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Peter L. Opmann 13.10.2022 14:35

Filmklassiker
 
Weil hier gerade diskutiert wird, ob der Tod von Angela Lansbury in das Comic-Forum gehört und man sogar noch Margret Rutherford einbeziehen darf: Ich würde gern irgendwo über Filmklassiker reden und habe den Eindruck, da würden eventuell auch Andere mitmachen. Aber sowas gibt's hier glaube ich nicht - oder habe ich da ein Thema übersehen?

Ich war ab Ende der 70er Jahre im Kino, kenne aber eine Menge älterer Filme aus dem Fernsehen. Es würde sich sicherlich anbieten, die Filme zum Thema zu machen, die häufig im Fernsehen gelaufen sind (damit auch viele mitreden können). Das wäre wohl hauptsächlich aus der Studio-Ära Hollywoods, aber vielleicht auch Filme aus anderen Ländern.

Aber ich könnte mir auch vorstellen, den Begriff "Filmklassiker" weit zu fassen. Im Moment sehe ich mir auf youtube gerade eine Reihe namens "Marvel mal anders" an, in der es schwerpunktmäßig um Superheldenfilme der 70er bis 90er Jahre geht - also vor Ang Lee und dem MCU. Fände ich zum Beispiel auch interessant.

Inhaltsverzeichnis (wird hin und wieder aktualisiert)

„Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau
„Im Zeichen des Bösen“ von Orson Welles
„Der General“ von Buster Keaton
„Gelächter in der Nacht“ von Raymond McCarey
„Der Besessene“ von Marlon Brando
„Die unvergeßliche Nacht“ von Mitchell Leisen
„African Queen“ von John Huston
„Mars Attacks!“ von Tim Burton
„Das lange Elend“ von Mel Smith
„Gefährliche Freundin“ von Jonathan Demme
„Futureworld“ von Richard T. Heffron
„Birth of a Nation“ von David W. Griffith
„Intolerance“ von David W. Griffith
„Sein oder Nichtsein“ von Ernst Lubitsch
„Willkommen, Mr. Chance“ von Hal Ashby
„Der Prinz und die Tänzerin“ von Laurence Olivier
„Fünf Gräber bis Kairo“ von Billy Wilder
„Eins zwei drei“ von Billy Wilder
„Vermißt“ von Constantin Costa-Gavras
„New York City Girl“ von Susan Seidelman
„Die 39 Stufen“ von Alfred Hitchcock
„Alexander Newski“ von Sergej Eisenstein
„Der Schuß von der Kanzel“ von Leopold Lindtberg
„Getaway“ von Sam Peckinpah
„Viridiana“ von Luis Bunuel
„Gorky Park“ von Michael Apted
„Robin Hood – König der Vagabunden“ von Michael Curtiz
„Stadt in Angst“ von John Sturges
„Interstella 5555 – The 5tory of the 5ecret 5tar 5ystem“ von Kazuhisa Takenouchi/Akira Matsumoto und Daft Punk
„Der verrückte Professor“ von Jerry Lewis
„Zeit der Unschuld“ von Martin Scorsese
„Heavy Metal“ von Potterton/Murakami
„Im Schatten der Nacht“ von Nicholas Ray
„Das Ende / Anschlag bei Nacht“ von John Carpenter
„Rio Bravo“ von Howard Hawks
„Zähl bis drei und bete“ von Delmer Daves
„Eat the Rich“ von Peter Richardson
„Warte, bis es dunkel ist“ von Terence Young
„Le Bal – Der Tanzpalast“ von Ettore Scola
„Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ von Woody Allen
„Jo – Hasch mich, ich bin der Mörder“ von Jean Girault
„Arbeit“ von Charlie Chaplin
„Die Marx-Brothers: Ein Tag beim Rennen“ von Sam Wood
„Die Klapperschlange“ von John Carpenter
„A rainy Day with the Bear-Family“ von Hugh Harman
„Die Erfindung des Verderbens“ von Karel Zeman
„Ladykillers“ von Alexander Mackendrick
„Der einzige Zeuge“ von Peter Weir
„Phantom-Kommando“ von Mark Lester
„Cyrano de Bergerac“ von Jean-Paul Rappeneau
„La Strada“ von Federico Fellini
„Die Reise zum Mond“ von Georges Melies
„Das Glas Wasser“ von Helmut Käutner
„Der Engel mit der Trompete“ von Raoul Walsh
„This is Spinal Tap“ von Rob Reiner
„Der Hochzeitsmarsch“ von Erich von Stroheim
„Cassidy der Rebell“ von Jack Cardiff und John Ford
„American Splendor“ von Robert Pulcini und Shari Springer Berman
„King Size Canary“ von Tex Avery
„Wenn der Postmann zweimal klingelt“ von Bob Rafelson
„Verlorenes Leben“ von Ottokar Runze
"Die Frauen von Stepford" von Bryan Forbes
„Die Wüstensöhne“ von William A. Seiter
„Time of the Gypsies“ von Emir Kusturica
„Aufbruch der Blutcrew“ von Rochus Hahn und Michael Gutmann
„Big“ von Penny Marshall
„Die Reifeprüfung“ von Mike Nichols
„Hundstage“ von Sidney Lumet
„Apocalypse Now“ von Francis Ford Coppola
„Ausgerechnet Wolkenkratzer“ von Fred Newmeyer und Sam Taylor
„Leoparden küßt man nicht“ von Howard Hawks
„Ein Fisch namens Wanda“ von Charles Crichton und John Cleese
„Andrej Rubljow“ von Andrej Tarkowski
"Blaubarts achte Frau" von Ernst Lubitsch
„Der blaue Engel“ von Josef von Sternberg
"Der dritte Mann" von Carol Reed
"Der Mann der Friseuse" von Patrice Leconte
„Die karierte Weste“ von Erich Engels
„Morgen in Alabama“ von Norbert Kückelmann
Rainer Werner Fassbinder
„Brazil“ von Terry Gilliam
"Catch 22" von Mike Nichols
„Betty Blue“ von Jean-Jacques Beineix
„Die Drei von der Tankstelle“ von Wilhelm Thiele
„Liebe und Anarchie“ von Lina Wertmüller
„Der wilde Clown“ von Josef Rödl
„Harry und Sally“ von Rob Reiner
„Haie der Großstadt“ von Robert Rossen
„Unter den Brücken“ von Helmut Käutner
„Spur der Steine“ von Frank Beyer
„Robin Hood“ von Allan Dwan
„Weites Land“ von William Wyler
„Unter dem Vulkan“ von John Huston
„Der Tod steht ihr gut“ von Robert Zemeckis
„Distant Voices – Still Lives“ von Terence Davies
„Spaceballs“ von Mel Brooks
„Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders
„Super Size me“ von Morgan Spurlock
„Bewegliche Ziele“ von Peter Bogdanovic
„Die Satansweiber von Tittfield“ von Russ Meyer
„Karniggels“ von Detlev Buck
„2001 – Odyssee im Weltraum“ von Stanley Kubrick
„Was der Himmel erlaubt“ von Douglas Sirk
„Down by Law“ von Jim Jarmusch
“Goldenes Gift“ von Jacques Tourneur
„Die zwölf Geschworenen“ von Sidney Lumet
„Freaks“ von Tod Browning
„Die Faust im Nacken“ von Elia Kazan
„Der Kongreß tanzt“ von Erik Charell
„Goldrausch“ von Charlie Chaplin
„Der König und der Vogel“ von Paul Grimault
„Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ von Ulrich Edel
„Klassenfeind“ von Peter Stein
„King Kong und die weiße Frau“ von Ernest B. Schoedsack und Merian C. Cooper
„Der Fensterputzer“ von Veit Helmer
„1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood?“ von Steven Spielberg
„Das Gewand“ von Henry Koster
„Der Sinn des Lebens“ von Terry Jones
„Nevada“ von William A. Wellman
„Flucht ins 23. Jahrhundert“ von Michael Anderson
„Sexmission“ von Juliusz Machulski
„Der Club der toten Dichter“ von Peter Weir
„Badlands – Zerschossene Träume“ von Terrence Malick
„Misfits – Nicht gesellschaftsfähig“ von John Huston
„Das Testament des Dr. Mabuse“ von Fritz Lang
„Die kleinen Strolche“ von Hal Roach
„Das Stahltier“ von Willy Zielke
„Der rote Korsar“ von Robert Siodmak
„Leichen pflastern seinen Weg“ von Sergio Corbucci
„Der gekaufte Tod“ von Bertrand Tavernier
„Foghorn Leghorn“ von Robert McKimson
„Panzerkreuzer Potemkin“ von Sergej Eisenstein
„Kehraus“ von Hanns-Christian Müller
„Glengarry Glen Ross“ von James Foley
„Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff
„Christine“ von John Carpenter
„Mephisto“ von Istvan Szabo
„Schlagring 84“ von Rochus Hahn
„Die Unglaublichen“ von Brad Bird
„Berüchtigt“ von Alfred Hitchcock
„Der Marathon-Mann“ von John Schlesinger
„Zwölf Uhr mittags“ von Fred Zinneman
„Blade Runner“ von Ridley Scott
„Das Schweigen der Lämmer“ von Jonathan Demme
„Alien“ von Ridley Scott
„Der Flug des Phoenix“ von Robert Aldrich
„Buena Vista Social Club“ von Wim Wenders
„Die Hausaufgabe“ von Jaime Humberto Hermosillo
„Die endlose Nacht“ von Will Tremper
„Die 27. Etage“ von Edward Dmytryk
„Manche mögen’s heiß“ von Billy Wilder
„Das China-Syndrom“ von James Bridges
„Easy Rider“ von Dennis Hopper
„Minority Report“ von Steven Spielberg
„Gettysburg“ von Ronald F. Maxwell
„Paycheck“ von John Woo
„Wolken sind überall“ von Otto Preminger
„Mein großer Freund Shane“ von George Stevens
„Gefahr aus dem Weltall“ von Jack Arnold
„Mythos Hollywood“ von Martin Scorsese
„Wenn ich sonntags in mein Kino geh‘…“ von Hans-Christoph Blumenberg
„DEFA – Es werden ein paar Filme bleiben“ von Ullrich Kasten
„Papas Kino lebt“ von Klaus Schönekäs und Harald Pulch
„Convoy“ von Sam Peckinpah
„Der Holcroft Vertrag“ von John Frankenheimer
„In der Gewalt der Unterirdischen“ von L. Q. Jones
„Menschen am Sonntag“ von Robert Siodmak und Edgar G. Ulmer
„Eine Dame verschwindet“ von Alfred Hitchcock
„Die Götter müssen verrückt sein“ von Jamie Uys
„Das Cabinet des Dr. Caligari“ von Robert Wiene
„Edgar G. Ulmer – the Man Off-Screen“ von Michael Palm
„Car-Napping“ von Wigbert Wicker
