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Mick Baxter 02.06.2015 20:50

Wer mehr über das Forschungsprojekt erfahren möchte, kann ja mal hier schauen (man muß sich halt beim bösen Facebook anmelden und Einlaß in die geschlossene Gruppe – da wird aber jeder reingelassen – begehren).

underduck 02.06.2015 21:36

Und genau das ist hier so nicht erwünscht, bester Mick.

Keine Ahnung, warum man sich ausgerechnet auf facebook in eine abgeschottete Gemeinschaft packen lässt, an die an die aber Jeder rankommen kann, wenn er sich nur in Amerika registriert. :gaga:

kwimbi 06.06.2015 21:56

Es ist keine abgeschottete Gemeinschaft. Man kann sich dort auf Facebook in der Gruppe darüber informieren und beteiligen. Wer das nicht möchte, bleibt halt draussen. --
Andere Frage: Wieso wird hier eigentlich allgemein soviel Häme über dieses Forschungsprojekt ausgeschüttet?
Lehrt jemand hier im Forum an einer Uni oder FH Comicgeschichte oder Rezeption oder beschäftigt sich dort mit dem Leserverhalten oder Ähnlichem?

74basti 06.06.2015 22:10

:danke: an Eck:lesen:rt für den informativen Vortrag über die frühen Comics in Großbritannien bis 1918.
Dass so viele Jahrhunderte alte Sprechblasen gezeigt werden konnten, hat mich sehr erstaunt, zeigt aber wieder einmal: Man lernt nie aus!
Ein paar Bilder habe ich gemacht und stelle sie (sofern gewünscht) gerne ein, sobald ich wieder zuhause bin. :wink:

Servalan 06.06.2015 23:36

Zitat:

Zitat von kwimbi (Beitrag 500552)
Andere Frage: Wieso wird hier eigentlich allgemein soviel Häme über dieses Forschungsprojekt ausgeschüttet?

"Allgemeine Häme" finde ich übertrieben.
Du vergißt dabei die Grundvoraussetzungen: Bis sich die Universitäten dazu herabgelassen haben, das Thema Comic mit der spitzen Kneifzange anzufassen, haben in der Regel Fans die Kärrnerarbeit geleistet.
Jahrzehntelang habe sich Freunde des Medium kostenlos und ihrer Freizeit unermüdlich eingesetzt, verstaubte Vorurteile auf den Müllhaufen der Geschichte abzuladen. Die Kosten haben sie aus eigener Tasche finanziert. Verglichen damit wirkt die Fördersumme von zwei Millionen Euro unverhältnismäßig, weil das im Fandom gut und gerne für ein halbes Jahrhundert gereicht hätte.

Die Universitäten haben sich erst gemeldet, als alles in trockenen Tüchern war. Wer vorher damit angefangen hat, zum Beispiel die Professoren Grünewald und Dolle-Weinkauff, der war ein versprengter Einzelgänger, der bestenfalls von seinen Kollegen als "harmloser Spinner" betrachtet wurde und schlimmstenfalls Karrierenachteile dafür in kaufnehmen mußte.

Jetzt hat sich der Effekt ins Gegenteil verkehrt, und eine neue Generation heimst Lorbeeren dafür ein, weil sie erntet, was frühere Generationen im mühsam kultivierten Boden gesät haben.
Außerdem tragen all jene Akademiker zum vergifteten Klima bei, die frech und naßforsch aus Fandom-Quellen zitieren, ohne diese zu nennen. Da wird das Wissen geplündert, und andererseits werden die verkannt und verachtet, die dieses Wissen geschaffen haben.

Zitat:

Zitat von kwimbi (Beitrag 500552)
Lehrt jemand hier im Forum an einer Uni oder FH Comicgeschichte oder Rezeption oder beschäftigt sich dort mit dem Leserverhalten oder Ähnlichem?

