Comics ökonomisch betrachtet
Der französischen Comicbranche scheint es mittlerweile (trotz aller Bestseller) dermaßen mies zu gehen, daß sich die Unruhe der letzten Monate zu einem wahren Aufstand hochgeschaukelt hat, der mittlerweile die Spitzen in Wirtschaft und Politik erreicht hat.
Falls es so etwas wie einen Anfang gegeben hat, einen Anlaß, der den ganzen Prozeß in Gang gesetzt hat, dann war es die Ankündigung zweier Comicautoren, sich aus dem Geschäft zu verabschieden: Am 27. Mai 2014 verkündeten der Zeichner Bruno Maïorana (Garulfo, D), 48, und der Szenarist Frank Bonifay (La trilogie noire, Zoo, La Compagnie des Glaces), 55, ihren Entschluß über ihre Facebook-Seiten. Sie beklagen sich über ein Dumping, das die Branche ins Prekariat dränge, über überzogene Ansprüche von Verlegern und Redakteuren, an geplatzte Aufträge, sobald die Wirtschaft verkühlt sei, kurzum die Zustände würden immer fürchterlicher. Als Beleg wurde auf den Dokumentarfilm Sous les Bulles von Maiana Bidegain verwiesen, der schon 2013 auf dem Festival in Angoulême gezeigt wurde, und als DVD erhältlich ist. 2. Akt 1. Szene: Am 10. Juni nutzt die Comicgewerkschaft SNAC den Anlaß für einen offenen Brief an die Kulturministerin Aurélie Filipetti zum selben Thema, der Reformen einklagt, der die Lebensumstände der Kreativen verbessert. Falls das nicht geschähe, drohten der Branche nach dem September 2014 gemeinsame Aktionen der Comickreativen. In dieser Phase unterschrieben 748 Künstler den offenen Brief. 2. Akt 2. Szene: 21. Juni. 403 weitere Comickreative haben den offenen Brief unterzeichnet, so daß insgesamt 1151 Personen das Vorhaben teilen, darunter Preisträger aus Angoulême wie Zep, Max Cabanes und Boucq. Wer die letzten Jahrgänge der ACBD-Reporte kennt, kann abschätzen, daß sich damit der Löwenanteil der Professionellen engagiert hat. 3. Akt: Seit dem 26. Juni wird nun verhandelt ... http://www.toutenbd.com/article.php3?id_article=5218 (27. Mai) http://www.toutenbd.com/article.php3?id_article=5241 (10. Juni) http://www.toutenbd.com/article.php3?id_article=5255 (21. Juni) |
Dazu hat der Lucky Luke Zeichner Achdé ebenfalls etwas in seinem Blog veröffentlicht >
http://gribouillachde.blogspot.de/20...tre-de-la.html Zitat:
Was haben wir? :kratz: |
In einer gerechten Welt würden Comiczeichner wie Lufthansa-Piloten behandelt werden.
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Ich habe gehört, von Mittwoch 14 Uhr bis Donnerstag früh sollen alle Comiczeichner streiken. Das gibt sicher wieder ein großes Durcheinander. Stellt euch rechtzeitig darauf ein!
eck:Drt |
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Es ist ja klar dass du als Verleger kein Interesse daran hast die Zeichner+Texter organisiert zu sehen. |
Lieber Bruder,
habe ich den ICOM seinerzeit nicht mit begründet? War das auch ganz bewusster Schwachsinn? eck;)rt |
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Aber dafür ist der Thread hier eigentlich falsch. |
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eck;)rt |
Eine schnelle Lösung wird es für das Problem nicht geben.
Im nächsten COMIC! Jahrbuch des ICOM (2015) werde ich einige Aspekte des Themas beleuchten, die eine Rolle spielen. Aber die Bedingungen des Marktes ändern sich durch die modernen Kommunikationsmittel so rasant, daß da immer die Gefahr einer Fehleinschätzung besteht. Gewerkschaften sind schön und gut; allerdings ist ihr Einfluß begrenzt. Und die prekäre Lage läßt sich durch schön formulierte Forderungen nicht herbeistreiken. Schließlich gibt es noch das Publikum, und dessen Verhalten sich nicht erzwingen. Seit dem 4, Oktober gibt es vom Zeichner/Autor Marko ein Plakat bzw. Aufsteller, der das Autorenleben im Stil eines Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiels zuspitzt. Nur wenn das Publikum mitspielt, kann meiner Meinung eine konstruktive Lösung gelingen. Aber das Publikum hat ein Janusgesicht: Ich gehe davon aus, daß wohl alle Comicautoren mal als begeisterte Leser angefangen haben. Außerdem zieht sich das Publikum quer durch die Bevölkerung, und ich glaube nicht, daß sich alle Teil von den bisherigen Maßnahmen angesprochen fühlen. Die Gewerkschaft muß sich noch einiges einfallen lassen, wenn sie sich durchsetzen will ... |
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Das hat nicht mit Kinderkram zu tun. Auch Arbeiter in der Spielzeugfabrik können streiken.
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Früher wäre in diesem Fall "Holz & Kunststoff" zuständig gewesen, heute die IG Metall.
Wo sind denn Comiczeichner und Autoren allgemein organisiert? |
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Die Problematik bei den französischen Kollegen dürfte sein, dass es dort keine Künstler-Sozial-Kasse gibt wie bei uns. Die KSK in Deutschland übernimmt die Hälfte der Krankenkassen- und Rentenbeiträge bei freien Berufen (ähnlich dem Arbeitgeber-Anteil bei Angestellten). |
Tit for tat
Die amerikanische Szene hat sich anders organisiert.
Solange sie aktiv sind, kommen die Kreativen über die Runden - aber der kleinste Zwischenfall kann zu existenzgefährdenden Kosten führen. Dann reagiert die Community relativ schnell und versucht dem Kollegen oder der Kollegin zu helfen. Über Spenden oder karikatative Auktionen wird die entsprechende Summe dann innerhalb weniger Wochen aufgetrieben - oder nicht. Besonders Berufsanfänger sind gefährdet, wenn teure Krankheitskosten entstehen (Zähne, schwere Verletzungen) oder sie Opfer von Naturkatastrophen werden. Soweit ich es beurteilen kann, wird in der Szene Solidarität untereinander erwartet. Schließlich ist niemand davor gefeit, nie krank zu werden oder in eine Notlage zu geraten. |
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Die steht allerdings nicht in der französischen Wikipedia (oder es fehlt zumindest eine Weiterleitung). |
Comics in Belgien
Der Bericht ist mittlerweile zwei Jahre alt, dennoch finde ich ihn wegen der Zahlen aufschlußreich. Leider wird nirgendwo eine Quelle angegeben, die sich nachprüfen läßt. Ich nehme an, die Interviewten haben diese Daten genannt, und dann sind die im Raum stehen geblieben.
Quelle: Albert Möller: Europas Comic-Hauptstadt Brüssel. In Belgien sind die gezeichneten Geschichten genauso Kulturgut wie Pommes und Schokolade, Weltzeit-Beitrag vom 23.07.2012 http://www.deutschlandradiokultur.de...icle_id=216183 Zitat:
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Wer macht eigentlich die Comics?
Mittlerweile hat der erste öffentliche Schlagabtausch zwischen den Comiczeichnern auf der einen Seite sowie den Verlegern und Politikern auf der anderen Seite stattgefunden.
Dabei traten neue Probleme zutage. Der Geschäftsführer des Comic-Majors Média Participations, Vincent Montagne, der zugleich der aktuelle Präsident des Verlegerverbandes SNE (das Gegenstück zum Börsenverein des Buchhandels) ist, findet die Verbindung Honorar nach Seitenzahl für den Vorschuß problematisch. Die habe keinerlei Bezug zu den erwartbaren Umsätzen und belaste die Kalkulation. Wer selbst mal längere erzählerische Prosa verfaßt und diese irgendwo eingereicht hat, kennt den Unterschied zwischen dem Manuskript (des Urhebers) und dem Roman (das Produkt für den Handel), auf den heute noch Wert gelegt wird. Ein weiteres Zitat, mit dem sich die ehemalige Kulturministerin Aurélie Filipetti den Zorn der Kreativen auf sich gezogen hat, lautete: "Autor wird man erst durch den Blick eines Verlegers / Herausgebers / Redakteurs, denn nicht alle Texte werden zu Büchern. Der Verleger macht daraus Literatur." Die Verleger besetzen eine Schlüsselposition und die meisten Autoren werden von ihnen als hoffnungslose Amateure betrachtet, während sich die Verantwortlichen in den Verlagen als Professionelle sehen, die etwas vom Geschäft verstehen und Zahlen sehen wollen. Und in den letzten drei Jahren habe es keinerlei Wachstum gegeben; erst wenn der Comicmarkt wieder wachse, sei er bereit, sich auf Verhandlungen einzulassen. Das letzte Wort wird das nicht gewesen sein. (Fortsetzung folgt) Quellen: http://www.du9.org/humeur/vues-ephemeres-octobre-2014/ http://www.sgdl.tv/forum-sgdl-la-rem...teurs-106.html (Videodokumentation der Veranstaltung) |
Ein aufschlußreiches Interview
Wladimir Labaere betreut bei Casterman seit fünf Jahren das Label Sakka, in dem Mangas und andere Comics aus Asien erscheinen. Sein Interesse für die japanische Kultur hat ihn über einige Umwege zu den Mangas geführt. Er hat ein Jahr in Japan gelebt und versteht die Sprache; deshalb kann er den Markt in Übersee mit dem französischen Comicmarkt vergleichen.
