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Detlef Lorenz 08.11.2011 14:58

Western - Welten
 
Vor einigen Monaten erzählte ich im CGN in einigen Foto-Reisereportagen etwas über den Wilden Westen. Über seine Mythen, Legenden und wie sich manches dagegen tatsächlich zugetragen hat. Die Legende der US-Kavallerie Forts, über die angeblichen Hoch-Zu-Pferd-Attacken und Immer-Offen-Auf-Den-Feind-Angriffe der Prärieindianer gegen Siedler, Ortschaften und halt den Palisadenforts. Als Reverenz- und Vergleichsmaterial wählte ich neben meinen Fotos Zeichnungen aus den Blueberry-Geschichten aus.

Schon längere Zeit hatte ich mir allerdings die Geschichten von Charlier und Giraud nicht mehr durchgelesen. Bei meinen Recherchen nun gefielen mir die spannungsgeladenen und überaus realistisch geschilderten und vor allem gezeichneten Storys nur vom Durchschauen und ich beschloss, mir den Blueberry demnächst genauer durch zu lesen.

Also fing ich vor einiger Zeit mit der „Jugend“ an und landete rasch beim Zweiteiler „Die Teufel von Missouri“ und „Aufruhr in Kansas“. Aber schon auf den ersten Seiten fiel ein Name, der mich sofort stocken lies: Quantrill! Sofort ging mein Griff zu einem anderen Western-Comic, der ebenfalls den amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65) zum Thema hat. Richtig, Band 18 der Reihe „Die Blauen Boys“ beinhaltete das Selbe Thema. „Quantrills Bande“ stand hier sogar als Titel auf dem Album. Quantrill war der Anführer eine Bande gesetzloser Südstaatler, die Plündernd und Brandschatzend vor allem im Unionsstaat Kansas ihr Unwesen trieb. Dabei gaben sie vor, den Süden zu unterstützen und operierten hauptsächlich von Missouri aus, das ein CSA-Territorium war (Confederated States on America).




Neugierig geworden las ich mir die Alben der jeweiligen Reihe durch und verglich Inhalt und Gehalt. Natürlich ist es problematisch, einen Semifunny mit einer realistisch gezeichneten Story direkt zu vergleichen. Nun stellen „Die Blauen Boys“ eine besondere Art von Comic dar: bis auf Bud und Chester, die Knollennasen vorweisen können, sind die anderen Akteure weitgehendstes realistisch gezeichnet. Ebenso die Handlungen, teilweise direkt gezeigte Schlachtfelder, übersät von Gefallenen, stehen Slapstick artige Szenen von Bud und Chester gegenüber, die beide in einer Hassliebe miteinander verbunden sind.




Die Bande zur Strecke zu bringen war das Ziel der Akteure in den beiden so unterschiedlichen Reihen. Dabei schlagen im ersten Blueberry-Album und dem Blauen-Boys-Album die Hauptcharaktere den gleichen Weg ein: Blueberry und Chesterfield ziehen beide ihre Uniform aus und versuchen als Zivilisten Quantrills Versteck ausfindig zu machen. Nach allerhand Verwicklungen gelingt es ihnen sogar, allerdings schaffen sie es nicht, weder den Anführer, noch die Outlaws selbst unschädlich zu machen. Bei Blueberry wird zwar der Eindruck erweckt, aber da es einen zweiten Teil gibt, „Aufruhr in Kansas“, geht hier das Abenteuer weiter – und auch da ist am Ende Quantrill nicht unschädlich gemacht.




Neben einigen weiteren Gemeinsamkeiten, so wird die Bande Quantrills auf je zirka vierhundert Anhänger geschildert, Unterführer sind jeweils die Brüder Frank und Jesse James, gibt es eine Reihe von Unterschieden. So nimmt die Geschichte bei den Blauen Boys im Städtchen Lawrence in Kansas ihren Lauf, während sie dort bei Blueberry endet. Den sadistischen Nordstaaten-Senator Jim Lane begegnen wir nur bei Blueberry und der macht unserem Mike S. das Leben ganz schön zur Hölle.
Der Hauptunterschied liegt aber in der Gestaltung der Zeichnungen, bzw. die Umsetzung der jeweiligen Storys. „Die Blauen Boys“ sind zwar sehr realistisch – für einen Funny – aber Blueberry ist streckenweise erschütternd brutal; eben wirklich realistisch, wie es der ungeschminkte, nicht verherrlichte Krieg halt ist. Bisher war ich von den Bürgerkriegsabenteuern Bud und Chesters inhaltlich sehr angetan, deren Wild West Geschichten finde ich eher banal, aber nun bin ich in Zweifel geraten, ob ich die Alben noch weiter lesen oder sogar behalten soll. Kann man ein derart widerliches Abschlachten von Menschen, das nur der Durchsetzung von wirtschaftlichen und politischen Interessen gilt, in einen Funny glaubwürdig darstellen? Sollte man nicht lieber auf von vorn herein realistische Serien zurückgreifen?

Viele Fragezeichen – wie seht ihr das hier?

Xury 08.11.2011 15:08

Bitte die "blauen Boys" ohne große Formalitäten an meine Adresse senden... :D

Scherz beiseite, klar wird dort Geschichte verfälscht oder doch zumindest der Krieg mit all seinen Schrecken relativ verharmlost, aber dann musst Du auch gleich Deine Asterix mit wegschmeißen, denn der "bello gallico" ist auch nur dort wirklich komisch. Die Liste der Beispiele lässt sich bestimmt noch erweitern.

Detlef Lorenz 08.11.2011 15:13

Sehe ich ja ähnlich, nur ist Asterix von vorn herein eher parodistisch - ich glaube, da noch nie wirklich Tote gesehen zu haben.

Bis zur Klärung der Frage nach dem endgültigen Verbleib der BB verbleiben diese erst einmal bei mir ... und dieses Problem kann schon ziemlich lange dauern :D

Eldorado 08.11.2011 15:49

Ich hab bisher nur sehr wenig von den Boys gelesen und kann mir daher kein wirkliches Urteil erlauben, aber prinzipiell sehe ich dieses moralische "darf man das so machen" nicht so sehr als Problem. Selbst bei der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus hat sich ja mittlerweile ein eher entspannter Umgang mit Komödien zum Thema durchgesetzt (wobei es da aktuell wieder einen Fall gibt, den auch ich grenzwertig finde, nämlich den neuen Film mit Bully Herbig "Hotel Lux". Eine "Komödie" in der Stalin fleißig so ganz nebenbei Menschen deportieren oder gleich umbringen lässt).


Allerdings höre ich immer wieder Lobeshymnen auf die Serie "Die Blauen Boys", eben weil die Storys einfach gut und für eine Funnyserie bemerkenswert realistisch sein sollen.
Daher hab ich mir eigentlich vorgenommen, bei der demnächst startenden Gesamtausgabe mit einzusteigen, denn die Einzelalben sind ja nicht mehr so leicht zusammenzubekommen.

Schlimme 08.11.2011 17:11

Gleich mal im uralten abgegriffenen speckigen Joe-Hembus-Westernlexikon nachgeschlagen:
"In allen Filmen in denen er vorkommt, wird Quantrill liquidiert, wann, wo und wie es die Erfordernisse der Story verlangen. Wahrscheinlich gibt es keinen zweiten berühmten Outlaw, der so viele verschiedene fiktive Sterbeorte und -daten hat. In Wirklichkeit starb er erst 1865 im Militärgefängnis von Louisville, Kentucky."

Xury 08.11.2011 19:20

Da Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird, kommt Quantrill in der Rückschau nicht gut weg. Wenn die Südstaaten gewonnen hätten, wäre er wohl ein Held geworden, so eine Art Freibeuter des Wilden Westens (à la Francis Drake).

Schlimme 08.11.2011 23:56

Zitat:

Da Geschichte immer von den Siegern geschrieben wird ...
In dem Fall nicht. Die Südstaaten sind in Büchern und Filmen des 20. Jahrhunderts meist besser weggekommen als sie es verdient hatten.

Alga 09.11.2011 09:06

Wenn ich mal ganz kurz vom Comic zum Romansektor übergreifen darf ...
Mal nebenbei erwähnt, wer Interesse am Thema Quantrill hat, sollte zum gleichnamigem Roman des deutschen Autors Alfred Wallon greifen, erschienen 2010 bei Persimplex.

Xury 09.11.2011 10:08

Zitat:

Zitat von Schlimme (Beitrag 383157)
(...) Die Südstaaten sind in Büchern und Filmen des 20. Jahrhunderts meist besser weggekommen (...)

Das meinte ich nicht mit Geschichtsschreibung. Was Bücher bzw. Comics oder Filme daraus machen, ist eine andere Frage, aber Quantrill hat zunächst einmal den Nimbus des grausamen Bösewichts, und das ist ein Pfund, das der Geschichtenerzähler erstmal überwinden muss.

Detlef Lorenz 15.11.2011 15:26

Letzten Sonntag bekam ich auf der Berliner Comicbörse den Band 19 von Die Blauen Boys, dieser fehlte mir bisher. Der Titel des Albums lautet: "Duell auf hoher See" und handelt vom Gefecht des Unions-Kriegsschiffes Kersarge gegen den Südstaaten-Blockadebrecher Alabahma. Die Seeschlacht endet mit der Versenkung des "Reb-Schiffes".





Indirekt beteiligt waren auch Chesterfield und Blutch, die auf das Nordstaatenschiff nicht ganz freiwillig versetzt waren. Fein dachte ich mir so, das ist ja tatsächlich eine Fortsetzung vom Vorgängerband "Quantrills Bande". Dort sahen wir auf dem Schlußbild unsere beiden "Helden" nämlich im Kesselraum eines US-Kriegsschiffes schwitzen.

Pustekuchen, auf der Kersarge befanden sie sich wegen eines Vergehens, das sie beide ausnahmsweise nicht mal zu verantworten hatten. Der Nordstaatengeneral MacClellan hat durch seine Unfähigkeit ein fürchterliches Desaster für den Norden angerichtet - mit vielen Toten und Verwundeten - und statt das er zur Rechenschaft gezogen wird, wälzt man das Problem auf die Untergebenen ab und Blutch und Chesterfield sollen standrechtlich erschossen werden. Lediglich General Alexander, den wir regelmäßig in den Abenteuern erleben, rettet die beiden und läßt sie in der Nacht flüchten. Ein Begleitschreiben an den Kapitän der Kersarge verhilft ihnen dort zum Dienst, bis die Unfähigkeit MacClellans in Washington erneut bekannt wurde und unsere beiden Blauen Boys ungefährdet zurück kehren können.

Es ist immer das alte Lied: die Großen läßt man laufen und die Kleinen hängt man - sozusagen.

