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Detlef Lorenz 29.08.2014 08:07

Mark Twain
 
Samuel Longhorn Clemens wurde am 30. November 1835 in Florida / Missouri geboren und verstarb am 21. April 1910 in Redding / Connecticut. Weltweit bekannt wurde er natürlich unter seinem Pseudonym „Mark Twain“, das er 1863 zum ersten Mal verwendete. Es entstammt der Seemannssprache und bedeutet „Zwei Faden“ (ca. 3,75m) Wassertiefe, in diesem Fall unter dem Schiffsrumpf auf dem Mississippi. Es war eine Reminiszenz an seine Arbeit als Lotse auf diesem Fluss (von 1859-61). Dies war eine seiner Tätigkeiten, bevor er zu seiner Bestimmung als Schriftsteller fand, was eher zufällig geschah: der amerikanische Bürgerkrieg brach 1861 aus, Clemens wurde Angehöriger der Südstaatenarmee, nur zwei Wochen später bat er um seine Entlassung und ging als Goldgräber nach Nevada. Da das eine wenig ertragreiche Beschäftigung wurde, schrieb er Berichte als Reporter für die Zeitung „Territorial Enterprise“ in Virginia City. Sein satirischer und sarkastischer Schreibstil brachte ihm allerdings Probleme ein, die seine Zeit in Nevada erheblich abkürzte. Einige Mitbürger fühlten sich bloßgestellt und deren Zorn entzog er sich durch seine überstürzte Abreise. Das war 1863, von diesem Jahr an verdiente er mit dem Schreiben, zuerst als Reporter, später als Romanautor und Vortragsreisender in eigener Sache (in einer Zeit, als es die modernen Kommunikationsmedien noch nicht gab, eine der Möglichkeiten, seine Werke vorzustellen) seinen Lebensunterhalt.

Mit der 1865 entstandenen Geschichte „The Celebrated Jumping Frog of Calaveras County“ wurde Mark Twain in der US-amerikanischen Öffentlichkeit bekannt, vom Osten bis zum Westen. Fünf Jahre später heirateten er und Olivia Langdon. Sie ließen sich in Hartford / Connecticut nieder, in direkter Nachbarschaft (hundert Meter Fußweg) zum Haus von Harriet Beecher Stove, die sich als kompromisslose Gegnerin der Sklaverei aktiv betätigte. Weltweit bekannt ist sie durch ihrem Roman „Onkel Toms Hütte“ geworden. Diese Einstellung verband beide, unterschiedlicher Meinung waren sie allerdings was die Religion anging: Stove war dem Christentum sehr zugetan, in Clemens fand es einen Entschiedenen Gegner, eigentlich jeglicher Glaubensrichtungen. Auch gegen den spätestens mit dem spanisch-amerikanischen Krieg (1898) zutage tretenden US-Imperialismus, der im amerikanisch-philippinischen Krieg (1899-1902) einen ersten Höhepunkt fand, äußerte er sich negativ. Clemens trat der „antiimperialistischen Bewegung“ bei, da er mit der Außenpolitik seiner Heimat nicht einverstanden war. Kurz vorher war er faktisch Pleite gegangen, als die Druckerei und das Verlagshaus, an denen er Beteiligt war, durch die Fehlinvestitionen in eine Setzmaschine alle in den Ruin trieben. Eine mehrjährige Vortragsreise um die Welt wurde ein solcher Erfolg, dass er finanziell wieder gesundete.

Bereits mehrere Jahre zuvor hielt sich Clemens des Öfteren im Ausland auf. Eine Europareise brachte in 1878 unter anderem nach Deutschland und in die Schweiz. Diese Reise schlug sich in den Berichten „A Tramp Abroat“ („Bummel durch Europa“) nieder. Besonders die deutsche Sprache hatte es ihm angetan, ein Anhang im vorgenannten Buch beschäftigte sich ausführlich mit deren „Schrecknissen“ und „Eigenheiten“. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, einige Jahre später, ab 1891, erneut nach Europa aufzubrechen und dort neun Jahre zu bleiben. Vom September 1897 bis zum Mai 1899 lebte er in Wien, dessen Antisemitismus ihn heftig verstörte („Stirring Times in Austria“). Von Berlin hingegen (sorry!) war er sehr angetan, seine beiden Töchter schickte er dort zum Studium hin. Wohnhaft war er nur wenige hundert Meter davon entfernt, wo ich meine Kindheit verbracht – und all die schönen Comics kennen gelernt habe, über die ich u.a. hier so gerne berichte (auch gleich über Twains). Immerhin hat man es in Berlin geschafft, diesen Aufenthalt Clemens „nur“ 101 Jahre nach seinem Tode mit einer an seinem Wohnsitz angebrachten Plakette zu würdigen. Twain ist mein Lieblingsschriftsteller geworden, viele Bücher, die ich alle gelesen habe, zieren meine Bücherwand. Einige bilde ich anschließend hier ab.