Du wirst dich wundern: Viele hier im Forum haben schon mal an Universitäten Vorträge gehalten und wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht - meist jedoch nur für einen feuchten Händedruck oder ein Appel und ein Ei.

kwimbi 08.06.2015 21:08

Danke für die Ausführungen. Ich hab die Grundvoraussetzungen gar nicht vergessen, ich finde nur trotzdem, dass man sich jetzt erst recht mit Comicforschung auch an den Universitäten auseinandersetzen sollte. Dass Leute wie Dolle-Weinkauf verlacht wurden, bedeutet ja nicht, dass man deswegen jetzt keine akademische Forschung und Lehre betreiben soll.
War jemand hier in München bei dem Panel zum "Stand der akademischen Comicforschung"?
Ich las, dass Eckart Sackmann zwar zum Austausch eingeladen war, aber nicht gekommen ist. Stattdessen liess er wohl ein Statement verlesen, dass die anderen Comicforschenden, die eingeladen hatten als "Schaumschläger", "Karnickelzüchterverein" und Anderes betitelte. Ob das wörtlich so stimmt oder nicht, sei dahingestellt, aber:
Einer Einladung fernbleiben und in Abwesenheit ein Statement verlesen lassen, das die Anderen Forschenden beschimpft, geht jetzt nicht unbedingt als konstruktives Angebot zur Zusammenarbeit in die Geschichte ein, würde ich vermuten.
Schade, dass man diese Chance zum Gespräch nicht nutzt. Vom Austausch könnten doch vielleicht beide Seiten profitieren.

rotoava 08.06.2015 21:46

Zu dem Forschungsprojekt, gehe davon aus, dass das im Rahmen dieser Ausschreibung geschehen ist:
http://www.bmbf.de/foerderungen/21126.php
Wobei dort was von bis zu vier Stellen steht, was nicht zu den 1.9 Millionen passt, scheint da hat sich noch was an den Bedingungen geändert. Oder aber es haben sich zwei Anträge zusammengetan, da zwei Unis involviert sind.

Ist denen also gelungen unter dem Modethema der eHumanities Comicforschung als exemplarischen Anwendungsfall für Technologie- und Methodenentwicklung unterzubringen und Geld dafür zu generieren. Ist ja nicht so, dass dadurch Comicforschern Geld weggenommen wurde...

rotoava 08.06.2015 21:47

Übrigens, auf kanadischer Seite gibt es da auch ein frisch gefördertes Projekt:
http://www.whatwerecomics.com/

underduck 08.06.2015 22:42

Hallo Jochen,

es macht hier keinen echten Sinn, einfach Links in Fremdsprache einzustellen. Wenn man hier etwas sagen möchte, dann sollte man es bitte in der Sprache des Forums machen, oder gleich eine verständliche Übersetzung anbieten.

Vielen Dank

Mick Baxter 09.06.2015 00:29

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 500554)
Du vergißt dabei die Grundvoraussetzungen: Bis sich die Universitäten dazu herabgelassen haben, das Thema Comic mit der spitzen Kneifzange anzufassen, haben in der Regel Fans die Kärrnerarbeit geleistet.

Den umgekehrten Fall fändest du nicht völlig absurd? Natürlich beschäftigen sich zuerst die Fans mit einem trivialen Thema, dann die Journalisten und zuletzt die Wissenschaft.

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 500554)
Jahrzehntelang habe sich Freunde des Medium kostenlos und ihrer Freizeit unermüdlich eingesetzt, verstaubte Vorurteile auf den Müllhaufen der Geschichte abzuladen. Die Kosten haben sie aus eigener Tasche finanziert. Verglichen damit wirkt die Fördersumme von zwei Millionen Euro unverhältnismäßig, weil das im Fandom gut und gerne für ein halbes Jahrhundert gereicht hätte.

Was für ein Quark. Natürlich wird wissenschaftliche Forschung im Rahmen einer staatlichen Förderungen professionell und mit hochwertigem Equipment betrieben (wer ein Projekt wie das beschriebene betreibt, sollte das nicht auf veralteten Rechnern und am Feierabend machen müssen).

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 500554)
Jetzt hat sich der Effekt ins Gegenteil verkehrt, und eine neue Generation heimst Lorbeeren dafür ein, weil sie erntet, was frühere Generationen im mühsam kultivierten Boden gesät haben.

An einem solchen Antrag an die DFG arbeitet man gut zwei Jahre und nur jeder fünfte Antrag wird bewilligt.

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 500554)
Außerdem tragen all jene Akademiker zum vergifteten Klima bei, die frech und naßforsch aus Fandom-Quellen zitieren, ohne diese zu nennen. Da wird das Wissen geplündert, und andererseits werden die verkannt und verachtet, die dieses Wissen geschaffen haben.

Quellen zu verschweigen ist unwissenschaftlich, damit erntet man langfristig keine Lorbeeren.