Hinnerk 15.11.2011 21:47

Hier ist mal ein Bild der Kanone:

http://www.sammlerforen.net/web_user...he-alabama.jpg

Detlef Lorenz 09.12.2011 15:11

Vor kurzem fiel mir der Nachdruck eines italienischen El Bravo Piccolos in die Finger, es war die Nummer 5.




Er entsprach der deutschen Ausgabe vom Lehning-Verlag, wie oben abgebildet. Selbst das Titelbild war gleich und doch sah ich beim Durchblättern sofort gravierende Unterschiede; auch für jemanden, der, wie ich, des italienischen nicht mächtig ist (außer vielleicht: eins, zwei, drei, danke, bitte, Pizza, Espresso, guten Tag, auf Wiedersehen – also wichtige Kommunikationsbegriffe) fallen die prall gefüllten Textblasen auf, die im krassen Kontrast zu den oft weißen Flächen der deutschen Blasen stehen.
Schlagartig vielen mir bei der Textfülle des italienischen Heftes die Vorwürfe von Kulturhütern der deutschen Sprache ein, die gerade in den fünfziger Jahren der sich aufbauenden Comicindustrie gemacht wurden. „Stakkato-artige Sprachfetzen“, „unvollständige Sätze“, „Schlagwortartige Unterhaltung“ waren dabei beliebte Kritikansätze. Um dem einmal nachzugehen habe ich hier wahllos (na ja, nicht ganz) einige italienische Seiten den entsprechenden deutschen gegenübergestellt und habe in der Tat gravierende Unterschiede festgestellt. Diese können gewiss nicht mit einer „blumenreicheren“ Ausdrucksweise der italienischen Sprache begründet sein.




Das ist die Seite 2 (so ist sie jedenfalls nummeriert) des italienischen Heftes …




… und so sieht das textlich bei Lehning aus.
Zusätzlich erkennt man rechts unten eine veränderte Seitennummerierung, es ist hier die Nummer 1 – warum auch immer. Dafür, um einmal vorzugreifen, ist die italienische Seite 3 bei Lehning gar nicht nummeriert, aber die nächste Seite (im Original die 4) hat bei Lehning die 2 erhalten!? Irgendwem muss das aufgefallen sein und man hat die Seitennummerierung schließlich aufgegeben – allerdings ging dieser „Jemand“ wohl mal auf 00, oder machte Mittag, jedenfalls gab es später im Heft plötzlich eine 9 (Original die 18) und noch später verpasste man der Seite 30 bei Lehning eine 15. Hat das was mit Druckbögen zu tun, mit Schlamperei, oder was bedeute das. Jedenfalls bin ich neugierig geworden und habe einmal in dieselbe Nummer bei Akim Sohn und in Carnera reingeschaut – die gleichzeitig mit El Bravo bei Clausen und Bosse für Lehning gedruckt wurden – und habe dort nicht so einen Nummernsalat vorgefunden.
Weis da jemand was drüber, es gibt doch hier einige Lehning-Experten …
Aber nun zurück zum Textvergleich:




Auch hier ist schön der gewaltige Textanteil des Originals gegenüber dem deutschen Heft zu erkennen. Genau wie in den nächsten beiden Beispielen.



Und ebenfalls in ...




War es nun Unlust, Unvermögen bei Lehnings Experten. Es ist ja von Hansrudi Wäscher bekannt, dass er montags in der Redaktion, wenn er seine Seiten ablieferte, oft Korrekturen der deutschen Text vornahm, die aus dem italienischen „übesetzt“ worden waren. Das geschah allerdings lange nach El Bravo, Carnera und auch Akim Sohn.

Das kräftigere Schwarz des italienischen Heftes liegt im Nachdruck begründet, der auf weißem Papier getätigt wurde. Auch die Italiener verwendeten in ihrer Frühphase, also den vierziger und fünfziger Jahren, durchaus stark holzhaltige „braune“ Druckbögen, wie es bei Lehning üblich war.

underduck 10.12.2011 11:19

IM CF hat der bei uns verbannte Apache jetzt das Thema aufgegriffen und auch gleich mal ein von mir erstelltes Coverbild kopiert. Ich finde es ziemlich mies, wenn man noch nicht einmal anfragt, ob man anderer Leute Arbeit einfach mal benutzen darf. Aber kopieren war wohl schon länger seine Stärke, wenn man sich anschaut, wie Detlefs Ideen einfach mal übernommen und in Fremdforen verbraten werden. :flop:

http://www.sammlerforen.net/_bilder/...lderklau-k.jpg
Bild anklicken, dann erkennt ihr genau die unteren, angestossenen Ecken vom geklauten Cover


underduck 10.12.2011 14:26

Ein Dankeschön an ELDORADO, der "drüben" dem wohl etwas dementen El Muerto Apachen mal die reine Wahrheit präsentierte.

Eldorado 10.12.2011 14:40

:bitte:

FrankDrake 10.12.2011 14:43

Gut gemacht :top:

KommissarX 10.12.2011 15:14

Ich schließe mich an.Hat schon genug angerichtet.

Detlef Lorenz 19.01.2012 21:36

Seit einigen Tagen lese ich Bände der Abenteuer „Die Jugend von Blueberry“. Sie gefallen mir sehr gut, sie sind spannend, unterhaltsam und es fällt mir schwer, sie nicht alle in einem Rutsch zu lesen – pro Tag ein bis zwei Alben finde ich ein gutes Lesetempo.

Die Zeichnungen, egal ob von Jean Giraud selber, von Colin Wilson oder Michel Blanc-Dumont, sprechen mich an und ich wüsste auch nicht, wem ich den Vorzug geben sollte. Und die Story, sie ist von Jean-Michel Charlier gut, aber auch Francois Cortegianni steht ihm kaum nach.
Beim Durchlesen des 11. Jugend-Bandes (*), nach der Ehapa-Chronologie das Album 37, stockte ich auf der Seite 22 …




… „Sergeant Chesterfield ? – na, okay, so selten ist dieser Name nun auch nicht. Es gibt ja sogar eine Zigarettenmarke gleichen Namens, aber nun passte ich auf und, nur zwei Bilder weiter, meine „Befürchtungen“ wurden bestätigt: Korporal Blutch erschien auf der Bildfläche!





D. H. hier wird er erst gerufen, aber das konnte nun kein Zufall mehr sein, …





… zumal sich der Korporal adäquat seinem Ebenbild in „Die Blauen Boys“ verhält, siehe Bild oben.

Von den Zeichnungen her hätte ich sie nicht erkannt, aber die Namensgleichheit und die Verhaltensweisen der Beiden legt wohl mehr als den Verdacht nahe, dass das Einfügen der Blauen Boys durch Corteggiani (ich nehme mal an, das diese Idee von ihm stammt) beabsichtigt war. Immerhin haben deren Abenteuer ebenfalls den amerikanischen Bürgerkrieg als Handlungshintergrund und warum sollten sich Blutch, Chesterfield und Blueberry dabei nicht einmal begegnen?

Diese Episode im Album ist zwar ganz lustig, irgendwie stört es aber den Lesefluss, jedenfalls meinen. Ich wurde vom eigentlichen Abenteuer abgelenkt und beobachtete belustigt mehr die Nebenhandlung, suchte nach weiteren Nebenfiguren und fand sie auch textlich erwähnt in der Person des Hauptmann Stark, einen schon absonderlichen Kavallerieoffizier der Blauen Boys, bei denen es an kuriosen Charaktere wahrlich nicht mangelt. Natürlich war es amüsant und so ein Purist bin ich ja auch nicht, vielleicht wäre es aber besser gewesen, derartige Episoden nicht mitten in die Handlung zu integrieren, sondern mehr am Beginn eines neuen Abenteuers, um den Lesefluss nicht unnötig zu stören. Der folgende Vergleich hinkt zwar, aber seltsam fände ich es auch, wenn Groo plötzlich in Conan-Geschichten auftauchen würde.

Genau genommen kann ich mein Unbehagen für solche Persiflagen auch nicht genau formulieren, fand sie aber immerhin für so bemerkenswert hier darüber zu berichten. Vielleicht haben sich Corteggiani und Blanc-Dumont ja auch derartig „aufmerksame“ Leser (hüstel) gewünscht, oder sie wollten einfach Cauvin und Lambil, dem Autoren-/Zeichnerteam von den Blauen Boys ihre Reverenz erweisen.

Bei den Superhelden hat man sich schon dran gewöhnt, ja, dort gehört es zum Alltag, zum guten Ton, gemeinsam Abenteuer zu erleben. Noch extremer wird es, für meinen Geschmack, wenn lebende Personen mit einbezogen werden. Da soll dann wohl nicht nur Aktualität suggeriert werden, ich denke da an die Präsidenten Clinton und Obama, sondern Realitätsbezogenheit – auch das finde ich Ablenkend und den Lesefluss störend.

Wie seht Ihr solche Zusammentreffen von Comicfiguren, die normalerweise eigene Serien haben und dem von realen lebenden Menschen?

(*) „Jugend“ ist natürlich schon eine gewagte Titulierung für die Erlebnisse eines Mannes, dem die haarsträubendsten Abenteuer widerfahren und der gelegentlich auch in den Betten schöner – und auch gefährlicher – Frauen zu finden ist … :zwinker:

thetifcat 24.01.2012 13:40

Klasse wie Du dieses versteckte Crossover rausgefunden und hier dokumentiert hast. :top: :top:

Jetzt frage ich mich ob es anders herum auch zustande gekommen ist. :kratz:

74basti 24.01.2012 13:45

Da kann man ja von Glück reden, dass der Übersetzer aufgepasst hat.
Er hätte den Nebenfiguren auch andere Namen geben können. Dann wäre das mit Sicherheit komplett untergegangen.

Schlimme 24.01.2012 14:54

Ich kann mich an ein Bild in "Blueberry" erinnern, in dem Chihuahua Pearl über "Little Orphan Annie" singt.

Xury 24.01.2012 15:14

Das war glaube ich sogar im gleichnamigen Album.

Mr.Brown 25.01.2012 10:02

Im selben Album, in dem auch die Hommage an Bud & Chester ist, kommt ja auch die Hommage an "Gone with the wind" vor: die Soldaten stürmen in ein Zimmer, in dem gerade Rhett Butler und Scarlett O'Hara ein kleines Stell-dich-ein haben...;)

Auch finde ich die kleine Anspielung auf "Zwei Glorreiche Halunken" sehr witzig, aber die kommt meines Wissens nach erst in einem der folgenden Alben...

