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Nafi ibn Azraq 29.09.2021 20:06

Mosaikwüste Westdeutschland - woran liegt's?
 
Liebe Foristen,

das ist wahrscheinlich im alten Forum schonmal eingehend diskutiert worden, aber ich kann jetzt nicht mehr danach suchen - woran liegt es, dass das Mosaik in den alten Bundesländern so gut wie unbekannt ist und bleibt? Selbst bei ausgewiesenen Fachgeschäften ist es oft schwer, mehr als das monatliche Heft zu finden. An der Qualität kann es doch nicht liegen (von Flauten mancher Serien mal abgesehen). Liegt das nur an der fehlenden Werbung? Was ist mit all den Comicliebhabern, die sammeln und suchen? Mit den Comicfachgeschäften, die ihre Ware suchen. Ist da überhaupt keine Nachfrage? Ich verstehe es nicht.

Bimmelbahn 29.09.2021 20:32

Welche Westdeutschen Comics sammelst Du?

Ich habe höchstens noch ein paar Tim und Struppi, weil mein Sohn sich immer kaputt lacht, wenn der Kapitän flucht :D

Habe versucht meinen Nachbarn hier in Hamburg die Hegen Amerika Serie unter zu jubeln, quasi als Kostprobe, weil ich dachte ein super Einstieg, leider ohne Erfolg.

Dafür hatte ich nie Lust auf Sigurd und Co :weissnix:

In der Kindheit nur ab und an Fix und Foxi, oder mal n Lustiges Taschenbuch, aber auf Dauer war es immer das selbe..

Dann hatte ich Anfang der 90er mal Beavis und Butthead als Comic, dass war als die auf MTV liefen :D

Aber am Ende war ich immer wieder nur beim Mosaik

Denke das es bei den "Wessis" ähnlich war, so nach dem Motto Schuster bleib bei Deinen Leisten, oder ich nehme nur was ich kenne :)

Navector Caruso 29.09.2021 20:43

:lehrer:Halt, stimmt so nicht !
War jetzt im August in Obersdorf, kurz vor Österreich. Hätte es nie erwartet, aber im Bahnhof habe ich das Mosaik gleich neben den Mädchenmosaik stehen sehen und natürlich sofort gekauft . Hätte ja sonst noch eine Woche warten müssen, bevor ich es zu Hause endlich lesen könnte. :top:
Vielleicht tut sich ja was im Westen?!;)

Peter L. Opmann 29.09.2021 20:49

Also ich stamme aus der hessischen Rhön, hatte die DDR also immer vor der Nase, wußte aber kaum etwas über das Land.

Von "Mosaik" habe ich erst nach der Grenzöffnung gehört. Um 1980 war ich auf Klassenfahrt in Berlin, und wir hatten auch einen Tag in Ost-Berlin. Was man ein bißchen kannte, war Popmusik aus dem Osten: Karat, Puhdys, vielleicht noch Klaus Renft. Kumpels von mir haben versucht, in Ost-Berlin Platten zu besorgen. Ich habe mir ein paar Bücher gekauft, die sagenhaft billig waren. Aber auch wenn ich "Mosaik" schon gekannt hätte, hätte ich wahrscheinlich keins finden können.

Ab 1990 habe ich sporadisch auf Flohmärkten "Mosaik"-Hefte gekauft, gelegentlich auch aktuelle am Kiosk. Durchgängig gelesen habe ich die Luther-Serie 2017. Die hat mich aber enttäuscht, weil es eigentlich nur am Rande um Luther ging und hauptsächlich die Abrafaxe als dessen Knappen putzige Abenteuer erlebt haben. Vielleicht war die Luther-Serie besonders mißglückt, aber ich finde, in westlichen Comics kommt oft mehr geschichtlicher Hintergrund rüber.

Allgemein fand ich "Mosaik" interessant, weil anders angelegt als die bekannten Comics, aber richtig gepackt hat mich keines der Hefte. Wahrscheinlich zu betulich, zu pädagogisch, sozusagen: "Man merkt die Absicht und ist verstimmt." Aber in eine ordentliche Sammlung gehört "Mosaik" schon - den Amerika-Sammelband habe ich auch.

Nante 29.09.2021 20:50

Tja in Nürnberg stehen die Hefte auch am Bahnhof oder dem Supermarkt bei mir im Norden von Nürnberg. (Und sicher auch noch in ein paar anderen hier.)
Aber soweit ich es beurteilen kann, sind es am Ende des Monats praktisch nicht weniger als am Anfang. Zumindest bei den Caramellen sorge ich ja für eine Verminderung aber sonst...:weissnix:

Peter L. Opmann 29.09.2021 20:53

Die Kioske, die ich kenne (Hessen und Bayern), führen auch alle "Mosaik". Und ich denke, wenn die niemand kaufen würde, wären die längst ausgelistet. Aber es ist auch nicht so, daß die immer schnell weg sind...

Chouette 29.09.2021 20:54

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731095)
[...] ich finde, in westlichen Comics kommt oft mehr geschichtlicher Hintergrund rüber.