Dies ist die Einleitung zu einer Betrachtung von Comics, die nach seinen Werken entstanden sind. Sicherlich ist sie nicht vollständig, wer am Ende des gesamten Beitrages weitere kennt, bitte immer bekannt geben.





Das ist mein ältestes Buch, es ist vom Verlag von Robert Lutz, der so ab 1896 seine Reihe mit Werken von Mark Twain startete. Natürlich mit „Tom Sawyers Abenteuer und Streiche“, dem wohl weltweit bekanntesten Buch Twains. Ihm folgte die Fortsetzung mit „Huckleberry Finn“, und weitere Story-, Reiseberichte und sogenannte Skizzen. Immerhin musste man für so einen Band 2,50 Mark hinblättern, zur Kaiserzeit eine enorme Summe. Twain war in Deutschland ungemein beliebt, man sah in ihm aber ausschließlich einen Humoristen. Diese Beschränkung kommt seinen Arbeiten – und Lebenseinstellungen, die er vehement vertrat – nicht annähernd nah. Lutz brachte auch „Ein Yankee aus Connecticut an König Arthus´ Hof“ nicht, dort spottete Twain über das höfische Gepränge und kam damit wohl nicht so gut bei Kaisers an.




Ab 1920 brachte Lutz eine weitere Buchreihe von Mark Twain heraus. Die Aufmachung war wesentlich einfacher, die Zeiten waren auch schwerer geworden. Auch hier begann man mit „Tom Sawyer“, diesmal mit den neuen Abenteuern. Diese führten ihn und Huck Finn mit einem Ballon über den Atlantik bis nach Afrika.




Dies ist das Selbe Werk Mark Twain, diesmal von Hanser. Interessant finde ich einen erklärenden, entschuldigenden Verlagshinweis, unmittelbar vor dem 1. Kapitel: Der in diesem Buch gebrauchte Begriff >>Nigger<< entstammt der historischen Alltagssprache von Huckleberry Finn. Es ist im Grunde aber ein abwertender rassistischer Begriff für afroamerikanische Sklaven in den USA, der auch heute noch in rassistischen Kreisen für dunkelhäutige Amerikaner verwandt wird. Wir haben den Begriff beibehalten, um den historischen Kontext nicht zu verschleiern.

Wohl gesprochen und auch mutig. Im Text wird der Begriff auch verwendet, aber noch nicht im allerersten Absatz. Dort heißt es bei Hanser: „(…) als wir Jim befreiten (…)“ und bei Lutz: „(…) als wir den Nigger Jim freimachten (…)“. Ansonsten haben sie sich an ihren Vorsatz gehalten, was sie ehrt.




Das ist ein dtv-Taschenbuch mit den Abenteuern des „Yankee aus Connecticut …“. Es hat Spaß gemacht es zu lesen!




Am >>schwersten<< Verdaulich ist dieses prachtvolle Buch, 22cm x 26cm und fast 2 Kilo schwer, ist es als Bettlektüre nicht unbedingt zu gebrauchen. Auch inhaltlich hat es einiges zu bieten, allein über 70 Seiten einleitende Worte muss man durcharbeiten, bevor das erste Kapitel der Abenteuer Huck Finns beginnen. Die folgenden 440 Seiten bestehen nun nicht ausschließlich aus dessen Erlebnissen, sondern grob geschätzt müssen sie sich deren Hälfte mit Anmerkungen teilen, die gelegentlich über mehrere Seiten gehen (mit einer einzigen Kennziffer). Es ist natürlich eine Spezialausgabe, eine deutsche Übernahme aus den USA. Dort geniest grade Huck Finn fast kultische Verehrung, er steht par excellenc für die vergangene amerikanische Kultur. Erschienen ist es 2003 im Europa Verlag Hamburg.

Das 2. Kapitel dieses Beitrages folgt demnächst hier an dieser Stelle …
Sorry, Frank! Aber die „Abenteuer der Weltgeschichte“ müssen sich (und du auch) noch ein wenig gedulden, Mark Twain wartet schon länger …

FrankDrake 29.08.2014 08:16

Mr. Clemens ist auch OK:top:

Meine erste richtige Begegnung mit Huck und Tom war in einem Weihnachtsmehrteiler, ich glaube Anfang der 80er. Der Darsteller des Indianer Joe hatte es echt drauf, zum fürchten.