„Spur der Zeiten. Der Regisseur Frank Beyer“ von Ulrich Kasten und Ralf Schenk
„Quadrophenia“ von Franc Roddam
„Eine Frau, die alles weiß“ von Walter Lang
„Spencer Tracy. Eine Würdigung von Katherine Hepburn“ von David Heeley
„Törichte Frauen“ von Erich von Stroheim
„Der Mann mit dem bösen Blick“ von Patrick Montgomery
„Schonungslos“ von Abner Biberman
„Die Herren Einbrecher geben sich die Ehre“ von Basil Dearden
„Charlie staubt Millionen ab“ von Peter Collinson
„Das Mädchen aus der Cherry-Bar“ von Ronald Neame
„Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes“ von Robert Fuest
„Sie leben!“ von John Carpenter
„Die Maske runter“ von Richard Brooks
„Macbeth“ von Orson Welles
„Der Herr der sieben Meere“ von Michael Curtiz
„Errol Flynn – ein Held wird geboren“ von Karen Hillhouse
„Hier ist John Doe“ von Frank Capra
„Yesterday“ von Danny Boyle
„Kennwort 777“ von Henry Hathaway
„Der Leopard“ von Luchino Visconti
„Der schwarze Reiter“ von James Edward Grant
„Für eine Handvoll Geld“ von Felix E. Feist
„Die Legende von Paul und Paula“ von Heiner Carow
„Birdman“ von Alejandro Inarritu
„Mr. Hobbs macht Ferien“ von Henry Koster
„Kick-Ass“ von Matthew Vaughn
„Der letzte Zug“ von Blake Edwards
„Du lebst noch 105 Minuten“ von Anatole Litvak
„El Dorado“ von Howard Hawks
„The Blues Brothers“ von John Landis
„The Stories behind the Making of The Blues Brothers“ von Joseph Kenny
„Things to come“ von William Cameron Menzies
„The little Shop of Horrors“ von Roger Corman
„Das Todeshaus am Fluß“ von Fritz Lang
„Buster zieht um“ von Buster Keaton und Edward Cline
„Elmer Gentry“ von Richard Brooks
„Die Zeitmaschine“ von George Pal
„My Week with Marilyn“ von Simon Curtis
„Die Abenteuer des Werner Holt“ von Joachim Kunert
„Düsenjäger“ von Josef von Sternberg
„Fatty auf dem Rummelplatz“ von Roscoe Arbuckle
„Schnee am Kilimandscharo“ von Henry King
„Das große Krabbeln“ von John Lasseter
„Sirene in Blond“ von Frank Tashlin
„Ein seltsames Paar“ von Gene Saks
„Fra Diavolo“ von Hal Roach und Charles Rogers
„Die Glenn Miller Story“ von Anthony Mann
„Der unsterbliche Kaschtschei“ von Alexander Rou
„Zur Sache, Schätzchen“ von May Spils
„Finale in Berlin“ von Guy Hamilton
„Am Rande der Nacht“ von Claude Berri
„Perlen zum Glück“ von Frank Borzage
„Engel“ von Ernst Lubitsch
„Die Nacht hat 1000 Augen“ von John Farrow
„Die Nacht des Jägers“ von Charles Laughton
„Helden aus der Hölle“ von Richard Boleslawski
„Spuren im Sand“ von John Ford
„Spuren im Sand“ von John Badham
„Lady für einen Tag“ von Frank Capra
„Fahrenheit 451“ von Francois Truffaut
„Die unteren Zehntausend“ von Frank Capra
„Buster Keaton: Lachen verboten!“ von Kevin Brownlow und David Gill
„Ariel“ von Aki Kaurismäki
„Buster Keaton rides again“ von John Spotton
„Hamlet goes Business“ von Aki Kaurismäki
„Tootsie“ von Sydney Pollack
„Die flambierte Frau“ von Robert van Ackeren
„Die Reinheit des Herzens“ von Robert van Ackeren
„Tod eines Killers“ von Don Siegel
„Coogans großer Bluff“ von Don Siegel
„Das unbekannte Gesicht“ von Delmer Daves
„Reise ohne Wiederkehr“ von Tay Garnett
Mr. und Mrs. Smith“ von Alfred Hitchcock
„Schrei der Gehetzten“ von Jack Conway
„Viva Zapata!“ von Elia Kazan
„Peggy Sue hat geheiratet“ von Francis Coppola
„Waterloo“ von Sergei Bondartschuk
„Schtonk!“ von Helmut Dietl
„Faustrecht der Prärie“ von John Ford
„Die fünf Geächteten“ von John Sturges
„Doc“ von Frank Perry
„An einem Tag wie jeder andere“ von William Wyler
„Peanuts“ von Carlo Rola
„Die rote Schlinge“ von Don Siegel
„Die Macht der Bilder“ von Ray Müller
„Berge in Flammen“ von Karl Hartl und Luis Trenker
„Der Rebell“ von Kurt Bernhardt und Luis Trenker
„Liebe im Handumdrehen“ von Mitchell Leisen
„Liebling, zum Diktat“ von Mitchell Leisen
„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ von Rouben Mamoulian
„Arzt und Dämon“ von Victor Fleming
„Der Wolfsmensch“ von George Waggner
„Menschen Tiere Sensationen“ von Harry Piel
„Billy, how did you do it?“ von Volker Schlöndorff und Gisela Grischow
„Lubitsch aus Berlin“ von Enno Patalas
„Aus einem Schweigen – das andere“ von Janine Bazin und André S. Labarthe
„Mecki in seinen schönsten Filmen“, zusammengestellt von Wolfgang Dresler
„Eine total, total verrückte Welt“ von Stanley Kramer
„Mein kleiner Gockel“ von Edward Cline
„Das ist geschenkt“ von Norman McLeod
„Der Banküberfall“ von Edward Cline
„Gib einem Trottel keine Chance“ von Edward Cline
„Little Nemo – Abenteuer in Schlummerland“ von Masami Hata
„Die Wendeltreppe“ von Robert Siodmak
„The Black Cat“ von Edgar G. Ulmer
„Die Filzlaus“ von Edouard Molinaro
„Buddy Buddy“ von Billy Wilder
„Garten des Bösen“ von Henry Hathaway
„Die Marx-Brothers in der Oper“ von Sam Wood
„Ben Hur“ von Fred Niblo
„Ein Mensch der Masse“ von King Vidor
„Emil und die Detektive“ von Gerhard Lamprecht
„Flucht in Ketten“ von Stanley Kramer
„Louis Malle zwischen Paris und New York“ von Angelika Wittlich
„Fahrstuhl zum Schafott“ von Louis Malle
„Sie küßten und sie schlugen ihn“ von Francois Truffaut
„Geraubte Küsse“ von Francois Truffaut
„Außer Atem“ von Jean-Luc Godard
„Shiva und die Galgenblume“ von Hans Georg Andres / Michaela Krützen / Hans Steinhoff
„Fahrraddiebe“ von Vittorio De Sica
„Die Seifendiebe“ von Maurizio Nichetti
„Ritt zum Ox-Bow“ von William A. Wellman
„Buffalo Bill, der weiße Indianer“ von William A. Wellman
„Mord“ („Der Auslandskorrespondent“) von Alfred Hitchcock
„Der Mann, der die Welt verändern wollte“ von Lothar Mendes
„Sehnsucht der Frauen“ von Ingmar Bergman
„Abend der Gaukler“ von Ingmar Bergman
„Frauenträume“ von Ingmar Bergman
„Wilde Erdbeeren“ von Ingmar Bergmann
„Schatten“ von John Cassavetes
„Die Ermordung eines chinesischen Buchmachers“ von John Cassavetes
„Wir sind keine Engel“ von Michael Curtiz
„Mudhoney“ von Russ Meyer
„Schmetterlinge sind frei“ von Milton Katselas
„Silverado“ von Lawrence Kasdan
„Ein Köder für die Bestie“ von J. Lee Thompson
„Kap der Angst“ von Martin Scorsese
„Ein Amerikaner in Paris“ von Vincente Minnelli
„Du sollst mein Glücksstern sein“ von Stanley Donen und Gene Kelly
„Tabu“ von Friedrich Wilhelm Murnau und Robert Flaherty
„Der Glöckner von Notre Dame“ von William Dieterle
„Der Glöckner von Notre Dame“ von Jean Delannoy
„Der Glöckner von Notre Dame“ von Wallace Worsley
„Die phantastische Reise“ von Richard Fleischer
„Wenn der Klempner kommt“ von Peter Weir
„Caged Heat“ von Jonathan Demme
„Unterwelt“ von Josef von Sternberg
„Die wilden Zwanziger“ von Raoul Walsh
„Jagd auf James A.“ von Mervyn LeRoy
„Der Golem, wie er in die Welt kam“ von Paul Wegener und Carl Boese
„Rocketeer“ von Joe Johnston
„Ich tanze in dein Herz“ von Phil Karlson
„Das letzte Wochenende“ von René Clair
„A Woman of Paris“ von Charles Chaplin
„Topkapi“ von Jules Dassin
„Scarface“ von Brian DePalma
„Unter Geiern“ von Alfred Vohrer
„Winnetou darf nicht sterben“ von Oliver Schwehm
„Meuterei auf der Bounty“ von Frank Lloyd
„Meuterei auf der Bounty“ von Lewis Milestone
„Verflixte Gastfreundschaft“ von Buster Keaton und John G. Blystone
„Berlin Alexanderplatz“ von Phil Jutzi
„Berlin. Die Sinfonie der Großstadt“ von Walter Ruttmann
„Unter Null“ von James Parrott
„Sherlock jr.“ von Buster Keaton
„The Purple Rose of Cairo“ von Woody Allen

