgezeichnet wurden seine Filme beim Cognac Festival du Film Policier, dem Stockholm Film Festival und dem Rome Film Festival.

Seine Mutter besaß in Tulsa, Oklahoma, ein Fotogeschäft, in dem sie sich auf Babyfotos spezialisiert hatte. Offiziell ab einem Alter von 13 Jahren half er im Laden und fotografierte vor allem Babys und Kinder.
Gewohnheitsmäßig hat er eine Kamera dabei, wodurch er seine Erfahrungen im Vietnamkrieg und später in der Drogenszene dokumentieren konnte.
1993 führte er bei dem Musikvideo "Solitary Man" von Chris Isaac Regie. Durch diese Erfahrung verlagerte sich sein Schwerpunkt auf den Film.
Larry Clark hat eine lange Drogenkarriere hinter sich; ihm fällt es trotz seiner künstlerischen Erfolge schwer, clean und trocken zu bleiben.
Seit 2015 stellt er auch Ölgemälde aus.

Das International Center of Photography (ICP) in New York City lobt ihn:
Zitat:

His work has been included in group and solo exhibitions since the early 1970s, and he was the recipient of a National Endowment for the Arts Photographers' Fellowship in 1973 and a Creative Arts Public Service photographers' grant in 1980. (...)
Their first hand intensity, recollects the work of Danny Lyon and Bruce Davidson, but Clark's raw voyeurism and insistent exposure of detail results in a somberness that differentiates his work from that of others in the early 1970s.
Die Simon Lee Gallery, London und Hongkong, preist seinen Einfluß in der Welt der künstlerischen Fotografie und darüber hinaus:
Zitat:

Larry Clark holds a seminal position in the history and practice of photography in America. (...) Although primarily concerned with themes of drugs, sex and violence, Tulsa was lauded for its graphic yet sensitive representation of young Americans, inaugurating a raw, confessional photographic style that candidly engaged a lived experience and which would exert a profound influence over photographers and filmmakers including Nan Goldin, Ryan McGinley, Gus Van Sant and Martin Scorsese.
Seine wichtigsten Ausstellungen waren:
  • Larry Clark, 1982 in der Kunsthalle Basel, anschließend im Frankfurter Kunstverein
  • Larry Clark, 1996 in der Wiener Secession, Wien
  • Wanted: Helmut Newton, Larry Clark & Ralph Gibson, 2008 im Museum für Fotografie, Berlin
  • Larry Clark, 2011 im Musée d'Art Moderne, Paris
  • Larry Clark, 2012 im C/O Berlin, Berlin
  • Larry Clark. Tulsa & Teenage Lust, 2014 im Foam Fotografiemuseum Amsterdam
  • Larry Clark: they thought i were but i aren't anymore, 2015 in der Galerie Karl Pfefferle, München
Von ihm liegen folgende Fotobände vor:
  • Tulsa (Grove/Atlantic 1971 und 2000)
  • Teenage Lust (Selbstverlag 1983 und 1992)
  • Die perfekte Kindheit (Scalo Verlag 1993), englischsprachige Ausgabe: The Perfect Childhood (Scalo Verlag 1995)
  • Larry Clark (Groninger Museum 2008)

Servalan 03.02.2023 13:56

Der Schauspieler und Regisseur Jürgen Goslar (1927 - 2021) hat regelmäßig Filme synchronisiert und als Rilke-Spezialist klassische Literatur rezitiert.

Die Hinweise zu seinem Schaffen als bildender Künstler sind spärlich. In der Wikipedia heißt es:
Zitat:

Gleichzeitig entwickelte Jürgen Goslar eine Leidenschaft zum Malen und für das Schreiben von Gedichten. Es folgten einige Ausstellungen und ein Buch zu seinen Bildern.
Bei diesem Buch handelt es sich um:
  • Siegfried Karrer (Hrsg.): Der Maler Jürgen Goslar (Edition Weihergut 1997)

Servalan 12.02.2023 14:49

Das vielseitige Unterhaltungstalent Joel Grey (Jahrgang 1932) ist durch seine Rolle als Master of Ceremonies in der Musical-Verfilmung Cabaret (1972) von Bob Fosse weltberühmt geworden. Neben seiner Schauspielerei tritt er als Sänger und Tänzer auf, wenn er nicht gerade als Direktor ein Theater leitet.

Seine Beiträge als Fotograf listet die englische Wikipedia unter Persönliches auf. Es wäre bei einem Freizeithobby geblieben, wenn sein Freund Sam Shahid nicht seine Fotos in einem Schuhkarton entdeckt und für eine Veröffentlichung aufbereitet hätte. Mittlerweile sind seine Fotos Teil der ständigen Sammlungen des Whitney Museum of American Art und der New York Public Library, womit sie zum kulturellen Erbe gehören.

2007 schreibt die Frank Pictures Gallery über sein Werk:
Zitat:

Insignificant bits of detritus become revelations that delight the eye. The work is often painterly, bringing to mind Bacon, Rothko, Cornell, Tuttle and Dine, all of whom have greatly influenced the photographer. (...)
In 2005, his works became part of the permanent collection of the Whitney Museum of American Art, New York.
Zum Beispiel war er Teil folgender Ausstellungen:
  • Joel Grey: 1.3: New Color Images in der Steven Kasher Gallery, New York, vom 27. Mai bis 10. Juni 2010
  • eine Ausstellung im Museum of the City of New York (MCNY) im April 2011
  • The Billboard Papers: Photographs by Joel Grey in der Steven Kasher Gallery, New York, vom 13. September bis 19. Oktober 2013
  • Miami Project in der Steven Kasher Gallery, New York, vom 2. Dezember bis 7. Dezember 2013
  • Slaves of Mimesis: Nine Years on 23rd Street in der Steven Kasher Gallery, New York, vom 24. April bis 24. Mai 2014
Von Joel Grey liegen folgende Fotobücher vor:
  • Pictures I Had to Take: Photographs by Joel Grey (powerHouse Books 2003)
  • Looking Hard at Unexpected Things (Steidl 2006)
  • 1.3: Images from My Phone: Photographs by Joel Grey (powerHouse Books 2009)
  • The Billboard Papers: Photographs by Joel Grey (Pointed Leaf Press 2013)

Servalan 19.02.2023 15:32

Der Schriftsteller und Kabarettist Joachim Ringelnatz (1883 - 1934), bürgerlich Hans Gustav Bötticher, ist vor allem für seine humoristischen Gedichte bekannt, die häufig maritime Motive haben, denn sein Traumberuf war Seemann.