Zitat:

Zitat von kwimbi (Beitrag 500644)
War jemand hier in München bei dem Panel zum "Stand der akademischen Comicforschung"?
Ich las, dass Eckart Sackmann zwar zum Austausch eingeladen war, aber nicht gekommen ist. Stattdessen liess er wohl ein Statement verlesen, dass die anderen Comicforschenden, die eingeladen hatten als "Schaumschläger", "Karnickelzüchterverein" und Anderes betitelte. Ob das wörtlich so stimmt oder nicht, sei dahingestellt, aber:
Einer Einladung fernbleiben und in Abwesenheit ein Statement verlesen lassen, das die Anderen Forschenden beschimpft, geht jetzt nicht unbedingt als konstruktives Angebot zur Zusammenarbeit in die Geschichte ein, würde ich vermuten.
Schade, dass man diese Chance zum Gespräch nicht nutzt. Vom Austausch könnten doch vielleicht beide Seiten profitieren.

Ich saß bei dem Panel auf dem Podium, und ich war auch bei Eckarts "öffentlichen Gespräch" am Vortag. Eine Darstellung der Ereignisse und eine Diskussion darüber kann leider nicht in einem von Eckart moderierten Forum stattfinden.

Hinnerk 09.06.2015 01:19

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500673)
Natürlich beschäftigen sich zuerst die Fans mit einem trivialen Thema, dann die Journalisten und zuletzt die Wissenschaft.

Diese "Theorie" finde ich sehr erheiternd. Die Quellen legst du sicher nach, oder sind wir noch im Fan-Stadium? Muss nicht umfassend sein, aber für das Wort 'natürlich' gibt es bestimmt eine interessante Studie zum Ablauf der Beschäftigung mit Trivia. [:Smiley mit Wasserkocher]

Mick Baxter 09.06.2015 03:56

Daß die Fans sich zuerst mit einer Sache beschäftigen, ist doch wohl selbsterklärend. Wer denn sonst? Und wenn die Journalisten sich erst nach der universitären Forschung damit beschäftigen, haben sie schlicht gepennt.

eck@rt 09.06.2015 07:49

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500673)
Ich saß bei dem Panel auf dem Podium, und ich war auch bei Eckarts "öffentlichen Gespräch" am Vortag. Eine Darstellung der Ereignisse und eine Diskussion darüber kann leider nicht in einem von Eckart moderierten Forum stattfinden.

Warum auch? Ich habe gesagt, dass mir meine Zeit für Diskussionen darüber, was mir an der ComFor nicht gefällt, zu schade ist. Ich habe meine Meinung ja in Bd. 10 von "Deutsche Comicforschung" ausführlich dargelegt. Wer immer sich dazu äußern will, kann das also auch ohne mich tun. Im Gegensatz zum Usus habe ich nichts dagegen, dass man mich in meiner Abwesenheit kritisiert.

Zitat:

Zitat von kwimbi
Einer Einladung fernbleiben und in Abwesenheit ein Statement verlesen lassen, das die Anderen Forschenden beschimpft, geht jetzt nicht unbedingt als konstruktives Angebot zur Zusammenarbeit in die Geschichte ein, würde ich vermuten.

Ich habe mich jahrelang als Vorstandsmitglied in die ComFor eingebracht. Das muss doch wohl reichen. Ich muss und will nicht mit jemandem zusammenarbeiten, der meiner Meinung nach nicht gut arbeitet. Geschweige denn auch noch darüber "diskutieren".

eck;)rt

Servalan 09.06.2015 10:05

Zitat:

Zitat von kwimbi (Beitrag 500644)
Danke für die Ausführungen. Ich hab die Grundvoraussetzungen gar nicht vergessen, ich finde nur trotzdem, dass man sich jetzt erst recht mit Comicforschung auch an den Universitäten auseinandersetzen sollte. Dass Leute wie Dolle-Weinkauf verlacht wurden, bedeutet ja nicht, dass man deswegen jetzt keine akademische Forschung und Lehre betreiben soll.