underduck 13.10.2022 14:40

Ein abgekapseltes Trüppchen von Eigenbrödlern aus der Sippe der Paninifans köchelt hier seit 2019 ihr gewürztes Filmsüppchen.

:da: ... https://www.sammlerforen.net/showthread.php?t=42346

pecush 13.10.2022 14:42

Nur zu, nur zu! :top:

Superheldenfilme der 80er - Howard the Duck, Hulk, Spidey, Supie; da kenne ich mehr als vom MCU

Und als Klassiker liegt jetzt seit Tagen schon "Im Westen nichts Neues" bereit, den ich mal wieder gucken wollte, aber noch nicht dazu kam. Dafür habe ich kürzlich bei YouTube mal wieder "Die Brücke" geschaut.

pecush 13.10.2022 14:42

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 801140)
Ein abgekapseltes Trüppchen von Eigenbrödlern aus der Sippe der Paninifans köchelt hier seit 2019 ihr gewürztes Filmsüppchen.

:da: ... https://www.sammlerforen.net/showthread.php?t=42346

Weil da dann auch mal geantwortet wird. :zwinker:

Peter L. Opmann 13.10.2022 15:30

Muß gestehen, daß ich auf den "Filmthread" nur selten draufschaue, weil es mir da - nach meinem Eindruck - doch zu sehr durcheinandergeht.

Vielleicht sollte man vorgeben, daß Filme hier mindestens 30 Jahre alt sein sollten - aber das ist nur so'ne Idee. Mir ist schon klar, daß es auch aktuelle Filme gibt, die sehr gut und diskussionswürdig sind. Aber eben auch viel, was mich als Kinogeher überhaupt nicht mehr anspricht.

Wenn es um alte Marvel-Filme geht, würde ich am liebsten mit der "Hulk"-Reihe mit Bill Bixby und Lou Ferrigno beginnen. Ich habe nur einen Teil davon gesehen. Aber ich frage mich: Warum kamen diese Filme so gut wie nicht ins Kino, wenn sie doch im Fernsehen ziemlich erfolgreich waren? Scheiterte es an den damals noch unzureichenden Special Effects? War die Kinoauswertung des "Spinnen-Manns" abschreckend, und man wollte keine größeren Budgets riskieren? Es war ja immerhin die Zeit der Christopher-Reeve-"Superman"-Filme, und es zeigte sich, daß Superhelden im Kino funktionieren können.

Peter L. Opmann 13.10.2022 16:46

Ich weiß nicht, ob diese "Hulk"-Serie hier schon mal in größerem Umfang Thema war. Aber dann will ich die Sache mal systematisch angehen.

Ausgangspunkt war ein 95minütiger Fernsehfilm aus dem Jahr 1977 - "Der unglaubliche Hulk" (so auch in wikipedia zu finden). Er bildete dann den Pilotfilm für eine TV-Serie bei CBS mit 82 Folgen à 45 Minuten von 1978 bis 1982. 1988, 1989 und 1990 kamen dann noch drei lange Fernsehfilme hinzu: "Die Rückkehr des unheimlichen (!) Hulk", "Der unheimliche Hulk vor Gericht" und "Der Tod des unheimlichen Hulk".

In all diesen Filmen spielte Bill Bixby den Wissenschaftler Dr. David Banner (nicht Bruce) und Lou Ferrigno den Hulk (nicht barfuß, sondern mit grünen Schuhen). Insgesamt waren die Drehbücher aber relativ nahe an den Comics dran. Kennzeichnend für alle frühen Marvel-Filme war jedoch, daß es so gut wie keine Superschurken gab. Am Ende stirbt der Hulk auf ziemlich klägliche Weise; er fällt nämlich aus einem Helikopter (was den Hulk sonst kaum jucken würde).

In "Marvel mal anders" heißt es, es sei eine vierte Folge geplant gewesen, und vielleicht war Hulks Tod so inszeniert, daß er leicht wieder zum Leben zu erwecken gewesen wäre. Warum es zu dem vierten TV-Film nicht mehr kam, bleibt glaube ich offen. Jedenfalls starb Bill Bixby 1993 an Krebs - er hatte teilweise als Regisseur und Produzent der Filme fungiert.

pecush 13.10.2022 17:00

Ich erlaube mir mal, auf diesen Thread zu verweisen:

https://www.sammlerforen.net/showthread.php?t=43439

Die Serie habe ich immer sehr gern gesehen. Auch wenn das billige Tricks sind, finde ich die Filme im Großen und Ganzen besser und interessanter als die Neuverfilmungen.
Und den Film mit Daredevil mag ich sehr.

Peter L. Opmann 13.10.2022 17:03

Ah, das habe ich befürchtet.

Muß aber mal sehen, ob da meine Frage beantwortet wird, warum es dieser "Hulk" nicht so recht ins Kino geschafft hat.

Die alten Marvel-Filme sollten aber nur ein Beispiel sein. Es soll hier keinesfalls nur um Superhelden-Filme gehen.

Peter L. Opmann 13.10.2022 17:48

Jetzt habe ich den "Hulk"-Review-Thread gelesen. Daran habe ich mich ja selbst beteiligt - wußte ich gar nicht mehr. Allerdings habt Ihr die 82 Folgen ja nicht ganz geschafft...

Und ich habe übersehen, daß es einen zweiten Pilotfilm gab, "Death in the Family", aber der war ja offenbar in Deutschland nie zu sehen und kommt deshalb wohl auch nicht in der deutschen wikipedia vor.

Mir schwebt aber etwas anderes als Reviews vor. Auch nicht unbedingt Serien. Mir würde es um Hintergründe zu bekannten Filmen gehen und um die Einordnung - also etwa: Sind die jetzt nach 50 oder 70 Jahren veraltet, oder können die für sich stehen? Hatte das Kino früher vielleicht früher sogar etwas, das so halbwegs verloren gegangen ist (okay, hoher Nostalgiefaktor)?

Ich finde aber auch viele Stummfilme durchaus sehenswert. Als ich den "Robin Hood" mit Douglas Fairbanks sr. erstmals gesehen habe, wurde mir klar, daß die späteren Tonfilmen inszenatorisch und technisch nicht nachstehen mußten. Und so manche waren ihnen sogar überlegen. Aber ich weiß, mit Leuten über Stummfilme zu diskutieren, ist schwierig...

pecush 13.10.2022 17:56

So lange wir nicht stumm bleiben müssen. :D

Nosferatu soll ja wohl neu aufgelegt werden. Auch wenn ich kein Freund von Remakes bin, der könnte funktionieren.