Detlef Lorenz 26.01.2012 11:20

Nach dem Mehrteiler um die Ermordung Präsident Lincolns, im dem der spätere tatsächliche Mörder John Wilkes Booth geschickt eingefügt wurde, ging es für mich weiter mit dem zweibändigen Abenteuer „100 Dollar für den Tod“ und „Der Pfad der Tränen“. In den Bänden 45 und 46 geht es vordergründig um Gold, das die Fortsetzung des Schlachtens im amerikanischen Bürgerkrieg ermöglicht. Dieser Goldschatz aus der Bank Rothschild lagerte nach seiner Überführung aus London auf Kanadischer Seite und wartet darauf, abgeholt zu werden.

Um das Gold von dort zu holen und seiner „Bestimmung“ zuzuführen verbünden sich der Norden und der Süden in Person des oben genannten Präsidenten, seines Geheimdienstchefs Pinkerton und Stand Watie. Der letztere ist nicht nur ein General des Südens, sondern auch ein Cherokee-Indianer. Und hier kommt eine dritte Interessenpartei ins Spiel, eine Gruppe von Cherokees. Diese wollen sich selbst den Schatz unter den Nagel reißen, um ihn für ihre eigenen Interessen zu verwenden. Das zu verstehen erfordert einen kurzen Abriss der Geschichte dieses Indianerstammes, der heute, in zwei Gruppen aufgespalten, in Oklahoma und in seiner ursprünglichen Heimat, in Tennessee lebt.

Mit den Engländern pflegten die Cherokee guten Kontakt, ihr Staatswesen wurde von den Briten akzeptiert und toleriert. Die Cherokee lebten in festen Häusern, bestellten das Land, hatten ab zirka 1819 ein eigenes Alphabet. Sie hatten eine eigene Verfassung, eine Zeitung, ein Medizinwesen, das dem der Weißen in nichts nachstand.




Cherokee-Village in Tennessee. Hier kann man sich über die Geschichte des Stammes bei einem Rundgang durch das Museumsdorf informieren (Bild folgt in kürze).


Die Cherokee schienen dem Schicksal der meisten Indianerstämme zu entgehen und sich in die weiße Vorherrschaftsgesellschaft zu integrieren. Allerdings begingen sie den Fehler sich im Unabhängigkeitskrieg auf die Seite der Engländer zu schlagen. Damit zogen sie sich den Hass der Amerikaner zu, die bald alles daran setzten, sich ihres Landes zu bemächtigen. 1830 unterschrieb Präsident Andrew Jackson ein Gesetz, das bestimmte, alle Indianer östlich des Mississippi auf die andere Uferseite zu vertreiben. Acht Jahre lang wehrten sich die Cherokee gerichtlich gegen diese Schändlichkeit – vergeblich. Im Band „Der Pfad der Tränen“ wird diese Zwangsumsiedlung anschaulich geschildert.




Rekonstruktion eines Hauses der Cherokee, das denen der Amerikaner der Zeit um 1800 in nichts nachstand (Bild folgt in kürze).

Einige wenige versteckten sich aber in den Wäldern ihrer ursprünglichen Heimat. Warum auch immer, aber dies gelang ihnen nicht nur, sondern sie bildeten auch bald wieder eine zahlenmäßig große Gruppe und widersetzten sich erfolgreich allen weiteren Zwangsmaßnahmen. Seit dieser Zeit gibt es zwei Teilstämme der Cherokee, der vertriebene in Oklahoma und die Indianer in Tennessee. Das wurde leider nicht in den Blueberry-Bänden thematisiert, würde aber wahrscheinlich auch zu sehr zu Abschweifungen führen.

Aber hier setzt eben Corteggiani und Blanc-Dumont an: sie führen die oben schon erwähnte Gruppe von Cherokee ein, die das Gold für sich in Besitz nehmen wollen, um es für ihre Zwecke, dass Unrecht, das ihnen dreißig Jahre zuvor widerfahren ist, zu revidieren. Dazu gehört allerdings nicht der weiter oben erwähnte Cherokee Stand Watie, dieser hält zur Sache des Südens, wie die meißten seiner Landsleute. Damit hatten sich die Cherokee wieder einmal auf die Seite der Verlierer geschlagen …

Fortsetzung folgt – die „Blauen Boys“ kommen da ebenfalls vor ;).

user06 26.01.2012 22:57

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 383064)
...Also fing ich vor einiger Zeit mit der „Jugend“ an und landete rasch beim Zweiteiler „Die Teufel von Missouri“ und „Aufruhr in Kansas“. Aber schon auf den ersten Seiten fiel ein Name, der mich sofort stocken lies: Quantrill! Sofort ging mein Griff zu einem anderen Western-Comic, der ebenfalls den amerikanischen Bürgerkrieg (1861-65) zum Thema hat. Richtig, Band 18 der Reihe „Die Blauen Boys“ beinhaltete das Selbe Thema...

Deine Methode, die Inhalte der Unterhaltungsliteratur einem Faktencheck zu unterziehen und dabei viel zu lernen, finde ich klasse !:top: Die Beiträge sind wirklich hoch interessant und sehr lesenswert. (Auch wenn ich aus Mangel an Onlinezeit leider kaum zum Kommentieren komme.)
Ich selbst versuche diese Verknüpfung bei meinem Leseverhalten auch hinzubekommen, z.B. bei den Illustrierten Klassikern, wo sich die Vergleiche zwischen Comicadaption(en), ungekürzter Romanvorlage und Verfilmungen ja geradezu aufzwingt.

Detlef Lorenz 27.01.2012 11:50

Teil 2




Die Handlung der beiden hier abgebildeten Alben, die ein zusammenhängendes Abenteuer bilden, wogt hin und her. Sie beginnt mit einer der nicht so bekannten Schlachten am Cumberland River in Tennessee. „Unsere“ Helden Leutnant Blueberry und sein indianischer Freund Sergeant Grayson(*) treffen dort ein, als das Gemetzel bereits zu Ende ist. In der Folge erhält Blueberry Informationen, die ihn dazu veranlassen wieder mal zu desertieren - mal freiwillig, mal unfreiwillig, mal im Auftrag der Regierung, was ein beliebtes Handlungsschema innerhalb der Reihe ist. Kann doch so als Nebenhandlung eine Verfolgungsjagd mit eingebaut werden, die dem Dramaturgen einen größeren Spielraum an Möglichkeiten bietet. Liest man sich die Alben in einem Rutsch durch, fällt dieser Plot natürlich ins Auge; er ist aber nicht nur entschuldbar, sondern kann als Stilmittel durchaus akzeptiert werden.

Das im ersten Teil erwähnte Gold der Rothschild-Bank befindet sich in Kanada, in einem Zug, in einem Safe, aber – fast – keiner weiß genau wo und keiner kennt die ultrageheime Kombination. Mehrere Gruppen suchen nun den geheimnisvollen Mann der als einziger den Ort und die Zahlenkombination kennt: Blueberry und Grayson in eigenem Auftrag – später zusammen mit der Partei des Agenten Walter Baumhoffer, dem wir bereits im Abenteuer zuvor begegnet sind und einer Abteilung Cherokee, die ebenfalls hinter dem Goldschatz her sind. Blueberry und Grayson treffen bald auf den Cherokee John Bear´s Fingers, der sich ihnen anschließt und als unentbehrlicher, allerdings auch undurchsichtiger Helfer erweisen wird. Auch der Süden ist natürlich dabei und seine Leute erscheinen rechtzeitig, um ihre Finger auf den Schatz zu legen.

Als es im Westen, so sieht die Landschaft dort jedenfalls aus, zu einem ersten Showdown kommt, bei der viele „Nebenfiguren“ ihr Leben lassen, kehrt der verbleibende Rest um und es geht in Richtung Nordosten, zur Kanadischen Grenze an den Niagarafällen. Dort soll nämlich der Zug mit seiner wertvollen Ladung stehen. Am Ort Suspension Bridge, den es auf beiden Seiten des Niagara Flusses gibt, trifft neben Baumhoffer auch noch der Südstaatencolonel Penn Adair ein, ein Cherokee, der sich mit Billigung von Präsident Lincoln um den Teil des Goldes kümmern „darf“, der dem Süden zusteht. John Bear´s Fingers versucht das Gold für die Cherokee und ihre Rache an sich zu reißen und um die ganze Sache noch weiter zu komplizieren, gibt es in den Reihen des Nordens einen Verräter, Johnny Craig, der im letzten Moment den Schatz für sich „privat“ stehlen will.

Mitten auf der den Fluss überspannenden Brücke eskaliert die Geschichte: Craig zwingt John Bear´s Fingers den Safe zu öffnen (die Cherokee hatten die Kombination erfahren), in seiner Gier reist Craig aber selber die Tür auf und löst einen Mechanismus aus, der eine versteckte Dynamitladung zur Explosion bringt. Der Zug stürzt in die Tiefe, das Gold ist für alle verloren – Baumhoffer, Grayson und Blueberry überleben, den Leutnant sieht man allerdings auf der letzten Seite in einem Sanatorium sitzen, sich mit dem Geist von John Bear´s Fingers unterhalten.

Ein recht spannend geschildertes Abenteuer, von Blanc-Dumont gekonnt umgesetztes Szenario, das zu unterhalten weiß. Was mich allerdings wirklich gestört hat, sind die Einschübe Corteggianis, nein, nicht ein widerholter Hinweis auf die Blauen Boys, der kommt gleich, sondern den mythischen Touch in der Person von John Bear´s Fingers, den er in die Geschichte eingebracht hat. Der Cherokee bekommt nicht nur jedes Mal Krämpfe, wenn ein Angehöriger seines Volkes stirbt, besonders wenn er nicht dabei ist und er den Tod körperlich spürt, er schafft es auch, damit sie die Brücke überqueren können, Nebel herbei zu zaubern, der Blickdicht ist … Das erinnerte mich alles an „Mississippi River“ von Giraud, das als Geschichte in der Nachkriegszeit (des Bürgerkrieges) spielt und recht flott begann. Im Laufe der Alben wurde es allerdings sehr, sehr mysteriös und mythisch, ein weißer Alligator und viel Voodoo kamen ins Spiel und verdarben mir den Lesegenuss. Weil ich eine Art Western erwartete und ein Fantasy- Spektakel bekam (das mir vom Genre her so und so leicht suspekt ist), war ich so angesäuert, dass Mississippi River nicht mehr in meiner Sammlung vertreten ist.

Und wenn ich gerade beim „Meckern“ bin, einiges am Text (oder an der Übersetzung, lieber Horst?) störte mich schon: Der Begriff „Gen“ (im Band 46, Seite 15 wird es im Plural verwendet), kam erst nach 1909 auf, also über vierzig Jahre nach dem Bürgerkrieg. Es ist auch oft von „Grünschnabel“ die Rede - steht das auch im französischen so, ich kenne die Originale nicht - oder ist das eine Anspielung auf der Serie „Navy CIS“, in der dieser Ausdruck viel und gerne verwendet wird?

