Podium beim Comic-Salon: Bibliothek oder Müllcontainer?
Beim Comic-Salon in Erlangen gibt es von Deutsche Comicforschung eine Podiumsdiskussion, die nicht nur Sammler interessieren dürfte:
Samstag, 28. Mai 2016, um 17 Uhr 30 im Großen Ratssaal des Rathauses Erlangen Bibliothek oder Müllcontainer – wohin mit dem Altpapier? Die frühe Comicszene wurde von Sammlern getragen. Es entstanden Sammlungen von hohem Wert, die demnächst vakant werden, wenn ihre in die Jahre gekommenen Urheber sterben. Für die uninformierten und überforderten Erben ist häufig der Papiercontainer der einzige Weg der »Entsorgung«. Die Chance, nach dem Muster anderer Länder ein Comiczentrum zu schaffen, das sich der Sammlungen annimmt und das kulturelle Erbe sichert, scheint verpasst. Podiumsdikussion. Moderation: Dr. Eckart Sackmann (Patrimonium Deutsche Comicforschung). Teilnehmer: Dr. Bernd Dolle-Weinkauff (Institut für Jugendbuchforschung, Universität Frankfurt/M), Dr. Stephanie Jacobs (Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek, Leipzig), Bodo Birk (Comic-Salon Erlangen), Heiner Jahncke, Ralf Palandt, Carsten Laqua (Sammler und Comic-Experten). eck;)rt |
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Ein Thesenpapier/Konzept wäre für diejenigen Interessenten nützlich, die nicht vor Ort sind. |
Ich schätze, die Diskussion wird man sich hinterher irgendwo bei Splashpages oder youtube oder sonstwo ansehen respektive anhören können.
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Ja, habe das Video von der moderierten Diskussion auf dem Münchner Comicfestival 2015 gesehen.
Ich denke nur, wenn es inzwischen etwas Konkretes gäbe, bräuchte man nicht mehr zu "diskutieren". Ist keine Wertung - finde das Thema interessant. |
Wenn es von so großem Interesse ist und sonst keiner mitschneidet, stelle ich gerne eine Videokamera mit Stativ zur Verfügung. Ich selber kann diesmal nicht persönlich in Erlangen sein.
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Den Termin habe ich mir vorgemerkt und werde dort sein.
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Danke für die weiteren Infos!
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Bin insbesondere gespannt auf die Auskünfte der Vertreterin der Deutschen Nationalbibliothek/Deutsches Buch- und Schriftmuseum. Viel Erfolg und gutes Gelingen! |
Ich frage mich, ob für ein Comicmuseum - oder eine Bibliothek - "Mint" das entscheidende Kriterium sein kann. Aber warten wir mal die Diskussion ab.
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Der Müllcontainer wird eher die Ausnahme bleiben....
Ich hatte ja mal ein ähnlich gelagertes Thema eröffnet:
http://www.sammlerforen.net/showthread.php?t=32761 Die Befürchtung, daß viele Comics im Altpapiercontainer landen sehe ich nicht. Anders als in den 70er oder frühen 80er Jahren, ist es mittlerweile Allgemeinwissen, daß die alten Comics auch einen gewissen Wert haben. Auch wenn ein Sammler stirbt, gibt es (fast) immer Partner oder Freunde, die darum wissen und sich um den Abverkauf kümmern. Dann kann ein Sammler dies natürlich auch im Testament festlegen, was mit der Sammlung geschehen soll. Ich sehe eher einen massiven Preisverfall bei durchschnittlichen Comics in durchschnittlichen Zuständen auf uns zukommen, die heutige Leser kaum noch kennen, oder sich dafür auch gar nicht interessieren. Dieser Preisverfall hat in der realen Welt, abseits vom Katalogpreis, bei Serien wie Robinson, Ahoi, sowie Lehning Serien der 2. und 3. Reihe längst eingesetzt. |
Und wohin führt der Preisverfall wenn sich die Durchschnittsware nur mit großem Aufwand oder gar nicht verkaufen lässt ? Möglicherweise doch zum Altpapiercontainer.
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Besonders dieser Teil zeigt mir, dass die Stadt Erlangen garantiert nicht der Nabel des deutschen Comicuniversums ist.
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Kompetenz für Comics ist nirgendwo vorhanden. Außer im Unterentenuniversum.
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Hättest du deinen Beitrag erst nach Erlangen 2016 veröffentlicht, dann hätte ich natürlich noch damit gewartet. :zwinker:
Flächendeckende Fachkompetenz im Unterentenland zum reinen Comicthema findet man hier natürlich nur zum Disney-Comic-Universum. Aber wenn man die Leute der Comicszene der letzten 30 Jahre so eingehend beobachten und studieren konnte wie meinereiner, dann kenn ich mich beim Thema Fachkompetenz der Macher und Möchtegernmacher schon ziemlich gut aus. Das Stimmt. ;) Zum Thema: Bibliothek oder Müllcontainer? Sobald die antiquarischen Comics scantechnisch für die Nachwelt erfasst und gesichert sind, braucht man die Originale nicht mehr wirklich. Das Papier zersetzt sich eh mit der Zeit und nach ca. 100 Jahren sind die meisten alten Comics "brittle & brown". das bedeutet: Sie zerfallen einfach zu Staub und werden wertlos. brittle & brown betrifft nur die Abbildungen des zerfallenden Papiers. Siehe auch: Papierzerfall |
Patrimonium Deutsche Comicforschung - Bibliothek oder Müllcontainer (2016)
Der Ratssaal ist sehr gut besucht.
Auf dem Podium sind: Dr. Eckart Sackmann Heiner Jahncke Carsten Laqua (nicht im Bild) Ralf Palandt |
Seit wann hat Carsten denn einen Bart? :kratz:
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Carsten Laqua saß ganz links.
Bilder und Bericht folgen. |
Angekündigt waren noch: Bodo Birk, Dr. Bernd Dolle-Weinkauff und Dr. Stephanie Jacobs. Sie fehlten teils entschuldigt, teils unentschuldigt. Laut Eckart Sackmann hätten sie möglicherweise etwas dazu sagen können, wie man zu einem deutschen Comiczentrum oder Comicmuseum oder öffentlichen Comicarchiv kommen könnte. Die da waren, konnten nur sagen: Ich habe eine riesige Sammlung und weiß längerfristig nicht, wohin damit.