Christian Missia Dio (actuaBD.com) hat ihn interviewt und einige Tatsachen zutage gefördert, die einige Mythen über das ferne Comicland platzen lassen. Laut Labaere erscheinen in Japan monatlich 150 Mangatitel; hochgerechnet auf das Jahr ergibt das 1800 neue Titel (inklusive der Comicmagazine wie Shonen Jump, Morning etc.). Das entspricht einem Drittel des frankophonen Marktes und dürfte eher dem niederländisch-flämischen Markt gleichen. Die japanischen Autoren sind auch nur Menschen, die irgendwann erschöpft sind. Seit 2000 wurde in Frankreich das veröffentlicht, was in den letzten 20 bis 30 Jahren in Japan erschienen ist. Dadurch ist die Backlist jetzt abgearbeitet, und die Verlage müssen sich für ihre Übersetzungen / Lizenzen mit dem begnügen, was aktuell entsteht. Das Angebot schrumpft also. Und Jiro Taniguchi ist in Europa bekannter als im eigenen Land, während seine Auflagen wohl trotz seines unangefochtenen Images erstaunlich niedrig sind. Für eines seiner bekanntesten Werke, Quartier lointain (Haruka na Machi e (遥かな町へ; dt. Vertraute Fremde, Carlsen, 2007), gibt Labaere eine Gesamtauflage über sämtliche Fassungen (Japan, Frankreich, Deutschland ...) von wenig mehr als 300.000 Exemplaren an. Mangas und Anime werden als Soft Power betrachtet, durch den Nippon seine Kultur und Lebensart exportiert statt der Hardware der 1980er Jahre (wie Autos, Elektronikgeräte). |
Die deutsche Situation
Zum Vergleich einige Zitate über die deutsche Szene, der Fokus liegt hier auf Hamburg. Der Artikel stammt aus Impulse. Das Unternehmer-Magazin.
Quelle: Amadeus Ulrich: Comiczeichner zwischen Leidenschaft und Brotjob (30. August 2014) Zitat:
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Die deutsche Situation, 2. Teil
Quelle: dpa, zitiert nach: BerlinOnline
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Aus dem Nähkästchen geplaudert: OL
Das Interview führte Andreas Düllick am 24. August 2010 in Berlin-Weißensee, anlässlich der Ausstellung 60 Jahre OL in der Kunstgießerei Flierl.
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Snowpiercer Reloaded
Durch den Film Snowpiercer von Bong Joon-Ho geriet die Comicvorlage Le Transperceneige 2010 in den Fokus der Öffentlichkeit. Über dreißig Jahren entstanden drei Teile, die Casterman in einer Gesamtausgabe neu auflegte. Für rue89/Le Nouvel Observateur interviewte Aurélie Champagne den Zeichner Jean-Marc Rochette. Sein bekanntestes Werk dürfte Edmond, das Schwein (Carlsen) sein, ein satirischer Funny, während Le Transperceneige realistisch gezeichnet ist. Dabei plaudert Rochette unvermeidlicherweise über die Arbeitsbedingungen, und wie die sich in den Jahrzehnten verändert haben.
Zitat:
"Unter den heutigen ökonomischen Bedingungen wäre so ein Comic nicht mehr möglich" (...) Ich glaube nicht, daß es heute möglich wäre, so einen Comic zu machen. An Wirtschaftlichkeit haben wir damals [bei (A suivre)] nicht gedacht: 250 Seiten mit einem derartigen Szenario, das erfordert schon eine Menge Geld. Nun ja, wir sind vorgegangen wie manche Romanciers, die drei oder vier Jahre ihres Lebens dem Dienst an ihrem großen Werk widmen. Zu der Zeit haben wir das nicht so gemacht. Wir sind vorgegangen wie bei einem Fortsetzungsroman. Unser Geld haben wir mit dem Magazin verdient, nicht mit den Alben. Wir haben uns durchgewurschtelt. So ungefähr wie kleine Zeichenlehrer haben wir gelebt. Für Essen und Miete war gesorgt." |
Zitat:
Das soll deine Arbeit hier nicht schmälern. Sollte aber auch verständlich sein, oder? eck;)rt |
Comicmagazine heute
Eines der letzten Comicmagazine im frankobelgischen Raum gibt der Zeichner Siné heraus, Siné Mensuel, und gerät deswegen wie im vergangenen Jahr in finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb hat er in Ausgabe 36 sein Publikum gebeten, ihn durch Spenden zu unterstützen. "Wenn nichts passiere, sei das die vorletzte Ausgabe gewesen", warnt er seine Leser. Um zukünftig vor solchen Bredouillen gefeit zu sein, bräuchte er mindestens 85.000 €. Nach zwei Aufrufen in den vergangenen Monaten hat er bis zum 5. November nur 18.500 € sammeln können.
Dabei schwankt die Auflage zwischen 15.000 und 19.000 Exemplaren. Um langfristig profitabel zu sein, wäre jedoch eine Auflage von 37.000 verkauften Exemplaren notwendig. |
The Hero Initiative
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Unter den Nutznießern der Hero Initiative finden sich illustre Namen wie Gene Colan, Steve Gerber, Russ Heath, Ralph Reese und Josh Medors. |
SnacAttack in Montreuil
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Für die Eröffnung wird eine gemeinsame Fotosession geplant, bei der alle Demonstanten im selben T-Shirt erscheinen sollen. Wer dazu keine offizielle Einladung besitzt, kann sich direkt an BD Snac wenden. http://www.syndicatbd.org/category/actus/ |
"(Auf-)Marsch der Comicautoren" in Angoulême
Im Fokus der Mobilisation der Comicgewerkschaft BD Snac befindet sich natürlich der 42. Comicsalon in Angoulême (29. Januar bis 1. Februar 2015): Unter dem Motto "Ohne Autoren keine Comics. Macht mit!" lautet das Planziel, durch den Aufmarsch von 1200 Autoren die bestehende Kritik in die Medien (jenseits der Comicfachpresse und der Medienkritik) zu bringen, um öffentliche Unterstützung in einem allgemein gesellschaftlichen Rahmen zu finden.
Zu diesem Zweck haben sie sich Bill Wattersons Plakat für das Großereignis angeeignet und zeigen bloß dessen leere Panels. |
In den Tagen zwischen den Jahren erscheint der Jahresbericht über die frankophone Comicbranche, herausgegeben vom ACBD. Je nach Lage der Werktage findet die Pressekonferenz dazu entweder kurz vor Weihnachten oder in den letzten Tagen des Jahres statt. Speerspitze des Verbandes ist der meinungsfreudige Gilles Ratier, der sicher auch diesmal eine Meinung vertreten wird. Meines Erachtens wird er sich vor dem gespannten Verhältnis zwischen den einzelnen Gruppen (Kreative, Verlage, Handel und Presse) nicht drücken können. Ich bin gespannt, welche Position er vertreten wird.
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Die niederländisch-flämische Sicht des Comicmarktes 2014 von Stripspeciaalzaak. Dabei berücksichtigen sie den Rapport Ratier des ACBD über den frankophonen Markt.
http://www.stripspeciaalzaak.be/Stri...hp#Jaarrapport Der Belletristik-Verlag De Bezige Bij (eine Abteilung des Medienkonzerns WPG, zu dem auch der Comicverlag Standaard Uitgeverij gehört) teilt mit, daß die durchschnittliche Auflage eines Romans bei 700 bis 800 Exemplaren liegt. Für Standaard Uitgeverij werden Comics erst ab einer Auflage von 20.000 Exemplaren rentabel. |
Im Januar 2010* wurde die Crowdfunding-Plattform Editions Sandawe (Lasne, Brabant in Belgien) für den frankophonen Markt gegründet, deren eingeworbene Beträge seither deutlich gestiegen sind:
24. Dezember 2012 - 500.000 € 29. Dezember 2014 - 1.245.530 € Die erste gedruckte Veröffentlichung erschien am 24. August 2011: Jean-Marc Allais / Serge Perrotin: Il Pennello. Nach einer anderen Quelle erschien als erstes Album von E411 / Zidrou: Maître Corbaque", n°1: Que Justice soit (mal) faite ! schon im Februar 2011. *Laut der französischen Wikipédia im November 2009. |
Einer für alle, alle für einen
Unter Druck befindet sich hingegen ein Bereich des Merchandising, nämlich die kleinen Firmen, die Resin-Figuren nach Comicfiguren gestalten. Im frankophonen Bereich sind das die Firmen Artoyz in Paris und Leblon-Delienne in Neufchâtel en Bray, Normandie. So sagt Michel Rouah, der Geschäftsführer von Artoyz:
Zitat:
Laurent Buob, der Geschäftsführer, legte sofort Widerspruch ein. Artoyz sprang in die Bresche und legte als Vermittlungsangebot einen Businessplan über drei Jahre vor, bestehend aus 50.000 € Löhnen für die Angestellten und 150.000 € Investitionen im vorgeschlagenen Zeitraum. Rouah veröffentlichte sein Kommuniqué auf dem Artoyz-Blog und wies darauf hin, daß der Kleinbetrieb zum Kulturellen Erbe gehöre und entsprechenden Schutz genießen solle. Am 27. Dezember 2014 schlug das Handelsgericht in Dieppe das Angebot aus unerfindlichen Gründen aus und ordnete die Liquidation an. Noch am selben Tag startete Rouah eine Petition, für die er mindestens 5.000 Unterschriften benötigt - der Stand momentan: 1552. Quellen: Artoyz Le Figaro (2. Januar 2015) actuabd AVAAZ.org - Pétitions Citoyennes |
Der Jahresbericht aus Québec
Sogar für den übersichtlichen Comicmarkt im kanadischen Québec existiert ein Marktreport nach dem Vorbild des Rapport Ratier des ACBD: Rapport Viau de la BD québécoise.