Und was noch – ach ja, Die Blauen Boys. Mit einer Schatzsuche für die Union in Kanada sind unsere beiden Helden Blutch und Chesterfield im Band 9 ebenfalls beauftragt. Allerdings geht es da um eine Erbschaft, um die sich die Konföderierten ebenfalls bemühen. Hier ist die Handlung allerdings wesentlich lustiger, aber es gibt für die Kriegsparteien ebenfalls kein Gold.

Einen direkten Hinweis auf die Blauen Boys gab es allerdings im Blueberry-Band 45, auf der Seite 19. Dort ist von einem General „Lambil“ die Rede und den gibt es nun mal nicht auf Seiten des Nordens; eine alphabetische Liste aller Generäle ergab keinen Treffer und auch ein vorsorglicher Blick in die entsprechende Aufstellung für den Süden war negativ. Also hat sich Corteggiani(?) mal wieder die Freiheit genommen um eine textliche Reminiszenz an den Zeichner Lambil mit eingebaut.
Mal sehen, was sich in dieser Beziehung da noch so findet, bzw. was ich wohl schon alles überlesen habe!

(*)Sergeant Grayson ist halb Navajo, halb Cherokee.

G.Nem. 27.01.2012 13:48

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 395662)
(...)
Und wenn ich gerade beim „Meckern“ bin, einiges am Text (oder an der Übersetzung, lieber Horst?) störte mich schon: Der Begriff „Gen“ (im Band 46, Seite 15 wird es im Plural verwendet), kam erst nach 1909 auf, also über vierzig Jahre nach dem Bürgerkrieg.

Ich hab die Bände nicht, aber ich vermute einfach mal, dass der Begriff 'Erbanlagen' zu lang für die entsprechende Sprechblase war. Aber wo setzt man mit Sprachgebrauch bei derlei überhaupt an? Soll man, um top-korrekt zu sein, die Schriftsprache von 1900 verwenden? Mich stört z. B. zeitgemässe Sprache bei Abenteuer-Stories nicht. Viel schlimmer finde ich z. B. pseudo-mittelalterliche Sprache bei Ritter-Comics etc.

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 395662)
(...)Es ist auch oft von „Grünschnabel“ die Rede - steht das auch im französischen so, ich kenne die Originale nicht - oder ist das eine Anspielung auf der Serie „Navy CIS“, in der dieser Ausdruck viel und gerne verwendet wird?

Mit 'Grünschnabel' ist doch einfach 'Greenhorn' gemeint. Da ist die Frage ob man's lieber auf Deutsch oder in English lesen mag.

Ansonsten – deine Artikel hier wie immer > :top::top::top:

Detlef Lorenz 27.01.2012 16:49

Zitat:

Zitat von G.Nem. (Beitrag 395674)
(...) Mich stört z. B. zeitgemässe Sprache bei Abenteuer-Stories nicht. Viel schlimmer finde ich z. B. pseudo-mittelalterliche Sprache bei Ritter-Comics etc.
Mit 'Grünschnabel' ist doch einfach 'Greenhorn' gemeint. Da ist die Frage ob man's lieber auf Deutsch oder in English lesen mag. (...)

Du hast natürlich recht, aber - selbst der Begriff "Erbanlagen" wäre vielleicht zeitlich verfrüht. Das würde aber eine Menge an, möglicherweise zudem, sinnloser Recherche bedeuten. Ich wage auch mal einfach, ganz unwissenschaftlich, zu bezweifeln, dass die Menschen im Mittelalter so gesprochen haben, wie es in Urkunden, Liedtexten u. ä. Schriften geschrieben steht.

Dann soll man doch "Greenhorn" verwenden. Ich bin zwar gegen den übermäßigen Gebrauch von "Anglizismen" in der deutschen Sprache, aber ein "Greenhorn" ist doch eine verständliche und gebräuchliche Vokabel. Das finde ich eine verkehrte Rücksichtnahme, so ähnlich wie früher "Küchlein" für "Muffins" - aber da traute, ziemlich zu recht, Erika Fuchs den einheimischen Kindern die Kenntnis dieses Begriffes noch nicht zu.

Danke für das Lob, und :wink:

Eldorado 27.01.2012 21:30

Hast Du den Blueberry-Kinofilm gesehen?

Der ging ja auch sehr stark in dieses mystische Fantasy-Richtung.
Ich fands furchtbar, aber Jean Giraud war begeistert und meinte, genau so
könnte auch sein Blueberry heute aussehen.

Vielleicht hat sich Corteggianni ja davon inspirieren lassen...

G.Nem. 27.01.2012 23:09

@Detlef
Wollte ich dir schon bei unserem letzten Telefonat sagen, falls du historische Fotos aus den USA suchst, zwecks Vergleichen u. ä. kann ich dir http://www.shorpy.com/ empfehlen. War mir auch schon beim illustrieren hilfreich. Hat eine Suchfunktion = 'Search Shorpy'

Detlef Lorenz 28.01.2012 11:26

Zitat:

Zitat von ELDORADO (Beitrag 395715)
Hast Du den Blueberry-Kinofilm gesehen?
Der ging ja auch sehr stark in dieses mystische Fantasy-Richtung.
Ich fands furchtbar, aber Jean Giraud war begeistert und meinte, genau so
könnte auch sein Blueberry heute aussehen.
Vielleicht hat sich Corteggianni ja davon inspirieren lassen...

Irgendwie und irgendwarum hatte ich ihn verpaßt - vielleicht wegen ähnlicher negativer Kritiken, die du hier in vier Zeilen so treffend abgibst.

thetifcat 28.01.2012 14:31

Zitat:

Zitat von ELDORADO (Beitrag 395715)
Hast Du den Blueberry-Kinofilm gesehen?

Der ging ja auch sehr stark in dieses mystische Fantasy-Richtung.
Ich fands furchtbar, aber Jean Giraud war begeistert und meinte, genau so
könnte auch sein Blueberry heute aussehen.

Vielleicht hat sich Corteggianni ja davon inspirieren lassen...

Ich fand ihn gut - aber mit Blueberry hatte das wenig zu tun.

Servalan 28.01.2012 21:37

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 395662)
... Johnny Craig, der im letzten Moment den Schatz für sich „privat“ stehlen will.

Ähem, bei dem Namen haben bei mir gleich die Sirenen losgetönt: Sieht der rein zufällig so aus der gleichnamige EC-Zeichner*? Da diese Comiclegende 2001 gestorben ist, kann ich mir so etwas gut als Hommage von Corteggiani vorstellen.

*Für eine deutschsprachige Wikipedia-Fassung ist bestimmt nicht relevant genug.

Detlef Lorenz 03.02.2012 11:24

Little Big Horn

Das folgende Thema hatte ich schon einmal am Wickel (Bei „Ehapa“ unter Mike S. Blueberry), aber es kocht in mir immer wieder hoch, wenn mir Comics in die Finger fallen, wie das unten abgebildete Piccolo-Heft Ralf der Scout Nr. 67, Die Schlacht am ´Big Horn`. Deshalb die folgenden - verfälschten - Bildbeispiele, die natürlich in den Köpfen der jugendlichen Leser haften blieben und lange Zeit prägend für das Bild dieser Ereignisse war - und ist!? Nur wer sich später etwas mehr mit dem Geschehen beschäftigte, erkannte das Unhaltbare, Unsinnige der dargestellten Ereignisse:




Das Heft schildert den Untergang des 7. US-Kavallerie-Regimentes unter General Custer. Hansrudi Wäscher gestaltete mit einer dynamischen Zeichnung das Titelbild, wie er überhaupt für alle Umschlagzeichnungen der Ralf der Scout und Ralf der Sheriff – Piccolos zuständig war.





Das titelgebende Ereignis findet allerdings nur auf einigen Bildern statt und das im Piccoloformat. Viel mehr als „wischi-waschi“-Zeichnungen ist auf allen Bildern der Story auch nicht zu sehen. Meist sind es Großaufnahmen von Personen, die am Geschehen am Little Big Horn River (so die komplette Ortsbezeichnung) beteiligt waren. Interessant ist hier aber die Aussage von Crazy Horse, einem der auf indianischer Seite beteiligten Häuptlinge. „Die Soldaten haben sich heldenhaft geschlagen und meiner Streitmacht schwere Verluste zugefügt. Dadurch ist mir der Marsch nach Norden unmöglich gemacht.“

Einerseits ist es nicht klar, was er im „Norden“ wollte, ganz im Gegenteil eigentlich, denn die Indianer wollten ja vor Ort leben bleiben. Dann waren es nicht die „schweren Verluste“ bei diesen kriegerischen Auseinandersetzungen, die den Indianern letztlich den Verlust ihrer Heimat, den Untergang ihrer Würde, ihrer Kultur bescherten. Zwischen 40 bis 80 Kriegern – und zirka 10 Frauen und Kindern – standen immerhin rund 300 Soldaten, die im Verlauf der Operation zur Vertreibung der Indianer aus den – goldhaltigen – Black Hills gefallen waren, gegenüber. Dieselben Krieger, die sich Gefechte mit den Soldaten lieferten, waren auch weitgehend für die Ernährung des Stammes zuständig. So verrückt wie das hier klingt, aber nach dem tödlichen Tagesgeschäft mussten sie Büffel jagen gehen, diese ins Lager zurückschaffen, usw. Damit war das Lager und die Frauen und Kinder fast Schutzlos und die Folgen sich leicht auszumalen. Zusätzlich gab es durch die Massenschlächterei weißer Jäger a la Buffalo Bill sehr bald keine Büffel mehr und das Endergebnis dieser Vertreibungs- und Vernichtungsorgie eines Volkes ist uns allen bekannt.

Zum selben Thema fiel mir bei weiterer Recherche das unten abgebildete Piccolo-Heft in die Hände:




Auch hier ging es um dasselbe Ereignis, der Schlacht am Little Big Horn.






Hier sind auf zwei Bildern mindestens drei falschen Darstellungen des Verlaufes der Kämpfe wiedergegeben: Einmal das Gelände am Little Big Horn, das keine zerklüftete Gebirgsregion ist, sondern sanft gewellte, leicht hüglige Prärie; die letzte Verschanzung der Soldaten, die im Heft in einer Senke zu sehen ist, in Wirklichkeit sich aber auf einem Hügel befand und der Angriff der Indianer auf die Kavalleristen, der sich medienwirksam, aber militärisch höchst töricht, hier hoch zu Ross zeigt und in der Realität eher in einem sich anschleichenden Vorstoß durch das hohe Präriegras äußerte. Nur so waren auch die zahlenmäßigen gravierenden Unterschiede in den Verlustzahlen der Kontrahenten zu erklären, wie weiter oben aufgezählt – neben einigen weiteren Unterschieden, die hier aber nicht so von Belang sind.