Ou! Jetzt hast du das Selbstverständnis des Mosaiks bis ins Mark erschüttert. ;)

Hast du besondere Comics im Sinn? Meinst du eher die frankobelgische Ecke oder tatsächlich die westdeutsche?

Nafi ibn Azraq 29.09.2021 21:15

Zitat:

Zitat von Bimmelbahn (Beitrag 731092)
Welche Westdeutschen Comics sammelst Du?

Loriot, Wilhelm Busch, Karl fand ich auch schön, ohne es zu besitzen.

Nante 29.09.2021 21:18

Mhm, das ist jetzt aber eine sehr spezielle Auslegung sowohl von "Comic" wie von "westdeutsch". :kratz:

Peter L. Opmann 29.09.2021 21:23

@ Chouette:
Naja, ich bin kein Spezialist für geschichtliche Comics. Aber Musterbeispiel wäre natürlich "Asterix" - einerseits sicher geschult an Disney und MAD, andererseits in der Darstellung der römischen Antike oft überraschend akkurat. Das ist nie "Wir bringen dir jetzt was über die alten Römer bei", sondern Bildung durch Unterhaltung.

Vergleichbares gibt's in Deutschland nicht. Aber es gab 2017 etwa auch westdeutsche Luther-Comics. Der von Moritz Stetter hat ein paar Schwächen, hat sich aber wirklich mit Luther und seiner Wirkung beschäftigt.

"Turi und Tolk" ist nun ein Comic über eine weitgehend geschichtslose Kultur, aber die ist auch sehr authentisch dargestellt.

"Bernie der Milliardenflipper" von Pellizzi und Mali & Werner fällt mir noch ein. Ich weiß nicht, ob das geschichtsgetreu ist oder bloß agitatorisch, aber ein beherzter Zugriff auf den Herstatt-Bank-Skandal - auch wieder lehrreich, aber zugleich unterhaltsam.

Nafi ibn Azraq 29.09.2021 21:23

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 731100)
Mhm, das ist jetzt aber eine sehr spezielle Auslegung sowohl von "Comic" wie von "westdeutsch". :kratz:

OK, Busch ist gesamtdeutsch. Aber Loriot und Karl von Apitz sind doch eindeutig westdeutscher Herkunft, oder?

Nante 29.09.2021 21:31

@ Peter L. Opmann

Ich liebe ja Asterix auch sehr (zumindest die alten Sachen). Aber das "Konzept Asterix" funktioniert ja gerade deshalb so gut, weil es weniger historisch als vielmehr ahistorisch ist, sprich, es werden aktuelle Befindlichkeiten und Klischees in die Antike transferriert.

@Nafi

Den Karl kenn ich zu meiner Schande nicht. Und Loriot ist natürlich Wessi par excellence aber meiner Meinung nach kein Comic sondern entweder Karikatur, frühe Comedy oder einfach eine eigene Kunstform namens Loriot.

Peter L. Opmann 29.09.2021 21:37

Sorry, kleine Korrektur: Bei "Bernie der Milliardenflipper" ging es nicht um die Herstatt-Bank, sondern um den Finanzmakler Bernard Cornfeld.

"Asterix" ist sowohl ahistorisch als auch historisch sehr genau. Die Stadtansichten, Architektur, Kleidung, der Aufbau der römischen Armee, Essen und Trinken, politische Vorgänge und so weiter sind teilweise sehr genau wiedergegeben. Aber das Gute ist sicherlich: "Asterix" erschöpft sich nicht in der Perspektive: So war's in der Antike.

"Karl der Spätlesereiter" hat mit meiner Heimat zu tun: Weil der Fuldaer Fürstabt einmal vergaß, rechtzeitig den Befehl zur Weinlese zu geben, wurde die erste Spätlese der Geschichte eingebracht - und siehe da: Dieser Wein war sogar noch besser... Ich kenne aber nur den ersten Band von "Karl".

Chouette 29.09.2021 22:01

Ich war nur etwas verwundert, weil bei den Mosaik-Fans die Luther-Serie auch nicht gut ankam. Allerdings aus den gegenteiligen Gründen, weshalb du sie nicht mochtest. Wir fanden es zu viel Luther und zu genaue Historientreue, wodurch unserer Meinung nach die Geschichte schwächelte.

Bhur 29.09.2021 22:05

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731104)
"Asterix" ist sowohl ahistorisch als auch historisch sehr genau. Die Stadtansichten, Architektur, Kleidung, der Aufbau der römischen Armee, Essen und Trinken, politische Vorgänge und so weiter sind teilweise sehr genau wiedergegeben.

Das schreibe ich als Asterix-Fan: Jein, gerade Stadtansichten, Architektur und Kleidung passen gut in die hohe Kaiserzeit im 2. Jahrhundert, aber nicht nach 50 v. Chr. wo die Geschichten spielen sollen. Da war Rom noch lange nicht die gezeigte Marmorstadt. Und auch das gerade eroberte Gallien, das des öfteren gezeigt wird, war noch kaum romanisiert. Da halte ich es es mit Nante. :wink:

Eine Wüste ist Westdeutschland, glaube ich, nicht. Besser kann es natürlich werden. Aber es wohnen ca. ein Drittel der Leser dort.