Ringelnatz zeichnete schon als Kind ständig, besuchte aber keine Kunsthochschule, sondern bildete sich autodidaktisch weiter. Teilweise widmete er sich intensiv der Malerei von kleinformatigen Gemälden, meist in Deck- oder Aquarellfarben. Seine erste erfolgreiche Ausstellung fand 1923 in der Galerie Flechtheim statt und wurde von Carl Einstein kuratiert. 1925 wurden seine Werke auf der Ausstellung der Akademie der Künste ausgestellt, wo zwei Gemälde verkauft wurden.
Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten traf ihn schwer, denn seine Bücher wurden verbrannt und eine Reihe seiner Gemälde wurde als "Entartete Kunst" aus Museen in Deutschland entfernt. Da seine literarische Arbeit fast unmöglich gemacht wurde, firmierte er 1934 im Berliner Telefonbuch als Kunstmaler.
Das Joachim-Ringelnatz-Museum Cuxhaven schreibt:
Zitat:

Dass Ringelnatz auch ein Maler war – das ist lange Zeit ganz in Vergessenheit geraten. Aber tatsächlich wurde dieses Hobby, das er zunächst als Autodidakt gepflegt hatte, für ihn in den zwanziger Jahren zu einem zweiten beruflichen Standbein.
Im Krieg ging zahlreiche seiner Gemälde verloren; heute gehören sie meist privaten Sammlern. Ständig Ausstellungen seiner Bilder finden sich heute im Joachim-Ringelnatz-Museum Cuxhaven, das mit 60 Gemälden und Zeichnungen den größten Ringelnatz-Fundus besitzt, sowie im Kulturgeschichtlichen Museum Wurzen und im Kunsthaus Zürich. Eine umfangreiche Werkschau präsentierte das Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, wo die Sonderausstellung War einmal ein Bumerang. Joachim Ringelnatz – Der Maler kehrt zurück vom 29. April bis zum 17. Juli 2016 lief.

Als Sekundärliteratur liegt inzwischen vor:
  • Jürgen Kaumkötter (Hrsg.): Joachim Ringelnatz – Der Maler (Favoritenpresse 2021)

Servalan 20.02.2023 16:14

Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844 - 1923) gilt als die berühmteste Darstellerin ihrer Zeit und taucht als einer der ersten Weltstars heute noch in fiktiven Werken auf. Furore machte die launische und exzentrische Diva in ihrer Rolle als Hamlet 1899/1900 im jungen Medium Stummfilm.

Weniger bekannt sind ihre Aktivitäten in den Bereichen Malerei und Bildhauerei. Ab 1874 begann sie mit Töpferei, bevor sie sich aufs Malen verlegte. Sie besuchte die private Kunstschule Académie Julian in Paris. 1880 präsentierte sie auf dem Salon de peinture et de sculpture, der wichtigsten Kunstausstellung Frankreichs, ihr Gemälde "La Jeune Fille et la Mort", das von der Kritik verhalten als Versprechen bewertet wurde.
Darüber hinaus schuf sie Bronzeskulpturen, beispielweise Büsten von Émile de Girardin und Louise Abbéma, die heute im Pariser Musée d'Orsay zu bewundern sind. Ihre Marmorstatue "Après la tempête" (gegen 1876) stellt das National Museum of Women in the Arts (NMWA) in Washington, D.C., USA aus; ihre Marmorstatue "Portrait funéraire de Jacques Damala" (gegen 1889) das Metropolitan Museum of Art und New York City.
Ihr "Autoportrait | Selbstporträt" (1910), Öl auf Leinwand, befindet sich in der Fondation Bemberg, Toulouse, wo es in einem Saal ausgestellt wird, der der modernen Kunst gewidmet ist. Im Pariser Musée Carnavalet - Histoire de Paris findet sich ihr Stilleben "Nature morte aux pêches" (1922), im Petit Palais Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris ihre Bronzebüste "Buste de Victorien Sardou" (1900).
Das NMWA schreibt über ihre Werke:
Zitat:

By 1874, she was exhibiting her work at the Paris Salon, which she continued to do until 1886. Exhibitions of the artist’s sculpture were held in London, New York, and Philadelphia. Bernhardt participated in the World’s Columbia Exposition in Chicago in 1893 and at the Exposition Universelle in Paris in 1900.
Das Auktionshaus Sotheby's verweist auf Bernhardts Unsicherheiten trotz ihres künstlerischen Erfolges:
Zitat:

Despite her overall success, Bernhardt faced some difficulty in her early career as a sculptor. Not only was she one of few women active in the profession at the time; as an established actress, she was particularly vulnerable to scepticism about her talent and commitment. Posing confidently for photographs in front of her works, holding a chisel, Bernhardt was derided in certain papers for wearing a white trouser suit, a transgression of feminine dress codes.
2018 versteigerte Sotheby's die Marmorbüste "Hermoine" (1875) zu Geboten von 80.000 bis 120.000 Pfund Sterling - das als Hinweis, um den aktuellen Marktwert einschätzen zu können.

Servalan 24.02.2023 16:17

Der niederländische Schauspieler und Regisseur Jeroen Krabbé (Jahrgang 1944) stammt aus einer Künstlerfamilie und wurde vor allem als Bösewicht in den 1980er Jahren berühmt, darunter auch in einem James-Bond-Film.