Ich hab´ das alles schon einmal geschildert, anhand des „Blueberry“ – Zyklus um General Gelbhaar, aber mich überkommt immer wieder das Bedürfnis, derart verfälschende Comicgeschichten hier vorzustellen. Nicht, um sie abzuqualifizieren (vielleicht ein bisschen doch), sondern auch um den, vor allem früher, schludrigen Umgang mit geschichtlichen Ereignissen, die entweder aus Unwissen, Ignoranz, aus produktionstechnischem Zeitmangel, aber auch aus dem sogenannten Zeitgeist heraus geschahen – tatsächlich? aufzuzeigen und, wenn mir möglich, zu korrigieren.

Ich hoffe, mit oben stehenden Bericht deshalb nicht gelangweilt zu haben, aber es war mir ein wiederholtes Bedürfnis, das zu schreiben – Uff, ich habe erneut gesprochen!

Als nächstes erscheint mal wieder etwas zum Thema Dschungel-Welten …

74basti 03.02.2012 14:20

Das ist keine Langeweilerei - ganz im Gegenteil: Ich finde Deine Beiträge höchst lesens- und wissenswert :top:
Gerade das Aufzeichnen von falschen Darstellungen historischer Ereignisse ist immer wieder interessant.
Gerade in älteren Comics ist (so meine ich) die Quellenlage der Szenaristen vielleicht aufschlußreich. Leider wird es darüber meist nur Mutmassungen geben. Ich vermute mal, dass das meiste "Western-Wissen" überwiegend aus Filmen stammt.
Und diese dürften nicht die zuverlässigste Quelle sein.
Auf welche Quellen Charlier zurückgriff, entzieht sich meiner Kenntnis, aber auch hier machen die ersten Alben den Eindruck, dass der Einfluß US-amerikanischer Western (von Ford?) vorhanden sein könnte.
Sei´s drum. Das Aufdecken von historischen Fehlern bereitet immer wieder grosses Vergnügen.
Bei Durango hat sich Swolfs zumindest etwas Mühe gegeben. Die Mauser C96 gab es tatsächlich ab 1896. In einem der ersten Bände ist Durango bei einem Waffenhändler, und Swolfs zeigt die Auslage der Handfeuerwaffen. Dort befindet sich auch die Borchardt C93, welche bereits 3 Jahre zuvor produziert worden war. Das könnte also passen.
@Detlef: Mach weiter so :top:

Professor Schnurps 03.02.2012 15:38

Da kann ich mich nur anschließen. Solch historisch-kritische Betrachtung ist doch immer interessant.
Was die fehlerhafte Szenerie angeht, so fiel das früher wahrscheinlich garnicht so schnell auf. Dafür musste man ja schon Bildbände wälzen, oder sich an den Ort des Geschehens begeben. Die Mühe haben sich sicher nicht viele gemacht.
Heute klickt man mal eben durchs Internet, daher müss(t)en die Zeichner sich heute schon ein bisschen mehr um Authentizität bemühen.
Ich denke mal, der gute Karl May, der ja auch Amerika erst bereiste, als er schon einen Großteil seiner dort spielenden Romane geschrieben hatte, wird die Landschaft / Umgebung auch nicht immer korrekt beschrieben haben.

Detlef Lorenz 16.02.2012 09:45

Der Vollständigkeit halber und des Akim-Flopps wegen, diese Woche noch die beiden vorerst letzten Blueberry-Jugend- Alben Nr. 47 und 48:




Das ist ein Zweiteiler, der von einem fanatischen Pastor handelt, der durch ein traumatisches Erlebnis (der Beschießung und weitgehenden Zerstörung seines Heimatdorfes, bei der die meisten Einwohner ums Leben kamen) gnadenlos und mordend ein hinterwäldlerisches Gebirgsdorf terrorisiert.
Der irre Pastor entführt die Nichte von General Sheridan, der für das Massaker verantwortlich ist. Blueberry wird von Pinkerton, dem Nordstaaten-Geheimdienstchef, in die Gegend geschickt um das Mädchen, wenn möglich, zu befreien. Ich verrate mal nicht, wie es ausgeht, aber die Handlung ist vorhersehbar ;)

Zwei Dinge sind mir aufgefallen: Es spielt wieder ein mystisches Element in Form einer schönen rothaarigen (!) Hexe und ihrer geheimnisvollen Eule eine große Rolle. Die beiden stehen in einer engen Beziehung zueinander und zwar so eng, dass schon von telepathischer Verbindung gesprochen werden kann. Mir hat es nicht so sehr gefallen, ich will einen Kriegs-Western lesen und nicht Vanessa. Der andere Punkt ist durchaus positiv, denn Corteggiani hat kurz vor Schluss des Abenteuers noch den weiteren Lebensweg General Sheridan, dem man den miesen Spruch: „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer!“ zuspricht, aufgezeichnet. Dadurch erhält die Story einen realen Touch – wenn diese meine Aussage auch etwas im Widerspruch zu vorherigen steht, ich weiß.

Diesmal sind mir allerdings keine Verbindungen zu den Blauen Boys aufgefallen, vielleicht habe ich sie auch übersehen.

Fazit: Wenn nicht Blanc-Dumant gezeichnet hätte und nicht Blueberry drüber stehen würde, wäre dies leider ein durchschnittlicher Comic, so retten wenigstens die schönen Bilder das Abenteuer.

Eldorado 16.02.2012 21:36

Findest Du die Zeichnungen wirklich so gut?

Mir kommen die letzten Alben von Blanc-Dumont immer liebloser vor.
Man achte unter Anderem in "Erlösung" mal auf die Anatomie der Figuren,
z.B. wie Blueberry auf der allerletzten Seite auf dem Pferd sitzt.

Das sieht mir mittlerweile sehr nach eher unmotivierter Auftragsarbeit aus,
kein Vergleich mit früheren Cartland-Zeiten.

Servalan 16.02.2012 22:25

Der Titel 1276 Seelen ist übrigens eine Anspielung auf den Hardboiled-Krimi 1280 schwarze Seelen von Jim Thompson (der hat übrigens auch die Vorlagen zu The Getaway, verfilmt von Sam Peckinpah mit Steve McQueen, geschrieben). Zu dem Buch gibt es auch eine französische Verfilmung, die in einer afrikanischen Kolonie spielt: Der Saustall mit Philippe Noiret.
Thompson hat zahlreiche Klassiker der Schwarzen Reihe verfaßt, die teilweise mehrfach verfilmt worden sind, und auch selbst für Hollywood Drehbücher geschrieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Thompson_(Autor)
Zitat:

Zitat von wikipedia
1964 Pop. 1280.
1280 schwarze Seelen, dt. von E. R. von Schwartze. Ullstein, Frankfurt am Main/ Berlin/ Wien 1983, ISBN 3-548-10201-8.
erste vollständige Übersetzung: Zwölfhundertachtzig schwarze Seelen. von E. R. von Schwartze und Andre Simonoviescz. Diogenes, Zürich 1992

(...)

1981: Der Saustall – nach dem Roman Pop. 1280


Detlef Lorenz 16.02.2012 23:48

Zitat:

Zitat von ELDORADO (Beitrag 398066)
Findest Du die Zeichnungen wirklich so gut?

Mir kommen die letzten Alben von Blanc-Dumont immer liebloser vor.
Man achte unter Anderem in "Erlösung" mal auf die Anatomie der Figuren,
z.B. wie Blueberry auf der allerletzten Seite auf dem Pferd sitzt.

Das sieht mir mittlerweile sehr nach eher unmotivierter Auftragsarbeit aus,
kein Vergleich mit früheren Cartland-Zeiten.

Das ist mir natürlich auch aufgefallen und der Blueberry wird ihm wohl auch nicht so viel Spaß machen, wie sein Cartland. Aber irgendwie sind die Farben sehr schön :D und wenn man das alles in einem Rutsch liest, wie ich die ganzen "Jugendabenteuer", geht der Blick fürs Detail vielleicht verloren.

In der Tat habe ich vor, entweder jetzt, oder mit der fünfzig - sofern es nicht ein Zwei-, oder Mehrteiler wird - aufzuhören.

Detlef Lorenz 16.02.2012 23:52

Zitat:

Zitat von Servalan (Beitrag 398070)
Der Titel 1276 Seelen ist übrigens eine Anspielung auf den Hardboiled-Krimi 1280 schwarze Seelen von Jim Thompson (der hat übrigens auch die Vorlagen zu The Getaway, verfilmt von Sam Peckinpah mit Steve McQueen, geschrieben). Zu dem Buch gibt es auch eine französische Verfilmung, die in einer afrikanischen Kolonie spielt: Der Saustall mit Philippe Noiret.
Thompson hat zahlreiche Klassiker der Schwarzen Reihe verfaßt, die teilweise mehrfach verfilmt worden sind, und auch selbst für Hollywood Drehbücher geschrieben.http://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Thompson_(Autor)

Das war einer der besten Filme, die ich gesehen habe, ähnlich wie "Wasser" mit Michael Caine.

Servalan 30.04.2012 23:56

Sagt dir der Name des Comiczeichners Doug Wildey etwas?

Paul Gravett hat eine Gesamtausgabe aufmerksam gemacht:
Doug Wildey: Doug Wildey’s Rio: The Complete Saga (IDW)

Er stellt Wildey in eine Reihe mit Milton Caniff und Alex Toth. Die Serie um den Helden Rio, der als Geheimagent für den Präsidenten Ulysses S. Grant arbeitet, startete 1987.



Auf derselben Seite stellt er eine Graphic über einen berühmten African-American Cowboy vor: Der ehemalige Sklave Nat Love wurde als Revolverheld Deadwood Dick zur Berühmtheit:

Patricia C. McKissack, Frederick L. McKissack Jr. & Randy Duburke: Best Shot in the West: The Adventures of Nat Love (Chronicle Books)

Schlimme 01.05.2012 03:03

Hoffentlich kümmert sich mal ein deutscher Verleger um "Rio".

Detlef Lorenz 24.08.2012 16:07

In Letzter Zeit habe ich den Western etwas zu kurz kommen lassen (von meinem ellenlangen Beitrag über Pecos Bill mal abgesehen :-):

Kit Carson




Durch das Auftreten des Kit Carson in den Lance HC-Alben des Bocola Verlags kam mir erneut der Gedanke, mich näher mit dieser historischen Person zu beschäftigen. Herausgekommen ist diese Abhandlung, die mit einer kurzen Schilderung vom Leben des Kit Carson beginnen wird. Anschließend zeige ich die mir bekannten deutschsprachigen Comichefte und Serien – nicht so üppig wie im Pecos Bill Beitrag, aber sicherlich repräsentativ.