Die akutelle Ausgabe heißt 2014 : L’année de la diversité (Mém9ire), die 22 Seiten lassen sich online lesen. Danach erschienen in Québec 168 Comics, 23 weitere von Autoren aus Québec wurden anderswo herausgebracht (Frankreich, Belgien, USA). |
Wie groß ist die frankobelgische Comicszene?
Wie viele Kreative sind aktiv beteiligt, wenn es um das Angebot des Marktes im französischsprechenden Europa geht? Je nach Bericht, je nach Verband schwanken die Zahlen nämlich erheblich. Das Familientreffen in Angoulême liefert jedoch gewisse Hintergründe, durch die sich statistische Material gewichten läßt.
Die Preisträger in Angoulême werden in zwei Durchgängen ermittelt. Das Verfahren läuft dabei so ähnlich ab wie beim berühmteren "Oscar" (eigentlich Academy Award) der Filmbranche. Hier wie dort können Leute abstimmen, die sich professionell organisiert haben. Im ersten Durchgang wird die Shortlist der möglichen Preisträger ermittelt, also jene Werke, die die meisten Stimmen bekommen haben. An dieser Runde haben sich beim 42. Comicfestival in Angoulême 2014/2015 Zitat:
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Je nach Quelle liefen dabei um die 400, 500 oder 600 (nach Polizeiangaben) teilweise prominente Comicautoren mit. |
Volkstribun JC Menu hat den Feind ausgemacht
Der meinungsstarke Jean-Christophe Menu, einer der Gründerväter von L'Association, der beim großen Krach zum 20jährigen Jubiläum kräftig mitgemischt hat, bevor er im Groll gegangen ist, hat den Feind der Comicbranche ausgemacht. Der radikale Streiter für künstlerische Freiheit, der sich seit 2012 mit seiner Neugründung L'Apocalypse abgesetzt hat, verflucht die Graphic Novels.
Für das Comicfachmagazin KaBoom n°8 hat er sich seinen Frust von der Seele geschrieben, und der Feuilletonteil des NouvelObs, BibliObs, präsentiert seine Abrechnung "10 Jahre Platitüden" der breiten Öffentlichkeit. Er gehörte zu einer Gruppe junger, wilder Comiczeichner, die zwischen 1990 und 2003 die verkrusteten Strukturen von Papas Comic aufbrachen und das Spektrum dessen erweiterten, wozu sich Comics nutzen lassen. Zu hat der Zeit konnte fröhlich herumexperimentiert werden, weil niemand den Comic so richtig ernst genommen hat. Die kleine Familie der Künstler und Fans wurstelten im Ghetto vor sich hin, Spaß an der Freude und die Lust am Medium bedeuteten mehr als wirtschaftlicher Erfolg. Der große Bruch kam, als Literaturverlage die Graphic Novels entdeckten und der alternativen Comicszene allmählich die Lebensgrundlage entzogen. Eigentlich haben diese Hochkulturverlage die richtigen Stärken der Comicsprache bis heute nicht verstanden, und daraus resultiert nach Menu das Unheil: Der wahre Comic ist sterbenskrank, weil die comicfremden Verlage ihre Produktionen nach literarischen Maßstäben beurteilen, die überhaupt nicht angemessen sind. Damit das Feuilleton die Produktionen bespricht, werden die Werke auf einen Pitch reduziert, einen knackigen Werbespruch, eine Art Slogan für einen Leitartikel. Dabei bleibt das Comicspezifische auf der Strecke, und die Graphic Novel erweist sich als Totengräber. |
Ähem ... meinereiner liebt die die verkrusteten Strukturen von "Papas Comic". :D
Aber weder Manga noch Graphic Novel erweist sich mMn bei meinen Comics als Totengräber. |
Ich glaube, bei einigen Leuten in der Comicszene gilt JC Menu auch als Querulant. Das ist seine Meinung.
Gerade Serien wie LastMan oder Die alten Knacker von Lupano und Cauuet zeigen ja die lebendige Widerspenstigkeit des Comics. |
Allez enfants!
Ich bin ja mal gespannt, ob die Autoren & Zeichner etwas bewegen können in Frankreich. Als selbständig Kreative wird es eher unmöglich für sie sein, so etwas wie feste (Mindest-) Seitenpreise bei den Verlegern durchzusetzen. Ohne solche Richtwerte hat man aber keine Grundlage für gar nichts.
Das ist bei uns genauso (nur das wir gar keine Gelegenheit groß haben, uns mit Verlegern über Seitenpreise streiten zu können aus Mangel an Projekten). Ich bin bei meinen Comic- Jobs für freie und öffentliche Träger immer froh, daß ich meine Kostenvoranschläge mit den Angaben im ICOM- Ratgeber belegen kann. Und das diese Jobs für den Kunden unter 'Werbung' laufen. Und da haben Werbeagenturen & diverse Designer- Vereinigungen schon für ein lebensunterhaltfähiges Honorargefüge gesorgt. Denn grundsätzlich gilt wohl in der Belletristik- Branche: nimm` es oder lass` es! Und kein Comic in Deutschland oder sogar in Frankreich wie es scheint (von den nächsten Asterix und Lucky Luke mal abgesehen) verspricht genügend Umsatz & Lizenzen & Prestige, daß Verleger den unbedingt realisiert sehen wollen und dadurch vom 'Geiz ist geil' in den Vertragsverhandlungen lassen. Gefühlt 90% der Buchautoren und -illustratoren können davon in Deutschland schon länger und lauter ein Lied singen. In den USA, so man sich dort nicht zum 'Hauszeichner' bei einem der großen Verlage hochgearbeitet hat(te), brachte eigentlich nur der Selbstverlag so etwas wie adäquaten Gewinn und 'echten' Erfolg. Beispiele dafür sind Eastman & Lairds Teenage Mutant Ninja Turtles, Smiths Bone, Richard & Wendi Pinis Elfquest oder die Autoren & Zeichner des Image- Verlags. |
Endlich mal einer, der die Wahrheit erkennt!:top: So einen Fürsprecher bräuchten wir auch in Deutschland. Genauso wie der Mangaboom schaden die Graphic Novels zu einen beträchtlichen Teil dem Medium Comic. Auch die Verlage mischen da mit ihren hochpreisigen Hardcover-Luxusbänden mit. Ich frag mich, wie bei einer solchen Vermarktungsstrategie eine neue Lesergeneration nachwachsen soll? Mir fehlt da eindeutig der Spaß am Comic. Heute wird nur noch für ein zahlungswilliges Sammlergrüppchen produziert.
Ich stelle mir natürlich auch gern schicke Luxusbände ins Regal und lese Graphic Novels, aber ich bin ja auch erwachsen und meine Generation stirbt irgendwann aus.;) |
Die guten alten Handwerker
Der Haken dürfte der fehlende Kioskmarkt sein: In den Niederlanden und in Italien gibt es billige Lektüre für ein junges Publikum. Handwerklich sind die Comics in Ordnung, nutzen die Stärken des Mediums, ohne große Barrieren zu unterrichten. Kinder und Jugendliche können selbst entscheiden, ob sie sich Jommeke, Kiekebos oder Suske & Wiske, ob sie Dylan Dog, Diabolik oder eine andere Serie von Bonelli kaufen wollen - weil das Preis/Leistungsverhältnis stimmt. Und die alte Garde der klassischen Comiczeichner - von Carl Barks über Hergé und Franquin bis hin zu Osamu Tezuka - hat sich eher als Handwerker verstanden, weniger als Künstler.
Handwerker dürften besser gewappnet sein, wenn sie ihre Rechnungen einfordern, als Künstler. Solange ein Publikum nachwächst, dürfte der Markt robust sein. JC Menu hält die Verantwortlichen der Literaturverlage für Comicanalphabeten, die keine Ahnung haben, welchen Schaden sie anrichten. Er fürchtet wohl zurecht, daß das Wissen, wie Comics funktionieren, verloren geht. Ich habe das Gefühl, auch bei den Graphic Novels wächst der Anteil, der anderswo als Trash bezeichnet wird. Der Lackmustest für jeden Comic ist die Frage: Nimmst du ihn, wenn du ihn geschenkt bekommst? |
... wobei natürlich auch die Verleger von Comics für den Pressegrosso/ der Massenware aus Italien, Japan und den USA in den letzten Jahren vermehrt klagen über Umsatzeinbußen und Auflagenrückgang. Doch solche 'dunklen Zeiten' gab es z.B. in den USA schon vorher - und auch dort haben sich Comics als Massenmedium wieder etablieren können.