Das habe ich weder gemeint noch geschrieben.
Mir geht es nicht darum, über jemanden den Stab zu brechen, aber Forschung und Lehre sind nur Teil dessen, was Professoren machen müssen. Ich erinnere mich noch gut, wie einer meiner Professoren von einer Berliner Universität regelrecht an eine Provinzuni geflohen ist, weil er das Gefühl hatte, von einer Fehde zwischen zwei alteingesessenen Kollegen zerrieben zu werden. Hinzu kommen bürokratische Verpflichtungen die teilweise auf den prekär bezahlten akademischen Mittelbau abgeschoben werden. Daß jetzt vermehrt Drittmittel eingeworben werden (müssen), trägt nicht gerade zur Konzentration auf das Wichtige in der Forschung bei - der Tag hat nur 24 Stunden, und die sind irgendwann vorbei.
Ich habe großen Respekt vor Leuten wie Grünewald und Dolle-Weinkauff, die über Jahrzehnte das heikle Wort 'Comic' umschreiben mußten, wollten sie nicht anecken. Was sie geschrieben haben, das gibt es jetzt.
Solange es innerhalb der Universität keine geregelte Zuständigkeit gab und Einzelkämpfer das Bild bestimmten, mußten sie davon ausgehen, daß ihre Lehrstühle spätestens nach ihrer Emeritierung wieder einkassiert werden. Das heißt, ihr wissenschaftlicher Nachwuchs ging ein wesentlich höheres Risiko ein als beispielsweise diejenigen, die sich über Klassiker wie Goethe, Kafka oder Mann habilitieren und promovieren. Das dünne Eis hätte brechen können ...
In dieser Hinsicht waren Leute wie Grünewald und Dolle-Weinkauff Fans, die rein zufällig einen Professorentitel hatten. Wie Pioniere in Feindesland haben die vorsichtig ihre Comickenntnisse eingebracht.

Zur Zeit ist Comicforschung hip. Aber wer prüft, wie fundiert die Comickenntnisse sind? Mich beschleicht dabei das Unbehagen, daß in solch einem Fall der Blinde den Einäugigen durchwinkt, weil das bei der Politik und anderen Eliten gut ankommt.

underduck 09.06.2015 10:19

Ich habe jetzt mal den Themen-Titel geändert, da es schon Anfragen in diese Richtung gab.

Hier geht es zum Comicfestival-München-Forum

Jähling 09.06.2015 11:40

Grundsätzlich ist es sicher zu begrüßen, wenn sich auch Unis mit Comics beschäftigen. Hat wahrscheinlich auch hier niemand was gegen. Problematisch sind wohl eher die fast zwei Millionen Euro, die da an Leute gehen, deren Ahnung vom Stoff sich, sagen wir, nicht so direkt aus dem Projektantrag herauslesen lässt.

Mich haben sie ja mit der Konzentration auf Graphic Novels verloren. Keine Ahnung, ob sie das aus Angst vor geldgeberseitigen Vorurteilen da reingeschrieben haben oder weil sie selber nicht glauben, dass sich in schnöden Allerweltscomics irgendwas erkennen lässt, aber Vertrauen in deren Ansatz und vor allem in deren Ergebnisse (sowohl deren Verallgemeinbarkeit als auch deren entwicklungsgeschichtliche Einbettung, selbst wenn sie sich "nur" auf Stilelemente konzentrieren) weckt das nicht.

Servalan 09.06.2015 15:43

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500673)
Den umgekehrten Fall fändest du nicht völlig absurd? Natürlich beschäftigen sich zuerst die Fans mit einem trivialen Thema, dann die Journalisten und zuletzt die Wissenschaft.

So natürlich finde ich das gar nicht. Wissenschaften können auch aus anderen Wissenschaften entstehen.
Was ich für unvermeidlich halte, ist die Tatsache, daß es eine Grundlage geben muß, auf der eine Wissenschaft aufbauen kann. Theoretisch könnte es schnurz sein, wo diese Grundlage herkommt. Aber wenn sich eine Wissenschaft etabliert, braucht sie eine Rechtfertigung, und da wird oft ein Gründungsmythos herbeigezaubert: Was vorher geschehen ist, hat das Fußvolk der Studentinnen und Studenten, der jungen Wissenschaftler nicht mehr zu interessieren.
Den Wikipedia-Artikel "Citizen Science (Bürgerwissenschaft)" finde ich in der Hinsicht aufschlußreich.
Zitat:

Bis zur Spezialisierung der Wissenschaften Ende des 18. Jahrhunderts, dem Aufkommen von technischen Universitäten und der Ausbildung eines modernen Wissenschaftsbetriebs war die Citizen Science sogar die Regel, von Francis Bacon über Isaac Newton und Leibniz bis Benjamin Franklin, Charles Darwin und Karl Marx. Im 19. Jahrhundert entstanden bürgerschaftlich getragene wissenschaftliche Vereine z. B. zur Naturkunde. Die eigenständigen Forschungsverbünde konnten selbstbestimmten Forschungsprogrammen folgen und eine andere Art von Wissen fördern als das an Universitäten gelehrte. Sie boten aber auch eine intellektuelle und institutionelle Basis für die Gründung neuer Universitäten wie z. B. die Universität Frankfurt. Aus sozialistischen Bewegungen gingen z. B. Arbeiterbildungsvereine hervor, die eigene Wege der Forschung insbesondere zu den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik entwickelten und die ihrerseites neue Forschungsfelder für Universitäten z. B. Soziologie eröffneten.