Sowohl sein Vater Maarten Krabbé (1908 - 2005) als auch sein Großvater Hendrik Maarten Krabbé (1868 - 1931) waren berühmte Kunstmaler. Deshalb versuchte Jeroen, in ihre Fußstapfen zu treten, und meldete sich am Instituut voor Kunstnijverheidsonderwijs in Amsterdam, obwohl er nicht an sein malerisches Talent glaubte. Lieber studierte er Theater. Von 1977 bis 1981 ging er erneut an die Kunstakademie, wo er unter anderem Unterricht beim Surrealisten Melle Oldeboerrigter (1908 - 1976) nahm.
Er malt Landschaften, Porträts und Stilleben in vorwiegend leuchtenden Farben, wobei sein Stil von abstrakt bis figurativ variiert. Vertreten wird er von den Francis Kyle Galleries in London, die ihn auf dem Kunstmarkt etabliert haben. 2018 wurde er in den Niederlanden als Briljanten Kunstenaar van het Jaar ausgezeichnet. Sein Gemälde "Dutch Landscape" (1993) ziert eine niederländische Briefmarke.
Zu seinen wichtigsten Ausstellungen zählen:
  • Jeroen Krabbé – Schilder, een retrospectieve im Museum de Fundatie, Zwolle, vom 11. Februar 2008 bis zum 1. Juni 2008
  • De ondergang van Abraham Reiss : 9 schilderijen door Jeroen Krabbe im Museum De Fundatie, Paleis aan de Blijmarkt, Zwolle, vom 5. September 2010 bis zum 5. Dezember 2010, und im Felix-Nussbaum-Haus, Osnabrück, vom 10. Dezember 2011 bis zum 26. Februar 2012
  • Jeroen Krabbé - Erträumte Paradise im Museum de Fundatie, Kasteel Het Nijenhuis in RD Wijhe vom 14. September 2019 bis zum 5. Januar 2020
  • Jeroen Krabbé - Stille. Mein Studio im Lockdown im Museum de Fundatie, Zwolle, vom 4. September 2021 bis zum 5. Dezember 2021
Folgende Kataloge und Monografien sind über seine Werke erschienen:
  • Ruud van der Neut (Hrsg.): Jeroen Krabbé. Schilder (Waanders 2004)
  • Ralph Keuning, Karin van Lieverloo und Ruud van der Neut: Jeroen Krabbé, schilder. Verf door de aderen (Uitgeverij Museum De Fundatie 2008)
  • Joosje Lakmaker: De ondergang van Abraham Reiss : 9 schilderijen door Jeroen Krabbé (Uitgeverij Museum De Fundatie 2010)
  • Jasper Krabbé: Jeroen Krabbé. Stilte. Mijn atelier in Lockdown (Uitgeverij Waanders & De Kunst 2021)

Servalan 28.02.2023 13:15

Der amerikanische Schauspieler Johnny Depp (Jahrgang 1963) wurde vor allem durch die Filme von Tim Burton weltberühmt. Als Gitarrist macht er Musik, unter anderem mit der Supergroup Hollywood Vampires.

Seinen Einstand in der Kunstwelt gab er im Juli 2022 mit einem Paukenschlag. Über die 37 Filialen des britischen Kunsthändlers Castle Fine Art Gallery verkaufte seine Sammlung "Friends & Heroes", die aus 780 Teilen bestand. Einzelne Drucke konnten für 3.950 Pfund Sterling erworben werden, ein Portfolio aus vier Drucken kostete 14.950 Pfund Sterling. Der weltweite Verkauf war der schnellste Auskauf einer Sammlung. Innerhalb von Stunden machte Johnny Depp einen Umsatz von 3 Milllionen Pfund Sterling.

Servalan 02.03.2023 14:30

Die französische Schauspielerin und Schriftstellerin Anny Duperey (Jahrgang 1947), bürgerlich Anny Legras, stammt aus einer Familie von Fotografen.

Seit ihrer Jugend fotografiert sie, vorwiegend in schwarzweiß, Porträts und macht Fotoreportagen.
Als wichtige Ausstellungen kann sie vorweisen:
  • Les photos d'Anny - Anny Duperey in der Galerie Parallax, Aix-en-Provence, vom 12. Mai 2019 bis zum 15. Juni 2019
  • Filiation in der Grand Manège Rochambeau, Vendôme, im Rahmen der 15ème Promenades photographiques de Vendôme vom 21. Juni 2019 bis zum 21. September 2019
Zuerst erschien ihr Buch über ihren Vater, das sie zusammen mit ihrer Schwester verfaßt hat:
  • Anny Duperey und Patricia Legras: Lucien Legras, photographe inconnu (Seuil 1993)
Über ihr fotografisches Werk hat sie ein Buch veröffentlicht:
  • Les Photos d'Anny (Seuil 2018)

Servalan 06.03.2023 11:18

Die Frankoiranerin Marjane Satrapi (Jahrgang 1969) ist durch ihre Comics berühmt geworden, später verlegte sie sich aufs Kino, denn sie führt seit 2005 Regie.

Bevor sie Comics verfaßte, malte sie zu ihrem Vergnügen ausschließlich Frauen.
Bisher kann sie folgende Ausstellungen vorweisen:
  • Marjane Satrapi. Peintures in der Galerie Jérôme de Noirmont in Paris vom 30. Januar bis zum 23. März 2013
  • Marjane Satrapi. Femmes ou rien in der Galerie Françoise Livinec in Paris vom 9. Oktober bis zum 28. November 2020
Im Juli 2021 erhielt sie vom französischen Kulturministerium das Mandat, für die Olympischen Spielen 2024 ein Triptychon zu entwerfen, das von der Manufacture des Gobelins auf Stoffbahnen vervielfältigt werden wird.