Solange diese großen Märkte zusammen mit dem franko- belgischen weiter funktionieren (und produzieren) wird auch der - zu gefühlt aus 90% Lizenzen bestehende - deutsche Comics- Markt weiter bestehen. Und (vielleicht überteuerte/ sterbenslangweilige) Graphic Novels in den Regalen der Buchhandlungen sind bestimmt nicht der Untergang der Comics in Deutschland ... :D |
Einen großen Teil der Graphic Novels könnte man verkaufen, indem man nur über Thema und Inhalt spricht. Ohne ein einziges Bild davon zu zeigen.
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Das nennt JC Menu den Pitch: Wer darüber redet oder schreibt, kann die gesamte graphische Ebene unter den Tisch fallenlassen - trotzdem geht nichts verloren.
Er hält diese Tatsache für schädlich. Ich habe eine Zeitlang im Kinobereich gearbeitet, in einem Kommunalen Kino. Als die hiesige Filiale des Cinemaxx eröffnet wurde, gab es natürlich die alten Muster: das böse Kommerzkino gegen das gute alternative Kino. Aber diese Klischees sind ausgemachter Blödsinn. Im Kino muß es eine Bandbreite geben, vom Popcorn-Blockbuster bis zum abgedrehten Autorenfilm oder einer obskuren Produktion aus einem Land, das die meisten erst einmal im Atlas suchen müssen. Die beiden Seiten der Medaille gehören zusammen, sie ergänzen sich etwas gesundem Ganzen. Wenn eine Hälfte etwas verbockt, bekommt das auch die andere Hälfte zu spüren. Das gilt für jedes Medium - Comics inklusive. Nichts gegen Trends. Marketing-Abteilungen und Buchhaltung haben selbstverständlich ihre Berechtigung, aber die können immer nur Trends fortschreiben. Jedes Medium muß eine gewisse Narrenfreiheit besitzen und sich irgendwo austoben können. Wenn die großen Verlage diese Wildcard einkassieren und jegliches Risiko vermeiden, obwohl sie sich das wegen ihres Umsatzes bzw. Gewinnes leisten könnten, fehlt dieser Anteil. In einem gesunden Markt kommt dann irgend jemand mal auf die Idee, all den Juniorversionen der klassischen Helden (Gastoon, Lucky Kid etc.) mal einen All-Age-Comic entgegen zu setzen, in dem die drei Helden keine Pennäler aus der Grundschule sind - sondern drei alte Knacker mit Kodderschnauze, eben 70somethings ... |
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Um die Diskussion in Deutschland zu führen, sollte man aber ein besseres Wort als "Pitch" finden. Denn als "Pitch" bezeichnet man eine Präsentation um einen Auftrag zu bekommen, und da gehören Bilder natürlich dazu. Wahrscheinlich meint Menu eigentlich "Elevator pitch", also ein Projekt, das man dem Chef in der kurzen Zeit erklären kann, in der man neben ihm im Fahrstuhl steht. |
Den Dünkel der Hochkultur sollte dabei niemand vergessen.
Mit dem Kunstanspruch verbinden sich ja weitere Denkmuster, die mit der echten Qualität des Werken überhaupt nichts zu tun: Kunst soll am besten von einem einzelnen Künstler kommen und möglichst frei im Raum schweben, also wenig mit dem Leben der gewöhnlichen Menschen zu tun haben. Vielleicht ein bißchen intellektuell, vielleicht ein wenig experimentell und der eine oder andere Skandal kann auch werbeträchtig ausgeschlachtet werden. Letztlich wird da fleißig am Mythos des einsamen Künstlergenies gebastelt, und das Werk ist bloß Mittel zum Zweck. Wenn sich der Künstler noch rar und nur alle Jubeljahre mal ein Bändchen vorgelegt (wie Ransmayr im Literaturzirkus), dann funktionieren die eingefahrenen Routinen. Wer sich mit der Comicgeschichte beschäftigt, wird aber häufiger Leute entdecken, die in rascher Folge ein umfangreiches Werk vorlegen: Vielzeichner und Vielschreiber, aber die gelten für gewöhnlich eher als mittelmäßige Fabrikarbeiter. Wobei der Begriff "Fabrik" an sich wertfrei betrachtet werden sollte, ohne blöde Vorurteile. Denn schon die alten Meister, die mit ihren Fresken die italienischen Bauwerke seit dem späten Mittelalter verschönert haben, über Rembrandt und die Flamen bis hin zu Andy Warhols Factory zeigen ja, daß eine Schule oder Studio nützlich sein kann und nichts über die Qualität aussagt. Einige der besten Werke sind solche Schnellschüsse, die quasi am Fließband produziert worden sind: Will Eisner war sich dessen bewußt. Nachlesen läßt sich das in seinem autobiographischen Comic über seine Anfänge als (Teenager-)Unternehmer im Eisner/Iger-Studio in Der Träumer. Eine gewisse Routine gehört dazu, damit die Seiten locker von der Hand gehen. Verkrampfte und steife Sachen hemmen den Lesefluß. Diese Regel gilt sowohl für Zeichner wie auch Szenaristen. Bei Jean Van Hamme drückt sich das in seinem Spitznamen aus: "Monsieur 10%". Im Comic ist das eher die Regel. Auf Anhieb fallen mir da heute über jeden Verdacht erhabene Namen wie Stan "The Man" Lee, Alan Moore, Jack Kirby, René Goscinny, Albert Uderzo, Morris, Franquin, Jijé, Moebius, Jiro Taniguchi, Naoko Urusawa usw. usf. ein. Und wenn ich an jüngste Generation denke, gibt es Lewis Trondheim, Bastien Vivès, Wilfrid Lupano ... In Deutschland gehören Stephan Hagenow und Levin Kurio eher zu diesem Kreis als all die Absolventen der Kunsthochschulen. Die probieren mal was aus und sind sich für nichts zu schade. Sicher, der eine oder andere Comic darunter ist nicht das Gelbe vom Ei. Aber was soll's? Über kurz oder entstehen auf diese Weise die Klassiker von morgen und übermorgen, wenn die Kreativen ihre Betriebstemperatur halten können. Solange es genügend Titel mit langer Backlist gibt, die ständig lieferbar sind und quer durch die Generationen gelesen werden, möglichst zu einem Preis, der nicht den Rahmen (von z.B. 10 €) sprengt - solange leben die Comics. |
Die Basis für eine breite Comickultur haben wir nur in Ansätzen.
Wer den Beruf von der Pike auf lernen will, und zwar unter realen Bedingungen, der muß entweder ins europäische Ausland gehen (die Disney-Filialen in Dänemark, den Niederlanden oder Italien beispielsweise) oder gleich in die USA bzw. für den US-Markt arbeiten - wie Horus, David Boller und Mirko Djordjevic. Insofern halte ich das altbewährte Mosaik für die einzige Kaderschmiede hierzulande, bei der der Nachwuchs Feuerproben wie eine obligatorische Deadline bestehen muß. Eine Lehrzeit oder Phase von einigen Jahren trainiert die zeichnerischen oder erzählerischen Fähigkeiten auf eine Weise, die in Fleisch und Blut übergeht. Besonders in den Skizzen zeigt sich das bei deutschen Comicgrößen wie Jan Suski, Ivo Kircheis und Schwarwel. Karl Nagel und Lutz Mathesdorf haben mit der Alligator Farm in Hamburg ja einen Versuch gestartet, der in diese Richtung ging. Leider ist der Versuch gescheitert. Dagegen sehen die meisten Graphic Novels eher blaß, blutleer und steif aus. Den Absolventen fehlt die Unverfrorenheit, mal so richtig daneben zu greifen. Ich glaube, das Publikum spürt ganz genau, ob ein Autor Comics liebt oder bloß brav eine Fleißarbeit für den Abschluß geliefert wird. Wenn etwas gut gemacht ist (und nicht nur gut gemeint!), dann kann sich der Comic fast alles erlauben. Auf die Dauer funktioniert halbherziges Wursteln nicht, das schadet eher. |
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Ich sehe diese Zeit eher wie eine Gesellenzeit in einem Handwerksbetrieb. Beim einsamen Kritzeln auf Papier fällt denen nicht die Decke auf den Kopf, vielmehr begegnen sie ständig Kolleginnen und Kollegen, denen sie über die Schulter schauen können. Ständig passiert was, und zum Kennenlernen müssen sie nicht warten, bis die nächste Messe oder der nächste Comicsalon anfängt. |
Sitzen die tatsächlich in einem Studio? Oder werkelt jeder zu Hause und schickt die Sachen ein?
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Vor Urzeiten war ich mal im Disney-Studio in Paris. War unter dem Dach und so eng, dass sich die Top-Zeichner quasi ständig beim zeichnen mit den Ellbogen in die Quere kamen. |
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Übrigens kann man den Mosaik Verlag einmal im Jahr beim Tag der offenen Tür besuchen und sich selber ein Bild davon machen, wie dort gearbeitet wird. |
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Der Nächste, der ausgestiegen ist: Yves Rodier
Der Frankokanadier Yves Rodier hat sich aus dem Comicmetier zurückgezogen. Seine Entscheidung hat er zunächst auf seiner Facebook-Seite begründet, die actuabd (18. März 2015) mit seiner Erlaubnis übernommen hat.