Im 20. Jahrhundert wurde Citizen Science vor allem im Bereich der Geisteswissenschaften betrieben, deren Forschungen weniger von aufwändigen und teuren technischen Apparaturen abhängig ist als die naturwissenschaftliche Forschung. Angesichts von technischen und sozialen Veränderungen durch die Industrialisierung wurden von interessierten Bürgern, die sich z. B. in Initiativen organisierten (Neue Soziale Bewegungen), gesellschaftlich relevante Fragen z. B. zu Umweltverschmutzung und Naturschutz oder zur Lokalgeschichte und Alltagskultur aufgeworfen, denen sich z. B. bürgerschaftlich getragene Geschichtsvereine und -werkstätten zuwandten.
Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500673)
Was für ein Quark. Natürlich wird wissenschaftliche Forschung im Rahmen einer staatlichen Förderungen professionell und mit hochwertigem Equipment betrieben (wer ein Projekt wie das beschriebene betreibt, sollte das nicht auf veralteten Rechnern und am Feierabend machen müssen). (...)
An einem solchen Antrag an die DFG arbeitet man gut zwei Jahre und nur jeder fünfte Antrag wird bewilligt.

Institute und Forschungszweige können auch systematisch ausgehungert werden, wenn ihre Mittel über längere Zeit nicht ausreichen, um auf dem Stand der Forschung zu bleiben. Abgesehen von den sogenannten Exzellenzuniversitäten dürften die meisten Universitäten irgendwo Defizite haben und Lücken beklagen, die sich von jetzt auf heute nicht so einfach stopfen lassen.
Die Klinkenputzerei, Buckelei und Liebedienerei beim Einwerben von Drittmitteln halte ich für kontraproduktiv.

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500673)
Quellen zu verschweigen ist unwissenschaftlich, damit erntet man langfristig keine Lorbeeren.

Kommt aber oft genug vor. Wenn der Studi weiß, daß der Prof keine Ahnung hat und die Mauschelei nicht überprüfen kann, wird schon mal probiert, wie weit man gehen kann.
Wenn diese Hausarbeiten, Aufsätze oder Beiträge irgendwann einem Comic-Kenner in die Hände fallen, ergeben sich daraus keine Konsequenzen. Diese Diebstähle werden von niemandem bestraft, und auf lange Sicht kann derjenige, der denkt, er käme damit immer durch, annehmen, was er sich erlaubt, ginge schon in Ordnung. Das wäre rechtens, weil er keine Nachteile zu befürchten hat.

Mick Baxter 09.06.2015 15:53

Zitat:

Zitat von Jähling (Beitrag 500692)
Grundsätzlich ist es sicher zu begrüßen, wenn sich auch Unis mit Comics beschäftigen. Hat wahrscheinlich auch hier niemand was gegen. Problematisch sind wohl eher die fast zwei Millionen Euro, die da an Leute gehen, deren Ahnung vom Stoff sich, sagen wir, nicht so direkt aus dem Projektantrag herauslesen lässt.

Den du ja gar nicht kennst. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß die halbe Seite den (vermutlich hundert Seiten langen) Projektantrag repräsentativ wiedergibt.

Servalan 09.06.2015 15:55

Zitat:

Zitat von Jähling (Beitrag 500692)
Mich haben sie ja mit der Konzentration auf Graphic Novels verloren. Keine Ahnung, ob sie das aus Angst vor geldgeberseitigen Vorurteilen da reingeschrieben haben oder weil sie selber nicht glauben, dass sich in schnöden Allerweltscomics irgendwas erkennen lässt, aber Vertrauen in deren Ansatz und vor allem in deren Ergebnisse (sowohl deren Verallgemeinbarkeit als auch deren entwicklungsgeschichtliche Einbettung, selbst wenn sie sich "nur" auf Stilelemente konzentrieren) weckt das nicht.