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Bodo Birk saß hinten im Publikum und "traute" sich scheinbar nicht auf das Podium.
Ob das etwas mit der Kritik an der Preisauswahl und -verleihung zu tun hatte? :kratz: Honi soit qui mal y pense. |
Die Moderation lag bei Dr. Eckart Sackmann
Dr. Sackmann erläuterte, dass die erste Sammlergeneration zwischenzeitlich ein Alter von 60 bis 70 Jahre habe. Deren Sammlungen, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich seien, bergen zum Teil große Schätze für die Kulturgeschichte. Die Nachkommen stehen dann vor dem Problem, "Wohin mit dem ganzen Papier?" Sackmann berichtet von einem ihm aus Leipzig bekannten Sammler, der kürzlich verstorben sei. Dessen Ehefrau konnte sich mit der Sammlerleidenschaft nicht anfreunden. Niemand wisse, was mit dessen Sammlung geschehe. Für die Allgemeinheit, die ein Interesse an der Kultur habe, ergebe sich dadurch ein großes Problem. Daher - so Sackmanns Appell - müsse man man dringend etwas einrichten, das derartige Sammlungen erhalten und auffangen könne. Vorbeugen könne man dadurch, dass eine "wertvolle" (wertvoll nicht im monetären, sondern im kulturellen Sinne) Sammlung nicht in alle Winde zerstreut werde. |
Carsten Laqua berichtete von einem Todesfall eines Sammlers, bei dem die Verwertung nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten stattgefunden habe, also der mit dem ersten Zugriff sich das "beste" (teuerste) habe.
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Da Comics Literatur seien, böte sich nach Sackmanns Auffassung eine Einrichtung an, die mit dem Archivieren und Auswerten von Literatur bereits vertraut sei.
Die Idee, ein eigenes Comiczentrum zu gründen, sei hingegen zu kompliziert und auch von den Folgekosten nicht kalkuliertbar. Als Beispiel nannte Sackmann die Nationalbibliothek in Leipzig. Sein Wusch ist es, dass dort eine Stelle eingerichtet werden könne, die sich speziell auch dem Literaturbereich "Comic" widme, doch nicht nur verwalte, sondern auch die Inhalte nutze, interpretiere, der Forschung zugänglich mache und auch Ausstellungen unterstütze und ermögliche. Er zeigte zwei Beispiele, wie in den Nachbarländern Frankreich und der Schweiz öffentliche Comicsammlungen entstanden seien. Zum einen verwies er auf Angouleme, wo seit 30/40 Jahren eine Sammlung entstanden sei, die mit staatlichen und auch privaten Mitteln ausgestattet sei. In Lausanne sei die städtische Bibliothek vor allem durch den Einsatz von Cuno Affolter und dessen eingebrachte Sammlung enorm gewachsen. In Deutschland sei nichts vergleichbares vorhanden. Problematisch sei einerseits die finanzielle Ausstattung (""Man muss schon überzeugende Argumente parat haben, warum das Sinn macht und dafür Geld ausgegeben werden soll"), zum anderen aber auch die Fachkompetenz. |
Ich hoffe, dass ich in den nächsten Tagen Zeit habe, den Bericht zu vervollständigen.
Mir selbst ist es gleich, wo er erscheint. Er kann auch verschoben werden mit einem Link von "hier" nach "dort". |
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Ich habe das Thema jetzt aus Erlagen nach Patrimonium Deutsche Comicforschung verschoben. Es wird aber trotzdem noch in der ABC-Übersicht von Erlangen unter dem Buchstaben P angezeigt.
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Die hier in diesem Thread gelöschten Beiträge enthielten nur einen kurzen Wortwechsel darüber, warum die Berichterstattung hier und nicht im Erlangen-Forum geschehen sollte. Da sie nun hierher verschoben wurde, muss man damit keinen mehr verunsichern oder gar langweilen.
eck;)rt |
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Einen "Präsident Isnogud" auf dem 10" Bildschirm zu betrachten mag anderen Spass machen, mir nicht. Bücher und Comics für den schnellen Lesegenuss auf dem Tablet ist OK aber manche Werke gehören auch weiterhin auf Papier. |
Es geht bei dem Vorgang des Bewahrens um die originale Beschaffenheit. Ein Comic-Heft ist also nicht durch Scans zu ersetzen. Wenn es zerbröselt, muss es konservatorisch aufbereitet werden (was aus Geldgründen nicht bei allen Printprodukten machbar ist, aber es wird regelmäßig gemacht). Auf der anderen Seite werden zum Beispiel von der Nationalbibliothek auch digitale Produkte gesammelt. Wie weit das Webcomics einschließen könnte, weiß ich nicht.
eck;)rt |
Was hätte Stephanie Jacobs gesagt, wenn sie erschienen wäre? Weshalb kann die DNB derzeit nicht helfen?
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Was sie gesagt hätte, weiß ich natürlich nicht. Nichts Konkretes, denn so weit sind wir noch nicht. Ich bin weiter im Gespräch. Aber man trifft erst mal - auf beiden Seiten - auf Ungewohntes und muss sich einander annähern.
eck;)rt |
Danke für die aktuelle Info.
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Offenbar ist sie persönlich nicht besonders Comic-affin (sonst hätte man ja gleich eine ganz andere "Atmosphäre"). Mal ganz allgemein (die Diskussion wird ja hier auch keine "Patentrezepte" liefern können): Die Sammler, die jetzt angeblich keine "längerfristige Lösung" sehen, dürften sich die Frage gefallen lassen müssen, weshalb und für wen sie so gesammelt haben, wie sie gesammelt haben. Das ist keine Wertung, es sind ganz unterschiedliche Antworten denkbar. In diesen - ehrlichen - Antworten könnten aber wiederum Lösungsansätze liegen, jedenfalls für die persönliche Situation. Offensichtlich ist mit einer jahrzehntelangen Bewahrung oft auch ein jahrzehntelanger Ausschluss der Öffentlichkeit einhergegangen, was nicht zum Wachsen eines öffentlichen Bewusstseins beigetragen haben kann. Ist ebenfalls keine Wertung; auch die Gründe hierfür sind sicher ganz unterschiedlich und vermutlich nachvollziehbar. Ich wünsche allen Interessierten jedenfalls weiterhin konstruktive Gespräche und, soweit Ihr mit Frauen zu tun habt: Bleibt charmant, das hat noch nie geschadet. ;) |
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Eckarts Sachlichkeit und seine fundierten Kenntnisse sehe ich als Vorteil. Viel Erfolg! :top::top::top: |
Ich wollte auch liebend gerne zu dieser Diskussion nach Erlangen kommen. Hatte es echt vor, denn das Thema ist interessant und pressant. Kam ja letztes Jahr bei den Münchner Comictagen bei der zweiten Buchpräsentation von "Der Kunst des Comicsammelns" auch zur Sprache.