Rodier begann seine Laufbahn mit einer Fortsetzung des Fragments von Hergés Tintin et l'Alph-Art (deutscher Nachdruck im Comic-Jahrbuch bei Carlsen), womit er sich umgehend Ärger mit der Fondation Moulinsart eingehandelt hatte. Danach wirkte er in Kanada als Animationszeichner (Bob Morane, La Mouche, Le Marsupilami). Zu seinen Werken als professioneller Autor frankobelgischer Comics zählen seine beiden Serien Simon Nian (mit François Cortegianni, seit 2005 bei Glénat) und El Spectro (mit Frédéric Antoine, seit 2011 bei Le Lombard). Comiczeichner zu werden, war ein Kindheitstraum von Rodier, der sich in einen Albtraum verwandelt hat. In der Zwischenzeit hat sich seine Einstellung zu Comics geändert: Er liest kaum noch welche und weicht der Comicszene aus, weil er persönlich andere Interessen hat. Seinen Rückzug begründet Rodier mit den miesen Bedingungen der Comicindustrie, die rasches Arbeiten verlangen (mindestens ein Album pro Jahr), weil einen sonst das Publikum vergessen haben könnte. Unter diesen Voraussetzungen findet er den Großteil des veröffentlichten Material schlampig bis schlecht gezeichnet. Seinen Kolleginnen und Kollegen bleibt aber nichts anderes übrig: Aufwändige Recherchen, sorgfältige Überlegungen zum Layout, ein hoher Anspruch bei Details und notwendige Selbstkritik müssen unterbleiben, weil sonst die Deadlines nicht eingehalten werden können. Realistische Comics im klassischen Stil verbieten sich indirekt, denn all die Phasen (Idee, Skizze, Vorzeichnung, Koloration etc.) dauern zu lange und schmälern letztendlich das Honorar. (In der Diskussion unten berichtet Badd von einer Runde, bei drei Zeichner 2010/2011 ihre Stündenlöhne verglichen haben: "Schnellzeichner" Badd ist dabei auf 6 € / Stunde gekommen, die anderen auf 2,61 € / Stunde.) Jetzt, mit gut 50 Jahren, ist Rodier sich zu schade, seinen Verleger reich zu machen, während er von der Hand in den Mund leben soll. In seinem P.S. nimmt er allerdings seine eigenen Verleger bei Glénat und Le Lombard in Schutz, stattdessen beklagt er den Allgemeinzustand. Comics werden auf eine "Message" reduziert (da stimmt er in JC Menus Lamento mit ein, siehe oben im Thread), nicht auf die Kunst. Die wird von den Marketing-Abteilung und Buchhaltungen nämlich nicht honoriert, nur Umsatz und Profit zählten. Mit Rodiers Comics aus seiner Kindheit hat das nichts mehr gemein. Was sich zur Zeit abspielt, das enttäuscht ihn, weil es von einem elitären Dünkel bestimmt ist, der sich intellektuell gibt. Aufmerken läßt allerdings sein Zugeständnis, er hätte sich anders entschieden und wäre geblieben, wenn sich seine Comics zu Hunderttausenden verkauft hätten. Da ihm das nicht gelungen, sieht er keine Perspektive und weicht lieber auf andere Branchen aus. (Daß Rodier kein Einzelfall belegen die Kommentare von Pierre und Pat: Pat beklagt die sinkenden Auflagenzahlen seiner eigenen Comicserie. Der erste Band 2003 war mit 26.000 Exemplaren noch verhältnismäßig gut sichtbar im Sortiment vertreten, der siebte Band 2014 verschwand mit 4.000 in der Unsichtbarkeit, weil Hypermarchés, fnac, cultura und der Buchhandel den Band nicht mehr im Regal vorrätig halten. Pierre warnt Rodier davor, sich Illusionen zu machen. Wegen der Wirtschaftskrise sei die Lage in anderen Branchen kaum besser. Viele Werbefirmen und Videogame-Firmen wären vom Markt verschwunden, und nur wenige leisten sich noch ein Logo für 200 bis 300 €.) |
Allgemeiner Hilferuf aus der Comicwelt?
Gehen den Comic-Portalen die kostenlosen Mitarbeiter aus? http://www.splashcomics.de/php/aktue..._der_redaktion Zitat:
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Was ist Arbeit? :weissnix:
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Dann scheint es sich bei den Splashcomics um pure Freizeitgestaltung und Spielerei zu handeln. :D
Das kann man beim ComicGuideNET auch! ;) Bei uns gab es gelegentlich dafür schon einen Mitarbeiter-PC oder ein leistungsbezogenes Freikontingent für den ComicMarktplatz. |
Das Dilemma mit der Arbeit
Für das Online-Magazin Strike hat der Anthropologie-Professor, Occupy-Aktivist (er hat den Slogan "Wir sind die 99%!" erfunden) und Bestseller-Autor David Graeber (Debt: The First 5.000 Years) einen aufschlußreichen Artikel darüber verfaßt, wie Arbeit heute entlohnt wird:
On the Phenomenon of Bullshit Jobs (17. August 2013) Sein Gedanke läßt sich wie folgt auf den Punkt bringen: Nur Arbeit, die frustriert, die mit Mobbing und Sabotage verbunden ist, ist richtige Arbeit. Wer nichts Sichtbares zustandebringt, keine faßbare Ware, und hauptsächlich damit beschäftigt ist, die Konkurrenz innerhalb der Firma wegzubeißen, muß finanziell besonders gut entlohnt werden. Das sind die Bullshit-Jobs, die eigentlich niemand vermissen würde. Möglicherweise wären die Menschen ohne diese Bullshit-Jobs sogar glücklicher und weitaus produktiver. Den Gegensatz dazu bilden Jobs, die glücklich machen, sich selbst und andere. Dazu zählt er in erster Linie künstlerische Tätigkeiten, aber auch soziale Berufe, in denen sich Leute um andere kümmern (Krankenschwestern, Altenpfleger, Sozialarbeiter). Die können (rein theoretisch) ein positives Feedback von ihren Kunden bekommen und haben sich (bewußt?) für ihren Beruf entschieden, gehen also einer Berufung nach. Je größer diese nicht-finanziellen Anteile sind, desto geringer fällt der Lohn aus. Auf diese Weise wird der Traum von John Maynard Keynes verhindert, daß in der Zukunft (von 1930) eine 15-Stunden-Woche zum angenehmen Leben ausgereicht hätte. Stattdessen hat der technische Fortschritt vielmehr zu einer Vermehrung von Berufen geführt, die bestenfalls schlicht überflüssig sind und schlechtenfalls mehr schaden als nützen - denn das steigert (frei nach Geier Sturzflug) das Bruttosozialprodukt. Denn fröhliche und glückliche Menschen könnten ja auf eigene Gedanken kommen und das ist gefährlich. Zitat:
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Allgemein betrachtet
Georg Seeßlen (und Markus Metz) ergänzt eines seiner neuen Bücher (Seeßlen / Metz: Kunst frisst Geld – Geld frisst Kunst, Suhrkamp 2014) über das zwiespältige Verhältnis von Kunst und Markt mit einem Nachschlag in seinem Blog "Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn". Die meisten Schlußfolgerungen treffen wohl auch auf Autoren (Zeichner und Szenaristen) zu. Wenn im Text vom Galeristen die Rede ist, wird das in der Comicbranche durch Verlag und Comichandel ersetzt.
KUNST/ZEIT/SCHRIFT: Nachschrift zu „Kunst frisst Geld – Geld frisst Kunst“ Teil 1 (17.09.2014), Teil 2 (23.09.2014), Teil 3 (20.03.2015) Zitat:
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Die illegalen Übersetzungen im Internet durch Manga- und Animefans werden jetzt stärker verfolgt. Auf der anderen Seite bemerken auch die europäischen Verlage, daß die Fans (wie beispielsweise auch bei Fernsehserien) nicht mehr bereit sind, Monate oder gar Jahre zu warten, bis endlich eine Übersetzung in der Landessprache erscheint.
Der französische Verlag Pika reagiert nun mit einem Angebot: Seit dem 9. März können Manga-Fans jeweils das neueste Kapitel einer Serie für 0,99 € online lesen, die simultan mit der japanischen Serie veröffentlicht wird. Obwohl Lettering und Layout (für den europäischen Markt gespiegelte Seiten) hohen Ansprüchen genügen, wird aus dem Stegreif gearbeitet. (Das klingt nach einer Rohübersetzung, die für Print möglicherweise revidiert wird.) Die Seiten sind DRM-kopiergeschützt. Quellen: ActuaLitté, Bande Dessinée Info |
Vom letzten Asterix-Album: Asterix bei den Pikten sind offiziell insgesamt 5,4 Millionen Exemplare in 24 Sprachen und Dialekten erschienen.