Peter L. Opmann 29.09.2021 22:22

Wir diskutieren ja hier nicht über Asterix. Aber mir ging noch durch den Kopf: Die ganzen Anspielungen auf die Gegenwart (eben das Ahistorische) wirken nur, weil das übrige so historisch ist. Da mag Uderzo natürlich eine idealisierte römische Antike erschaffen haben, das heißt, er hat sich das herausgesucht, was heute "typisch römisch" erscheint. Aber jedenfalls hat es das alles wirklich gegeben. Der Leser hätte nichts davon, wenn wir eine römische Welt der Zeit Julius Caesars (und nicht von Augustus und späteren) sehen würden.

Nafi ibn Azraq 29.09.2021 23:20

Zitat:

Zitat von Bhur (Beitrag 731107)
Aber es wohnen ca. ein Drittel der Leser dort.

Sind das in der Mehrheit Ostaussiedler wie ich? Mich irritiert (und ärgert) wie gesagt, dass das Mosaik in seiner Breite an Schauplätzen nicht präsenter in Buchhandlungen und Comicfachgeschäften ist. Dadurch kann natürlich auch keine neue Leserschaft hinzukommen.
Wie war das denn mit den Aldi-Bänden zur Ägypten- und Orientexpressserie? Oder den zwei Lutherbänden. Das war ja eine super Idee (ich würde mir mehr solcher Bände wünschen, auch für zurückliegende Serien). Wurden die vor allem in den neuen Bundesländern 1) angeboten und 2) verkauft? Ich musste jedenfalls extra in die alte Heimat, um einen zu bekommen.
Und die Bände haben ja den Vorteil, eine abgeschlossene Geschichte in einem Band zu erzählen. Der Preis war unschlagbar. Könnte man nicht gerade dadurch neue Leserschaften erschließen? Wie hat sich denn der Absatz oder die Abozahl danach entwickelt?
Nicht, dass ich auf all diese Fragen eine Antwort erwarte, ich wünsche dem Mosaik nur ein größeres Publikum und vielen Kindern eine grossartige Lektüre.

underduck 30.09.2021 00:28

Liebe Freunde der Comicbückwaren im Kioskbereich. :wink:
Der komplette Kioskbereich fährt im Westen auch für Ehapa die Angebotspalette runter. Das betrifft also nicht nur Mosaik, sondern seit längerer Zeit auch schon Micky Maus und viele andere Ehapaserien.

Bimmelbahn 30.09.2021 00:33

@Nafi

Das das Mosaik mehr den Kindern zugänglich wird, dass wünschen sich, glaube ich, viele.

Aber wie auch schon mal im alten Forum diskutiert, ist es gar nicht so einfach die Kinder generell fürs Lesen zu begeistern, auch wenn man immer vorliest, oder mit ihnen zusammen liest.

Dazu kam halt immer die unsägliche Konkurrenz der bunten Heftchen mit lauter Plastikmüll Spielzeug.

Die Auswahl ist heutzutage derart groß. Früher gab es kaum Auswahl und das meiste war zur Hälfte mit Propaganda Schnarch zugemüllt, während das Mosaik als einziges frei davon war und somit zur ersten Anlaufstelle für Jugendliche wurde..

Im Westen gab es eine riesen Vielfalt an Comics die eben reine Comics waren, da hatte es das Mosaik generell schwer, auch heute noch. Leider nur noch ein Heft unter vielen :weissnix:

Deshalb fragte ich ja auch, welche Westcomics Du so sammelst?
Es ist eben auch überschaubar, weil man damit nicht so groß geworden ist und so geht es den Wessis auch, da wird nach Sachen für die Kinder gegriffen, die man selber kennt, oder das Kind greift nach der gelben Trompete auf dem Feuerwehrmann Sam Heft, dass dann ungelesen in der Küche liegen bleibt :D

Die Sammelbände fand ich auch toll, habe ich auch mal in Hamburg in kleiner Stückzahl gesehen, möchte ich meinen..

Hinnerk 30.09.2021 02:57

Zitat:

Zitat von Nafi ibn Azraq (Beitrag 731102)
OK, Busch ist gesamtdeutsch. Aber Loriot und Karl von Apitz sind doch eindeutig westdeutscher Herkunft, oder?

Na ja, Loriot ist 1923 in Brandenburg an der Havel geboren. Klingt nicht nach eindeutig westdeutsch.

FrankDrake 30.09.2021 03:11

Wenn jemand seine letzten fast 50 Jahre in Bayern lebt kann man ihn aber durchaus als Westdeutschen bezeichnen.