Servalan 15.03.2023 14:57

Der Musiker David Byrne (Jahrgang 1952) ist als Kopf der Popgruppe Talking Heads bekannt geworden. Seine vielfältigen Talente und Interessen verwirklicht er als Musikproduzent, Schauspieler, Autor, Filmemacher und Musiktheoretiker.

1971 besuchte er in Baltimore das Maryland Institute College of Art (MICA), wo er Fotografie, Performance und Videoproduktion studierte.
Zur Abrundung paßt es, daß er sich seit den 1990ern als Bildender Künstler etabliert hat, der in zeitgenössischen Kunstgalerien und Museen ausgestellt wird. Vertreten wird er von der Pace / Mac Gill Gallery in New York City.
Ständige Ausstellungen seiner Werke befinden sich im Museum of Modern Art (MoMA) in New York City, im Whitney Museum in New York City, im J. Paul Getty Museum in Los Angeles, Kalifornien, der Yale University Art Gallery, Connecticut, dem Denver Art Museum und Southeastern Center for Contemporary Art in Winston-Salem, North Carolina.
Wichtige Ausstellungen:
  • The Record: Contemporary Art and Vinyl im Nasher Museum of Art der Duke University, Durham, North Carolina in 2010
Von ihm liegen folgende Kunstbücher vor:
  • Strange Ritual. Pictures and Words (Chronicle Books 1995)
  • David Byrne Asks You: What Is It? (Smart Art Press 2002)
  • Arboretum (McSweeney's Books 2006, Canongate Books 2019)
  • A History of the World (in Dingbats): Drawings & Words (Phaidon 2022)

Servalan 05.04.2023 16:14

Bei einem kreativen Tausendsassa wie Alexander Kluge (Jahrgang 1932) stellt sich eher die Frage, was er denn nicht macht.
Künstlerisch begann er mit Kurzgeschichten in der Gruppe 47 und zählt heute zu den etablierten Schriftstellern; nach einem Volontariat bei CCC-Film 1958, war er 1962 einer der 26 Initiatoren des Oberhausener Manifests bei den 8. Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen und ist somit ein Vertreter des Neuen Deutschen Films, der mit dem Slogan „Papas Kino ist tot“ antrat; 1987 gründete er die unabhängige Produktionsfirma dctp (Development Company for Television Program), für die er als Rechtsanwalt im damals frisch gestarteten Privatfernsehen Sendeplätze einklagte und durchsetzte; darüberhinaus ist er Philosoph und formuliert filmtheoretische Schriften.

Als Bildender Künstler wird Kluge von der Knust Kunst Gallery Editions in München vertreten und kann auf folgende Ausstellungen verweisen:
  • Wurzelkonsonant "M wie Mensch" Alexander Kluge in der Ludwigstrasse 7, München vom 19. Februar bis 15. März 2022
  • Hagen von Troja / Saint Just - Jonathan Meese, Alexander Kluge in der Ludwigstrasse 7, München vom 26. November 2022 bis 14. Januar 2023
  • Installation „Sternzeichen Maulwurf“ von Thomas Thiede und Alexander Kluge in der Kunst-Station Sankt Peter, Köln seit September 2022
  • Das Separatrix-Projekt von Katharina Grosse und Alexander Kluge im Schinkel Pavillon, Berlin, ab Januar 2023

Servalan 06.06.2023 16:37

Bevor er zu einem der erfolgreichsten und kreativsten Chansonniers seiner Epoche wurde, beschäftigte sich Serge Gainsbourg (1928 - 1991) hauptsächlich mit Malerei.

Nachdem er nach der Befreiung seinen Schulabschluß gemacht hatte, studierte er Bildende Kunst an der École nationale supérieure des beaux-arts (ENSBA) und besuchte die Académie de Montmartre. Er war Schüler der Maler André Lhote (1885 - 1962) und Fernand Léger (1881 - 1955). Auf der Académie de Montmartre lernte er seine erste Frau kennen, die Malerin Élisabeth Levitsky (1926 - 2022), durch die er in die Kreise der Surrealisten kam.
Bis er 30 Jahre alt wurde, lebte Gainsbourg von kleinen Aufträgen und Gelegenheitsarbeiten. Er erteilte Zeichen- und Gesangsunterricht. Durch Élisabeth Levitsky lernte er Salvador Dalí (1904 - 1989), mit dem er sich anfreundete.
Gainsbourg bewunderte Francis Bacon (1909 - 1992), Fernand Léger und Gustave Courbet (1819 - 1877).
Erst 1958 kam er durch den Schriftsteller Boris Vian zum Chanson.

Servalan 21.06.2023 14:46

Die Filmpionierin Leni Riefenstahl (1902 - 2003) zählt trotz ihrer unbestrittenen Verdienste zu den kontroversen Persönlichkeiten, was in erster Linie darin liegt, daß ihre wichtigsten Werke im Dienste der NSDAP-Propaganda standen und die nationalsozialistische Ästhetik geprägt haben. Deswegen wurde sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von den Besatzungsarmeen mehrfach zu ihrer Rolle im Dritten Reich verhört und bis 1952 in offiziellen Verfahren entnazifiziert. Danach gelang es ihr nicht mehr, an ihre Filmkarriere anzuknüpfen.

Deshalb verlegte sie sich ab 1962 auf die Fotografie, in der sie sich auf zwei Gebiete spezialisierte. Durch Fotos im Stern wurde ihr Interesse an der sudanesischen Volksgruppe der Nuba angeregt, die sie auf mehreren Expeditionen dokumentierte. Ihre Fotos erschienen nicht nur in Monographien, sondern wurden ausgiebig auch zum Beispiel in populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie GEO und P.M. nachgedruckt.
Mit 71 Jahren absolvierte sie einen Tauchlehrgang in Kenia, bei dem sie sich als 20 Jahre jünger ausgab. Sie wurde zur Tauchscheinprüfung zugelassen und profilierte sich als Unterwasserfotografin.