Leider hat mich ein Hexenschuss am Freitag lahm gelegt und der Ausflug war gestorben. :-( Aber es müsste wirklich vehement nach Lösungen gesucht werden. Wie Eckart richtigerweise schreibt, geht in den nächsten zwanzig Jahren sehr viel Comicgeschichte verloren. Und das unwiderruflich. |
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Das ist vielleicht mal so gewesen, aber heute tummelt sich "der Sammler" nicht bei der INCOS, sondern auf den Online-Verkaufsplattformen im Netz oder auf den grösseren, verbliebenen Comicbörsen.
Auch der Comicsalon hat seine Wichtigkeit verloren. Heute gibt es erfolgreiche Veranstaltungen, die ein mehrfaches der Besucherzahlen von Erlangen locker erreichen. Und wenn ich mir die Bilder einiger Austellungen von Erlangen 2016 so anschaue, dann frage ich mich: "Brauchen wir den Scheiß wirklich?":weissnix: Wir brauchen mehr Scheiß |
Nach welcher originär deutschsprachigen „Graphic Novel“ der letzten zehn Jahre können Sie zufällige Passanten auf der Straße fragen, ohne verständnislose Blicke zu ernten? Nach welcher können Sie zufällige Besucher einer Buchhandlung fragen? Es gibt keine. Die deutsche „Graphic Novel“ hat kulturell nicht stattgefunden, trotz aller Mühen. Das liegt auch daran, dass sie nicht gut genug ist.
Der obige Text ist ein Auszug aus dem DER TAGESSPIEGEL-Artikel von Marc-Oliver Frisch. Dazu muß ich feststellen, dass nicht nur "deutschsprachige Graphic Novel" ein Fremdwort für den "zufälligen Straßen- und Buchhandelspassanten" ist, allein schon mit der Nennung des Begriffs wird der Interviewer verständnislose Blicke ernten. Wir sind im deutschsprachigen Raum noch immer meilenweit vom allgemeinen Verständnis und der Tolerierung für Comics im öffentlichen Raum entfernt. |
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Fast jeder dieser Comic-Autoren, -Verleger und Agenten hat seine Leidenschaft auch irgendwann mal (teilweise sehr) aktiv als Sammler ausgelebt. Wenn man die Suchanzeigen in den Fanzines der 1970er/80er Jahre studiert, entdeckt man immer wieder bekannte Namen. |
Ich lese immer nur "Deutschland" und teilweise vernichtende Kritiken an der hiesigen Comic-Landschaft in jeder Hinsicht. Warum dann nicht gleich international denken. Wo steht, dass Deutschland unbedingt ein eigenes Comic-Zentrum haben muss.
Geht Funktionalität nicht vor Standort? Lausanne ist z. B. nicht weiter von Frankfurt/M. entfernt als Frankfurt/M. von Berlin. Für wen sollte man Comics noch mal bewahren? Richtig, nicht für die Deutschen, nicht für die Schweizer, sondern "für die Marsianer" (Cuno Affolter). |
Also immer und überall steht nicht "Deutschland" drauf. Ich schreibe grundsätzlich und bewußt stets "deutschsprachig". Außer natürlich, es ist ein Verlag, sagen wir aus Hannover, dann natürlich: "deutscher Verlag/Comic".
Warum nur deutschsprachige Comics: na ja, die "Ausländer" haben in der Regel schon lange für ihre Comicproduktion eigene Institute/Museen/Forschungseinrichtungen. Da brauchen wir uns nicht noch zusätzlich drum zu bemühen und womöglich das Rad für deren Comickultur neu zu erfinden. |
Ich meinte auch nicht, dass die deutschsprachigen Comics zu vernachlässigen seien, sondern dass diese ggf. von einer geeigneten Institution eines anderen Landes mitbetreut werden könnten, im genannten Beispiel die immerhin dreisprachige Schweiz mit einer jetzt schon international bestückten Bibliothek.
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Wenn es nicht gerade um Originalzeichnungen geht, dürften viele der in die Jahre gekommenen Sammler weitgehend dasselbe zusammengetragen haben: Lehning, Micky Maus, Kauka...
Ist es wirklich denkbar, dass eine Institution z.B. 30 x Sigurd komplett archivieren will ? |
Nein. Angedacht ist ja, sich aus den Nachlässen das rauszusuchen, das im Bestand fehlt oder in schlechtem Zustand ist. Da sind die Bedürfnisse von Museum und Sammlern alles andere als deckungsgleich. Und das Procedere kaum durchführbar: Solange das Museum die Comics nicht lückenlos erfaßt hat, kann es gar nicht gezielt den Bestand ergänzen. Und die Sammler werden ungern ihre Sammlung vermachen, wenn 80 % davon in andere Kanäle abwandern.
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Meinen zitierten Beitrag hast Du anscheinend nicht gelesen: Die komplette GL habe ich vor rund 20 Jahren und dann nochmal vor ein paar Monaten gelesen.