Kit Carson wurde als Christopher Houston Carson am 24. Dezember 1809 in Kentucky geboren. Drei Jahre später zog die Familie nach Missouri um. Er begann eine Lehre als Sattler, entzog sich aber mit fünfzehn Jahren dem sich abzeichnenden bürgerlichen Leben und ging weiter in den Westen. Seine Gestalt war eher schmächtig, weshalb ihm der Spitzname Kit Zeit seines Lebens anhing. Als gewandter Trapper und Pelzjäger durchstreifte Kit Carson das Land westlich des Mississippi, lernte es kennen und beteiligte sich schließlich an der kartographischen Erschließung der riesigen Gebiete. An der Seite von John C. Freemont erkundete er den Oregon-Trail, der zu einem der wichtigsten Wege für die Auswanderer in den Westen werden sollte und der heutzutage, ähnlich dem Limes in Deutschland, als Bodendenkmal geschützt ist.

In Taos, einer kleinen Stadt in New Mexiko, wurde er sesshaft, heiratete eine Arapaho und nach derem Tod eine Cheyenne-Indianerin. 1843 schließlich die vierzehnjährige (!) Josefa Jaramillo und bezog mit ihr ein Haus in Taos, das noch immer steht und nun als Museum dient. Dazu am Ende dieses Beitrages mehr.

Der Bürgerkrieg sah in an der Seite der Union und er erwarb den Rang eines Brigade Generals. Kit Carson war danach auch an der Niederschlagung von Indianeraufständen beteiligt, versuchte aber anscheinend auch deren Bewegründe zu verstehen und behandelte sie wohl respektvoller als üblich. Dass er ihnen gegenüber tatsächlich keine Vorurteile hegte, zeigte schon die Hochzeit mit den zwei Indianerfrauen. Bei der Geburt eines Kindes starb Josefa am 23. April 1868 und Kit Carson nur einen Monat später, am 23. Mai an den Folgen eines Aneurysma.

Kit Carson ist in den USA eher als historische Persönlichkeit bekannt, denn als Medienstar – im Gegensatz zu William F. Cody, der zwar auch geschichtliche Wurzeln hat, sich dann aber selbst als „Showman“ inszeniert hat. Die Unterhaltungsindustrie hat um Carson nie einen Bogen gemacht, neben Romanen und Filmen gibt es auch Comics, und deren deutschsprachige Ausgaben folgen anschließend. Wobei „deutschsprachig“ nur für die Übernahmen gilt, denn einheimische sind mir nicht bekannt (wie z. B. „Buffalo Bill“).





Semrau Texas 1. Serie, Nr. 10, 1953

Mein erstes „Zusammentreffen“ mit Kit Carson geschah vermutlich 1953/54, als die Serie Texas von Semrau gebracht wurde. Da ich damals zu einem Kreis comicbegeisteter Freunde gehörte, kam ich an diese Lektüre problemlos heran. Die Hefte waren im Kleinformat, das eine direkte Übernahme aus Italien war (was mir damals nicht bekannt war und auch ziemlich schnuppe). Nicht nur Lehning hatte sich also auf dem italienischen Markt umgesehen. Aber auch Dardo, der italienische Verlag, hatte sie nicht selbst produziert, sondern aus England, vom Fleetway Verlag bezogen. Genauere Informationen über diesen Verlag, wer dort und was gezeichnet hat, kann in der Sprechblase 202 nachgelesen werden. Gerhard Förster hat in seiner Artikelreihe „Die italienischen Wurzeln“ ausführlich über die Herkunft von Lehning-Material berichtet und ist dabei auch über Kit Carson auf Fleetway gestoßen. Um es hier kurz zu machen: an Kit Carson waren so prominente Zeichner wie Alberto Salinas (u. a. Cisco), Harry Bishop (Rauchende Colts), Arturo Del Castillo (Sheriff Kendall) beteiligt.





Semrau Texas 1. Serie, Nr. 10, 1953

Hier habe ich mal die zweite Umschlagseite und die erste Comicseite zusammen gelassen. Ich wollte einmal auf die Eigenwerbung des Verlages hinweisen, der gerade erst anfing, auf dem Comicsektor Fuß zu fassen.

Mit dem Wissen um die Zeichner ist der qualitative Unterschied zu einer Vielzahl anderer Comics nicht weiter verwunderlich. Exzellente Bildkompositionen, spannend gestaltete Handlungselemente und deren zeichnerische Umsetzung machen Kit Carson zu einer gestalterisch außergewöhnlichen Westernserie.





Semrau Texas 2. Serie, Nr. 22, 1958

Semrau brachte fünf Jahre später einen Reprint seiner Texas-Reihe heraus, der Unterschied ist leicht im Preis zu erkennen: hatte die erste Reihe noch 30 Pfennig gekostet, schlug der Kauf nun mit 40 Pfennig zu Buche. Bis auf drei Hefte (Nr. 8, 9, 10) wurden alle nachgedruckt. Als zweiten Titel gab es in allen Heften jeweils die Abenteuer um Buck Jones, einen ebenfalls populären Westernhelden, der allerdings nur durch den Film bekannt war - wie Tom Mix beispielsweise.





BSV, Illustrierte Klassiker Nr. 3, 1956.

Die Abbildung stammt aus dem „Comic Guide“ und soll die der ersten Auflage sein, sie ist aber leider nur eine höhere, erkennbar am schwarzen Schild mit der Aufschrift „Kit Carson“. In der ersten Auflage steht dort, ohne Schild, „Die Abenteuer des Kit Carson“.

Interessant und bezeichnend für den Umgang mit Westerndarstellungen ist der Hut Kit Carsons: erstens hat er im gesamten Heft überhaupt keinen auf und wenn er eine Kopfbedeckung hätte, dann bestimmt nicht einen dieser „modernen“, dem damals aktuellen Trend der Western-Filme folgend, wie auf dem Titelbild. Eher hätte er einen großen aufgesetzt, einen der tatsächlich Schutz vor der Sonne bieten konnte, aber Carson schien im realen Leben nie einen aufgehabt zu haben – jedenfalls habe ich keine historische Abbildung von ihm mit Hut oder Biberfellmütze gesehen.





BSV, Illustrierte Klassiker Nr. 3, 1956.

Ansonsten gibt das vorstehende Heft einen guten Überblick zum Leben von Kit Carson. Es ist allemal authentischer als alle anderen Comics, die Geschichten über ihn erzählen (mit Ausnahme von Lance weiter unten).





BSV, Illustrierte Klassiker Nr. 3, 1956.

Hier ist die Heirat von Carson mit der Indianerin Waa Na Nibe dargestellt, die unter den Trappern Beifall findet. Derartige Verbindungen waren im Westen vor dem Bürgerkrieg durchaus normal und wurden akzeptiert. Erst danach, als die Siedler in Massen über den Mississippi strömten und die Indianer in nicht lebensfähige Reservationen zusammengepfercht wurden, hörte die Toleranz unter der weißen Bevölkerung auf. Bemerkenswert finde ich den Einleitungstext auf der ersten Comicseite: „Bevor die Siedler in den Wilden Westen zogen, vor den Ranchern und Farmern, den Städten und Eisenbahnen kamen verwegene Männer in die Wälder des Westens, die jeden Tag unerschrocken dem Tod dutzende Male ins Auge sahen. Ihre Tragödie war, dass sie – um das Land für die Siedler zu erschliessen – anderes Leben vernichten mussten. Dies ist eine wahre Geschichte aus den ersten Tagen der Besiedlung Nordamerikas.“ Dem ist von meiner Seite nichts hinzuzufügen! Die Zeichnungen sind von Rudy Palai und guter Durchschnitt.





Lehning, Winnetou Nr. 49, 1966.

Der Lehning Verlag versuchte in den sechziger Jahren sein Programm mit Material aus Frankreich zu erweitern. Im Austausch mit eigenen Serien, wie Falk oder Roy Stark, erwarben sie u. a. auch die Rechte an Kit Carson. Auch dieses Material stammt ursprünglich von Fleetway und entspricht der guten Qualität der Texas-Hefte. Zwar bedienen diese Zeichnungen ebenfalls gängige Klischees, sind aber flott gezeichnet.

Die ersten Geschichten um Kit Carson wurden in den „Winnetou“ – Heften gebracht.





Lehning, Winnetou Nr. 49, 1966.

Sie waren in schwarz weiß, was sie dynamischer macht (jedenfalls wenn man schwarz weiß mag ;) ). Es sind in der Regel nur zwei Bilder untereinander wieder gegeben, was am Ursprungsformat, beziehungsweise an der zeichnerischen Darstellung für das Kleinbandformat in Frankreich und Italien liegt.





Lehning, Kit Carson Nr. 8, 1967.

Nach der Einstellung der „Winnetou“ – Reihe versuchte Lehning Kit Carson als eigenständige Serie weiter zu führen. Dies gelang allerdings nur bis zur Nummer 16. Bestimmt lag es nicht am Materialmangel, denn das lag noch vor. „Lasso“, „Sheriff Klassiker“, die „Hit Comics“, die Konkurrenz war schlief nicht und drückte den einstigen Marktführer in die Ecke.





Lehning, Kit Carson Nr. 4, 1967.

Auch hier können die Zeichnungen gefallen, selbst die Farben überzeugen … aber für Lehning war die Zeit abgelaufen.





BSV, Sheriff Klassiker Nr. 158, ca. 1970.

Die „Sheriff Klassiker“ kamen bei BSV bereits ab 1964 heraus, lange Zeit in schwarz weiß. Ihre Westerngeschichten entsprachen dem Zeitgeschmack und die Aufmachung erinnerte an „kleine“ Alben, was mir aber bei der Abbildung des Innenteils erhebliche Kopfschmerzen bereitete. Währedn des Scannvorganges hörte ich ein Knirschen, das entsteht, wenn geleimte Seiten aus dem Rücken herausbrechen :heul:





BSV, Sheriff Klassiker Nr. 158, ca. 1970.

In mehreren Heften war auch Kit Carson vertreten, die Geschichten stammen wohl aus den USA. Hier ist Kit Carson nicht als Westernheld dargestellt, schon mehr in seiner Aufgabe als Scout. Er trägt auch kein modernes Repetiergewehr und die US-Kavallerie wird noch richtig als Dragoner bezeichnet. Nur das er einen Pfeil mitten im Flug entzwei schießt, dürfte, bei aller Kunstfertigkeit, stark übertrieben sein.


