Zeitschriften aus der DDR
Die Klassenfahrt der Oberstufe führt in der Woche, in der der Unfall in Tschernobyl passierte, wohl auch aus finanziellen Gründen damals nach West-Berlin und in die DDR.
Wenn es nach der Klasse gegangen wäre, dann wären wir nach Paris, London oder Rom gefahren. Aber einerseits gehörte unser Klassenlehrer zu den Vertriebenen und wollte den Fleckchen Erde sehen, wo er aufgewachsen war; Andererseits wurde die Fahrt subventioniert, sofern wir brav unsere Pflichttermine bei bestimmten Stationen absaßen. Einige Stationen lohnten sich wirklich, zum Beispiel das Studio von AFN, und solange wir im Westen waren, gab es keine Probleme. Nachdem wir den Grenzübergang am Bahnhof Friedrichstraße passiert hatten, galt der Zwangsumtausch und damit hatte ich täglich 25 M, die ausgegeben werden wollten. Ganz oben auf meiner Liste stand natürlich Mosaik - also habe ich an jedem Kiosk und in jeder Buchhandlung nachgefragt. Pustekuchen! Als Wessi auf Stippvisite war das utopisch. Meine Souvenirs, die ich mir gegönnt habe, waren nichtsdestotrotz Bücher und Zeitschriften, vor allem Pendants zu populärwissenschaftlichen Magazinen wie P.M. Auf diese Weise ist folgendes Heft in meine Sammlung gelangt: Wolfgang Schlicker: illustrierte historische hefte 26. Albert Einstein: Physiker und Humanist, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1981 Kennt sich jemand mit der Reihe aus? Wird die heute noch gesammelt? Oder wird heute die Nase über das Altpapier gerümpft? |
Ich habe noch drei Exemplare irgendwo in den Regalen; eines davon handelt vom Bauernkrieg. Mehr konnte ich für das "Eintrittsgeld" damals nicht ergattern.
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Die Hefte gibt es noch reichlich, antiquarisch alle Mal: https://www.zvab.com/buch-suchen/tit...institut-fuer/
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Bis ich dann da war, wo ich hinwollte, war die Zeit fast regelmäßig abgelaufen. Und in bestenfalls zehn popeligen Minuten konnte ich bloß einen flüchtigen Eindruck erhaschen, was es im Angebot gab. Folglich habe ich fast blind zugegriffen. |
Das war bei mir anders. Da ich die Passierscheinregelung intensiv nutzte, hatte ich eher das Problem, was ich mit dem vielen DDR-Geld anfangen sollte. Soviel Essen und Trinken ging gar nicht in der kurzen Zeit zwischen Feierabend und Mitternacht. Die Buchläden waren immer wieder die Abnehmer für den Zwangsumtausch. Auf diese Weise kam ich zu den drei "Illustrierten".
"Rastatt", "Bauernkrieg" und "Weberaufstand". Allerdings habe ich lange keinen mehr getroffen, der sich zu dieser Lektüre bekannte. |
Menschen haben zwei Augen, weil sie damit räumlich sehen können.
In der Schule habe ich außerdem den klugen Spruch gelernt: "Audiatur et altera pars" - Höre dir auch die andere Seite an. So im direkten Vergleich konnte ich mir meine eigene Meinung bilden. Von Albert Einstein hatte ich den Briefwechsel mit Dr. Albert Schweitzer, dem Arzt von Lambarene - ein Bändchen aus dem Diogenes Verlag. Wenn ich es damals schon gekannt hätte, wäre wohl auch die Krimi-Heftreihe Blaulicht interessant gewesen. Aber unsere Familie hatte so gar keinen Bezug zur DDR - eher wäre ich im Familienurlaub nach Paris oder London gekommen. Hinter dem Eisernen Vorhang bei Lübeck begann ein weißer Fleck. Mosaik kannte ich durch mein Regal mit Comic-Sekundärliteratur. |
Ich habe mein Umtauschgeld damals für eine Hokusai-Bildermappe ausgegeben - und für das Kommunistische Manifest, das ich immer noch habe. Steht heute neben der Mao-Bibel, die ich mir ebenfalls in Schulzeiten zugelegt habe. Als angehender Abiturient muss man sich ja auf das Leben vorbereiten.
eck:Drt |
Das Kommunistische Manifest von Reclam Leipzig befindet sich auch in meiner Sammlung.
Als Glücksgriff empfinde ich einen Band, der DDR-Feeling pur vermittelt: Ulrich Berger / Wolfgang Wünsche: Jugendlexikon Militärwesen, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1984 Das gewährt schon einen tiefen Einblick in das, was als staatstragend und volksbildend empfunden wurde. Für die meisten fällt der Band wohl unter Propaganda. Aber das geballte Hintergrundwissen, zum Beispiel über die Ränge der Ostblock-Armeen, macht es heute zu einem Nachschlagewerk. Mit diesem Hilfsmittel könnte ich eine Kurzgeschichte selbst überarbeiten und lektorieren, um die gröbsten Schnitzer selbst zu vermeiden. |
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Ein völlig zerlesenes, weil heftig gebrauchtes Exemplar eines Fremdwörterlexikons habe ich aus der DDR mitgebracht. Da kann man schön sehen, wie die Sprache in beiden deutschen Staaten auseinanderdriftete, und das nicht nur bei ideologisch besetzten Begriffen. |
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Da das Thema "Zeitschriften aus der DDR" heißt, will ich mal listen, welche ich viele Jahre lang beruflich in den Fingern hatte:
Aufbau, FF Dabei, Filmspiegel, Film und Fernsehen, Theater der Zeit, Bildende Kunst, Magazin, Für Dich, Eulenspiegel, Weltbühne, neues leben, Armeerundschau, Melodie und Rhythmus, ndl, Sinn und Form, Temperamente - daneben noch etwa 10 Zeitungen täglich - das war von Anfang bis Ende der 70er Jahre mein Pflichtprogramm. |
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Da habe ich mich geirrt. Der Briefwechsel bestand nicht zwischen Albert Einstein und Albert Schweitzer, sondern zwischen Albert Einstein und Sigmund Freud.
Der Titel lautet: Warum Krieg? (Diogenes Verlag 1972), 63 Seiten |
Schade. Einstein/Freud kenne und habe ich. Schweitzer wäre wirklich interessant gewesen.
Danke für die Antwort. |
Kleine Kontakte zwischen Einstein und Schweitzer hat es gegeben:
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So auf die Schnelle konnte ich nur diese drei Zitate aus dem Briefwechsel auftreiben:
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- Weltbild, Religion und Ethik bei A.Einstein und A.Schweitzer -, online bei: freies-christentum Mehr Informationen dürfte das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum (DASZ) in Frankfurt am Main haben. |
Ich fand in einem Bibliothekskatalog noch:
Albert Einstein, Albert Schweitzer : Freunde in ihrem Suchen nach Wahrheit, Menschlichkeit und Frieden; ihr Briefwechsel, 1998 hrsg. vom Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene. |
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