Marvel Boy 13.10.2022 18:15

Die Neuauflage der Neuauflage.
Nee, trotz Kinski fand ich den zweiten Aufguss nicht mehr so gut wie den Stummfilm.

Peter L. Opmann 13.10.2022 18:24

Ja, "Nosferatu" wäre ein lohnendes Thema. Daß ein Remake gedreht werden soll, wußte ich nicht. Aber es gibt ja schon ein Quasi-Remake von Werner Herzog: "Nosferatu - Phantom der Nacht" von 1979 mit (natürlich) Klaus Kinski als Vampir. Dieser Film, der teilweise die Vorlage einfach kopiert, gilt aber als ausgesprochen mißglückt.

Bei dem neuen Film wäre ich auch skeptisch. Also, der "Nosferatu" von F. W. Murnau ist schon ein Meisterwerk, und man tut allgemein gut daran, lieber mittelmäßige Filme neu zu drehen.

Ein gutes Beispiel dafür wäre "Cape Fear". Das Original, "Ein Köder für die Bestie" von J. Lee Thompson von 1961, ist zwar nicht wirklich schlecht, aber er konnte die Möglichkeiten des Stoffes zu dieser Zeit nicht wirklich ausschöpfen. Das tat dann 1991 Martin Scorsese in "Kap der Angst".

Bei "Nosferatu" sehe ich nicht so recht, wie man da die Wirkung noch steigern kann, obwohl das beileibe kein Splatterfilm ist. Aber wie will man allein die Hauptrolle besser als mit Max Schreck besetzen? Da konnte auch Kinski nichts ausrichten.

(Sorry, da habe ich den Einwurf von Marvel Boy nicht rechtzeitig registriert.)

pecush 13.10.2022 18:57

Robert Eggers ("Der Leuchtturm") will ein Remake mit Bill Skarsgard ("Es") machen.
Finde ich erstmal interessant. Der Stummfilm wird unübertroffen bleiben, aber der hat natürlich auch ein paar Jahre auf dem Buckel. Ist in meinen Augen kein Film, den man immer gucken kann. Für den muss ich schon in der richtigen Stimmung sein.
Ist ja auch nicht so, dass der Dracula-Stoff nicht ohnehin schon zigfach verfilmt worden ist. Da gibts gute und schlechte Adaptionen.
Kinski war da nicht gut für - obwohl ich ihn gerne sehe. Auch in "Nachts, wenn Dracula erwacht" als Renfield fand ich ihn schwach. Aber den ganzen Film fand ich schlecht.

Peter L. Opmann 13.10.2022 20:50

Naja, ich denke tatsächlich, daß sich Murnaus "Nosferatu" nicht mehr in irgendeiner Weise verbessern läßt. Dieser Film lebt - neben der hervorragenden Maske von Schreck - von der Atmosphäre. Romantisch und morbide - und ziemlich erotisch. Alles nur angedeutet und gerade deshalb so wirkungsvoll. Dann die Licht-Schatten-Wirkung und die tolle Schauspielerführung, die Darstellerleistungen. Es gibt Vampirfilme, die die Aspekte noch betont haben. Aber das Zusammenspiel all dieser Elemente gibt es so nur in "Nosferatu".

So wie Scorsese (mehr Sex und Gewalt) kann man es also in diesem Fall nicht machen. Allerdings kenne ich auch einen Vampir-Actionfilm, den ich ziemlich gelungen finde: "Vampire" von John Carpenter. Ich bin ein Bewunderer von Carpenter, und dieser Film war der erste seit "Sie leben", der mich wieder überzeugt hat. Es ist aber eigentlich etwas völlig anderes als der Bram-Stoker-Roman. Hier gibt's nichts Morbides und - trotz Sheryl Lee - auch nichts Erotisches. Die Vampire sind hier so etwas wie Superschurken. Und Carpenter dreht mal wieder einen verkappten Western in einem anderen Genre. Es ist nur oberflächlich gesehen ein Vampirfilm.

underduck 13.10.2022 21:01

Zitat:

Zitat von pecush (Beitrag 801143)
Weil da dann auch mal geantwortet wird. :zwinker:

Du meinst wohl auch, dass das Sammlerforum nur im PFF funkt, oder? :floet:

Eigentlich sollte ich den ganzen OT-Krempel aus dem PFF mal ins passende Forum verschieben.
Wenn die PFFler dann mit Neue Beiträge arbeiten würden, finden sie alles, was sie sonst im Öffentlichen benutzt haben.

Peter L. Opmann 14.10.2022 06:52

Bemerkenswert finde ich auch noch die Veröffentlichungsgeschichte von "Nosferatu". Er wurde zu seiner Zeit bereits als großes Werk betrachtet und von den Kritikern überwiegend positiv besprochen. Die Uraufführung in Berlin wurde als gesellschaftliches Ereignis aufgezogen.

Trotzdem haben dann nur wenige den Film gesehen, denn die Witwe von Bram Stoker strengte einen Urheberrechts-Prozeß gegen die Produktionsfirma an und gewann ihn schließlich auch. Mir ist schleierhaft, warum man bei einem so prominenten Stoff die Rechte nicht erwarb. In Hollywood lag jedoch die Zeit, in der sich kleine Produktionsgesellschaften mit unlauteren Mitteln bekriegten, noch nicht lange zurück (das war allerdings eher vor dem Ersten Weltkrieg).

Jedenfalls erging ein Gerichtsurteil, wonach der Film vom Markt verschwinden mußte und die Kopien vernichtet werden sollten. Das führte dazu, daß die UFA die Finger von "Nosferatu" ließ und er nur in wenigen kleinen Kinos aufgeführt wurde. Die Produktionsfirma scheint auch ihr Budget überzogen zu haben (was in dieser Zeit nicht ungewöhnlich war) und mußte Konkurs anmelden.

Weshalb wir "Nosferatu" heute noch sehen können, lag daran, daß der Film so große Aufmerksamkeit erregt hatte, daß er schon in viele Länder verkauft worden war. Dort konnte man ganz frei mit ihm umgehen, weil es kein Copyright gab. Er wurde vielfach umgeschnitten, es wurden Szenen hinzugefügt und so weiter. Aber immerhin konnte der Originalfilm später aus vielen ausländischen Kopien rekonstruiert werden.

Ich finde es interessant, auch die geschäftliche Seite der Kinogeschichte zu betrachten. Man muß aber wohl sagen, daß "Nosferatu" für den Erfolg prädestiniert war und sich damit auch letztlich durchsetzte. Da gibt's andere Fälle, in denen Filme nicht verstanden oder richtig eingeschätzt wurden und verlorengingen oder nur noch verstümmelt vorliegen (etwa die Filme von Erich von Stroheim aus der selben Zeit).

pecush 14.10.2022 09:23

Unterstreiche alles, was du sagst, Peter.