Mir ging es da ähnlich. Die Basis fand ich zu schmal, sprich nicht ausreichend.
Die Reichweite des Forschungsprojekts finde ich extrem begrenzt und ahistorisch. Vor 50 Jahren haben die meisten Comics anders ausgesehen als die paar Graphic Novels, und in 50 Jahren werden die Comics wieder anders aussehen.
Vielleicht hätten sie ihr Forschungsgebiet hübsch neudeutsch :lol7: 'Graphic Novel Studies' :lol7: nennen sollen und nicht Comicforschung. 'Graphic Novel Studies' wären dann ein übersichtliches Teilgebiet der größeren Forschungsrichtung.

Mick Baxter 09.06.2015 16:05

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 500699)
So natürlich finde ich das gar nicht. Wissenschaften können auch aus anderen Wissenschaften entstehen.

Aber kaum bei Forschung über Populär-Kulturen. Zumindest nicht, bevor sich Fans und Presse damit beschäftigen. Ich sähe auch keinen Vorteil darin.

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 500699)
Die Klinkenputzerei, Buckelei und Liebedienerei beim Einwerben von Drittmitteln halte ich für kontraproduktiv.

Aber es gibt die Drittmittel nun mal. Und der Comicforschung ist nicht damit gedient, wenn die Mittel in die Halbleitertechnik- oder Gen-Forschung gehen.

Jähling 09.06.2015 16:07

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500702)
Den du ja gar nicht kennst. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß die halbe Seite den (vermutlich hundert Seiten langen) Projektantrag repräsentativ wiedergibt.

In einem wissenschaftlichen Text würde ich meine Quellenkenntnisse entsprechend kennzeichnen und deren ggf. Fehlen diskutieren bzw. zusehen, dass ich möglichst umfassenden Zugriff darauf kriege. Für einem Forenbeitrag reicht mir die halbe Seite.

Servalan 09.06.2015 16:38

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500705)
Und der Comicforschung ist nicht damit gedient, wenn die Mittel in die Halbleitertechnik- oder Gen-Forschung gehen.

Zitat:

Zitat von Schlimme (Beitrag 500148)
Wenn man eine Methode entwickeln könnte, mit der man automatisch den Inhalt einer Comicseite suchmaschinentauglich machen könnte, dann wären 2 Millionen nicht zu viel.

Google und andere weltweite Datensammler hätten bestimmt Interesse daran.

Na ja, wenn ich den Forschungsansatz wie Schlimme beurteile, könnte der Löwenanteil weiterer Forschungsanteile durchaus in Halbleitertechnik (eHumanities) und anderes MINT-Spielzeug für Superhirne gehen. Der Graphic-Novel-Ansatz wäre dann bloß Mittel zum Zweck gewesen.

Wenn die Wissenschaft dann mal wieder mutiger ist als deutsche Unternehmen, wird der komplette Ansatz sowieso vergurkt. Ich denke da an das in Deutschland erfundene mp3-Format, dessen Lizenz leider kein deutsches Unternehmen erwerben wollte (war wohl "Neuland" für die!). Falls da etwas Produktives draus wird, können sich Konzerne in Japan, den USA oder China die Hände reiben ...

rotoava 09.06.2015 23:48

Zitat:

Zitat von Mick Baxter (Beitrag 500702)
Den du ja gar nicht kennst. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß die halbe Seite den (vermutlich hundert Seiten langen) Projektantrag repräsentativ wiedergibt.

20 Seiten, steht in der verlinkten Ausschreibung.

Generell sind BMBF-Antragsskizzen (die dort das entscheidende sind) kürzer als DFG-Anträge. Bei der DFG könnten 8 Stellen schon eher bei 100 Seiten landen. Der Vollantrag / die Vorhabenbeschreibung ist dann ausführlicher.

rotoava 09.06.2015 23:53

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 500658)

es macht hier keinen echten Sinn, einfach Links in Fremdsprache einzustellen. Wenn man hier etwas sagen möchte, dann sollte man es bitte in der Sprache des Forums machen, oder gleich eine verständliche Übersetzung anbieten.

Also ich finde "auf kanadischer Seite gibt es da auch ein frisch gefördertes Projekt" ja eine relativ klare deutsche Aussage.

rotoava 09.06.2015 23:57

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 500715)
Der Graphic-Novel-Ansatz wäre dann bloß Mittel zum Zweck gewesen.

Ist im gewissen Sinne auch so. Das das BMBF Sozialwissenschaften fördert ist eher ungewöhnlich.


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