Quelle: Stripspeciaalzaak |
Sozialplan bei Delcourt - Soleil
Die Brüder Farid und Mourad Boudjellal stammen aus Familien, die aus Algerien und Armenien nach Frankreich eingewandert sind und sich in Toulon niedergelassen haben. Beide Brüder interessierten sich für Comics:
Farid, der Ältere, erkrankte mit acht Jahren an Kinderlähmung. Seine Comics über klassische Einwandererthemen (Jude - Araber, 3 Bände) fanden über den Semmel Verlach Anfang der 1990er Jahre auch ein deutsches Publikum. Mourad, der Jüngere, hat eine zweite Leidenschaft: Rugby. Mit 17 1/2 Jahren gründete er seinen ersten Comicverlag und mit einigen Gleichgesinnten das Comicfestival in Hyères. 1982 eröffnete er sein kleines Comicfachgeschäft Bédule in Toulon. Im August 1988 gründete er Soleil Editions und erwarb die Rechte für Rahan, dessen erster Band in den ersten drei Tagen 8.000 mal über den Ladentisch ging und im ersten Quartal 22.000 mal. Zum größten Erfolg sollte ab 1994 das Fantasy-Universum um Lanfeust de Troy von Christophe Arleston (Szenario) und Didier Tarquin. (Zeichnungen) werden. Es folgten Kooperationen von Soleil mit Gallimard (unter dem Label Futuropolis) und mit dem Sender TF1 die Gründung eines Zeichentrickfilmstudios. Der Verlag aus der südlichen Provinz, die gewaltige Minderwertigkeitskomplexe gegenüber den Top Dogs aus Paris hatten, beschäftigt zwischen 20 und 49 Angestellte. Im Geschäftsjahr 2013 betrug der Umsatz 18.864.500,00 €. Weil Mourad Boudjellal sich immer stärker für den Rugby Club Toulon (RCT) engagierte, entschloß er sich, Soleil zu verkaufen. Im Juni 2011 ging der Verlag in die Hände des Konkurrenten Delcourt über. Jetzt folgen die Anpassungen der Fusion, und die gehen zulasten der Angestellten von Soleil. Über ActuaLitté ließ Guy Delcourt verkünden, das sämtliche Geschäftsbereiche in Toulon abgebaut werden: Die Geschäftsgebäude, das Studio, die Fabrikation und die Datenverarbeitung werden bei der Verschlankung wegrationalisiert. Übrig bleibt ein Imprint, das unter den Fittichen des Mutterhauses Delcourt in Paris angesiedelt. Für die Verlagsanstellten in Toulon wird es einen Sozialplan geben, sprich: sie werden über kurz oder lang arbeitslos. Diese Einschnitte werden sich im Programm niederschlagen. In der nächsten Woche wird Delcourt - Soleil die einzelnen Comicautoren darüber informieren, welche Serien und Alben übernommen werden und welche nicht. Quellen: ActuaLitté - les univers du livre, ToutenBD, societe, Wikipédia |
Das ist finster.
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Der Präsident der EU-Kommission Jean-Claude Juncker geht auf das Ansinnen des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) ein, die einen digitalen Markt schaffen wollen. Bislang gelten für eBooks keine reduzierten Mehrwertsteuersätze, sondern der reguläre.Am 5. März erging sogar ein Urteil des EU-Gerichtshofs, das Frankreich zwang, den Steuersatz auf 20% anzuheben.
In Frankreich gilt die Direktive des reduzierten Steuersatzes für Bücher und Zeitschriften seit 1991. Anfang 2014 führte Paris eigenmächtig einen Satz von 2,1% für reine Printprodukte ein und 5,5% für Produkte, die Print und digital erhältlich sind. Juncker verspricht, 2016 ein verbindliches Gesetz vorlegen zu können, bei dem der reduzierte Satz für Print und digital gelten soll. Aber bis dahin, müssen 28 verschiedene Nationen unter einen Hut gebracht werden, merkt Reporter Frédéric Roussel an. Quelle: Libération (11. Mai 2015) |
Wenn ich einem Blog der British Library Glauben schenken darf, geht es der britischen Comicbranche besser als je zuvor. Emma Hayley von Creative Industries schrieb dort am 30. Juni 2014:
Zitat:
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Mal zum Vergleich
Als Bob de Moor von Ronald Grossey für sein Buch De klare lijn en de golven interviewt wurde, kamen auch die Honorare zur Sprache.
Für den zweiten Band des letzten Edgar P. Jacobs-Doppelbandes Blake et Mortimer um die drei Formeln des Professor Sato wurden folgende Preise vereinbart: - 15.000 Belgische Franc (375.- €) pro Seite; - 50% Tantiemen von den Netto-Einkünften; Zitat:
Quelle: Popokabaka's A la recherche du Tintin perdu "Nulliteit" (15. Januar 2014) @Mick Baxter: Ich habe nie geschrieben, er hätte 50% des Netto-Umsatzes bekommen. Das wäre in der Tat ein besserer Lottogewinn für de Moor gewesen. 50% Tantiemen heißt meiner Meinung nach, daß er den Tantiemenanteil des Netto-Umsatzes erhalten hat, und der dürfte zwischen 8% bis 12% gelegen haben. |
Zitat:
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One Piece im Guinness Book
Den ersten Platz bei den Guinness World Records belegen japanische Mangas, wenn es um Comicserien eines einzelnen Autors mit der höchsten Auflage geht.
Bislang führte Akira Toriyamas Dragon Ball mit 150 Millionen verkauften Exemplaren weltweit. Eiichiro Odas One Piece übertrumpft seinen Konkurrenten deutlich, denn bis Dezember 2014 wurden von der 70 Bände langen Serie 320.866.000 Exemplare verkauft. Quellen: ToutenBD, Japan Alert |
Het B-Gevaar war die letzte flämische Comicfachhandlung in Brüssel. Inhaber Erik Deneyer kündigt an, er werde den Laden in der nächsten Woche schließen. Ob das endgültig sein wird, steht in den Sternen. Deneyer sind die Mietkosten zu hoch. Jedenfalls wird es in den nächsten Tagen einen großen Ausverkauf geben.
Quelle: Stripelmagazine (24. Juni 2015) |
Largo Winch gehört zu den frankobelgischen Bestsellern. Weil Szenarist Jean Van Hamme nach 25 Jahren aussteigt, hat ToutenBD eine kleine Zwischenbilanz gezogen.
Das letzte Album, Band 19, startete mit 350.000 Exemplaren. Nach Van Hammes eigenen Angaben liegt die Gesamtauflage der Serie bei 12 Millionen Exemplaren. |
Der neue Asterix-Band im Oktober wird auch aus ökonomischer Sicht interessant, weil Uderzos und Goscinnys Erben verlegerische Experimente eingehen.
Die niederländische Ausgabe Asterix 36: De Papyrus van Caesar erscheint als fremdsprachige Edition beim Stammverlag Les Éditions Albert René. Der neue Lizenznehmer in Italien, Panini / Rizzoli RCS, legt die Backlist in Staffeln zu je sechs Alben neu auf (Preis je 12,90 € für 48 Seiten). Weil der Verlag ein jüngeres Publikum sucht, gibt es das neue Abenteuer bis Ende Oktober zum Sonderpreis von 4,50 €. Kinder und Jugendliche werden mit einer 8 Seiten längeren Fassung gelockt, die im Anhang Spiele, ein Quiz und andere Attraktionen bereithält. Darüber hinaus präsentiert Panini die Nachfolger Jean-Yves Ferri und Dider Conrad als Gäste bei dem Comicsalon Lucca Comics 2015. |
Zahlen aus Frankreich
Der ACBD hat die Jahresbilanz des frankobelgischen Comicmarkts vorgestellt, den "Rapport Ratier 2015": diesmal heißt er "Das Jahr der Rationalisierung."
Nachzulesen als pdf: http://www.acbd.fr/wp-content/upload...-ACBD-2015.pdf Der Anteil der Übersetzungen deutschsprachiger Comics (Deutschland, Österreich und Schweiz) ist von 24 Titeln auf 20 Titel gesunken, aber leichte Rückgang trifft die gesamte Branche. Auf jeden Fall scheint sich da eine kleine Nische auf dem Markt etabliert zu haben, die von den professionellen Beobachtern auch wahrgenommen wird. |
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Und "50% Tantiemen von den Netto-Einkünften" (was immer das bei einem Verlag bedeuten soll) ist immer noch ein utopischer Betrag (schließlich kriegte Jacobs ja auch noch was ab). Die einig plausible Entlohnung war 50 % der Tantiemen für de Moor, 50 % Tantiemen für Jacobs (und die Tantiemen wie üblich etwa 10 % vom Nettoumsatz). Steht so auch in dem nachträglich eingebauten flämischen Text. P.S. Es entspricht eigentlich nicht der Nettikette, in Diskussionen Repliken auf folgende Beiträge in den ersten Text einzupflegen. |
Zu Weihnachten hat der italienische Verleger Nicoila Pesce vom Verlag NPE seine Bücher offengelegt und dabei den übrigen Comicmarkt ein wenig einbezogen. Leider liegt diese Bilanz nur auf Italienisch vor.
http://www.edizioninpe.it/fatturato-...-di-fine-anno/ http://c4comic.it/2015/12/24/npe-i-d...casa-editrice/ |
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Laß uns das tote Pferd begraben. :wink: |
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Das Editieren habe ich mir bei den "Internationalen Comicpreisen" angewöhnt, weil das sonst noch unübersichtlicher wird: Vor lauter Bäumen ginge dort der Wald verloren.