Chouette 30.09.2021 06:29

Loriot war quasi die Personifizierung Westdeutschlands. Hat sich in wirklich jedem Gag darüber lustig gemacht. Den aufgrund der Geburt zum Ossi zu befördern, lässt sich wahrlich nur schwer nachvollziehen. ;)

Rookie 30.09.2021 07:34

Was sind denn westdeutsche Comics? Mehr als Kauka und Wäscher fällt mir da nicht ein. Und beide Sachen interessieren mich nicht. Fix und Foxi kenne ich quasi nur von Kaugummi-Bildern und Wäscher ist für mich ein völlig unbekanntes Universum. Da es genügend andere Comics gibt, die mich interessieren würde ich mir also da nicht die Mühe machen. Ich denke, das geht umgekehrt im Westen auch vielen Comiclesern so. Man weiß das es das Mosaik gibt, aber warum da einsteigen, zumal es sich um eine Serie handelt, die man mal nicht eben nebenbei erfassen kann. Ähnlich unübersichtlich wie die ganzen Supermann-Geschichten. Wo will man da anfangen? Was ist der richtige Einstieg und lohnt es sich neben all den Comics, die man mag, auch noch ein anderes, so umfangreiches Sammelgebiet zu erforschen?

Peter L. Opmann 30.09.2021 07:57

Westdeutsche Comics sind genau die, die es in der DDR nicht gab. :D

FrankDrake 30.09.2021 07:57

Wäscher und Kauka ist ja nun auch altersabhängig und beide gibt es heute nicht mehr oder nur als versteckte Sammlerausgabe.
Kauka habe ich gemocht wegen der Franco-Belgier auf der anderen Seite ist mir die Begeisterung wegen des Winnetou von Gerhard Förster sehr fremd.

Ich habe Mitte der 70er mit meinen Eltern die Verwandschaft in Rudolstadt besucht, Mosaik hatten meine älteren Cousins, ich muss sagen, fand ich doof.

Nante 30.09.2021 08:24

Ich habe zu verschiedenen Zeiten mal ein paar meiner eingebundenen Hegen-Hefte oder Sammelbände (Runkel) an Kollegen ausgeliehen, die sich auch für Comics interessieren.

Es bestand in keinem Fall Nachfrage nach weiteren Leihgaben. Das bestätigt ja nur die Aussagen der "Wessies" hier.

Und ich möchte ja in Buhrs Optimismus (1/3 Im Westen) kein Wasser in den Wein gießen. Aber das bedeutet ja im Endeffekt ein Verhältnis von 10-12 zu 1 was die "Mosaikdichte" pro Einwohner angeht. Und ohne die "Ostaussiedler" wie Nafi bereits geäußert hat, wäre das Ergebnis wohl noch wesentlich krasser.

Brando1988 30.09.2021 09:45

Zitat:

Zitat von Rookie (Beitrag 731168)
Ähnlich unübersichtlich wie die ganzen Supermann-Geschichten. Wo will man da anfangen? Was ist der richtige Einstieg und lohnt es sich neben all den Comics, die man mag, auch noch ein anderes, so umfangreiches Sammelgebiet zu erforschen?

Ich gehe mal davon aus (und hoffe inbrünstig), die meisten Comic Käufer/Leser machen sich über solche lebensverändernden Sachen keine Gedanken, wenn sie vor dem Kioskregal stehen. Schon gar nicht die eigentliche Zielgruppe.

Ric

Uhrviech 30.09.2021 10:21

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 731175)
Ich habe zu verschiedenen Zeiten mal ein paar meiner eingebundenen Hegen-Hefte oder Sammelbände (Runkel) an Kollegen ausgeliehen, die sich auch für Comics interessieren.

Es bestand in keinem Fall Nachfrage nach weiteren Leihgaben. ..

Vielleich wäre der Einstieg über die Erfinderserie auf eher fruchtbaren Boden gestoßen? :weissnix:

Chouette 30.09.2021 10:27

Glaube ich nicht. Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht wie Nante. Sehr, sehr häufig. Manch einer kennt das Phänomen sicherlich: Outet man sich als Mosaiksammler kommen plötzlich von überall her wohlmeinende Freunde und schenken einem ihre alten, zerlesenen Hefte aus den 80ern - die man schon dutzendfach zu Hause hat. Wenn man dann meint, einer könnte sich drüber freuen, packt man ein paar Jahrgänge zusammen und verschenkt diese weiter. Ich kann mich auch nicht erinnern, jemals eine Sammelleidenschaft damit ausgelöst zu haben.
Digedags unter 100 hab ich zugegebenermaßen selten verschenkt (wenn überhaupt :kratz: ), aber ich denke nicht, dass der Effekt ein anderer gewesen wäre.

FrankDrake 30.09.2021 10:33

Ich habe vor Jahren sehr viele Nachdrucke der Ill. Klassiker in der 4. Klasse unserer Grundschule verschenkt.
Mit ein bisschen Glück hat dann tatsächlich eines der Kinder das entsprechende Buch gelesen, Comics hat danach aber sicher keins gesammelt.