Ich weiss natürlich, dass es viele menschliche Hamster gibt, die nur Material anhäufen, aber dazu gehöre ich nicht. |
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Das belgische Comicmuseum CBBD ist zum Beispiel geteilt: Hinten gibt es einen Forschungsbereich, der nicht öffentlich zugänglich ist. Dort geht es um Vollständigkeit, und hier finden sich seltene Stücke. Aber unten im Hochpaterre befindet sich ein Lesesaal für alle, die Comics lesen wollen. Und die Alben, Hefte usw. leiden durch den Gebrauch deutlich. Wegen des enormen Verschleißes muß so ein Museum gewisse Titel mehrfach haben, um sie im Notfall rasch ersetzen zu können. Eine Institution wie ein Comicmuseum muß im Gespräch bleiben und braucht deshalb Publikumsveranstaltungen. Ein reines Forschungsarchiv wäre wohl schnell als Elfenbeinturm verschrieen. |
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Voilà, da hast Du es - cherchez la femme! (Honi soit qui mal y pense.) @Mick Baxter; @Eymen: Eure letzten Postings sind zu einem guten Teil unverständlich, weil der Link "solche Sammler" für Mitglieder des öffentlichen Forums gesperrt ist. Bitte macht so was doch ausschließlich intern. |
Mikrofilm für die Langzeitarchivierung
Raritäten, die ich mir im Original eh nie leisten kann, habe ich mir auf Mikrofilm zugelegt. ( Golden Age Marvel, DC, MLJ, Quality, usw. )
Mikrofilme halten - angeblich - bis zu 500 Jahre. Meine ältesten Mikrofilme sind aus den 50ern ( Katzenjammer Kids ), sie zeigen bisher absolut keine Verschleißerscheinungen. Auf dem freien Markt gibt es nur relativ wenig Material ( Golden Age, etwas Silver Age und sehr viel Comic Strips ). Theoretisch kann man auch seine Comicsammlung auf Mikrofilm bannen lassen, aber dies ist ein teures Vergnügen. Aber für Bibliotheken usw. sollte dies möglich sein. |
Carsten Laqua wies auf das Problem hin, dass man heute noch nicht wissen könne, was später als relevant angesehen werde.
Die Comickultur gelte es zu bewahren. Aber dazu gehöre auch die Verlagsgeschichte. Skeptisch bewertete Laqua diesen Bereich, denn dort seien die Interessen ganz andere. Firmenunterlagen, Fotos und Verträge, vieles sei bereits verloren. Ein allgemeines Manko im Kulturbetrieb sei chronischer Geldmangel. Mit einer Prise Ironie meinte er, man müsste entweder einen Lottogewinn einbringen oder aber einen wohlhabenen Mäzen finden. Da bräuchte man noch Leute, die darin arbeiten und die nötigen Entscheidungen treffen könnten. Aber - so sein resignierendes Fazit - Personen, die im Kulturbetrieb ihr eigenes Ego streicheln möchten, und kräftig investieren ... das ginge im Bereich "Comics" nicht. In diesem Zusammenhang erinnerte sich Laqua an eine Barks-Ausstellung, die durch die Bundesrepublik wanderte. Bei jeder Eröffnung seien Politiker erschienen und hätten große Reden geschwungen: Man werde sich nun um das Thema "Comics" kümmern. Damals sei noch Geld aus öffentlichen Mittel vorhanden gewesen. "Aber nie ist etwas passiert!" Der Grund sei, so Laqua, einfach: "Es ist niemand aus der Politik da, der sich mit Comics wirklich profilieren kann." Letztlich komme es der Politik alleine darauf an. Insoweit sei er, was Hilfe aus öffentlichen Töpfen angeht, aus denen eine Finanzierung erfolgen könne, sehr skeptisch. |
Ralf Palandt schloß sich Laquas Ausführungen an und verwies auf die chronische Unterfinanzierung von öffentlichen Bibliotheken. Daher sei eine (öffentliche) Bibliothek als Keinzelle eines Comiczentrums in Deutschland eher "utopisch".
Man könne auch einen anderen Ansatz wählen, nämlich eine Stiftung gründen, um den ersten Schritt zu gehen. "Dann muss man aber auf Geldsuche gehen", ergänzte er und brachte damit wieder die Finanzierungsproblematik zur Sprache. |
Heiner Jahncke hakte bei dem Vorschlag einer Stiftungsgründung beherzt ein und brachte ein Beispiel aus Hamburg, bei dem gerade dieser Ansatz gewählt worden sei, aber am Ende scheiterte: "Im Hamburg hatte sich ein Verein gegründet, der ein Pressemuseum auf die Beine stellen wollte. Es wurde ein Businessplan aufgestellt und viele Klinken wurden geputzt, aber das ganze ist fundamental gescheitert."
Zwischenzeitlich habe der Verein ein neues Konzept erstellt, dass sich auf "Internet und Pressefreiheit" beschränke. Als bekanntes Beispiel für soziales und kulturelles Engagement gilt die Hamburger Otto-Familie (Otto Versand, Werner Otto Stiftung u.ä.). Für ein Museum seien Spenden in Millionenhöhe geflossen. "Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Förderung auch für ein "Comiczentrum" erfolgen würde", erklärte der renommierte Sammler. "Da würde ich nichts kriegen!" Dr. Sackmann ergänzte, dass ein "paar Millionen" nicht reichen würden. "Es ist keine einmalige Sache, sondern die Folgekosten müssen auch abgedeckt sein, wenn eine solche Institution auch arbeiten muss. |
[sorry für die schlechte Bildqualität - Die Jalousien waren runter und daher war das Licht nicht gut. Handy machen gute Bilder eben keine guten Bilder wenn man nicht nah genug rangeht (mein Fehler) und zuwenig Licht vorhanden ist.]
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Eckart Sackmann nannte zwei Institutionen als Beispiele dafür, wo es haken kann und wo man im Vorfeld ein Augenmerk darauf haben müsse.
Das Wilhelm Busch Museum in Hannover mache zwar ab und an Ausstellungen zum Thema Comics, aber letztlich habe man sich für die Aufnahme des Begriffes "Zeichenkunst" in den Museumsnamen entschieden und gegen "Comics", wofür er sich selbst eingesetzt habe. Man habe nur ein kleines Gebäude und die Bibliothek sei bis heute nicht digital erschlossen. Ein weiteres Beispiel sei das Institut für Jugendbuchforschung. Seit Bernd Dolle-Weinkauff in Verantwortung sei, habe man dort auch Comics in die Sammmlung aufgenommen und diesen Bereich ausgebaut. Das große Problem, vor dem diese Institution stehe, sei fehlender Platz und das Gerangel der Fakultäten untereinader. "Die Jugendbuchforschung ist nur ein Bereich von vielen. Da ist die Gefaht sehr groß, dass andere Fachrichtungen durch Umstrukturierungen die Räumlichkeiten des Institutes übernehmen", beschrieb Sackmann die schwierige Situation bei einer Angliederung an einen Universitätsbetrieb. "Daher", so sein Fazit aus den beiden Beispielen, "ist es wichtig, ein Institut zu finden, das eben nicht von der Politik oder von der Entscheidung von Einzelpersonen abhängig ist." Heiner Jahncke griff das Beipiel mit den Museen noch einmal auf und mahnte vor der aktuellen Situation, dass Museen / Museumsleiter dazu neigen, in Konkurrenz zu anderen zu treten, um sich zu profilieren und die Stellung des Museums zu stärken. Derzeit sei diese negative Tendenz bei Cartoon-Museen zu beobachten. |
Carsten Laqua verwies auf die von Deutschland völlig abweichende Situation in anderen Ländern. Bei einem Treffen in Schweden hatten die Anwesenden über "ihre" Institutionen berichtet. Man habe ein ganz anderes Selbstverständnis für das Thema. Vor allem die nationalen Interessen stünden im Vordergrund und die heimischen Leistungen in Schweden, GB, USA und Frankreich werden entsprechend honoriert - im Gegensatz zu Deutschland. "Im Tim und Strupi-Museum geht es um belgische Comics und nicht um Supermann.