Durch den Seitenumbruch liegt das Hauptaugenmerk jetzt auf der ollen Kamelle, und mein Hinweis ist wahrscheinlich bei einigen aus dem Blickfeld geraten. Im letzten Post auf der vorherigen Seite habe ich auf den aktuellen ACBD-Bericht von Gilles Ratier verwiesen, der gerade online bereitgestellt wurde: http://www.acbd.fr/wp-content/upload...-ACBD-2015.pdf |
Das Branchenblatt Hollywood Reporter zieht für den Comicmarkt in den USA eine knappe (vorläufige) Jahresbilanz und präsentiert die Top 10 der meistverkauften Titel (bezieht sich auf die Monate Januar bis November):
Zitat:
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Zum Vergleich folgen die Top 10 der meistverkauften Manga-Serien in Japan. Der abgedeckte Zeitraum erstreckt sich technisch vom 17. November 2014 bis zum 22. November 2015 (im Klammern die Position und Verkäufe 2014):
1 (1). Eiichiro Oda: One Piece (Shueisha) - 14.102.521 (11.885.957) 2 (9). Nakaba Suzuki: The Seven Deadly Sins (Kodansha) - 10.304.112 (4.633.246) 3 (2). Hajime Isayama: Attack on Titan (Kodansha) - 8.778.048 (11.728.368) 4 (10). Yusei Matsui: Assassination Classroom (Shueisha) - 8.605.861 (4.622.108) 5 (21). Yasuhisa Hara: Kingdom (Shueisha) - 8.569.215 (2.516.278) 6 (3). Haruichi Furudate: Haikyu!! (Shueisha) - 6.531.508 (8.283.709) 7 (19). Yūto Tsukuda (Szenario) / Shun Saeki mit Yuki Morisak (Zeichnungen): Food Wars! Shokugeki no Soma (Shueisha) – 4.321.830 (2.644.122) 8 (12). Yū Sasuga (Szenario) / Kenichi Tachibana (Zeichnungen): Terra Formars (Shueisha) - 4.188.158 (4.295.257) 9 (-). Akira Hiramoto: Prison School (Kodansha) - 4.058.119 10 (-). Sui Ishida: Tokyo Ghoul:re (Shueisha) - 3.758.541 Quelle: Oricon (Japan) über Anime News Network |
Die Niederländer und Flamen legen nach. Bei Stripspeciaalzaak steht der "Stripjaarrapport 2015" bereit. Zum kleinen Vergleich stelle ich hier die Top 10 der meistverkauften Comics ein:
1. Jean-Yves Ferri (Szenario) / Didier Conrad (Zeichnungen): Astérix 36: De papyrus van Caesar (Les Editions Albert René) - 2.250.000 Exemplare 2. Zep: Titeuf 14 (Dupuis) - 550.000 3. Philippe Geluck: Le Chat 20: Le Chat fait des petits (Casterman) - 310.000 4. Juan Díaz Canales (Szenario) / Ruben Pellejero (Zeichnungen): Corto Maltese 13: Sous le soleil de minuit (Casterman) + Jean Van Hamme (Szenario) / Philippe Francq (Zeichnungen): Largo Winch 20: 20 secondes (Dupuis) - jeweils 300.000 5. Riad Sattouf: L'Arabe du Futur 2 (Allary Editions) - 230.000 = De Arabier van de Toekomst 2: Een jeugd in het Midden-Oosten (1978-1984) (De Geus) 6. Wilfrid Lupano (Szenario) / Paul Cauuet (Zeichnungen): Les Vieux Fourneaux 3: Celui qui part (Dargaud) - 210.000 = Krasse Knarren 3: Wie Vertrekt ... (Dargaud Benelux) 7. Patrick Sobral: Les Légendaires 18: La Fin de l'Histoire ? (Delcourt) . 180.000 8. Dubuc (Szenario) / Delaf (Zeichnungen): Les Nombrils 7: Un bonheur presque parfait (Dupuis) - 170.000 = Mooie Navels 7: Haast volmaakt geluk (Dupuis) 9. Ah-Koon (Szenario) / Renaud Collin (Zeichnungen): Les Minions 1: Banana ! (Dupuis) - 161.000 10. Patrick Sobral (Szenario) / Nadou (Zeichnungen): Les Légendaires Origines 4: Shimy (Delcourt) - 150.000 |
Aber das sind doch die französischen Zahlen von Gilles Ratier?
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Die stehen auch auf der von Servalan verlinkten Seite:
Zitat:
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Offizieller Gutachter für Comics vor Gericht
(Paris)
Welche Bedeutung der Comicmarkt für die französische Wirtschaft hat, wird an der Ernennung Philippe Mellots als erster offizieller Gutachter am Berufungsgericht im Pariser Justizpalast deutlich. Mittlerweile werden über 20.000 Sammlerstücke und mehr jährlich gehandelt. Die Gutachterstelle wurde in der Branche Kunst, Kultur, Kommunikation und Medien ausgeschrieben. Anfang 2015 konnten sich Kandidaten für die Wahl in den Fachbereichen "Drucke und graphische Kunst" (für Originalseiten) und "Alte und moderne Bücher" (für Bücher des 19. und 20. Jahrhunderts sowie alte Comics) bewerben. Philippe Mellot gehört den ersten Sammlern von Comicoriginalen in den 1970er Jahren, der auch frühe Auktionen mitorganisierte. Zeitweise war er Chefredakteur der Comiczeitschriften Charlie mensuel und Pilote. Darüber hinaus gab er 20 Ausgaben des französischen Comicpreiskatalogs BDM heraus, trug zu etlichen Enzyklopädien und Nachschlagewerken Beiträge bei und kennt sich beruflich mit dem antiquarischen Buchmarkt gut aus. Von ihm stammen 15 Bücher über die Stadtgeschichte von Paris. In Fachfragen erstattet er einen Bericht und steht für Richter jederzeit als Gutachter bereit, wenn sie seine Kompetenz benötigen. Weiterhin bleibt er auf Anfrage als privater Experte tätig, zum Beispiel um private Sammlung zu bewerten. Quelle: bdzoom |
Die Zahlen aus Spanien
Am 2. Mai 2015 hat die Asociación Cultural Tebeosfera (ACyT) einen Branchenbericht über das Jahr 2015 vorgestellt: La industria de la historieta en España en 2015 (60 Seiten, als pdf abrufbar).
Einige Schlaglichter aus dem Bericht: Insgesamt wurden 2.906 einzelne Titel veröffentlicht, aber 300 Titel bestimmen den Markt. Knapp 70% sind Übersetzungen. Deutsche Übersetzungen sind zwar ständig dabei, gehen aber fast in der Masse unter. In der Liste auf Seite 17 findet sich Deutschland in der letzten Zeile der Europäischen Comics: 2012 (6 Titel), 2013 (3), 2014 (13) und 2015 (15). Davor liegen Großbritannien (50 - 32 Titel, Tendenz abnehmend) und Italien (47 - 136, Tendenz steigend). Bei den neuen Titel liegt der Anteil einheimischer Comics bei weniger als 20%, nur 3,5% (101 von 2.906) stammen von Frauen. Der Anteil japanischer Comics liegt zum ersten Mal höher als der spanischer Comics. 5 Verlage dominieren den Markt: Panini, die Grupo Planeta, ECC, Norma und Ivrea. Die wichtigsten Verlage für spanische Comics sind: Amaníaco, Anillo de Sirio, Astiberri, Bang, De Ponent, Diábolo, Dibbuks, El Jueves und La Cúpula. Was im Vergleich zu anderen Berichten wie dem vom ACBD aiuffällt: Spanische Comics werden nach den regionalen Sprachen aufgeschlüsselt: Kastilianisch, Katalanisch, Galizisch, Baskisch, Asturianisch sowie andere - wie zum Beispiel Mallorquin. Außerdem werden auf den ersten Seiten die verschiedenen Publikationsformen aufgeschlüsselt: Reine Comics, satirische Anthologien sowie Zeitschriften, in denen Comics zu finden sind. Bei den Formaten weicht der Bericht den üblichen Kategorien aus: Auschlaggebend für die Einordnung sind Seitenzahlen (2 - 1.100) und Formate (Höhe und Breite in cm). |
Offener Brief an die EU-Kommission: "Genug ist genug!"
Die GESAC (für Groupement Européen des Sociétés d'Auteurs et Compositeurs bzw. European Grouping of Societies of Authors and Composers) in Brüssel, ist der europäische Dachverband der Autoren- und Verwertungssgesellschaften. Sie vertritt jetzt 34 Verwertungsgesellschaften in 27 Ländern.
Unter dem Dach der GESAC haben jetzt zahlreiche Prominente und andere Künstler einen geharnischten Brief an die EU-Kommission verfaßt, in dem sie eine veraltete Gesetzgebung beklagen. Die bevorzugt internationale Konzerne, die kaum Steuern zahlen und satte Gewinne einfahren, während mittlerweile sogar die Berühmtesten der kreativen Zunft über prekäre Verhältnisse klagen. Ihren Zorn haben sie in einem Offenen Brief an Jean-Claude Juncker formuliert, den sie stellvertretend aufffordern, etwas zu tun, bevor es zu spät ist. Der Offene Brief (17 Seiten pdf, datiert auf den 11. Juli 2017) wurde von 1111 Urhebern aus der EU (und darüber hinaus) unterzeichnet. Zu den prominentesten Unterzeichnern gehören Pedro Almodóvar, Charles Aznavour, Andrea Bocelli, Daniel Buren, Ennio Morricone, Alejandro Sanz, Albert Uderzo und Alexandre Desplat ... Make the Internet Fair for Creators (11.07.2016) Zitat:
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In Japan zeigt sich schon das Wegbrechen des mittleren Segments zwischen den Blockbustern und den Top 10. Seit 2008 veröffentlicht Oricon die Top 10 der wöchentlichen Mangaverkäufe, und bislang ist es dreimal vorgekommen, daß alle Titel von einem Verlag stammten.