BTW, diese schweren Tablebooks können die Amis. 2008 hatte Barnes & Nobles lange Zeit echte Monsterbücher über die Marines und die US Navy für gerade mal 19$ im Angebot. Die Dinger hatten aber mehr als 10 Pound each, keine Chance sie ohne Gebühren heim zu bekommen.

Aslak 29.08.2014 09:06

@ Detlev

Sehr schöner Artikel. :top::top::top:
Hab' ihn bisher leider nur überflogen, macht aber jetzt schon Lust auf mehr. :sabber:

@ Frank Drake

Meinst Du die Serie mit Brigitte Horney als Tante Polly ?

Kann ich Dir nur an's Herz legen und ist ohne Probleme auf DVD zu bekommen.
(Gab's ,glaube ich zumindest, auch Paninibildchen von, ist somit wohl auch was für Maxi.:D)

Gruß,
Nils

FrankDrake 29.08.2014 09:38

Genau die, war auch mit Gunnar Möller. Aber nochmal anschauen, nein. Es gibt noch soviel was ich nicht gesehen habe, dass reicht für ein paar Jahre.
Ich habe da auch noch 2 Freunde bei denen sich die Regale biegen vor DVDs ;)

Aslak 29.08.2014 09:44

@ Frank Drake

Ja, das Problem hab' ich auch. Bei Comics und DVD's/Blu Rays.
Dennoch hab' ich mir die o.g. DVD's geholt --> Kindheitserinnerungen. ;)

Gruß,
Nils

PS: Da fällt mir ein, ich muss nach nachschauen wann ich meinen Tom & Huck (Buch) bekommen habe.

PPS: Die Hörspiele von Europa gibt's auch seit einiger Zeit (als CD's) zu erstehen. Herrlich.

user06 29.08.2014 23:51

Tolles Thema und ein ganz wunderbares Buch (das von 1896) :top:
Ich habe übrigens jahrzehntelang gedacht, es gäbe nur ein einziges Tom Sawyer Buch und eines von Huckleberry Finn... :nonono:

frank1960 30.08.2014 06:47

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 477320)
Meine erste richtige Begegnung mit Huck und Tom war in einem Weihnachtsmehrteiler, ich glaube Anfang der 80er.


Im Weihnachtsvierteiler, der Ende der 60er gedreht wurde, gab Lina Carstens die Tante Polly. Den Darsteller des Huck, Marc di Napoli, konnte man Jahre später in 'Zwei Jahre Ferien', einem weiteren Weihnachtsspezial, nochmal agieren sehen.
Brigitte Horneys Version von 'Tante Polly' fand in der eher mauen deutsch-kanadischen 26teiligen Serie von 1979 statt.

FrankDrake 30.08.2014 07:04

Es war die "lange" Serie, ich fand die damals gut, habe aber nicht alle Teile gesehen.
Ich bin ja eh mehr der "Hank Morgan" Fan, habe den Kerl schon bei den IK geliebt und das Buch war sicher die Initialzündung für meine Vorliebe für Zeitreisen und Alternativwelten.

falkbingo 30.08.2014 10:03

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 477320)
Meine erste richtige Begegnung mit Huck und Tom war in einem Weihnachtsmehrteiler, ich glaube Anfang der 80er.

Erstsendung war am 01.12.,08.12.,15.12. und 22.12. 1968 im ZDF. ;)

FrankDrake 30.08.2014 10:05

Nein, 26 Teile in der ARD.

74basti 30.08.2014 10:15

Die DVD-Box ist toll (aber die Bildqualität IST mies).

@Detlef: Ich habe eine dieser berühmt-berüchtigten "best of"-Fassungen von Huckleberry Finn aus den 70ern. Hat sich jemand mal die Mühe gemacht, zu prüfen, was alles gekürzt wurde? Oder werden diese Ausgaben ignoriert?

Scheuch 30.08.2014 17:20

Tolles Thema, Mark Twain wieder zu lesen, steht bir mir ganz oben auf der Liste.

oliver 30.08.2014 18:41

Ich habe eben einige Zeit damit verbracht einer vagen Erinnerung nach zu gehen, in der Twain nicht nur in Lucky Luke verewigt wurde, sondern auch noch einen jungen Jack London zum Schreiben ermutig bzw. irgendetwas mit dem "Kaiser von Amerika" zu tun hätte..