Nante 30.09.2021 10:35

Zitat:

Zitat von Uhrviech (Beitrag 731220)
Vielleich wäre der Einstieg über die Erfinderserie auf eher fruchtbaren Boden gestoßen? :weissnix:

Es waren glaube ich der Band mit der Römerserie, Ein Jahrgang mit früher und später Erfinder-Reihe sowie wie gesagt 2 Sammelbände mit den Einstiegen zu Runkel und Amerika. Also ein ziemlich breites Spektrum.

Udo Swamp 01.10.2021 15:44

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 731170)
................ Ich habe Mitte der 70er mit meinen Eltern die Verwandschaft in Rudolstadt besucht, Mosaik hatten meine älteren Cousins, ich muss sagen, fand ich doof.

Ich kenne solche Geschichten, auch anders, wo tatsächlich Interesse geweckt worden ist und die Leute noch heute Mosaikleser bzw. Fans geworden sind.

Tilberg 01.10.2021 16:04

Man muß freilich dazu sagen, daß das Mosaik ja erklärter-, durch den Geschmack seines Publikums erzwungener- und zu einem Teil vielleicht auch gewolltermaßen recht altbacken daherkommt. Das dürfte die ausbleibenden Begeisterungsstürme der nicht mit ihm aufgewachsenen Comicleser ein wenig erklären helfen.

Borusse 01.10.2021 16:33

Die Grenze gibt es doch auch umgekehrt. Ich war während des Versuchs Yps wieder einzuführen (2005 oder 2006) im Außendiesnst in TH uns Sa. Das Highlight war, dass am Kiosk vor der Oper in Leipzig (meine ich) ein Mädel sagte: Hmmm, da haben heute schon so ein paar Studenten nach gefragt. Woanders gab es nur Schulterzucken.

Übrigens: Auch der Verkauf überregionaler Zeitschriften wie FAZ oder Süddeutsche war damals dort nicht besonders ausgeprägt. Das ist eben die Sozialisation, kann man nix machen.

Peter L. Opmann 01.10.2021 21:04

Ich würde aber gern mal von einem gelernten DDR-Bürger hören, was für ihn das Tolle an "Mosaik" ist. Anscheinend wird das Heft ja nicht nur deshalb geliebt, weil es quasi das einzige war, was es gab (abgesehen von "Frösi" und ein paar anderen Randphänomenen). Ich kann die Mühe, die in den Comics steckt, schon anerkennen, finde das Ganze aber - wie schon erwähnt - zu pädagogisch. Wie sehen das die Fans?

Nante 01.10.2021 21:15

Darüber könnte man jetzt ganze Wandregale füllen. :kratz:

Was zumindest für mich (Natürlich neben der Nostalgie, das gibt jeder sicher gern zu) das besondere ist: Es sind im Prinzip zwei fortlaufende Geschichten (von 1955-1975 und seit 1976 bis heute), die bei allen Zeitsprüngen aufeinander folgen. Mir fällt zumindest im deutschen Sprachraum nur Perry Rhodan als etwas Vergleichbares (wenn auch in einem anderen Genre) ein.

Nafi ibn Azraq 01.10.2021 21:19

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731547)
Ich würde aber gern mal von einem gelernten DDR-Bürger hören, was für ihn das Tolle an "Mosaik" ist. Anscheinend wird das Heft ja nicht nur deshalb geliebt, weil es quasi das einzige war, was es gab (abgesehen von "Frösi" und ein paar anderen Randphänomenen). Ich kann die Mühe, die in den Comics steckt, schon anerkennen, finde das Ganze aber - wie schon erwähnt - zu pädagogisch. Wie sehen das die Fans?

Wo soll ich (als ehemaliges DDR-Kind) anfangen? Ich mag erstmal den Zeichenstil, der detailliert und etwas kindlich ist; die ganzen Superhelden und auch Eisenherz sind mir alle zu ernst und düster. Das Leben ist lustig und das spiegelt sich eben im Mosaik wieder. Dann die detaillierten Hintergründe, die ein wirkliches Gefühl für die Szenerie geben, gerade in Gegenden, die nicht von allen Comics abgegrast werden (Dalmatien, Konstantinopel, Indien).
Die Abwesenheit von zu viel Gewalt und nackter Haut. Das stößt mich leider von vielen historischen Graphic Novels heute ab. Aber viele scheinen ja auf Gore zu stehen.
Und dann sind da zweimal * drei sympathische Kerlchen, die ohne innere Zerrissenheit die Weltgeschichte durchstreifen.
Ach so, die pädagogische Absicht schreckt mich nicht ab, im Gegenteil, ich lerne gerne etwas und bekomme auch gerne etwas erzählt, wenn's nicht mit dem Nürnberger Trichter ist. Ich finde sowieso, Wissen über Geschichten zu vermitteln ist eine der ältesten und wirkungsvollsten Kulturtechniken. Über (gute) historische Romane habe ich sehr viel gelernt.

Peter L. Opmann 01.10.2021 21:38

Danke für die Antworten!

Okay, ich verstehe: die Digedags und die Abrafaxe - zwei lange Epen. Aber nicht alles, was endlos lang ist, ist deswegen auch gut. Zu "Perry Rhodan" finde ich auch keinen richtigen Zugang (habe nur sehr wenig davon gelesen, weil mich abschreckt, mich da erstmal hineinfinden zu müssen).