Im Falle eine Remakes sehe ich hier nur einen Vorteil: Eine neue Generation lockst du mit Stummfilmen nicht mehr an. Von daher könnte ich mir eine Ton-Fassung gut vorstellen, wenn sie ähnlich mit Bildern und Atmosphäre spielt.
Andere Remakes/Reboots greifen ja oft Filme auf, die erst wenige Jahre zuvor in den Kinos liefen. "Nightwatch" zum Beispiel. So ein Qutasch, sowas neu zu drehen.

"Im Westen nichts Neues" ist ja auch ein S/W-Meisterwerk. Aber gerade weil es s/w ist und auch arg verstümmelt, finde ich ein Remake nicht schlecht, um neue Menschen für das Thema zu sensibilisieren.

"Vampire" mag ich nicht sonderlich - Vampire sind für mich Christopher Lee-like. Die Neuinterpretationen mag ich nicht - außer "From Dusk Till Dawn".

@underduck: Nein, gefunkt wird hier überall; aber ich bin schon der Ansicht, dass im PFF (und bestimmt auch bei Mosaik) ein Thema länger in Gang bleibt. Dort, wo ich sonst mal was geschrieben habe, kommt vielleicht mal eine Antwort/Reaktion, dann schläft es leider wieder ein.
An mir soll es aber nicht liegen, auch hier meinen Senf dazuzugeben. ;)

Peter L. Opmann 14.10.2022 11:04

Kann ich verstehen, wenn jemandem Carpenters "Vampire" nicht gefällt. Es ist eben kein typischer Vampirfilm. Manche sagen auch, der Film fällt nach dem starken Beginn doch ab. Aber mir gefiel auch der Kurienkardinal, wie er von Maximilian Schell gegeben wurde, und die Liebesgeschichte zwischen Sheryl Lee und Daniel Baldwin. Und James Woods scheint seine Actionrolle auch genossen zu haben.

Peter L. Opmann 14.10.2022 20:38

Hat noch wer eine Meinung zu "Nosferatu"? Dann warten wir mal auf das Remake...

Mir fiel bei "Ein Köder für die Bestie" ein interessanter Film ein, drei oder vier Jahre früher entstanden, aber übertrifft diesen Thriller bei weitem: "Im Zeichen des Bösen" ("Touch of Evil") von Orson Welles.

Allerdings mußte Welles kämpfen, um den Film seinen Vorstellungen gemäß ins Kino bringen zu können. Universal wollte das Werk eigentlich zusammenschneiden und deutlich entschärfen. Ich habe den Film auch in zwei Versionen auf VHS - einmal zehn Minuten länger. Man erkennt die eingefügten Szenen, denn die sind nicht synchronisiert, sondern nur deutsch untertitelt.

Welles hatte den Auftrag, einen Groschenroman zu verfilmen (der vermutlich die Lektüre nicht lohnt), und schrieb ihn völlig um. Sein Hauptmotiv war die Konfrontation eines zynischen und korrupten amerikanischen Polizisten (Welles) mit einem korrekten und aufrechten mexikanischen Drogenfahnder (Charlton Heston). Im Grenzgebiet ist ein Geschäftsmann mit seinem Auto in die Luft gesprengt worden, und nun wird Hestons junge Ehefrau (Janet Leigh - die Hitchcock-Blondine aus "Psycho") entführt und unter Drogen gesetzt. Welles, der anfangs absolut unympathisch erscheint, macht mit fragwürdigen, nicht rechtsstaatlichen Methoden die Täter dingfest. Heston versucht, ihn auszuschalten. Am Ende stellt sich heraus, daß der US-Cop mit unfairen Mitteln die wahren Täter ermittelt hat.

Ist der Film bekannt? Eine irre Mischung aus Gewalt, Bedrohung und reinem Chaos. Welles ist zum Schluß eine zumindest ziemlich ambivalente Figur, der Heston-Fahnder wirkt langweilig. Marlene Dietrich hat eine eindrucksvolle Nebenrolle.

Nach den - einmal mehr - negativen Erfahrungen mit dem Hollywood-Studio, das nur einen harmlosen, unproblematischen Unterhaltungsfilm wollte, ging Welles nach Europa und drehte nie wieder für Hollywood. Seine europäischen Produktionen, die nun am Geldmangel oder an den übergroßen Ambitionen des Regisseurs scheiterten, wären ein eigenes Kapitel.

Marvel Boy 14.10.2022 20:48

Ich kann mich zumindest nicht erinnern den Film gesehen zu haben.

Peter L. Opmann 14.10.2022 20:56

Ich kann den Film absolut empfehlen.

Legendär ist die erste Szene. Welles zeigt glaube ich drei Minuten lang mit schwebender Kamera ohne Schnitt, wie der Geschäftsmann zur Grenze fährt, kontrolliert wird, um ihn her Fußgänger wuseln, teils in Feierstimmung, wie er die Grenze passiert und schließlich der Wagen explodiert.

pecush 14.10.2022 21:11

Ja, der ist klasse. Bekam ich mal von Arbeitskollegen zum Geburtstag. Aber irgendwie ist der nicht mehr da...

Peter L. Opmann 14.10.2022 21:53

Man findet einiges zu diesem Film auf youtube, darunter auch einen 25minütigen Review mit dem Titel "You need to watch Touch of Evil".

Ich habe mir das Ding gerade mal angesehen. Wie man da hört, fand Universal den Film zu dunkel und zu verwirrend. Man ließ einen Regisseur namens Harry Keller Szenen nachdrehen, die eingefügt wurden. Letztlich wurde "Touch of Evil" erst 1998 in einer Fassung, die der Intention von Orson Welles nahekommt, wiederhergestellt.

Es wird gesagt, daß der Film in USA weitgehend unbeachtet blieb - trotz des Staraufgebots. Er wurde als zweite Hälfte eines Double Features verwendet und also als B-Movie angesehen. Er bekam aber bei einem Filmfestival in Brüssel einen Preis, der von zwei jungen Filmkritikern namens Jean-Luc Godard und Francois Truffaut überreicht wurde. Man sieht, daß er großen Einfluß auf die Inszenierung von "Außer Atem" hatte.

Außerdem gibt es einige Verbindungen zu Hitchcocks "Psycho" - abgesehen davon, daß Janet Leigh mitspielte.

Peter L. Opmann 15.10.2022 14:45

Zurück zum Stummfilm. Vor ein paar Jahren war ich in Kontakt mit einem Club von Eisenbahnfreunden, die eine Ausstellung von Dampflokbildern machten. Es stellte sich heraus, daß sie nicht wußten, daß Buster Keaton ein großer Eisenbahnfan war und das auch in mehreren seiner Filme zu sehen ist, vor allem in „Der General“ von 1926. Also habe ich im Rahmen der Ausstellung an einem Abend diesen Film vorgeführt (DVD an die Wand projiziert; der Film ist public domain). Es waren etwa 30 Besucher da, alles Eisenbahnfreunde, keine Filmfans. Ein Ehepaar ging gleich zu Beginn wieder – die hatten gedacht, es werde ein Dokumentarfilm gezeigt. Alle anderen waren von dem Film begeistert, und es wurde auch viel gelacht. Über Slapstick-Komik der 1920er Jahre!