Zumindest die "Jack London Szene" konnte Wikipedia bestätigen, wenn auch in einer Doppelfolge "STAR TREK: Next Generation"..

Soweit mir bekannt sind die meisten (weiteren) Comicpublikationen auf Grund der schieren Seitenzahlen von 40-60, inhaltlich recht zusammenkürzt worden (BSV, Bastei, Classiccomics usw...)

Schlimme 30.08.2014 19:11

Ich glaube, Tom Sawyer ist mir zuerst als Hörspiel begegnet

http://www.europa-vinyl.de/tsga.php3

Burma 31.08.2014 22:22

Ein Audio einer Geschichte Deines Lieblingsschriftstellers (Der geheimnisvolle Fremde):
Zitat:

Der geheimnisvolle Fremde
Autor:Twain, Mark
Datum: 22.12.2013
Sendezeit: 18:31 Uhr
Länge:88:06 Minuten


Detlef Lorenz 01.09.2014 08:05

Zitat:

Zitat von Burma (Beitrag 477470)
Ein Audio einer Geschichte Deines Lieblingsschriftstellers (Der geheimnisvolle Fremde):

Als ich das Buch gelesen hatte, konnte zuerst kaum glauben, dass es Mark Twain war. Einiges an Satire war ich von ihm gewohnt, aber er war zu diesem Zeitpunkt schon arg verbittert. Von seinen 4 Kindern waren schon 3 gestorben, seine Frau ebenfalls. Da kann bei einem so und so schon skeptisch/rationalen Menschen der Rest an Glauben verloren gehen.

Detlef Lorenz 01.09.2014 21:43

Als letztes Buch stelle ich die Autobiografie von Samuel L. Clemens ein. Er selbst nannte sie: „Meine Autobiografie“, der amerikanische Verleger machte daraus „Autobiograpfy of Mark Twain“, der deutsche Verlag: „Meine geheime Autobiografie“. Das macht einen gewissen Sinn, weshalb? Nun, Clemens hat testamentarisch verfügt, dass sie erst 100 Jahre nach seinem Tode veröffentlicht werden durfte. Einschränkend hat er aber zugestanden, dass Teile daraus bereits >>Vorveröffentlicht<< werden dürfen. Wie auch immer, jedenfalls kam 2012 das komplette Werk im Aufbau Verlag auf Deutsch heraus. Die eigentliche Biografie umfasst knapp 690 Seiten und der Anhang, von Literaturwissenschaftlern als Ergänzung beigefügt, noch einmal gut 350 Seiten!

Weshalb ist das komplette Werk denn nun so spät erschienen? Samuel Clemens war sich bewusst, dass sein offener Stil die Leute gelegentlich verletzte, sie provozierte und er sich mit vielen angelegt hatte. Gleichzeitig sah er eigene Fehler und Schwächen, die er seinen direkten Nachkommen nicht zumuten wollte, wenn er zu freimütig über sich schrieb. Hier ist der offene >>Schuber<< abgebildet, der beide Bücher umschließt.






Die nächste Abbildung zeigt das Filmprogram des 1938 in den USA gedrehten Films „The Adventures of Tom Sawyer“. Er war von Norman Taurog, der auch etliche Jerry Lewis Filme gedreht hat. Ich habe ihn circa 1954 zur Jugendvorstellung in Berlin gesehen (nach den Illustrierten Klassikern Nummer 3 u. 4 von Rudl meine zweite Begegnung mit Mark Twain), und halte ihn noch immer für die stimmigste und einfühlsamste Verfilmung des Romans – Nostalgie hin oder her. Als Besonderheit drehte in Taurog in Technicolor, was zu dieser Zeit durchaus nicht die Regel war.




Demnächst geht es mit den Comics weiter.

Detlef Lorenz 04.09.2014 17:15

Bevor es mit der Vorstellung von Comics weitergeht, noch ein Wort in eigener Sache: Ich merke selbst, dass ich mit dem Thema Clemens / Twain etwas schludrig umgehe. Es ist bisher längst nicht so in die Tiefe gegangen, wie ich es von mir gewohnt bin. Weshalb? Nun dafür gibt es wohl mehrere Gründe. Nach dem umfangreichen „Robinson“, der lange nicht beendet ist und seiner Vollendung harrt, die wiederum meine volle Aufmerksamkeit erfordert / erfordern wird – und zusätzliche gern zu machende Arbeiten – ist dieser im Hintergrund ständig präsent. In 14 Tagen geht’s außerdem in den Urlaub, anderes muss ebenfalls erledigt werden. Jau, nun weiter mit Mark Twain und den Comics nach seinen Werken!