Die Zeichnungen von Hegen und seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern sind super - das stimmt. Aber es gibt auch viele andere gut gezeichnete Comics, sogar solche, die Geschichtliches oder Kulturelles ebenso akkurat abbilden.

Und es sind auch nicht die einzigen lustigen Comics, die es gibt. Im frankobelgischen Bereich gibt es viele lustige Albenserien. Und die Amis haben sogar einen ganz eigenen Humor entwickelt - in MAD.

Vielleicht spielt das eine Rolle: Ich vergleiche "Mosaik" sofort mit all den übrigen Comics, die ich sonst gelesen habe und denke: "Nett, aber nicht herausragend". In der DDR konnte man "Mosaik" mit nichts vergleichen. Damit war es automatisch "einsame Spitze".

Rookie 01.10.2021 22:39

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731558)

Vielleicht spielt das eine Rolle: Ich vergleiche "Mosaik" sofort mit all den übrigen Comics, die ich sonst gelesen habe und denke: "Nett, aber nicht herausragend". In der DDR konnte man "Mosaik" mit nichts vergleichen. Damit war es automatisch "einsame Spitze".

Das stimmt vielleicht für heute, wo das MOSAIK den Spagat zwischen Tradition und modernen Ansprüchen machen muss. In den 60ern, besonders mit den beiden Bildromanen "Ritter Runkel-Serie" und "Amerikaserie" spielte das MOSAIK schon auch in der oberen Liga der europäischen Adventure Comics. Es gab meiner Meinung nicht viel Vergleichbares, was da herangereicht hat. Ich kenne da nur Asterix und Tim& Struppi, lass mich aber gern eines Besseren belehren.

falkbingo 04.10.2021 12:08

Ich habe mich ja, dank euch, eine Weile mit Mosaik beschäftigt. Ich habe das Amerika Abenteuer von Hannes Hegen komplett gelesen und einige Ritter Runkel Hefte. Ich halte Mosaik für sehr gute Kinderunterhaltung, aber bei mir entstand keine Bindung, zumal mich der Runkel nicht ansprechen konnte. Ich glaube, man muss mit Mosaik aufgewachsen sein, um es zu lieben, so wie ich halt mit Wäscher, Fix und Foxi, Micky Maus etc.

Uhrviech 04.10.2021 12:29

Da ist ganz bestimmt was dran. Und zudem auch eine Generationenfrage. Um das Wesen des Mosaik (Digedags) zu erfassen, ist meiner Auffassung nach aber auch die Kenntnis der Römer- und Weltraum-, vor allem aber der Erfinderserie unerlässlich. Letzteres ist mein persönliches Highlight von allem was je unter der Bezeichnung Mosaik entstanden ist. :P

pteroman 04.10.2021 12:43

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731547)
Ich würde aber gern mal von einem gelernten DDR-Bürger hören, was für ihn das Tolle an "Mosaik" ist. Anscheinend wird das Heft ja nicht nur deshalb geliebt, weil es quasi das einzige war, was es gab (abgesehen von "Frösi" und ein paar anderen Randphänomenen). Ich kann die Mühe, die in den Comics steckt, schon anerkennen, finde das Ganze aber - wie schon erwähnt - zu pädagogisch. Wie sehen das die Fans?

Bin zwar nur "gelernter" Ost-Berliner, aber das MOSAIK war für mich (Jahrgang 1960) auch der monatliche Knüller. Habe natürlich auch den Rest der Kinderpresse gelesen, aber wie du schon schreibst: Randphänomene.

Das MOSAIK hatte alles an Abenteuergeschichten zu bieten, was sich ein 8-12jähriger wünschen konnte. Die Pädagogik der früheren Hefte, die ich erst im Nachhinein und durcheinander - je nach Tauscherfolg - lesen konnte, hat mich teilweise auch genervt. Irgendwas über Chemie eingeblendet zu bekommen mit diesem dämlichen Lexi, das empfand ich als Fremdkörper.

Ansonsten gabs SF (bzw. "Utopisch-Phantastisches" wie es damals hieß), Ritterabenteuer und Wilden Westen satt.
Habe aber ebenso gern alles aus dem Westen verschlungen, an das ich herankam: MM, F&F, Zack, Primo/prima, das Hanna Barbera-Zeug, Tarzan und auch mal ein paar Superhelden (Nuff). Asterix sowieso.

Aber das MOSAIK war eben schon interessant (und leicht zu bekommen) im Vorlesealter. Und das prägt wohl fürs Leben. Die Westcomics musste ich mir dann als Selbstleser mühsam eintauschen.

Abrafaxe hingegen lese ich nur ab und zu. Aus einer merkwürdigen Sentimentalität heraus, die eigentlich nicht diese Nachgeburten meinen kann. Über meine sonstigen Comicvorlieben hab ich mich bereits an anderer Stelle verbreitet und schone hier Augen und Nerven der Foristen.