Eckart Sackmann griff diesen Faden auf: "Wir haben es in Deutschland doppelt schwer, da wir zudem einen Problem mit dem Nationalbegriff haben." Man habe vordringlich für die eigene Comickultur zu sorgen und sie aufzuarbeiten, auch wenn sie nicht so groß sei wie in anderen Ländern. "Wenn wir es jetzt nicht schaffen, verschwindet das alles!", mahnte er. Eine neutrale Sicht auf Comics sei wichtig. Auch der Comic Salon sei ein "internationeles Comic Salon" und lege den Schwerpunkt darauf. "Das deutsche fällt das hinten rüber. Dies hätte auch eine von Carsten Laqua zu "Primo" vorbereitete Ausstellung negativ getroffen. |
1/3 des Gespräches habe ich jetzt aufbereitet.
Ich hoffe, dass ich die Zusammenhänge einigermassen darstellen konnte. Bald geht es weiter. |
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Digitalisieren dürfte da doch der günstigere Weg sein. |
Mikrofilme halten lange und wurden bei der "Verbreitung" von Zeitungen verwendet. Man filmte die Zeitung ab und konnte dadurch mehrere Bibliotheken mit dem Material versorgen. Nicht immer wurde das Original nach dem Verfilmen aufbewahrt.
Großer Nachteil: Der Film ist in Schwarzweiß. Ich hab z. B. die frühen Jahrgänge der "Genossenschaftsfamilie" auf Mikrofilm angesehen, weiß nun aber nichts über die Farbigkeit der darin enthaltenen Comics. Mehrere Jahrgänge einer Zeitung durchzusehen, geht auf die Augen und macht gaga. Da wandert dann noch viel später im Kopf ein Streifen von links nach rechts. Eine Alternative sind Mikrofiches. Das sind keine Filmstreifen, sondern etwa postkartengroße Filmplatten, die man unter der Lupe verschiebt und ansieht. Wenn Mikrofilme oder Mikrofiches vorhanden sind (für beides braucht man spezielle Bildschirmgeräte, aus denen auch gleich kopiert werden kann), wird eine Bibliothek in der Regel nicht das Original herausgeben. In Zukunft kriegen wir dann Scans, aber bis auf die Farbe ist das kein großer Fortschritt. Beim Blättern in der Originalzeitung sieht man viel mehr. Auch das Umfeld eines Comics ist ja nicht ganz unwichtig. Die im Internet ansehbaren Digitalisierungen sind häufig nicht in Druckqualität - um Speicherplatz und Scanzeit zu sparen oder um Ausbeutung für kommerzielle Zwecke zu verhindern. eck;)rt |
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Ein Film ist von hier wohl nicht aufgenommen worden (sonst wäre die schriftliche Zusammenfassung ja nahezu doppelte Arbeit)? |
Seltenste Originaldruckwerke
Konnte sich die Deutsche Comicforschung gestern Abend eigentlich die von dem holländischen Ten Hagen-Verlag während des Krieges (Copyright 1942) produzierte Probenummer von „Der Fall Klein - Kriminalroman in Bildern“ der MAZ-Serie („Dick Bos“) sichern?
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Bei Lichte betrachtet ist das Fehlen eines deutschen „Comic-Zentrums“ wirklich kaum zu fassen um nicht zu sagen beschämend.
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Mittlerweile merken die Leute, wo es weh tut. Ich bin damals gegen die Bologna-Reform bei Demos mitmarschiert und hab mir die Vollversammlungen im größten Hörsaal der Uni angetan, aber genützt hat es wenig bis nix. Und wie es jetzt aussieht, ist das Kind in den Brunnen gefallen.
Sogar die F.A.Z. muß das zur Kenntnis nehmen. Wissenschaftler haben eine Petition gegen die Exzellenzinitiative verfaßt - in dem Gastbeitrag heißt es: Zitat:
Hinzu kommt das folgende Hindernis: Inzwischen wird der Bildungssbereich vorwiegend in Projekten ohne langfristige Perspektiven organisiert, wodurch sogar bestehende Institutionen in existenzgefährdende Krisen geraten. Ein Museum oder ein Comiczentrum bräuchte einen langen Atem und eine vernünftige Finanzierung. Wenn jedes Jahr aufs Neue Anträge für Drittmittel verfaßt werden müssen, verbrennt die Energie dort und fehlt letztlich bei Wissenschaft, Lehre und Forschung. |
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mich stört besonders der Ruf nach Vater Staat.....
Schaut man sich die völlig unterfinanzierten Filmarchive an, hier gehen jedes Jahr wichtige (deutsche) Stummfilme verloren, die noch auf Nitratfilm kopiert sind, weil viel zu wenig Geld/Personal für Restaurierung und digitale Bearbeitung zur Verfügung gestellt wird, dann sind Comics demgegenüber zweitrangig. Nicht weil ich Filme für wichtiger halte, sondern weil sich Scans leicht und kostengünstig herstellen lassen. Im Netz sind ja auch schon sehr viele Public Domain Golden Age Comics ( und nicht nur die, aber dies ist ein anderes Thema ). Natürlich ist dies keine Lösung für die Ewigkeit, aber Mikrofiches/Mikrofilme sind für Langzeitarchivierung eine gute Alternative. Man könnte von jedem Verkauf an Privatpersonen 5-10% automatisch an öffentliche Archive spenden.
