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God_W. 27.10.2022 20:59

Es war einmal in Frankreich (Splitter Geburtstagsedition) (Fabien Nury / Sylvain Vallée)
 
- - Achtung, nicht 100% spoilerfrei! - -


Es war einmal in Frankreich (Splitter Geburtstagsedition)

https://up.picr.de/44599880mr.jpg

Format: 416 Seiten im großformatigen Hardcover (Albenformat)

Inhalt: Es war einmal in Frankreich 1-6 (komplett)

Autoren: Fabien Nury

Zeichner: Sylvain Vallée



Klappentext bzw. Angaben des Verlags:
Waise. Einwanderer. Schrotthändler. Milliardär. Kollaborateur. Widerstandskämpfer. Für die einen ein Verbrecher, für andere ein Held – Joseph Joanovici (1905-1965) war all das und noch viel mehr. »Es war einmal in Frankreich« ist die Geschichte seines unglaublichen Lebens, das Leben eines jüdischen Analphabeten, der in den 30er-Jahren durch Schrotthandel zu Wohlstand kommt. Richtig reich wird er allerdings erst, indem er während des Zweiten Weltkriegs den deutschen Besatzern dringend benötigtes Altmetall verkauft. Und mit dem eingenommenen Geld finanziert er den französischen Widerstand. Somit auf beiden Seiten aktiv, gerät er nach Kriegsende zwischen die Fronten. Ein verzweifelter Kampf um seinen Platz in der Nachkriegsgesellschaft beginnt…

Über fünf Jahre erzählten Fabien Nury und Sylvain Vallée (»The Death of Stalin«) in ihren Alben vom außergewöhnlichen Schicksal des Joseph Joanovici und schufen damit eine historische Saga, die Kritiker wie Leser bis heute begeistert. 2012 erhielt »Es war einmal in Frankreich« den Preis für die »Beste Serie« beim Comic-Festival in Angoulême, und spätestens damit wurde sie zu einem unumgänglichen Muss für Comicleser. Diese limitierte Gesamtausgabe umfasst alle 6 Bände der Reihe sowie 40 Seiten bislang unveröffentlichte Zeichnungen von Sylvain Vallée.



Just my 2 Cents:
Nein, auch wenn der Titel zum Verwechseln ähnlich klingt, mit dem großen Mafia-Epos von Regie-Legende Sergio Leone hat das sechs Alben umfassende Werk von Fabien Nury und Sylvain Vallée, dem Kreativduo hinter dem meisterlichen Dreiteiler „Katanga“, nicht wirklich viel zu tun. Wobei, die epischen Ausmaße, welche die Erzählung annimmt, schafft dann doch wieder eine gewisse Vergleichbarkeit.

Es geht um die Lebensgeschichte des Juden Joseph Joanovici, sein besonderes Gespür für Metalle aller Art, wie er aus Moldawien nach Frankreich kommt, seinen Schwager nach und nach aus dessen Schrotthandelsgeschäft herausdrängt und vor den Wirren des zweiten Weltkriegs ein wahres Imperium aufzubauen vermag. Die Kriegsmaschinerie läuft auf vollen Touren und Metall ist eines der höchst geschätzten Güter. Wohl dem, der viele Kontakte hat, redegewandt ist und die richtigen „Freunde“ an den richtigen Stellen sitzen hat. Unter dem Vorwand seine Familie schützen zu wollen rechtfertigt er vor sich selbst zum Kollaborateur zu werden, wenn es ihm Vorteile bringt unterstützt er aber auch die Resistance und wenn es seiner Ansicht nach zwingend erforderlich ist, dann geht er sogar noch einen Schritt weiter.

All die Arbeiter, die Joanovici in seinen Fabriken und Geschäften beschäftigt, all die Juden, denen er neue Pässe besorgt, all die Familien die er rettet – klar, da werden unweigerlich Gedanken an Oskar Schindler geweckt. Aber auch bei jenem war die Grenze zwischen Held und Kriegsgewinnler nur ein schmaler Grat. Joanovici überschreitet so manches mal jedwede moralische Grenze und seine Motive dürfen mehr als einmal äußerst kritisch hinterfragt werden. Reiner Eigennutz? Gier, sowie Sucht nach Macht und Luxus? Oder doch nur die Angst um das nackte Überleben, für die Familie, für die Freunde, für sich selbst? Wie würde man selbst handeln und entscheiden? Sicher in vielen Situationen die Joseph durchstehen muss eine unlösbare Frage.

Ein packendes, unglaublich dicht gesponnenes Geflecht aus Korruption, Spionage, Gegenspionage, Liebe, Verrat, Angst und unbändigem Überlebenswillen. Die Geschichte mit all ihren ambivalenten Charakteren und Wendungen entwickelt eine enorme Sogwirkung und wenn Joseph Joanovici am Ende der Prozess gemacht wird, kann man sich selbst in die Lage von Richter und Geschworenen versetzen und sich fragen: Wie würde ich entschieden? Wie hätte ich an seiner Stelle gehandelt?

Zusammengefasst eine großartige Geschichte in großartigen Bildern. Sylvain Vallées Artwork ist äußerst gelungen, sein Stil sofort klar erkennbar und wer „Katanga“ gelesen hat wird die ein oder anderen Gesichtszüge wiedererkennen. Trotz all des Lobes ist der wunderbar ausgestattete und haptisch ebenso perfekte Band für mich kein alles überstrahlendes Meisterwerk, denn unter all den starken Protagonisten und Antagonisten, deren Charakter sich in dieser unglaublich umfassend geschilderten Erzählung zumeist in Grautönen ausprägt, gibt es doch das ein oder andere Klischee zu finden, was mich zu einem minimalen Punktabzug verleitet. Für mich bleibt „Katanga“ im direkten Vergleich mit einer Nasenspitzenlänge vorne, vielleicht ist das aber auch einfach nur Geschmackssache. Dennoch nicht weniger als eine absolute Kaufempfehlung!

9,5/10

VG, God_W.

BodeLocke 06.06.2023 15:09

Steht bei mir seit Erscheinen ungelesen im Schrank, aber nachdem ich jetzt deine Rezension lese, habe ich glatt Lust, den mal rauszuholen.

God_W. 06.06.2023 16:41

Dann mach mal und lass dann hören, wie Du ihn findest! :top:


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