Unterschiede im Zeichenstil MvHH und heute
Liebe Mosaikaner,
was würdet ihr sagen, sind die größten Unterschiede im Zeichenstil zwischen der reifen Hegenära (Runkel und Amerika - in den frühen Heften fand sich ja noch alles) zur heutigen Zeit? |
Da fragst Du jetzt eigentlich einen Blinden nach Farben.
Aber spontan würde ich sagen: Heute gibt es (zumindst bei den Figuren) keinen einheitlichen Stil mehr. |
Um es mal laienhaft auszudrücken: MvHH hatte viel mehr schlaksige Figuren mit Gummigliedmaßen. Ab 1976 wurden dann Gelenke erfunden und der BMI stieg signifikant.
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Die Gummigelenke sind mir auch als erstes eingefallen. :D
Außerdem waren bei den Digedags die Figuren noch in einem "2D-Stil", vielleicht vergleichbar mit Fred Feuerstein & Co. Am besten zu sehen an den Digedags selbst: Sie sind nicht exakt von vorn darstellbar (außer Dig vielleicht) wegen ihrer Tollen und Nasen, die entweder nach links oder rechts kippen. Kann man auch am Digedag-Figuren-Set nachprüfen. Sieht man sich die Modelle genau von vorn an, sehen sie nicht mehr wie die Digedags aus dem Heft aus. Lonas Abrafaxe waren dann echte 3D-Figuren, aus allen Richtungen darstellbar, vergleichbar mit Asterix & Co. |
Für mich gibts einen - aber ganz entscheidenden- Unterschied. Ich fand die Digedags und den Zeichenstil um LÄÄÄÄNGen besser. Da brauch ich nicht um einzelne Details rumphilosophieren. Und auch nicht darüber diskutieren, dass man mit der Zeit gehen muss. Dass, was da heute teilweise abgeliefert wird an Figuren, die man innerhalb eines Heftes nur noch mit viel gutem Willen zu einer einzigen Person zuordnen kann, oder ob das Feuer oder Wellen sind, die auch eine zähe Gummimasse sein könnten und die digitale Coloriererei und sogar das Papier, das alles gehört für mich zur hohen Kunst des Meckerns, weshalb ich da auch so gravierende Unterschiede ausmache, dass man am besten solche Vergleiche lieber lässt ;-).
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Schiewer ist konstant, zeichnet für meinen Geschmack aber zu wenig Nebenfiguren. Trotz der Trennung der Faxe, was eigentlich seinen Faxe-Score drücken müsste. Tja, und Fischer scheint dem Mosaik auf ewig verloren. :( |
Bei den Digedags waren meist die Figuren und das ganze Heft (jetzt mal die ersten Hefte ausgelassen), aus einen Guss. Hegen hatte ja bei seinen Zeichnern einen einheitlichen Stil durchgesetzt. Beim Übergang zu den Abrafaxen, sieht es noch so aus, dass der geübte und gewohnte Stil noch bei dem Mosaik-Kollektiv drin steckte. Später kamen bei den Faxen immer mehr Abweichungen und Unterschiede vor. Auch immer mehr Überzeichnende und Karikaturhafte Figurinen ins Spiel, die mir persönlich nicht so gut gefielen. Meiner Meinung war der zeichnerisch Tiefpunkt bei den Faxen bei den Orang Laut erreicht und erholte sich aber sich danach wieder zum positiven. Seit dem hängt es eher im Mosaik davon ab, wer was, bzw. welche Figuren usw. zeichnet. Insofern stimme ich zumindest in diesen Teil mit Chouette überein. :P
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Vielen Dank für eure Antworten! Ich wollte tatsächlich nicht nach der Wertung der Stiländerungen fragen, sondern nach den Details, die euch einfallen.
Das Zweidimensionalere und die schlankeren Figuren hätte ich auch genannt. Mir kommen die MvHH im Vergleich zu den heutigen auch weniger ... skizzenhaft vor, alles ist etwas runder, die Körperglieder, die Bewegungen, die Schiffe (vor allem die Segelschiffe der Runkelserie), selbst die Steine. Das machte viele Figuren etwas niedlicher, einen Dr. Porcellus mit Dreitagebart (von A. Pasda, oder?) kann ich mir im MvHH nicht so vorstellen. Dabei finde ich das jetzige Mosaik auch schön, es sind für mich einfach nur zwei (oder mehr) verschiedene Zeichenstile. Beim heutigen Stil sehe ich auch einige Anleihen vom francobelgischen Stil. Sehr gefällt mir bei beiden die ligne claire, das Abweichen davon ist ja auch einigen bei den frühen Annabellas unangenehm aufgefallen. |
Ein Unterschied ist auch noch gewagtere Perspektiven. Darauf hat man im Mosaik bis in die 90er Jahre weitestgehend verzichtet. Jörg Reuter hat das mir gegenüber sogar mal bestätigt. Ich glaube seit Kiecker wurde dann damit gebrochen.
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Nein, seit Kiecker. Ich glaube er war es, der da mit den Alben und der Spin-Off Serie neue Maßstäbe in Sachen Perspektive setzte. Später dann auch beim Hauptheft (Orient Express), wo er kurze Zeit mal der künstlerische Leiter war.
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Im Übrigen, gab es des Öfteren auch eine Stil-Entwicklung/Veränderung bei den Digedags. So homogen waren die nicht. Wohl aber homogener als bei den Abrafaxen. Was sicher auch damit zu tun hatte, dass das Mosaikkollektiv unter Hegen nicht so oft die Mitarbeiter wechseln musste.
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Was war der Grund, dass Kiecker für ein paar Hefte Art-Direktor war? Würde mich mal interessieren. |
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Aber wieder zurück zum Thema des Threads: Nafi, hast du den letzten oder vorletzten Mosaiker, in dem Drägers Retrospektiven zu den Versuchen, das Mosaik zeichnerisch einfacher zu gestalten, nachzulesen waren? Das war hochinteressant, fand ich.
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Hoppala, da lag ich mit den Nummern daneben. In den Heften 35 und 37 die Artikel „Das Konzept der rigorosen Vereinfachung“ Teil 1 und 2.
Sollte es noch zu bestellen geben. |
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Danke!
Eben bin ich auf diesen Artikel gestoßen: Relocating the Text: John D. Benjamin (University of Texas, Austin): Mosaik and the Invention of a German East German Comics Tradition, The German Quarterly 92.2 (spring 2019). Ist das schon allgemein bekannt? Eine These des Autors: "In doing so, i argue that Mosaik was to be read as a German text, bearing the marks of a specifically German Bildung, in dialogue with the politico-historical east German present.The text below the images resulting from its removal from the speech balloon can thus be seen as the centerpiece of a German comics tradition in east Germany." S.149 |
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