Schon kurz nach seinem Tode geschahen zwei Sachen fast gleichzeitig, Clemens´ Werke erhielten in den USA nun auch die ihnen zustehende positive Bewertung seitens der Kritiker (unter den Kollegen galt Clemens schon lange als >>primus inter pares<<). Man registrierte nun, dass Clemens die bisherige koloniale Vergangenheit ignorierte, wie sie z.B. noch J. F. Cooper thematisierte. Clemens schilderte das amerikanische Alltagsleben, kritisch, süffisant, sarkastisch, liebenswert, von Schicksalsschlägen gebeutelt auch bissig. Gleichzeitig betrieben Clara Clemens Gabrilowitsch (sein letztes noch lebendes Kind) und die Mark Twain Company zusammen vehement die Popularisierung und Reduzierung der Geschichten von Tom Sawyer und vor allem Huck Finn zum Kinderthema. Sie dürften dadurch allerdings weltweit auch mit die bekanntesten Werke dieses Genres geworden sein. Bereits 1918 lancierte das McClure-Zeitungssyndikat die Erlebnisse von „Tom Sawyer and Huck Finn“ als Sunday und Daily. Er lief immerhin bis 1946, durchgehend von Clare Victor Dwiggins gestaltet und hatte mit den Geschichten aus den Romanen recht wenig zu tun*.





Die Zeichnungen wissen zu gefallen, sie erinnern mich an „Grandma“ von Chas Kuhn, bei uns „Oma“ und die lief als Nachdruck der Sundays in „Buntes Allerlei“ ab 1952 und den frühen – noch schönen - „Felix“-Heften.

*nach „Alles über Huckleberry Finn“, Europa Verlag, 2003

Ringmeister 04.09.2014 18:00

Das es doch viele verschiedene Ausgaben von Sawyer / Finn gibt (viele gekürzt), was ist denn deiner Meinung nach die beste (und vollständigste) dt. Ausgabe?
Ich kenne die Bücher nur aus meiner Kindheit, kann mich aber noch an viele Details erinnern (was 1. für die Qualität meines Gedächtnisses :zwinker:, 2. (natürlich wichtiger) für die Qualität der Ausgaben spricht).
Durch deinen Thread bin ich wieder neugierig geworden und will die Romane wieder lesen.

Scheuch 04.09.2014 18:16

Ich mag die 12bändige (+ ein Zusatzband) Ausgabe aus der DDR in Leinen mit Schutzumschlag.

user06 04.09.2014 19:16

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 477772)
...was ist denn deiner Meinung nach die beste (und vollständigste) dt. Ausgabe?.

Das würde mich auch interessieren. Irgendwann entscheidet man sich ja für "seine" Ausgabe und hat dafür oft nicht nur nostalgische Gründe.

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 477772)
...
Durch deinen Thread bin ich wieder neugierig geworden und will die Romane wieder lesen.

Das ist ein schönes Kompliment für Detlef, dem ich mich auch anschließe :top: Habe meine beiden Bücher schon `rausgestellt.


@Scheuch: Könntest Du Deine Ausgabe vielleicht abbilden und etwas zu deren Vorzügen schreiben ?

Detlef Lorenz 04.09.2014 19:21

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 477772)
Das es doch viele verschiedene Ausgaben von Sawyer / Finn gibt (viele gekürzt), was ist denn deiner Meinung nach die beste (und vollständigste) dt. Ausgabe?

Kann ich so natürlich nicht sagen, ich beschränke mich in der Regel auf eine einzige Ausgabe ... soweit sie ungekürzt ist. Hat auch mit Platzproblemen, neben dem Finanziellen, zu tun. Von Tarzan habe ich zwar die Diek und Pegasus Ausgaben komplett, aber von allen anderen Verlagen nur einzelne Belege oder, wie im Falle der beiden Bücher "Tarzan Ungezähmte" und "Tarzan der Schreckliche", zusätzlich die unzensierten Ausgaben von Kranichborn.