Im zweiten Teil geht es um die Comicserie „Lance“, in der Kit Carson neben der Hauptfigur einen wichtigen Part spielt. Außerdem zeige ich noch etwas reales aus dem Leben des Kit Carson.

Ringmeister 25.08.2012 19:43

Es ist immer wieder ein Genuss, deine fundierten Postings zu lesen; selbst wenn man keinen direkten Bezug zu der Serie hat, macht deine Art, zu schreiben und zu bebildern, einfach Spaß.

Danke dafür!

KommissarX 26.08.2012 09:35

Genau der Meinung bin ich auch . Mach weiter so Detlef ...:top: Gruss KX

perry 26.08.2012 11:26

Super!

Deine Abhandlungen sind einfach spitze!:top:

Alga 26.08.2012 13:32

Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Frage hier richtig bin, ich habe irgendwo gelesen, dass in der BSV-Reihe "Sheriff-Klassiker" auch Hefte/Geschichten von Russ Manning erschienen sind. Ist bekannt, um welche Nummern es dabei handelt?

beste Grüße

Maxithecat 26.08.2012 13:46

Das könnte Perry wissen! :wink: (Wir arbeiten daran! :D )

Detlef Lorenz 28.08.2012 08:16

Weiter geht’s –




Bocola Lance Nr. 3, 2012.

2011 brachte der Bocola – Verlag die Abenteuer des Lance St. Lorne, gezeichnet von Warren Tuft, heraus. Schon in den ersten Zeichnungen war ich von der grafischen Umsetzung der Geschichte – im doppelten Sinne – angetan. Klare, aber nicht statische, Bilder zeigen einen „Western“, der nicht nur dem Datum nach in den 1840iger Jahren spielt, sondern in historischer Klarheit und Wahrheit auch abbildet.






Lance Nr. 1, 2011.

Lance sucht seinen alten Freund Kit Carson auf, um mit diesem gemeinsam den Indianer Broken Nose zu finden. Er reitet zu diesem Zweck nach Taos, einer Siedlung, in der sich viele Mexikaner, Amerikaner und lange vor ihnen schon, die Indianer niedergelassen haben. Es ist in diesem Falle nicht leicht, die Häuser der indianischen und zugewanderten Bevölkerungsteile auf einen Blick auseinander zu halten. Die "Neubürger" orientierten sich an den traditionellen Bauweisen der "Ureinwohner", sie glich der ihnen gewohnten.





Bild 14: Lance Nr. 1, 2011.

Die Bauweise der festen Lehmhäuser geht auf die Anazasi, zurück, die diesen Stil im Südwesten eingeführt, oder hier entwickelt haben. Vor gut fünfhundert Jahren sind sie aus der Geschichte verschwunden und die Ruinen ihrer Häuser und Städte, wie Mesa Verde, sind Touristenattraktionen. Inzwischen vermutet man eine jahrzehnte währende Trockenperiode, die sie zur Aufgabe ihrer Heimat zwang und sie deshalb spurlos verschwinden ließ. Historiker vermuten zwar in den Navajos, Hopis und anderer deren Nachkommen, aber geklärt ist das noch nicht restlos.





Überschrift eines Faltblattes für das Kit Carson Museum in Taos. Es ist auf Deutsch, aber in einer Sprache, die sich Bubble Fish selbst ausgedacht haben muss. Nur ein Beispiel: im Zusammenhang mit Kit Carson wird ständig der Begriff „ der Instalationssatz“ benutzt, der nicht nur mich verwundern, sondern das von mir verwendete Rechtschreibprogramm regelrecht aufjaulen lies.






Große Teile des ursprünglichen Wohngebäudes Kit Carsons und seiner Familie (in diesem Fall seiner dritten Frau und Kinder) sind noch im Originalzustand. Einige Anbauten hat es in den letzten 150 Jahren zwar gegeben, aber der Haupttrakt ist noch vorhanden. Über dem „Bürgersteig“ ist nun ein Schutzdach für die Fußgänger angebracht, ansonsten ist die Strassenszene durchaus mit den von Warren Tuft gezeichneten vergleichbar.






Innenansichten mit dekorativem und traditionellen Accessoires.





Teilansicht des indianischen Bezirks von Taos.

Leider kann ich nur dieses eine Bild hier anbieten. Ursprünglich wollte ich mir die Siedlung schon richtig ansehen, also mit „reingehen“ und so. Den Eintritt von 10,00 $ hatte ich auch schon auf den Tresen gelegt, aber als ich noch einmal 10,00 $ für die Fotografiererlaubnis drauflegen sollte, passte ich und schoss nur dieses eine Foto von weitem. Würde ich heute wohl anders machen …


Fazit: Es gibt von Kit Carson viele toll gezeichnete und geschriebene Comics, ebenso wie mäßige und peinliche Zeichnungen. Manche halten sich eng an die historische Person und das zeitgenössische Umfeld des Kit Carson, andere bringen beliebige Westernstorys, die meist in der klassischen Zeit um 1880 spielen (vielleicht zettele ich hier demnächst mal eine Diskussion um den Begriff Wild West und Western an, was ihn ausmacht, wo er zu lokalisieren ist und wann er spielt). Auch halte ich es grundsätzlich für problematisch geschichtliche Persönlichkeiten in fiktiven Geschichten spielen zu lassen. Selten geht das gut: oft stimmt das Umfeld nicht, es wird eine Umgebung gezeigt, die es so in dieser Zeitepoche nicht gegeben hat. Dann erleben die Personen Abenteuer, die mit deren realen Leben nichts zu tun haben, völlig frei erfunden sind. Andererseits kann dies natürlich völlig schnuppe sein, hauptsache die Story stimmt, ist unterhaltsam und ansprechend. Es wäre schnell banal und langweilig, immer wieder dasselbe von ihnen zu lesen und warum sollte man auch …

Gemeinsam ist allen Comics die enge Beteiligung des US-Militärs an den Geschichten mit Kit Carson. Dies ist von der Sache her nicht verwunderlich, prägt doch Kit Carsons Lebenslauf, nach seiner Aufgabe der Jagd auf Biber- und sonstigen Fellen, eine direkte Beziehung zur Armee, die vom Scout bis hin zur Beteiligung als Soldat (Offizier) an militärischen Konflikten reicht. Das Medaillon, das ich an den Anfang meiner Betrachtung gesetzt habe, steht nicht zufällig dort. In den Comics sieht man Kit Carson allerdings meist in Trapperkleidung, nie in Uniform (?). Den Zeichnern war es wohl nicht bewusst, oder bekannt, das sie Carson durchaus auch in militärischer Kleidung hätten zeigen können.

Ein weiterer Aspekt fiel mir bei meiner Beschäftigung mit den Kit Carson Geschichten auf: Es reiht sich ein Abenteuer ans andere, es ist keine Ausrichtung auf einen bestimmten Zweck hin zu erkennen. Ich denke da an so etwas wie die Erkundung des Weges für den später so genannten „Oregon Trail“ – da hätte es Stoff für Abenteuer ohne Ende gegeben. Das ist natürlich nicht ein spezielles „Kit Carson Problem“, viele Western- Serien (überhaupt viele Comics) handeln nach diesem Muster. Augenfällig ist mir dies vor einiger Zeit während meiner intensiven Beschäftigung mit Pecos Bill geworden. Diesem liegt das Konzept zugrunde, den Hauptdarstellern Pecos Bill und Mary Morgan das von ihnen ersehnte (Eigen-) Heim in Texas zu ermöglichen; dass dies völlig schief geht, ändert aber nichts an der in allen Heften – der ersten Serie – zielgerichteten Story, die von Anfang an auf ein echtes Finale hinführt. Es ist aber wohl mein Geschmack, der diese Art von Erzählungen bevorzugt und das musste ich hier unbedingt mal loswerden ;)

Detlef Lorenz 30.10.2012 21:44

Nachschlag:

Vor ein paar Tagen fiel mir das unten abgebildete Heft in die Hände. Es zeigt gleich auf dem Titelbild eine Westernszene, in der Kit Carson auftritt. Und mehr als eine Nebenrolle hatte er in diesem Comic auch nicht. Die Hauptrolle spielt der junge, dreizehnjährige John Sager, eine historische Persönlichkeit in der amerikanischen Pioniergeschichte des Wilden Westen.





Aber der Reihe nach: die „Sunday Pix“ war eine christliche Comic Book Section in den fünfziger und sechziger Jahren. Das Format betrug in der Regel 18cm x 25,5cm, also in etwa die der Spirit-Beilage für die amerikanischen Sonntags-Zeitungen, was die Sunday Pix eben auch war. In der Regel wurden die Erlebnisse bekannter Amerikaner in Fortsetzungen geschildert, aber daneben auch Storys aus der Bibel – siehe unten.

John Sager war das älteste der sogenannten „Sager Waisen“. Seine Eltern brachen 1844 vom Missouri nach dem Westen auf. Unterwegs starben sie und die sieben Kinder waren plötzlich Waisen. Nach mannigfaltigen Erlebnissen erreichten sie den Bundesstaat Washington und blieben erst einmal bei der Familie der Whitmans. Catherine, das älteste der Sager Mädchen, schrieb später die Geschichte ihrer Familie und des Trecks auf und der Text gilt bis heute als der authentischste über einen dieser unzähligen Wagenkolonnen, die nach dem Westen strömten.

Kit Carson warnt hier die Kinder, ein Feuer zu machen, denn Sioux Indianer seinen in der Nähe. Außer in diesen beiden Abbildungen erscheint der Scout in der Geschichte nicht weiter und es ist fraglich, ob er tatsächlich dabei war – aber dieser Einschub macht sich schließlich gut. Weshalb er einen Oberlippenbart hat, ist nicht klar, denn für diese Gesichtszierde dürfte es keinen Beleg geben; wenn doch, wäre ich um eine Erfahrung reicher.




Eine der zusätzlichen - christlichen – Geschichten behandelt das „Leben“ eines Jungen aus biblischen Zeiten, Tullus. Die Zeichnungen können gefallen, die Story ist … nun ja, die ist Geschmackssache, bzw. Glaubenssache. Von Tullus gab es auch 1979/80 auf Deutsch mindestens zwei Serien. Inhaltlich dürften sie mit der aus dem Sunday Pix übereinstimmen, aber das spekuliere ich mal.