Peter L. Opmann 04.10.2021 16:22

Als Kind habe ich "Bessy" gelesen (Nach-Vandersteen-Zeit); da wurde zwischendurch auch immer mal über Besonderheiten und Lebensweise von Tieren informiert. Fand ich damals ganz nett, aber im Großen und Ganzen war "Bessy" dennoch Unterhaltung. Wäre mehr als eine Prise Belehrung drin gewesen, hätte mir das wohl nicht mehr so gefallen.

Aus meiner Sicht haben die Abrafaxe bei der Unterhaltsamkeit Mängel. Das Geschehen ist immer sehr harmlos, die Gags halten sich in Grenzen (meistens geht's darum, daß Califax Hunger hat - aber kein Vergleich zur Wildschweinsucht von Obelix). Wie gesagt: Ich finde "Mosaik" ganz bemerkenswert, aber ich halte das sicherlich nicht für die beste Comicserie Europas.

Und hinzu kommt wohl auch: Das Interesse, fremde Länder kennenzulernen, war im Westen nicht so groß, weil man durchaus hin konnte. Also: exotische Kulisse war schon gut, aber dann mußte dort auch etwas passieren…

FrankDrake 04.10.2021 16:28

Gab es das Mosaik vor dem Mauerfall zumindest in Westberlin zu kaufen? Ich meine damit die Zeit zwischen 61 und 89.

Peter L. Opmann 04.10.2021 16:53

Glaube ich nicht.

Ich habe mal ein Interview mit einem Ostberliner geführt. Der hat mir erzählt, wie ihm seine Oma aus dem Westen in ihrer Handtasche Westcomics rübergeschmuggelt hat. Er klagte auch darüber, daß man "Mosaik" beinahe nur bekommen konnte, wenn man den Kioskbesitzer gut kannte oder ihm etwas als Gegenleistung bieten konnte. Aber er hat nichts davon gesagt, daß ihm die Oma aus Westberlin auch "Mosaik" mitgebracht hat.

Rookie 04.10.2021 17:46

Die Digedags wurden als Sammelbände in den 70er Jahren beim Dortmunder Weltkreisverlag herausgebracht.

Armin Kranz 04.10.2021 18:35

Zitat:

Zitat von falkbingo (Beitrag 731988)
(...) Ich glaube, man muss mit Mosaik aufgewachsen sein, um es zu lieben, so wie ich halt mit Wäscher, Fix und Foxi, Micky Maus etc.

Würde ich pauschal so nich sagen. Ich bin auch mit dem Mosaik "warmgeworden", wenn auch nicht im ersten Anlauf :zwinker: . Zwar gefällt mir nicht jeder Storybogen (wie zuletzt der "Südsee-Arc"), aber grundsätzlich freue ich mich auf das neue Mosaik und lese es zügig.

Mit dem Hegen Mosaik fremdele ich nach wie vor, wobei mich hier der Weltraum-Zyklus immer noch reizt (leider fehlen mir noch weitesgehend die entsprechenden Hefte :heul: ).

Uhrviech 04.10.2021 18:37

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 732034)
... Er klagte auch darüber, daß man "Mosaik" beinahe nur bekommen konnte, wenn man den Kioskbesitzer gut kannte oder ihm etwas als Gegenleistung bieten konnte...

Na ja ... das könnte hilfreich gewesen sein (zumindest wenn man mit dem Verkäufer bekannt war - dann wurde es zurückgelegt). Aber Gegenleistungen - das ist etwas sehr dick aufgetragen. Es reichte auch schon, wenn man wußte an welchem Tag das Mosaik erscheinen würde oder eben in diesem Zeitraum immer wieder mal höflich nachfragte. Ja und dadurch wurde man schon sehr bald zu einem "Bekannten" ... so kenne ich das jedenfalls aus eigener Erfahrung.

pteroman 05.10.2021 10:59

Also bei uns in Nordberlin gabs das MOSAIK ganz normal im Zeitungsladen zu kaufen. Wenn man am ersten oder zweiten eines Monats nachfragte, bekam man es auch. Ohne Vitamin B und schon gar ohne jede Gegenleistung. Abo hatte kaum einer, wozu auch?

Nante 05.10.2021 11:05

Wollen wir jetzt wieder den Unterschied zwischen "der Hauptstadt" und dem restlichen Republikgebiet ausdiskutieren? :D

Wobei ich "Bückware" jetzt nur auf die Digedags beziehe. Die Faxe lagen spätestens ab den 80ern auch bei uns in der tiefsten Proviinz stapelweise in der Auslage.

Peter L. Opmann 05.10.2021 11:24

Es gab wohl unterschiedliche Phasen in der DDR. Man hat es im Westen wohl eher mitbekommen, wenn es Versorgungsengpässe gab. Aber ich erinnere mich, daß der damalige "Zeit"-Chefredakteur Mitte der 80er Jahre durch die DDR reiste und dann vermeldete, das sei ein hochleistungsfähiges Industrieland, in dem die Wirtschaft brummt. Dafür hat er dann viel Spott aushalten müssen, aber erst nach 1989, als man wirklich sah, wie es um die Wirtschaft der DDR bestellt war.