Man muß sich auch fragen was überhaupt archivierwürdig ist. Weshalb sollte man z.B. die deutschen Übersetzungen von US Comics archivieren ( Marvel, DC, MLJ, Ajax, Avon, King Features ), wenn es die US "Originale" auf Mikrofiche/Mikrofilm gibt ? |
Das deutschsprachige Schrifttum schließt natürlich Übersetzungen mit ein. Ich beziehe mich bei meinem Vorhaben auf den Sammelauftrag der Deutschen Nationalbibliothek. Die Grundlage der Sammlung ist das Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek (DNBG) vom 22. Juni 2006 (BGBl. I S. 1338).
http://www.gesetze-im-internet.de/dnbg/index.html Gesammelt werden demnach - in Deutschland veröffentlichte Medienwerke - im Ausland veröffentlichte deutschsprachige Medienwerke - im Ausland veröffentlichte Übersetzungen deutschsprachiger Medienwerke in andere Sprachen - im Ausland veröffentlichte fremdsprachige Medienwerke über Deutschland, so genannte Germanica - die zwischen 1933 und 1945 von deutschsprachigen Emigranten verfassten oder veröffentlichten Druckwerke "Zu sammeln sind Medienwerke in körperlicher als auch unkörperlicher Form. Dazu gehören sowohl herkömmliche Veröffentlichungen in Papierform als auch Mikroformen, Tonträger und körperliche Medienwerke auf elektronischen Datenträgern sowie Netzpublikationen." Die dnb hat bereits eine Menge an Comics. Jeder Verlag ist verpflichtet, von jeder seiner Publikationen zwei Pflichtexemplare abzuliefern. Daran möchte ich anknüpfen, denn ich habe hier - einen Apparat, der es seit über 100 Jahren gewohnt ist, Bücher zu sammeln - der demzufolge ausgebildete Fachleute beschäftigt und der - per Gesetz zum Sammeln verpflichtet ist. Das Problem, das sich in den Verhandlungen stellt, ist, dass ich und andere uns wünschen, dass für die Comics eine Extrawurst gebraten wird, damit sie nicht im Wust von Millionen anderen Büchern untergehen. eck;)rt |
Ich komme mir schon wie ein "Störenfried" vor, wenn ich mit der Posiumsdiskussion weitermache.
Es kommen noch sehr interessante Beiträge, auch aus dem Publikum. Nur leider schaffe ich es zeitlich nicht, alles auf einmal abzutippen, vor allem da ich doch bei einigen Wörtern Schwierigkeiten mit meiner eigenen Handschrift bekomme. :zwinker: |
Heiner Jahncke (im Anschluß an Carsten Laqua): "Das doppelte Problem ist, dass unsere Comichistorie weniger entwickelt und weniger beachtet wird." Die eigenständige Entwicklung im deutschsprachigen Raum müsse unbedingt ausgewertet werden, um diese auch für die Zukunft zu erhalten.
Eckart Sackmann leitet zum Thema Manfred Schmidt über und übergibt das Wort zunächst Ralf Palandt, der zu Beginn bei der Vorstellung bereits auf sein spezielles Sammelgebiet hingewiesen hatte. Ralf Palandt berichtet, dass er Manfred Schmidt "in die Tiefe" sammle, also nicht nur die Comics, sondern auch Werbeartikel, Artikel aus Zeitungen und ähnliches. Nur so sei es möglich, auch Querverweise und Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Comics aufzudecken. Die Auswirkungen könnten sonst weder erfasst noch beurteilt werden. Unter Verweis auf die internationale Jugenbuchbibliothek in München, in der einigen Autoren wie beispielsweise Ottfried Preußler ein eigener Raum gewidmet ist, äußerte sich Palandt zu einem eigenen Wunsch: "Ich würde gerne einen Manfred Schmidt Raum einrichten." Dies sei ein Weg, den man gehen könne, um dessen Erbe zu bewahren. |
Zum dem ärgerlichen Umgang von Museen mit dem kulturellen Erbe wusste Carsten Laqua zu berichten:
In den 80er Jahren seien Zeichnungen von Manfred Schmidt so gut wie gar nicht auf dem Markt angeboten worden. Das Problem vor den Zeiten des Internets war schon die Beschaffung der Adresse. "Selbst bei Quick wusste das keiner. Einige kannten sogar Nick Knatterton gar nicht mehr!" Irgendwann habe es dann mit dem Kontakt zu dem Zeichner geklappt. Anlässlich einer Ausstellung im Wilhelm Busch Museum wurde Manfred Schmidt irgendwie dazu gebracht, seine Zeichnungen dem Museum zu schenken. "War das so klug? Nun liegt das da rum..., habe ich ihn dazu befragt", erzählte Carsten Laqua. Er habe geantwortet: "Nein! Das war ein Fehler!" Carstens Fazit: "Im großen und ganzen ist ds "Zeug" heute für die Öffentlichkeit und die Forschung verloren." Und Laqua weiter: "Wenn Comics einmal in öffentlicher Hand sind, kommt man nicht mehr dran." Dies hänge auch mit den Kosten zuammen, die entstehen, wenn öffentliche Museen Bücher verschicken. Er berichtete von einem Fall, in dem die Versendung eines Buches von München nach Berlin zu einer Ausstellung den Steuerzahler 10.000.- € gekostet hätte: Versicherungen, Flug, Klimakasten, Die Begleitung durch einen Museumsmitarbeiter. "Wenn das, was wir hier in Erlangen direkt sehen [gemeint waren die Originale aus den Ausstellungen] und erleben, in die Hände von Beamten kommt, ist es weg." |
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Eckart Sackmann ergänzte, dass sich Museen nur das rausgreifen würden, was ein Schlaglicht auf sie werfen würden. Gerade der Begriff "Jugendliteratur" könne der Vielfalt der Comics nicht gerecht werden, da "wir davon ausgehen, dass sie zur Erwachsenenkultur gehört."