Folgende Fotobände liegen von ihr vor:
  • Die Nuba – Menschen wie von einem anderen Stern (List 1973, Deutscher Taschenbuch Verlag 1982, Ullstein 1990)
  • Die Nuba von Kau (List 1976, Deutscher Taschenbuch Verlag 1982, Ullstein 1991, Komet 1999 und 2006)
  • Korallengärten (List 1978, Deutscher Taschenbuch Verlag 1982, Ullstein 1991)
  • Mein Afrika (List 1982)
  • Wunder unter Wasser (Herbig 1990)
  • Africa (Taschen 2005 und 2010)

Servalan 21.09.2023 16:59

Der Iraner Abbas Kiarostami (1940 - 2016) gilt als einer der großen Regisseure des Weltkinos.
Nachdem er sein Studium an der Teheraner Akademie der Bildenden Künste mit einem Bachelor abgeschlossen hatte, verdiente er sich als Maler und Grafiker seinen Lebensunterhalt. Erst 1970 wandte er sich dem Film zu.
Zitat:

Having taken to photography as a cathartic form of expression at a time when he couldn’t make movies because of the Iranian revolution of 1979, his picturemaking mirrored his cinema, or is it the other way around, in that it was a serendipitous gathering of poetry and emotion. “Photography is the mother of cinema,” he had once said, in a comment that is not only a historical way of describing the relationship between the two art forms, but also perhaps, his assessment of his own art practice.
(Raj Lalwani für Better Photography 2021)

Ausstellungen seiner Fotografien fanden unter anderem in folgenden Museen statt:
  • im Victoria & Albert Museum in London 2005
  • im Museum of Modern Art PS1 in Queens, New York City 2007
  • im Centre Georges Pompidou in Paris 2007 - 2008
Seine Fotografien erschienen auch in Büchern respektive Katalogen:
  • Photographies. Photographs. Fotografie. (Hazan Editeur 1999 und 2002)
  • Abbas Kiarostami. Photo Collection (Iranian Art Publishing 2000)
  • Abbas Kiarostami. Una poética de lo real (Fundación Malba 2006)
  • Pluie et vent (Gallimard 2008)
  • Abbas Kiarostami. Images, Still and Moving (Hatje Cantz 2013)
  • Abbas Kiarostami. A Window Into Life (Nazar 2014)

Servalan 02.11.2023 15:45

Der Singer-Songwriter Bob Dylan (Jahrgang 1941), bürgerlich Robert Allen Zimmerman, erhielt 2016 als erster Musiker den Nobelpreis für Literatur. Mittlerweile dürfte er eine Person der Zeitgeschichte sein, wozu auch sein vielfältiges Wirken beiträgt. Neben seinem Interesse für Literatur, betätigt er sich als Zeichner, Maler und Bildhauer.

Seine ersten Veröffentlichungen waren Gemälde von ihm, die als Cover verwendet wurden: 1968 für das Album Music from Big Pink von The Band und 1970 für sein eigenes Album Self Portrait. Weitere Cover folgten.
Seine Schwarzweißzeichnungen entstehen überwiegend mit Bleistift und Kohle und wurden erstmals 1994 veröffentlicht. Nachdem er diese in einem aufwendigen Verfahren koloriert hatte, zeigten die Kunstsammlungen Chemnitz Interesse und organisierten Dylans erste Kunstausstellung The Drawn Blank Series – Aquarelle und Gouachen. Sie sollte vom Oktober 2007 bis zum Februar 2008 laufen, wurde jedoch bis Ostern 2008 verlängert.
Von September 2010 bis April 2011 stellte Statens Museum for Kunst | Dänische Nationalgalerie in Kopenhagen 40 großformatige Acrylgemälde unter dem Titel The Brazil Series aus. Danach stellte er mehrfach in der Gagosian Gallery aus, die 16 internationale Filialen hat.
Die Ausstellung Mood Swings in der Londoner Halcyon Gallery zeigte 2013 sieben von Dylan entworfene und selbst geschweißte Gartentore.
Die größte Retrospektive fand mit über 250 Werken 2019 im Modern Art Museum in Shanghai statt.

Von ihm liegen bisher folgende Kataloge und Kunstbücher vor:
  • Drawn Blank (Random House 1994)
  • The Drawn Blank Series (Prestel 2008)
  • The Brazil Series (Prestel 2010)
  • The Asia Series (Gagosian Gallery 2011)
  • Revisionist Art: Thirty Works by Bob Dylan (Abrams 2013)
  • Bob Dylan: Face Value (National Portrait Gallery 2014)
  • The Beaten Path (Halcyon Gallery 2016)
  • Mondo Scripto (Halcyon Gallery 2018)
  • Bob Dylan: Retrospectrum (Skira Editore 2023)

Servalan 05.11.2023 12:10

Die britische Regisseurin Sam Taylor-Johnson (Jahrgang 1967) begann ihre Karriere mit Pastiches als Teil der Young British Artists Anfang der 1990er Jahre. Von 1997 bis 2008 war sie mit dem Kunsthändler und Galeristen Jeremy Michael "Jay" Jopling verheiratet, mit dem sie zwei Töchter hat.

Ihr Debüt gibt sie 1993 mit der künstlerischen Fotografie 26 October 1993, die in Zusammenarbeit mit Henry Bond entstand. Danach entstanden Videoarbeiten mit mehreren Monitoren. Ihre erste Einzelausstellung fand im September und Oktober 1996 in der Chisenhale Gallery im Londoner East End statt.
2000 gestaltete das abgehängte Gerüst um die Londoner Filiale des Kaufhauses Selfridges & Co., der restauriert wurde, mit Fotodrucken. Im Auftrag der National Portrait Gallery, London, erstellte sie ein Videoporträt von David Beckham. Ihre berühmteste Arbeit ist wahrscheinlich die Fotoserie Crying Men, die sie mit Hollywoods Prominenz inszeniert hat. 2006 veranstaltete das BALTIC Centre for Contemporary Art, Gateshead, eine Werkschau. 2014 fand in der Saatchi Gallery, London, ihre Ausstellung Second Floor statt, die in 34 Fotografien die Privaträume von Coco Chanel in der Rue Cambon 31, Paris, zeigt.