Das zeigt mir, daß die Kunst von Buster Keaton zeitlos ist. Wobei „Der General“ keine typische Slapstick-Komödie ist. Keaton hat eine wahre Begebenheit aus dem amerikanischen Bürgerkrieg mit den Mitteln der Komödie nacherzählt: Eine militärisch genutzte Dampflokomotive wird vom Feind entführt und von Keaton im Alleingang zurückgeholt, was den gesamten Kriegsverlauf beeinflußt. Das war wohl das Problem, denn als der Film erschien, war der Bürgerkrieg erst 60 Jahre her und im Bewußtsein der Amerikaner noch sehr präsent. Man sagte: Über so etwas macht man sich nicht lustig. Außerdem ließ er die Südstaatler über die Nordstaatler siegen (zumindest in dieser Episode des Krieges), und das kam auch nicht überall gut an. „Der General“ wurde ein geschäftlicher Verlust; allerdings hatte Keaton, der den Film selbst produziert hatte, auch keine Kosten gescheut. Er ließ Armeen gegeneinander antreten, baute die historische Lokomotive nach und ließ sie sogar von einer Brücke in einen Fluß stürzen. Die Stelle, wo diese dramatische Szene gedreht wurde, ist noch heute ein Touristenziel.

Doch ohne die Keaton-Komik wäre der Film wahrscheinlich doch nur halb so gut. Er kann die Welt nur als eine Mechanik verstehen (da trifft es sich gut, wenn er Lokomotivführer ist), und mit dieser Mechanik kann er traumwandlerisch umgehen – mit Menschen hat er dagegen seine Schwierigkeiten. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Film nicht ein bißchen frauenfeindlich ist, denn mit der Lok wurde auch seine Freundin entführt, und die funktioniert leider nicht immer so wie eine Dampfmaschine… Allerdings liegt ein Teil der Schuld bei ihr, denn sie ist Uniformfetischistin und hat ihn zu Beginn des Films zurückgewiesen, weil er sich angeblich nicht zur Armee gemeldet hat – dabei ist er als Lokführer unabkömmlich. Der Film erzählt auch, wie sich ein gewitzter kleiner Kerl gegen eine riesige Militärmacht durchsetzt, was uns Zuschauern natürlich immer sympathisch ist. Insgesamt finde ich, daß man dem Film sein Alter von fast 100 Jahren nicht anmerkt.

Das geschäftliche Fiasko des „General“ hatte allerdings für Keaton üble Konsequenzen. Er verlor sein Filmstudio und wurde Angestellter von MGM. War er jemand gewesen, der lange an jedem einzelnen Gag herumgetüftelt und dabei – wie damals üblich – nur ein grobes Skript hatte, mußte er nun Späße streng nach Drehbuch machen. Man sieht, wie seine Filme nach 1926 Stück für Stück immer schlechter wurden. In den 30er Jahren wurde er schließlich mit dem Komiker Jimmy Durante zu einem Team zusammengespannt, was ihm künstlerisch den Rest gab. Allerdings waren unter seinen späteren Filme auch seine größten Kassenerfolge - Hollywood hatte also recht! Um 1960 herum wurde Buster Keaton von einer neuen Filmgeneration wiederentdeckt, und man war erstaunt, daß er noch lebte – wenn auch vom Alkohol ziemlich gezeichnet. Aber er bekam vor seinem Tod noch mit, daß es Leute gab, die das, was er in den 1920er Jahren gemacht hatten, zu schätzen wußten.

„Der General“ ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme.

Nante 15.10.2022 14:58

In den 40ern muss er schon ziemlich unten gewesen sein. Sonst hätte ihn Billy Wilder in seinem "Sunset boulevard " wohl nicht als Mitglied des "Antiquitäten-Kabinetts", d.h.des Bridge-Clubs bei der Stummfim-Diva Gloria Swanson zeigen können.

Peter L. Opmann 15.10.2022 15:06

Darüber steht in wikipedia einiges. Es wird so gesehen, daß er in der Zeit solcher Gastauftritte wieder etwas Oberwasser bekommen hatte, denn die Bridgerunde, in der Keaton in "Sunset Boulevard" sitzt, kann man sicher als Hommage von Billy Wilder an ihn und die anderen Stummfilmstars sehen. Keaton ist in dieser Zeit auch in dem Chaplin-Film "Limelight" aufgetreten. Soweit ich gehört habe, wollte, Chaplin ihm damit helfen, aber Keaton nagte da nicht am Hungertuch. Die Tragödie war, daß er nie wieder einen Film nach seinen Vorstellungen drehen konnte.

Peter L. Opmann 16.10.2022 16:41

Nachdem ich zielsicher auf den Slapstick zugesteuert bin, möchte ich meine Liebe zu Laurel und Hardy gestehen. Dieses Comedy-Paar habe ich als Kind im Fernsehen gesehen („Zwei Herren Dick und Doof“ und ähnliche TV-Serien im ZDF), später auch im Kino, und schließlich bin ich einem Mitarbeiter von Kirch Media begegnet, der dort die Aufgabe hatte, das Gesamtwerk von Laurel und Hardy zu überarbeiten und für eine DVD-Reihe aufzupolieren. Ich muß sagen, in jedem Alter haben mich Stan und Ollie auf andere Weise angesprochen, aber sie hatten mir immer etwas zu sagen. In der Zeit, als sie die Filme gemacht haben, hatten sie zwar bereits Riesenerfolg, aber niemand glaubte, darin könnte mehr als Blödelei stecken.

Zuerst habe ich überlegt, etwas über „Fra Diavolo“ zu schreiben, die Filmfassung einer komischen Oper aus Frankreich, die Produzent Hal Roach selbst inszeniert hat. Obwohl das ein wirklich guter Laurel-und-Hardy-Film ist, hat er doch den Nachteil, daß die komische Oper arg in den Hintergrund gedrängt ist (Theo Lingen sagte freilich, das sei die einzige komische Fassung dieser komischen Oper, die er kenne). Aber ich finde doch, die Stärke von Laurel und Hardy lag eher in Kurzfilmen, und so habe ich mich für den Tworeeler „Gelächter in der Nacht“ („Scram!“) entschieden, der für mich zu ihren besten gehört.