Ralf Palandt erklärte, dass er die Jugenbuchbibliothek als positives Vorbild nennen wollte, da es Modellcharakter für Institutionen habe. Dies war Eckart Sackmann zu unverbindlich. Bei einer bestehenden Institution wie beispielsweise in Leipzig wisse man hingegen, worum es gehe. Da man dort bereits Comics im Bestand habe, sei die Nationalbibliothek derzeit unglücklich über die "Micky Maus". "Man hebt die Gimmicks auf, obwohl die Nationalbibliothek kein Spielzeug sammle. Zum Stnad der Dinge berichtete Dr. Sackmann, dass es bereits Gespräche mit Dr. (Stephanie?) Jacobs gegeben habe - eines davon auch mit Heiner Jahncke - so dass man wisse, wie der andere denke. Aus dem Publikum gab Burkhard Ihme (ICOM) zu bedenken, dass einer Bibliothek in der Regel ein Exemplar ausreiche. Eine ganze Sammlung sei insoweit nicht im Interesse einer solchen Institution. Eckart Sackmann stimmte diesem Einwand zu und gab zu Bedenken, dass "wir Sammler in diesem Punkt Abstriche machen müssen." Auf die direkte Nachfrage, was denn dann mit dem Rest der Sammlung passiere, konnte selbstredend keine konkrete Antwort gegeben werden. Aller Voraussicht nach, werde in diesem Fall die Bibliothek das beste Stück behalten / austauschen und den Rest weitergeben. |
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eck;)rt |
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Augenscheinlich ist das im aktuellen Gesetz über die DNB nicht vorgesehen, so dass womöglich zunächst das Gesetz geändert oder ergänzt werden müsste. Es gibt noch ein anderes Modell für eine Zusammenarbeit der öffentlichen Hand mit privater Seite, nämlich das "Public-private-Partnership" (https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96..._Partnerschaft). Die gängige Abkürzung "PPP" passt auch auf den wohl auf Heiner Jahncke zurückgehenden Begriff "Populäre Print-Produkte". Seltsam? Aber so steht es geschrieben ... :lupe: |
Es gibt einen Film der Veranstaltung:
https://www.youtube.com/watch?v=fSDGeK2xRqI |
Die ersten 10 Minuten stellt eck@rt das Thema mit seinen diversen Punkten ausführlich vor. Danach kommt Ralf Paland, Heiner Jahncke und Carsten Laqua (kurz) zu Wort.
Bei Minute 20 habe ich erstmal unterbrochen und höre morgen wohl wieder rein. |
Leider bekomme ich aktuell zu viele Störungen beim reinschauen. eck@rt hat jetzt 5 mal den text "unterbrochen" und wieder 2 Minuten zurück neu angesetzt.
Liegt das an der Tube, oder ist meine Internet-Anbindung überlastet? Hat sonst noch wer diese Probleme? |
Bei mir läufts störungsfrei.
Es gibt aber zu allen Podiumsdiskusionen sonst immer auch noch die Alternative splashpages.de (von wo die Videos ja ursprünglich herkommen): http://www.splashcomics.de/php/messe..._dem_altpapier |
Das ist doch genau der selbe Film. Auch aus der Tube.
Ich komme überhaupt nicht mehr weiter. Das dreht sich nur noch doof. |
Dopo la festa gira la testa.
eck:Prt |
Wie jetzt? Dir war es "nach der achtzigminütigen Party" schwindlig? :kratz:
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Mir? Du sagst doch, du drehst nur noch doof.
Nun aber wieder zum Thema, bitte! eck:Drt |
Habe gestern Abend den Film vollständig und aufmerksam angesehen. Waren Pressevertreter anwesend? Gibt es Presseberichte zu dieser Veranstaltung (Google-Suche ist unergiebig)?
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Ich hatte eine Pressemitteilung vorbereitet (siehe #10), über Verteiler verschickt und in Erlangen im Pressebüro ausgelegt. Ich bin aber weder von der Presse angesprochen worden noch habe ich im Saal mir bekannte Presseleute ausfindig gemacht. Das Thema interessiert offensichtlich niemanden. You don't miss your water till your well runs dry.
eck:weissnix:rt |
Lassen wir die Presse jetzt einfach mal weg. Die hat es ja weniger interessiert ...
Erlangen ist mMn auch nicht für die Zielgruppe dieses Themas die richtige Heimat, denn das Material um das es hier hauptsächlich dreht ist die Schund- und Schmutzliteratur der 50er bis 90er Jahre. Das ist halt die Hauptmasse des gesammelten Altpapiers. Was da heute auf dem Salon angepriesen und beim M&M-Preis gewinnt, ist eine ganz andere Sorte von "Bildliteratur". Das waren nie "Groschenhefte". Die verbliebenen Ansprechpartner findest du also nicht im Rathaussaal, sondern eher am Samstag auf der Börse vor dem Rathaus in der Passsage, oder hier im Forum. |
Das siehst du ganz falsch. Es geht nicht nur um Sammlungen von Comics der Nachkriegszeit, nicht um das Zerrbild des "Sammlers", wie wir es kennen. Ich wollte mit dem Podium keine Sammler ansprechen, die auf Bergen von Lehning und Kauka sitzen, sondern Kulturbeflissene, die sich um das Bewahren der Comic-Kultur generell Gedanken machen. Für die sollte Erlangen eigentlich eine Bühne sein, ist es aber wohl nicht. Und die auf dem Salon anwesende Presse hat es sich leicht gemacht und ist der Schnitzeljagd der Veranstalter gefolgt. Man denkt nicht mehr selbst, sondern lässt sich bunte Bilder vorsetzen.
eck;)rt |
Da stimme ich dir zu. Erlangen der Neuzeit ist zunächst die Jagd auf "bunte Bildchen". :D
Also: Mit keiner anderen Gruppe, als unseren Sammlern, könnte man das Projekt einer sicheren Endlagerung unserer "Altpapiers" umsetzen. Weil: Die Mehrzahl der Behörden, Museen, Kunstkenner und Investoren kennen noch diverse andere, lohnenswertere Projekte, bevor sie sich einem Heim für Schmutz und Schundliteratur zuwenden würden. |
Wie abwegig oder einleuchtend meine Idee ist, weiß ich nicht.