Das war jedesmal derselbe: Shueisha. Wie es aussieht verkürzen sich die Zeitspannen, in denen der Mega-Hattrick gelingt. Das erste Mal gelang das Kunststück im April 2012, das nächste Mal im April 2015 und zuletzt der Woche vom 4. bis 10. Juli 2016. Dabei bringt es der Spitzentitel, Eiichiro Odas One Piece #82, allein auf 1.629.995 Exemplare. Quelle: Anime News Network |
In den USA suchen acht Literaturagenten jetzt dringend nach Manuskripten für "Graphic Novels". Der Beitrag von Chuck Sambuchino auf Writer's Digest - Write Better, Get Published trägt das Datum 2. August 2016.
Die acht Literaturgentinnen und -agenten sind:
Ist das wirklich ein Boom? Oder wird der Wetbbewerb unter den Agenturen bloß härter? Oder graben ihnen erfolgreiche Selbstverlage das Wasser ab? Was hier wirklich abläuft, schlägt sich erst in anderthalb Jahren oder später in den Verlagsprogrammen nieder. Dann sehen wir, ob es mehr Titel gibt oder nicht. |
Obwohl der Comic Market (Comiket) in Tokio eine reine Dojinshi-Messe ist, auf der es vor allem Fan-Mangas und Fan-Animes gibt, und diese Messe einmal im Sommer und einmal im Winter stattfindet, erreicht sie ein beachtliches Publikum.
In drei Tagen erreichte Comic Market 90 (Comiket 90) 530.000 zahlende Besucherinnen und Besucher. Mit 550.000 lag die Wintersaison bei Comiket 89 sogar noch darüber. Pro Jahr gut 1,1 Millionen Besuchern ... davon können europäische Comicfestivals wie Angoulême und Erlangen nur träumen. Quelle: Anime News Network |
Billiger geht's nicht: Dumping bei Comicautoren
Die frankophone Comicszene ist zur Zeit in heller Aufregung. Denn über die prekäre Lage der Comicautoren sind sich alle Kreativen einig, aber jetzt liegt ein Fall vor, dessen Dumping sich kaum unterbieten läßt.
Ende August 2016 erschien bei Glénat der erste Band von David Revoy: Pepper & Carrot, nachdem der Comic seit Mai 2014 kostenlos auf Revoys Blog erschienen ist. Glénat bewarb den 80-seitigen Band mit einem Sonderpreis von 9,99 € (statt der üblichen 14,80 €), Auflage: 10.000 Exemplare. Der Band enthält die 11 ersten Kapitel der Serie. Revoy wollte seine Kraft nicht mit juristischen Streitereien vergeuden und entschloß sich deshalb für eine Creative Commons-Lizenz (CC-BY). Damit scheint der juristische Laie einen schweren Fehler begangen zu haben. Jedenfalls erhält Revoy keinen Erlös von den Glénat-Alben. Revoy finanziert sich über die Crowdfunding-Plattformen Patreon und Tippee, also über meist anonym bleibende Mäzene. Auf diese bizarre Weise wird Revoy zum Mäzen von Glént, teilweise mit bis zu 350 € pro Kapitel. Am 30. August entfachte der Jurist und Bibliothekar Lionel Maurel (unter dem Nick Calimaq) die Debatte, weil ihm das Verfahren sauer aufstieß. Rasch wurde er von der Comicautoren-Gewerkschaft (Snac BD) und der Graswurzelorganisation - "Generalstände" - der Comicbranche (États Généraux de la Bande Dessinée) unterstützt, die 350 € pro Monat für Hohn und Spott halten. Inzwischen ist sich Revoy bewußt, der er naiv und verträumt gewesen war, als er die Lizenz gewählt hat. CC-BY gestattet nämlich jeden Nachdruck, auch den kommerziellen und ist damit ein Freibrief für Verlage. Er hätte nämlich die Lizenz CC-BY-NY wählen müssen, die nur die nicht-kommerzielle Verwendung durch Dritte erlaubt. Jacques Glénats Name befand sich in den Panama Papers, wodurch Glénat angreifbar ist. Allerdings verkomplizieren andere Gepflogenheiten des Verlagsgeschäfts die Situation. Danach stellt das erste Album eines Comicautors ein so hohes Risiko dar, daß er oder sie froh und glücklich sein sollte, überhaupt veröffentlicht zu werden. Erst beim Folgeband fließen Tantiemen (Richtwert 1.400 €), die dann ansteigen (3. Band: 3.850 €). Durch den Fall Revoy ist die Comicszene hellhörig geworden und will sich gegen diesen ruinösen Wettbewerb wehren. Quelle: Xavier Guilbert: Vues Éphémères – Rentrée 2016 (du9.org) |
Trump als Comicverkäufer
Nun ja, der designierte Präsident der USA, Donald Trump (Republikaner), versprach bei der Wahl, er wolle der heimischen Wirtschaft zu neuen Höhenflügen verhelfen. Durch einen Tweet verschaffte er John Lewis (Demokraten), dem Abgeordneten des 5. Distrikts aus dem Bundesstaat Georgia, ungewohnte Aufmerksamkeit: "All talk, talk talk - no action." hatte Trump den baptistischen Priester und Bürgerrechtler verhöhnt.
Diese Wirkung liegt nicht zuletzt an der Nähe des Martin-Luther-King-Jr.-Wochenende (18. Januar) und der Inauguration (feierliche Amtsübernahme) des 45. Präsidenten der USA am 20. Januar. Newzulu (15. Januar 2017) meldete jedenfalls, dass die Comictrilogie March bei Amazon (US) als ausverkauft gelistet wird. Der Manager und Mitbesitzer des Comicladens Fantom Comics, Jake Shapiro, kann das bestätigen: Dutzende von Exemplare seien von der Trilogie täglich verkauft worden, jetzt sei das Lager leer. John Lewis und Andrew Aydin (Szenario) / Nate Powell (Zeichnungen): March (Top Shelf / IDW Publishing) Die Comictrilogie über Martin Luther King Jr. und den Marsch auf Washington erhielt zahlreiche Comicpreise und wird im Schulunterricht eingesetzt. |
Dein Text bleibt etwas rätselhaft und der Zusammenhang der beiden Abschnitte unklar, wenn Du nicht erwähnst, dass der erwähnte John Lewis der Autor des ausverkauften Comic-Bandes ist.
Und der Comicladen heißt "Fantom Comics". |
Obdachlose Comicautoren
Tom Spurgeon berichtet auf seiner Seite über die kritische Lage, in der sich Linda Medley befindet. Medley muß krankheitsbedingt immer pausieren, da sie an Arthritis und am Karpaltunnelsyndrom leidet. Wer auf den dritten Band ihrer Serie Castle Waiting wartet, muß sich leider gedulden.
Seit Dezember ist Medley obdachlos. Für den März - und nur für den März! - hat sie eine Unterkunft, die es ihr erlaubt, ihr Werk fortzusetzen. Seine letzten Zeilen lesen sich wie ein böses Omen: Zitat:
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In den ersten Stunden des 45e Festival International de la BD d’Angoulême haben 400 Comicautorinnen und -autoren ihrem Unmut Luft gemacht, indem sie ein Manifest verkündet haben, das auf die paradoxe Situation hinweist: Obwohl der Comicsektor boomt, leben die meisten Kreativen in prekären Verhältnissen - wie übrigens die meisten Buchautoren.
Auf tumblr läßt sich das Manifest des Collectif Artistes Auteurs,"Autrices et auteurs en danger" < "Autorinnen und Autoren in Gefahr", nachlesen: In der Regel erhalten sie für ein Comicalbum, in dem ein Jahr Arbeit steckt, 7.000 € brutto. 55% schuften dafür an drei oder mehr Wochenenden im Monat. In der Summe erhalten 53% den Mindestlohn (SMIC) oder weniger.. Als Lösung steht eine Art staatliches Stipendium zur Debatte, das zeitweise, aber unbefristet vom Kultusministerium gezahlt werden soll: Zitat:
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Manche Ereignisse finden im Hintergrund statt. Comicfans und -händler werden sich wohl nur selten mit den Druckereien jedes einzelnen Werks beschäftigen.
Die belgische Druckerei Graphius aus Gent ist vor allem für die dort hergestellten Kunstbücher bekannt. Gerade hat Graphius die französische Druckerei PPO Graphic in Palaiseau (liegt im Speckgürtel von Paris) aufgekauft, die vor allem auf Comics spezialisiert. Zum Beispiel lassen Dargaud, Dupuis und Casterman dort ihre klassischen Serien Lucky Luke, Blake et Mortimer, Largo Winch, Astérix und Les Schtroumpfs drucken. Mit einem Umsatz von 78 Millionen Euro und 370 Angestellten wird Graphius damit Marktführer in Europa. Das zeigt, wie klein die Verlagsbranche ist, vor allem im Vergleich zu Filmen und Games. Quelle: ToutenBD.com |
Europäischer Marktführer in welchem Bereich?
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:kratz:Welcher schon? ... ähem, Druckerei, auch Druckindustrie, Druckwirtschaft, Druckgewerbe, Druckwesen genannt.
Die bringen die bunten Bilder auf das weiße Papier. :rolleye: |
Meine Frage ging dahin, ob es speziell um Comic-Druckereien geht oder Druckindustrie allgemein.
Aber an schnippische Antworten von dir ist man ja schon gewöhnt... |
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