Auf der Webseite Artimage heißt es über ihre Kunst:
Zitat:

Her fine art interrogates ideas of interior and exterior identity, her own included. Her photography and video work allows for minute consideration of what defines our sense of self.
Wie hoch ihre Kunst wertgeschätzt wird, zeigt sich an ihren Auszeichnungen. 1998 wurde sie für den Turner Prize nominiert, der wichtigste Kunstpreis im Vereinigten Königreich, der internationale Resonanz hat. 1997 gewann sie auf der Biennale di Venezia den Illy Café Prize für den vielversprechendsten Künstler. 2011 wurde sie für ihre künstlerischen Verdienste bei den Birthday Honours zum Officer of the Order of the British Empire ernannt, eine der höchsten Auszeichnungen des Vereinigten Königreichs.

Servalan 06.11.2023 16:33

Der deutsche Regisseur Benjamin Heisenberg (Jahrgang 1974) wird stilistisch zur Berliner Schule gerechnet.

Seine Ausbildung zum Bildenden Künstler fand in zwei Stufen statt. Nach seinen Abitur studierte er von 1993 bis 1999 Bildhauerei bei Olaf Metzel (Jahrgang 1952) an der Akademie der Bildenden Künste München (ADBK), wo er 2000 sein Diplom erhielt. Zwischen 1995 und 1997 war er Assistent von Walter Grasskamp (Jahrgang 1950) am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Akademie. Heisenberg zählte zu den drei Jahrgangsbesten, weshalb er mit dem Debütantenpreis ausgezeichnet wurde.
Dennoch startete er seine Künstlerkarriere mit gemeinschaftlichen Ausstellungen. Folgende Einzelausstellungen möchte ich hier anbringen:
  • Benjamin Ebensperger in der Galerie Ebensperger Berlin im Februar und März 2011
  • Benjamin Heisenberg. Money Changes Everything in der Galerie Ebensperger Berlin vom 7. November bis zum 19. Dezember 2015
  • Benjamin Heisenberg. Ausradiert in der Galerie Ebensperger Berlin vom 12. Januar bis zum 21. Februar 2016
  • Benjamin Heisenberg. Maximal Persönlich in der Galerie Ebensperger Graz vom 26. Mai bis zum 2. Juli 2016
  • Benjamin Heisenberg. Stabile Seitenlage in der Galerie Ebensperger Berlin 1. Juni bis zum 1. Juli 2017
  • Benjamin Heisenberg. Sunny Side Up in der Galerie Ebensperger Salzburg vom 19. Mai bis zum 30. Juni 2018
  • Benjamin Heisenberg. Twelve Angry Men (Die zwölf Geschworenen), in der Galerie Art Berlin vom 27. September bis zum 30. September 2018 und in der Galerie Neulich in Hernals, Wien, vom 15. November 2019 bis zum 30. Januar 2020
  • Benjamin Heisenberg. Americana, in der Galerie Ebensperger Berlin vom 18. März bis zum 18. April 2021
  • Benjamin Heisenberg. Americana (But Not Us), in der Ebensperger Vitrine Graz vom 26. März bis zum 16. Mai 2021
Sein bedeutendstes Kunstwerk dürfte die permanente Installation Brienner 45 am NS-Dokumentationszentrum München sein, das sich auf die Parteizentrale der Nationalsozialistischen Partei NSDAP in München, des sogenannten Braunen Hauses, bezieht. Nach einem Konzept der Brüder Benjamin Heisenberg und Emanuel Heisenberg sowie Elisophie Eulenburg wurde im April 2015 das Kunst-am-Bau-Werk fertiggestellt.

Servalan 08.11.2023 15:36

Der Regisseur Wim Wenders (Jahrgang 1945) verstand sich in erster Linie als Bildermacher. Nach einem Studium der Medizin und der Philosophie führte ihn sein Weg 1966 nach Frankreich. Dort arbeitete er am Montparnasse im Atelier des deutsch-französischen Grafikers Johnny Friedlaender (1912 - 1992) als Radierer.

Schon seit den 1980ern fotografiert er leidenschaftlich gern, vorwiegend auf seinen Reisen rund um den Globus. Sein erstes Langzeitprojekt Pictures from the Surface of the Earth verfolgte er 20 Jahre lang.
1986 fand seine erste Wanderausstellung, Written in the West, statt, die bis 1992 folgende internationale Stationen vorweisen konnte: Centre Georges Pompidou, Paris; Encontros de Fotografia, Coimbra; Palazzo della Triennale di Milano; Film Society of Miami; Goethe Institut, Stockholm; Goethe Institut, Kopenhagen; Saint-Yrieix-La-Perche; Städtische Galerie Schwarzes Kloster, Freiburg im Breisgau.
In der englischen Wikipedia findet sich eine ausführliche Liste weiterer Ausstellungen.