Bildet euch bitte eure eigene Meinung. Ganz kleinlaut müssen wir nicht werden, schließlich haben wir ein Medium: den Comic (ob nun Manga oder Graphic Novel ist schnurz). Warum nutzen wir das nicht? Schließlich gibt es in den Debatten das Schlagwort von "der normativen Kraft des Faktischen": Zitat:
Comicgeschichte im Comic hat sich als Genre etabliert. Durch Eckarts Deutsche Comicforschung, die Sprechblase und andere Projekte wissen wir mehr als noch vor 10 oder 30 Jahren. Aus diesem Fundus könnte das Rohmaterial für Comic-Geschichten stammen. Allerdings sollte das kein Schnellschuß werden, sondern etwas mit einem langen Atem. Denn mit jedem weiteren Band, Heft, Album gewinnt das Statement an Gewicht und kann weniger ignoriert werden. Ein Konzept könnte so aussehen: Irgendwann in der Zukunft: Wir befinden uns im Deutschen ComicMuseum (DCM), und dort gibt es ein Team von Spezialisten, das Künstler und Werke vor dem Vergessen bewahrt. Dieses Team sucht Zeitzeugen und Sammler, entdeckt verschollene Werke ... |
Ich habe noch etwas über die Veranstaltung geschrieben: http://titel-kulturmagazin.net/2016/...ltpapiertonne/
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@Andreas Alt
Für viele Sammler wäre es aber wohl ein Problem, wenn ihre Sammelobjekte einst nicht mehr in Papierform vorliegen würden. Nicht nur für Sammler. Aufbewahrt werden muss das Original; ein Scan ist nur hilfreich, um ein Objekt auch dann dem Publikum zugänglich zu machen, wenn das Original stark gefährdet ist. Das Original aber ist das Kulturgut, nicht nur inhaltlich, sondern auch in Objektform. eck;)rt |
Aber dein Original ist doch gar nicht das Original. Das Original ist doch die Original-Zeichnung .
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Bin mir nicht sicher, ob und wann 74basti seine Zusammenfassung fortsetzen wird.
Zitat:
Zitat:
Die Sammler selbst scheinen aber auch nicht unwichtig zu sein. Zitat:
Dann die "Vorreiter"-Länder: Carsten Laqua sprach an, dass die Situation in den USA aufgrund entsprechender finanzieller Unterstützungen eine ganz andere sei. Gilt das tatsächlich auch für die "Comic-Archäologie" (ich weiß es schlicht nicht)? Hat nicht maßgeblich erst Robert Beerbohm - privat - die Bereiche "Platinum Age" und "Victorian Age" bearbeitet? Dass im Übrigen insbesondere Belgien, Frankreich und die Schweiz gut bedient sein mögen, ist ja schön. Deutschland wäre aber keineswegs der letzte Nachzügler. So hat wohl die erste Generation der - sehr regen - niederländischen Sammler ein ähnliches Problem. Ausgehend von einem anderen Thema habe ich derzeit einen Kontakt nach Holland. Zur Veranschaulichung zitiere ich mal aus einer E-Mail von letzter Woche (den Fettdruck habe ich gesetzt). Zitat:
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Wenn es dich beruhigt, kann man von zwei Arten von Originalen sprechen. eck;)rt |
Zitat:
eck;)rt |
Bei meinem Vorschlag ging es mir um die Vermittllung an ein großes Publikum. Und da dachte ich eher in die Richtung von Michael Chabons Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier und Clay, also eine mitreißende Story, die auch Leute erreicht, die keine Comic-Fachliteratur lesen ... Das ist ein völlig anderes Ding als eine fortlaufende Reihe von Sachbüchern.
In den Geschichten selbst müssen Dramaturgie und Inszenierung stimmen: Sie müssen Spaß machen, spannend sein und zum Mitfiebern einladen. Deshalb können sie nicht erschöpfend sein, sondern nur anregend. Aus meiner Sicht ist das ein Mittel, um im Gespräch zu bleiben. Außerdem erleichtert das die Frage: "Wie soll so ein Comic-Zentrum denn aussehen? Wie kann ich mir das vorstellen?" Vorbilder waren für mich das Mosaik oder Die Virtonauten von Remory bzw. die Fernsehserie Dr Who: Die bereiten historisches Wissen als Stories auf, um allgemein ein breites Publikum zu begeistern. Aus den Fans rekrutiert sich dann später der Nachwuchs, und viele Leute, die in die Forschung gehen, haben als Kinder bestimmte Figuren geliebt, die etwas Bestimmtes getan haben. |
Mir schwebte dabei etwas vor wie Robert Kirkmans Projekt mit David Alpert für AMC die Doku-Serie Heroes and Villains: The History of Comic Books, die 2017 über den Sender gehen soll.
In Variety hieß es: Zitat:
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Zitat:
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[Eigentlich sollte das Nachfolgende mit Zitat erfolgen, so dass der Anschluß wieder da ist. Nun habe ich leider oben einen Beitrag ergänzt, statt ihn zu zitieren. Da das keiner sofort sieht, also leider ein "Doppelposting"]
Eckart Sackmann ergänzte, dass sich Museen nur das rausgreifen würden, was ein Schlaglicht auf sie werfen würden. Gerade der Begriff "Jugendliteratur" könne der Vielfalt der Comics nicht gerecht werden, da "wir davon ausgehen, dass sie zur Erwachsenenkultur gehört." Ralf Palandt erklärte, dass er die Jugenbuchbibliothek als positives Vorbild nennen wollte, da es Modellcharakter für Institutionen habe. Dies war Eckart Sackmann zu unverbindlich. Bei einer bestehenden Institution wie beispielsweise in Leipzig wisse man hingegen, worum es gehe. Da man dort bereits Comics im Bestand habe, sei die Nationalbibliothek derzeit unglücklich über die "Micky Maus". "Man hebt die Gimmicks auf, obwohl die Nationalbibliothek kein Spielzeug sammle. Zum Stand der Dinge berichtete Dr. Sackmann, dass es bereits Gespräche mit Dr. (Stephanie?) Jacobs gegeben habe - eines davon auch mit Heiner Jahncke - so dass man wisse, wie der andere denke. Aus dem Publikum gab Burkhard Ihme (ICOM) zu bedenken, dass einer Bibliothek in der Regel ein Exemplar ausreiche. Eine ganze Sammlung sei insoweit nicht im Interesse einer solchen Institution. Eckart Sackmann stimmte diesem Einwand zu und gab zu Bedenken, dass "wir Sammler in diesem Punkt Abstriche machen müssen." Auf die direkte Nachfrage, was denn dann mit dem Rest der Sammlung passiere, konnte selbstredend keine konkrete Antwort gegeben werden. Aller Voraussicht nach, werde in diesem Fall die Bibliothek das beste Stück behalten / austauschen und den Rest weitergeben. |
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