Aber zurück zu Mark Twain: Der Riesenwälzer "Alles über Huckleberry Finn"* vom Europa Verlag dürfte schon das kompletteste Werk sein und zudem optisch toll aufgemacht. Man muß natürlich mit den ganzen zusätzlichen Infos leben können oder sie zumindest Inhaltlich ignorieren, vom Gewicht her geht das nicht :zwinker:

@Scheuch: von den Klassikern scheint es in der DDR diverse schöne Gesamtausgaben gegeben zu haben. Ich denke da an die "Lederstrumpf Geschichten", die ich mal hatte und in einem Anfall von Aussortiererei weggegeben habe.

*"Alles über Tarzan" scheint ziemlich griffig gewesen zu sein. Im 2014 Comicpreiskatalog steht unter Sekundär noch "Alles über Prinz Eisenherz" (1987) und "Alles über Werner" (1986). Der Knesebek Verlag warb für sein Tarzan Buch mit: "Erstmals alles über Tarzan ..." War natürlich doppelt unsinnig, denn weder war es das erste Buch mit diesem Anspruch, noch erfüllte ihn Knesebek auch nur ansatzweise. Der Titel war damals übrigens nicht von mir ausgedacht, fand ihn etwas zu anmaßend - aber mach was gegen deinen Verleger.

pondy 04.09.2014 19:48

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 477772)
Das es doch viele verschiedene Ausgaben von Sawyer / Finn gibt (viele gekürzt), was ist denn deiner Meinung nach die beste (und vollständigste) dt. Ausgabe?
Ich kenne die Bücher nur aus meiner Kindheit, kann mich aber noch an viele Details erinnern (was 1. für die Qualität meines Gedächtnisses :zwinker:, 2. (natürlich wichtiger) für die Qualität der Ausgaben spricht).
Durch deinen Thread bin ich wieder neugierig geworden und will die Romane wieder lesen.

Im Feuilleton viel gelobt wurde ja die Neuübersetzung Tom Sawyer & Huckleberry Finn von Andreas Nohl, die 2010 im Hansa Verlag und 2012 bei DTV erschienen ist (als TB 14,90 €, habe meine Ausgabe für nur 4 € gebraucht kaufen können)

Wobei es ja auch immer eine Geschmacksfrage ist, welche Übersetzungsmethode der im Original verwendeten Dialekte der verschiedenen Protagonisten man bevorzugt, da gab es bisher verschiedene Ansätze, s. z.B. hier: http://www.literaturkritik.de/public...p?rez_id=14757

Zitat:

Andreas Nohl hat sich in seiner Neuausgabe für die zweite Übersetzungsvariante entschieden, die sich im Falle des Dialektes bietet. Er greift zu einem Mittel, das auch Lore Krüger in ihrer unverächtlichen Übersetzung von „Tom“ und „Huck“ (innerhalb der „Gesammelten Werke“ bei Hanser, Band 1, München 1965) gewählt hat: Den Dialekt setzt er in eine abgeschliffene Alltagsrede um. Die sprachliche Charakteristik des Originals – und die Differenzierungen mittels der Dialekte – verblasst dabei. Die flapsige, witzige Idiomatik muss alleine tragen, was im Original durch Dialekt und Idiomatik gleistet wird. Aber das funktioniert in Nohls Übersetzung wunderbar. Sie beweist durchgehend Ökonomie und Witz. Dadurch schafft sie die fundamentalen Voraussetzungen, um den Humor der Originale aus seiner ,dialektalen Fundierung’ herauszulösen. Die Lektüre ist ein Vergnügen. Mehr kann bei dieser ,unmöglichen’, aber notwendigen Übersetzung nicht geleistet werden.

Ringmeister 05.09.2014 15:36

Danke für die Hinweise!

Scheuch 06.09.2014 10:45

Twain, Mark: Ausgewählte Werke in zwölf Bänden + Ergänzungsband: Autobiographische Schriften. [13 Bände.]

Berlin u. Weimar: Aufbau-Verlag, 1962 ff.
Originalleinen mit Schutzumschlägen

Band 1: Der berühmte Springfrosch von Calaveras
Band 2: Die Arglosen im Ausland
Band 3: Durch dick und dünn
Band 4: Tom Sawyers Abenteuer
Band 5: Bummel durch Europa
Band 6: Der Prinz und der Bettelknabe
Band 7: Leben auf dem Mississippi
Band 8: Hucklebery Finns Abenteuer
Band 9: Ein Yankee an König Artus' Hof
Band 10: Der geheimnisvolle Fremde. Erzählungen
Band 11: Reise um die Welt
Band 12: König Leopolds Selbstgespräch. Essays
[Band 13:] Autobiographische Schriften.

Jeder Band enthält ein ausführliches Nachwort.

(Bilder habe ich gerade keine.)


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