Bislang liegen von ihm und über ihn folgende Kataloge und Fotobücher vor:
  • Written in the West. Photographien aus dem amerikanischen Westen (Schirmer/Mosel 1987)
  • Peter-Klaus Schuster (Hrsg.): Bilder von der Oberfläche der Erde (Schirmer/Mosel 2001)
  • Laura Schmidt und Matt Watkins (Hrsg.): Places, strange and quiet (Hatje Cantz 2011)
  • 4 Real & True 2. Wim Wenders. Landschaften. Photographien (Schirmer/Mosel 2015)
Zu seinem 75. Geburtstag porträtierte ihn 2020 das Kunstmagazin Monopol. In dem Beitrag von Jens Hinrichsen wird er mit folgenden Worten zitiert:
Zitat:

Vor fünf Jahren fragte ich Wim Wenders, ob er sich für die Fotografie oder das Kino entscheiden würde, wenn er denn müsste. Ohne sich lange zu winden, nannte er das Fotografieren (...)
"Ich könnte eher aufs Filmemachen verzichten" (...)
["] Irgendwann bin ich nur noch auf Reisen gegangen, um zu fotografieren. Inzwischen ist die Fotografie die Hälfte meines Lebens geworden." (...)
"Eigentlich fotografiere ich Menschen", sagt Wenders, "nur finde ich, dass die Orte besser ohne sie von ihnen erzählen. Sagen wir: Ich zeige die Spuren von Menschen. Und ich kann mich nur mit dem Negativ auf einen Dialog mit dem Ort einlassen. Ich will das Bild aber auf keinen Fall schon sehen, wenn ich es mache. Ein Bild, das sofort auf einem digitalen Screen auftaucht würde meine Arbeit unmöglich machen. Das sofortige Ergebnis unterbräche das Zwiegespräch mit dem Ort."

Nante 08.11.2023 17:22

Zitat:

Nach einem Studium der Medizin und der Philosophie...
Das hat jetzt zwar eigentlich nichts mit seinem Kunstschaffen zu tun, aber bis 1966 dürfte er maximal mal kurz in beide Studiengänge "hinein gerochen" haben.[QUOTE]

Servalan 08.11.2023 17:42

Bei Wikipedia ändert sich ja alle naslang etwas. Jetzt steht dort sehr detailliert - wer weiß, wann das wieder redigiert wird:
Zitat:

Nach dem Abitur 1963 studierte er zunächst zwei Semester Medizin in München, dann ein Semester Philosophie in Freiburg und schließlich ein Semester Soziologie in Düsseldorf.
Mir ging es hauptsächlich darum, dass Wenders anfangs noch gesucht hat, womit er sich den Rest seines Lebens beschäftigen wollte. Die Fächer an der Universität vermitteln ein ziemlich orientierungsloses Bild.

Servalan 05.12.2023 16:35

Die berühmtesten Werke des Schriftstellers Heinrich Mann (1871 - 1950) dürften die beiden Romane Professor Unrat und Der Untertan sein, deren Verfilmungen vermutlich noch populärer sind.

Seine Zeichnungen wurden erst posthum in Veröffentlichungen gewürdigt:
  • Die ersten zwanzig Jahre. 35 Zeichnungen (Aufbau Verlag 1975)
  • Volker Skierka (Hrsg.): Liebschaften und Greuelmärchen. Die unbekannten Zeichnungen von Heinrich Mann (Steidl 2001) | Love Affairs and Tales of Atrocity. Heinrich Mann's Unknown Drawings (Steidl 2002)
Das zweite Buch wurde zum Beispiel von Elke Schmitter mit einer drei Seiten langen Rezension im Spiegel 34/2001 (Seite 172-174) bedacht.

Servalan 20.02.2024 15:17

Der Schauspieler und Synchronsprecher Benjamin Völz (Jahrgang 1960) ist der Sohn von Wolfgang Völz. Als Musiker und Maler nutzt er das Pseudonym Ben Gash. Sein musikalisches Wirken erstreckt sich von Schlagzeug und Bass bis zum Gesang. Eine seiner Singles hielt sich 1981 mehrere Wochen in den Top Ten der Berliner Indie Charts.

Ben Gash besitzt ein Atelier in Berlin und kann seit Beginn der 2000er Jahre auf mehrere Einzel- und Gruppenausstellungen verweisen. In der Casa Tegoyo auf Lanzarote befindet sich eine Dauerausstellung.

In einem Bericht der Welt über eine Versteigerung von zeitgenössischer Kunst zu Gunsten der Berliner Aidshilfe von 2005 heißt es:
Zitat:

Welchen Lieblingsmaler hat er selbst? Völz strahlend: "Ben Gash!" Dessen Bild "Die Rettung des heiligen Piscarius" war übrigens unter den verkauften Bildern. Nur wenige wissen indes, daß Ben Gash der Künstlername von Völz-Sohn Benjamin ist. Die Begabung liegt in der Familie, denn sein Großvater mütterlicherseits, Heinz Karwath, ist Kunstmaler.

Servalan 16.03.2024 14:51

In seiner 60jährigen Laufbahn hat der Regisseur John Huston (1906 - 1987) den Stil des US-Kinos mitgeprägt und etliche Klassiker auf die Leinwand gebracht.

Als junger Mann studierte er einige Monate der Smith School of Art in Los Angeles, war aber von der trockenen Lehre und nüchternen Disziplin enttäuscht; später nahm sein Kunstschulstudium an der Art Students League of New York wieder auf. Zeitlebens malte er und besaß in jeder seiner Wohnungen ein Studio. In seiner Autobiographie ... mehr als nur ein Leben schrieb er, nichts habe eine wichtigere Rolle in seinem Leben gespielt.
Karl French schrieb 2004 im Granta Magazin Ausgabe 86 über ihn:
Zitat:

He was fascinated by the Cubists, and by the American school of Synchronism. (...) He continued to paint throughout his life. Huston had studios in each of his homes, notably St Clerans in Galway, Ireland, a house that also contained much of his art collection, ranging from Paul Klee paintings to his impressive hoard of Pre-Columbian art.
Wenn immer es ihm möglich war, besuchte er Galerien und Museen, um europäische Meister wie Cézanne, Monet und Seurat zu studieren. Außerdem plante er ein Buch über französische Malerei, das aber nie zustande kam. Wie stark er für die Kunst brannte, zeigt eine abschließende Anekdote aus The London Magazine:
Zitat:

It is entirely fitting that at the end of his life Huston’s daughter Anjelica got special permission to push the wheelchair-bound invalid through the Metropolitan Museum of Art after closing hours for a final gaze at his beloved masterpieces.
Zudem sammelte er Kunst und besaß eine bemerkenswerte Sammlung präkolumbianischer Kunst.
Über seine Sammelleidenschaft heißt es im The London Magazine:
Zitat:

He was a serious artist and connoisseur, and a lavish collector (even when he had very little money) of paintings, sculpture, masks and furniture. His art collection was among the best in Hollywood, and his knowledge and expertise in the visual arts, a kind of museum without walls, found their way into ten of his films. His best work had a perfection of visual detail, innovative colour and subtle texture that enhanced the historical context of the drama and illuminated the themes. (...)
As a collector, Huston had catholic tastes and preferred not to specialise. (...) He preferred primitive to Greco-Roman art, and owned a lot of readily available pre-Columbian statues – most of them smuggled out of Mexico and some of them fake – and many Japanese and West African tribal masks. (...)
Huston owned paintings by Paul Klee, Maurice Utrillo, Amedeo Modigliani, Chaim Soutine, Rufino Tamayo and the American Expressionist Morris Graves.

Servalan 18.03.2024 13:47

Der indische Regisseur Satyajit Ray (1921 - 1992) stammt aus einer bengalischen Künstlerfamilie. Mit seiner Apu-Trilogie etablierte er in den 1950er Jahren den unabhängigen indischen Film auf den internationalen Filmfestivals in Cannes und Berlin, so dass seine Werke heute Klassiker der Filmgeschichte sind.

Nachdem Ray Ökonomie in Kalkutta studiert hatte, besuchte er zweieinhalb Jahre die von Rabindranath Tagore gegründete Universität Vishva-Barti in Shantiniketan, wo er Kunst studierte. Dort lernte er chinesische Landschaftsmalerei, japanische Holzschnitte und Miniaturen sowie indische Kunst und Bildhauerei kennen, die für ihn zum Augenöffner wurden.
1942 veröffentlichte er seine erste von insgesamt 1.500 Illustrationen im Magazin Mouchak. Bei der britischen Werbeagentur D J Keymer trat er im April 1943 seine Stellung als Junior Visual Artist an. Als der Chef der Werbeagentur später seinen eigenen Verlag gründete, Signet Press, schuf Ray für ihn bis 1955 Cover und Titel von 90 Büchern.
Er illustrierte auch seine eigenen literarischen Geschichten, gestaltete Logos und Plakate, darunter später die Poster seiner eigenen Filme. Berühmt war er als Typograph und Kalligraph für seine einfallsreiche Gestaltung in lateinischen und bengalischen Schriften, zudem erfand die vier Fonts Ray Roman, Ray Bizarre, Daphnis und Holiday Script sowie zahlreiche bengalische Fonts.
Statt Drehbücher zu schreiben, gestaltete er Storyboards, mit denen er bei Produzenten um finanzielle Unterstützung warb. Er gestaltete Kostüme für seine Filme ebenso wie die Werbekampagnen für seine Werke.

Servalan 23.03.2024 15:26

Über einen Zeitraum von 57 Jahren schuf der Regisseur Akira Kurosawa | 黒澤明 (1910 - 1998) 30 Filme, von denen etliche Klassiker geworden sind.

In der Schule entdeckte er die Kunst für sich, wozu ihn ein Lehrer ermunterte. Dabei wurde er sowohl von der japanischen Malerei als auch von europäischen Impressionisten und Expressionisten beeinflußt; genannt werden hier Chagall, Rouault, Van Gogh und Cézanne. 1928 nahm Kurosawa als 17jähriger an der renommierten Nika Kunstausstellung teil. Zugunsten des Kinos ließ er in den 1930er Jahren von seiner Kunst ab.
Erst 1978 nutzte er wieder Pinsel und Stifte um für seine Filme Kagemusha, Ran, Dreams und Madadayo Storyboards zu erstellen.

Nach seinem Tod ehrte ihn das Petit Palais, Musée des Beaux-Arts, Paris mit einer Ausstellung von 87 Gemälden, Akira Kurosawa, Dessins, die vom 16. Oktober 2008 bis zum 11. Januar 2009 lief. Danach wurde diese Ausstellung vom 10. Februar 2009 bis zum 26. April 2009 im Rahmen des 28. Internationalen Filmfestivals Istanbul im Pera Museum gezeigt.

Alexander Yanakiev schreibt über Kurosawas Gemälde:
Zitat:

Kurosawa was only 17 years old when his works were presented for the first time at the Nika Art Exhibition. (...)
Visitors admire Kurosawa’s mastery of all different techniques. His drawings are realized with ink, crayons, watercolors or pastels. The colors are very deep and alive. Most are static, and only in some drawings there is a sense of movement. In this respect, they are quite different from his films. (...)
But I think that these paintings are much more than a pragmatic resource to assist in the realization of the film. I believe that Kurosawa himself regarded them as something with their own value. An argument in this direction is also the fact that some of the drawings are signed.

Servalan 24.03.2024 16:20

Die kanadische Electroclash-Sängerin und Musikproduzentin Peaches (Jahrgang 1966), bürgerlich Merrill Beth Nisker, bewegte sich mit ihren Auftritten vom Punk immer weiter in Richtung künstlerischer Performance.
Beispielsweise inszenierte zum zehnjährigen Bühnenjubiläum der Trash-Feministin und Pop-Ikone das Hebbel am Ufer (HAU) in Berlin im Oktober 2010 das Musical Peaches does herself, über das Der Spiegel ausführlich berichtete.

Ihre erste Einzelausstellung Whose Jizz Is This? wurde vom 10. August 2019 bis zum 20. Oktober 2019 vom Kunstverein Hamburg ausgerichtet, die Bettina Steinbrügge kuratiert hat.


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