Mir erschien die Erzählung meines Gesprächspartners aus Ostberlin plausibel, weil die DDR sicher auch Probleme mit der Papierversorgung hatte.

Uhrviech 05.10.2021 15:49

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 732337)
...
Wobei ich "Bückware" jetzt nur auf die Digedags beziehe. Die Faxe lagen spätestens ab den 80ern auch bei uns in der tiefsten Proviinz stapelweise in der Auslage.

Ich bezog mich selbstredend auch nur auf das MvHH, bei den Faxen fehlten mir die Erfahrungen (nur 2 oder 3 der ersten Nummern probegekauft).

Uhrviech 05.10.2021 15:53

Zitat:

Zitat von Armin Kranz (Beitrag 732051)
...
Mit dem Hegen Mosaik fremdele ich nach wie vor, wobei mich hier der Weltraum-Zyklus immer noch reizt (leider fehlen mir noch weitesgehend die entsprechenden Hefte :heul: ).

Na dagegen lässt sich doch relativ leicht etwas unternehmen - und wenn es keine Originale sein müssen gibt es doch Reprints, Sammelbände oder für kleines Geld das TaschenMosaik (neuerdings sogar ne Lupe dazu :glubsch: )

Armin Kranz 05.10.2021 16:04

Ich weiß, aber leider sollten es die Originale sein. Sie passen dann sehr gut in der Sammlung zu den anderen Original Ausgaben im Bereich utopischer Literatur (Bücher/Romane/Comics ...) uas der entsprechenden Zeit.

Rookie 08.10.2021 08:50

Zitat:

Zitat von Nafi ibn Azraq (Beitrag 731089)
Liebe Foristen,

das ist wahrscheinlich im alten Forum schonmal eingehend diskutiert worden, aber ich kann jetzt nicht mehr danach suchen - woran liegt es, dass das Mosaik in den alten Bundesländern so gut wie unbekannt ist und bleibt? Selbst bei ausgewiesenen Fachgeschäften ist es oft schwer, mehr als das monatliche Heft zu finden. An der Qualität kann es doch nicht liegen (von Flauten mancher Serien mal abgesehen). Liegt das nur an der fehlenden Werbung? Was ist mit all den Comicliebhabern, die sammeln und suchen? Mit den Comicfachgeschäften, die ihre Ware suchen. Ist da überhaupt keine Nachfrage? Ich verstehe es nicht.

Noch mal ein Erklärungsversuch, meinerseits. Ich hatte ja erst nach der Wende die Möglichkeit mal in westlichen Comics zu stöbern. Das habe ich auch genutzt, alles einmal ausprobiert und gelesen. Was ich dabei festgestellt habe, ist, dass es gar nicht mal an den Geschichten lag, sondern an der Ästhetik der Bildsprache, warum ich zum Beispiel mit Superheldencomics so gar nichts anfangen kann. Ich glaube einfach, dass es im Osten eine andere Bildsprache gab, die mich sozusagen seit frühester Kindheit geprägt hat. Ich merke das auch, wie ich selber Comics zeichne und gestalte. Immer wieder komme ich auf diese bestimmte Ästhetik zurück. Ich kann mir also gut vorstellen, dass es Lesern, die mit Disney oder Superhelden-Comics aufgewachsen sind, ähnlich ergeht und sie schon rein optisch mit Ost-Comics wenig anfangen können und dann gar nicht erst den Drang verspüren, sich näher damit zu befassen.

Detlef Lorenz 08.10.2021 11:01

Zitat:

Zitat von Rookie (Beitrag 733006)
Ich kann mir also gut vorstellen, dass es Lesern, die mit Disney oder Superhelden-Comics aufgewachsen sind, ähnlich ergeht und sie schon rein optisch mit Ost-Comics wenig anfangen können und dann gar nicht erst den Drang verspüren, sich näher damit zu befassen.

Es gibt auch - sicher wenige - Westler, die "multikulturell" aufgewachsen sind. Bei mir zumindest bis zum August 1961, als mir der Zugang zum Ostteil meiner Heimatstadt versperrt wurde. Die Mosaik habe ich in etwa bis zu diesem Zeitpunkt lesen können. Somit gehören sie auch heute mit zu meiner Comic-Prägung und zumindest die Römer- und SF-Geschichten und als ich nach 1990 die US-Westernabenteuer kennen lernte, sie auch und problemlos in meine Sammlung einreihte. Warum nicht alle Mosaik? Nun, das habe ich auch mit den West-Comics aus meiner Kindheit und Jugend nicht gemacht, aus Platz- und Geldgründen, aber auch weil ich sie schon damals nicht gelesen habe.

Das ganze ist für mich in gewisser Weise schon ein Ost-West-Ding, was mit kulturellen Prägungen in der Zeit des Erwachsen werdens zu tun hat und nicht mit politischen oder ähnlicher kruden Dinge, wie sie gelegentlich vermutet werden; hier von "beiden" Seiten.


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