Als ich den Tullus sah, dachte ich sofort an einen anderen Comichelden, an Tilo aus der Reihe Horrido. Unten eine Abbildung aus einem Heft …





Das wars erst einmal mit Kit Carson, jedenfalls bis zum nächsten „Fundstück“

perry 31.10.2012 15:34

Sehr interessant! Ich schätze solche Fundstücke tauchen immer mal wieder auf. Da ich ja grad im Thema über Kit Carson bin, muss ich gestehen das ich hiervon nichts wusste. Danke Detlef!:top:

Detlef Lorenz 14.03.2013 08:38

Lance Band 4

Die letzten Tage habe ich den vierten Band der Lance – Reihe aus dem Hause Bocola gelesen. Mein erster Eindruck: tolle Aufmachung (schon Gewohnheit), Preis-Leistungsverhältnis völlig in Ordnung (auch nichts neues), interessante Geschichte, die nicht nur inhaltlich um zirka 1835 spielt, sondern auch grafisch dort zu verorten ist (bei Warren Tufts selbstverständlich). Nichts werde ich auch über die eigentliche Story, also den Ablauf der Abenteuer schreiben, das wäre nicht fair den interessierten Lesern gegenüber – was ist also zu berichten?

Nun, irritiert hat mich sofort das Titelbild, denn dort ist zwar Lance Saint-Lorne zu sehen, eingehakt hat sich bei ihm nicht Valle, seine Frau, sondern Priscilla, die Tochter von Senator Hart. Ist da etwas Außergewöhnliches passiert, hat Lance eine neue Flamme … nein, in diesem Band hat er nicht nur eine neue Bewunderin, sondern deren gleich zwei – neben seiner Frau! Das ist schon mal neu in diesem Jahrgang.

Neu ist ebenfalls die Beendigung der Tagesstrips. Diese liefen nie separat, sondern waren stets in die Story der Sundays integriert, das hat entweder die Leser nicht begeistert, oder Tuffts überfordert. Dass etwas mit den Dailys geschehen würde, hat sich meiner Meinung nach frühzeitig in diesem Buch angedeutet: immer öfter verwendete Tuffts Teilansichten von Bildern aus den Sundays und fügte sie in die Dalys ein. Die Zeichnungen wurden einfacher, teilweise ohne Hintergründe. Erst kurz vor deren Einstellung am 15.2.1958 wurden sie wieder detaillierter, erreichten aber kaum noch die Ausdruckskraft der vorherigen Jahre. Tuffts zeichnete also ab dem 16.2.1958 ausschließlich wieder Sundays für die Abenteuer des Lance.

Geändert hat er dann mit der Seite 178, ab dem 26.2.1958, das Logo. Statt zweier gekreuzter Säbel, über denen der Name „Lance“ in roter Schrift steht, sieht man nun Lance, der einen Säbel in der rechten hält, seine Valle im Arm und unter ihnen klein eine Kavallerieabteilung. Der Titel steht jetzt in weißen Buchstaben über beiden. Das alles vor einem roten Hintergrund, der aussieht, wie ein fantastischer Sonnenuntergang im Wilden Westen – wo auch sonst! Am unteren Bildrand sieht man ab dieser Seite zwei Kavelleriegruppen im Schattenriss aufeinander zu reiten.

Ach ja, die Geschichte hat Spaß gemacht zu lesen, ich wollte des Öfteren „Vorschauen“, ein Zeichen, dass ich ungeduldig war, zu wissen wie es weiter geht.

Empfehlenswert!

thetifcat 30.05.2013 12:36

Wie an anderer Stelle versprochen....

Mögliche Personengebundene Themen:

John wesley Hardin – Wes
Clay Allison
William Bonney – Billy the Kid
The Tall Texan
William Longley – Wild Bill
James Butler Hickock – Wild Bill
Jim Courtright
Tom Horn
Ben Thompson
King Fischer
John Henry Holliday – Doc
Wyatt Earp
Johnny Ringo
Bill Brocius – Curley Bill
John Slaughter
Jim Talbot
Luke Short
Buckey O’Neill
Joe Phy
Harry Alonzo Longabaugh - Sundance Kid
Robert Leroy Parker - Butch Cassidy
Sam Bass
Jesse James
Dick Yeagner
Calico Bob
Thomas E. Ketchum - Black Jack Ketchum
Bill Doolin
John Pinckney Calhoun Higgins - Pink Higgins
Jim Bridger
Barklay Masterson – Bat
Bill Tilghman
Dallas Stoudenmire
Dave Mather
Jeff Milton
Jim Gilette
Chris Madsen
Billy Brooks
Jack Bridges
Cullen Barker
John Henry Barnes - Royal Barnes
Kit Carson
Buffalo Bill

Einige habe ich nur der Vollständighalber genannt.. wie Kit, BB oder Earp. Sobald ich Zeit habe gib ich noch mal Impulse durch Ereignisse. Das ist glaube ich auch Sinnvoller. Aber Zeitaufwendiger als die Namen hier.

Detlef Lorenz 04.06.2013 11:01

äh ... soll ich jetzt über all die oben aufgeführten Westernhelden was schreiben?

Oder wolltest du das übernehmen? :D

thetifcat 04.06.2013 16:31

Schreiben könnte ich über jeden von denen. Es sollen nur Denkanstöße sein. Du bist der Fachmann und weißt vielleicht die eine oder andere Anekdote in Zusammenhang mit einem(r) Comics/Comicsseite ;-)

Mache gerade eine ähnliche Liste mit historischen Begebenheiten. Vielleicht ist da ja was interressantes bei.

Detlef Lorenz 29.10.2013 11:05

In den letzten Tagen habe ich den fünften und letzten Band der Reihe Lance gelesen – und angeschaut. Er hat mir wieder gut gefallen, Ermüdungserscheinungen sind bei mir nicht aufgetreten, im Gegenteil, ich find´ es schade, dass die Reihe mangels weiteren Materials eingestellt werden muss. Mal sehen, was der Bocola-Verlag als Nachfolgeserie aus dem Hut zaubert. Von Warren Tufts gibt es da schließlich eine weiteren Western-Comic …

Tuffts hat wieder einmal mit dem Logo gespielt, nun steht der Reihenname solo, ohne zusätzliche Zeichnungen. Er sieht wie Holzbretter aus, die man zum Namen Lance zusammengestellt hat.

Interessant fand ich auch die Seite 8 (190), da ist auf einer fast halbseitigen Übersicht der Konfliktherd zwischen Mexico und den USA kartografisch dargestellt. Zusätzlich sind die Profile einiger der Hauptakteure eingezeichnet. Auf Seiten der US-Armee sind es u.a. die Offiziere Robert E. Lee, Jefferson Davis, Ullysses S. Grant und Georg B. McLellan. Hier auf einem Bild, für ein Land vereint, standen sie sich einige Jahre später als unversöhnliche Gegner in einem Bürgerkrieg gegenüber. Wäre interessant zu sehen, wie Tuffts seinen Lance sich in diesem Krieg hätte verhalten lassen.

Detlef Lorenz 07.02.2018 08:15

COMANCHE

Seit ein paar Tagen lese ich mir, nach gefühlt 25 Jahren, die Serie Comanche wieder einmal durch:. Sie gefällt mir mehr, als ich dachte, also bleibt sie in meiner Sammlung. Die untere Abbildung aus den "Sheriffs" amüsierte mich allerdings doch. Weshalb wohl ... ?




Detlef Lorenz 08.02.2018 09:31

Noch einmal "Comanche":




Greg, der Autor dieses Western, scheint seinen ..... .... auch gelesen zu haben ;)

Allerdings dürfte weder "Ten Gallon" noch der Kopfgeldjäger Larry Larson dieses Lied gekannt haben.

thetifcat 08.02.2018 11:48

Einen aktuellen neuen Western Comics kann ich jedem Westernfan empfehlen:
Der Reverend. Zwei Nummern sind bei Splitter erschienen. Eastwood, Italo-Western, Klassisches, Spiel mir das Lied vom Tod, Kinski (Leichen pflastern seinen Weg/Satan der Rache) alles dabei und einiges an eigenen neuen Ideen.
Die Reihe macht Spass. Autor ist Lylian und Zeichner A. Lebon

G.Nem. 08.02.2018 14:40

OffTopic (weil kein Comic) aber trotzdem 'Western-Welten' –
für den 13. März '18 kündigt Bastei die Neu-Veröffentlichung
der 'Billy Jenkins' Western-Romane von G.F. Unger an.

Detlef Lorenz 08.02.2018 16:39

@ Gabriel: Läuft dieser Neudruck unter Billy Jenkins? Unger ist auf jeden Fall noch immer sehr populär.

Nur, in wie weit eure beiden Tweeds etwas mit "Texas" und den seltsamen "Himmelsreitern" zu tun hat, erschließt sich mir nicht :zwinker:

G.Nem. 08.02.2018 18:53

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 563728)
@ Gabriel: Läuft dieser Neudruck unter Billy Jenkins? (...)

Bastei kündigt ihn jedenfalls unter 'Billy Jenkins' an.
Mehr weiß ich bis jetzt auch nicht.

Zitat:

Zitat von Detlef Lorenz (Beitrag 563728)
Nur, in wie weit eure beiden Tweeds etwas mit "Texas" und den seltsamen "Himmelsreitern" zu tun hat, erschließt sich mir nicht :zwinker:

Also 'Tweed' is' 'nen guter Jacken-Stoff und als Tweet schreib ich mal – nur in Texas fühlte sich 'Billy Jenkins' wie im Himmel. :D

Detlef Lorenz 08.02.2018 19:44

Nun gut, grammatikalisch hast du mich erwischt ... und den Bogen von Billy Jenkins zu Texas hast du auch ganz gut hinbekommen, aber leider - völlig daneben :wink:

Schlimme 09.02.2018 04:13

Es gibt alte Filme, die so ähnlich endeten. "The Iron Mask" (1929) mit Douglas Fairbanks als D'Artagnan.

Xury 09.02.2018 07:54

Mir fällt dazu vor allem "Riders in the Sky" ein. Countryklassiker. Genau wie "Deep in The...". :cowboy2::guitar:

Detlef Lorenz 09.02.2018 08:45

Einer hats sofort gewußt, wollte mir aber nicht schon so früh die Pointe verderben: Karsten :top:

Ansonsten, ohne viel Erklärungen:





Und hier findet sich im dritten Bild der Titel von: Deep in the Heart of Texas, allerdings auf deutsch.



G.Nem. 09.02.2018 13:02

Du meinst Greg/Hermann haben das von 'Pecos Bill' übernommen???

Ich denk mir sowohl ’Pecos Bill’ und Greg/Hermann sind von Film ‘Riders in the Sky’ (1949) beeinflußt (nach dem bekannten Cowboy-Country-Song).
Plakat u.a. hier >
http://www.autry.com/geneautry/motio...lobby-card.jpg

Detlef Lorenz 09.02.2018 14:25

Oh, dieses Filmplakat ist meiner Aufmerksamkeit entgangen. Schade, dass ich es bei meinem Pecos Bill Beitrag hier im CGN noch nicht kannte. Danke, Gabriel :wink:


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