Sie spielen (wie oft) zwei gute Bürger, die etwas heruntergekommen sind. Daher landen sie wegen Landstreicherei vor Gericht. Der Richter wirkt zwar äußerst streng, gibt ihnen aber eine Stunde Zeit, aus der Stadt zu verschwinden. Etwas später sehen wir sie, wie sie bei strömendem Regen versuchen, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Dabei kommt ihnen aber ein Betrunkener (offenbar Mitglied der besseren Gesellschaft) in die Quere, der seinen Autoschlüssel verloren hat. Mit großer Mühe fischen sie den Schlüssel aus einem vergitterten Schacht und bieten dem hilflosen Mann an, ihn nach Hause zu fahren. Dort angekommen, paßt freilich der Hausschlüssel nicht. Also helfen sie ihm wegen des noch immer strömenden Regens, in seine Wohnung einzubrechen. Dafür dürfen sie, erklärt er großzügig, bei ihm übernachten.

Er hat noch reichlich Schnaps bei sich, den er in eine Wasserkaraffe schüttet. Dann wird er aber von der Dame des Hauses hinausgeworfen – offenbar hat er sich in der Tür geirrt. Stan und Ollie treiben sich in Pyjamas im Flur herum. Die Frau, die von ihnen nichts weiß, fällt vor Schreck in Ohnmacht. Ollie bringt sie mit einem kräftigen Schluck aus der Karaffe wieder zu sich, nicht ahnend, daß er sie betrunken gemacht hat. Die Dame reagiert unerwartet: Sie will nun mit ihren Gästen tanzen und sie necken. Stan und Ollie machen nur äußerst widerwillig mit, meinen aber, sie müssten ihrer Gastgeberin den Gefallen tun. Am Ende wälzen sie sich in ihrem Bett herum und lachen hemmungslos. Da kommt der Ehemann nach Hause, nicht der Betrunkene, sondern der Richter, der sie schon beinahe eingesperrt hätte. Er blickt nun so, als würde er sie sofort auf den elektrischen Stuhl schicken. Stan löscht voll Angst das Licht – man hört noch laute Kampfgeräusche…

Inszeniert hat diesen Film Raymond McCarey, Bruder des bekannteren Komödienregisseurs Leo McCarey. Richard Cramer spielt den Richter, Vivien Oakland seine Frau und Arthur Housman den Betrunkenen. Das Ganze wirkt tatsächlich wie ein sinnloser Klamauk, aber ich denke, es ist eine allgemeine Erfahrung, daß man die besten Absichten hatte und doch in eine peinliche oder verfängliche Situation gerät, in der man sich bis auf die Knochen blamiert. Die Komik bei Laurel und Hardy erwächst auch oft daraus, daß sie wie zwei Kinder agieren, die die Erwachsenenwelt nicht verstehen können. Wenn sie verheiratet sind, wirken sie meist eher wie die Kinder ihrer Ehefrauen (besonders im legendären Langfilm „Söhne der Wüste“). Ich finde es immer erstaunlich, wie das Team es schaffte, Filmteile, die kaum etwas miteinander zu tun hatten, zusammenzufügen – hier die Suche nach dem Schlüssel, der Einbruch ins Haus und die „Orgie“ mit der Frau des Richters. Man spricht davon, daß Gags „gemolken“ (also bis ins Letzte ausgespielt) wurden. Nur eine Spezialität von Laurel und Hardy kommt hier nicht vor: der Slowburn (siehe etwa den Kurzfilm „Big Business“). Eigentlich könnte ich hier über mindestens 20 geniale Laurel-und-Hardy-Filme schreiben.

pecush 16.10.2022 16:52

Laurel und Hardy habe ich als Kind gerne gesehen, reizt mich heute nicht mehr. Außer den Oxford-Film, da hat Peter Cushing einen Auftritt.

Peter L. Opmann 16.10.2022 17:47

"Dick und Doof als Studenten" gehört nicht zu meinen Favoriten. Ich denke, die ganz große Zeit von Laurel und Hardy war etwa 1929 bis 1933. Dieser Film ist von 1940. Mit wundert etwas, daß Hal Roach da immer noch Produzent ist. Laurel und Hardy wechselten wie Buster Keaton zu MGM. Stan Laurel, der viele witzige Szenen ausgearbeitet und teils auch improvisiert hat, bekam damit ähnliche Schwierigkeiten wie Buster Keaton. Aber der Abstieg des Duos verlief viel langsamer. "A Chump at Oxford" kann man sich immer noch ganz gut ansehen, aber Stan als Gelehrter überzeugt nicht so richtig, und die wilde Komik der frühen Filme ist dahin.

wikipedia bietet einen Ausschnitt aus einer Kritik von Graham Greene. Für mich überraschend vergleicht er Laurel und Hardy mit Charlie Chaplin, was man glaube ich nicht tun sollte. Mit ihren besten Filmen reichen sie wohl schon an Chapliin heran, aber man kann das eigentlich nicht vergleichen, allein weil Chaplin 15 Jahre früher dran war als Laurel und Hardy.

Peter L. Opmann 16.10.2022 20:20

Mir geht gerade durch den Kopf, daß dieser Film, „Gelächter in der Nacht“ (1932), eigentlich völlig veraltet und verstaubt ist. Man merkt es nicht, weil die Komik immer noch so wirkt wie vor 90 Jahren.

Ich weiß nicht, wie die Verhältnisse in USA sind. Aber wer würde heute bei uns wegen Landstreicherei vor Gericht kommen? Und würde sich dann nicht irgendeine Sozialeinrichtung der Sache annehmen? (Bei Langzeit-Obdachlosen vielleicht nicht, aber Laurel und Hardy wirken so, als hätte sie die Wirtschaftskrise eben aus ihren Jobs katapultiert.)

Würde heute noch jemand einem Betrunkenen helfen, der im Regen nach seinem Autoschlüssel sucht? Würde der dann zwei abgerissene Typen mit nach Hause nehmen? Vielleicht haben sich Laurel und Hardy hier einfach von „Lichter der Großstadt“ inspirieren lassen, einem Film, der auch nicht unbedingt ganz realistisch war.

Sicher würde eine Frau heute nicht mehr in Ohnmacht fallen, wenn sie zwei Unbekannte in ihrem Haus sehen würde. Ich bin nicht ganz sicher, wie sie reagieren würde, aber da sich Laurel und Hardy nach wenigen Augenblicken als völlig harmlos entpuppt hätten, würde sie sie entweder eigenhändig rauswerfen oder die Polizei rufen.

Das abschließende unfreiwillige Techtelmechtel hat allerdings meiner Ansicht nach nichts von seiner unschuldigen Schmierigkeit verloren. Das ist auch heute noch – ein bißchen – gewagt. Die Frau verhält sich nicht normal, was nur durch den Alkoholeinfluß zu erklären ist (allerdings wird sie schneller betrunken, als der Alkohol ins Blut kommen kann). Und beim Verhalten von Laurel und Hardy muß man ihre Kindlichkeit in Betracht ziehen, sonst wäre zu erwarten, daß da etwas passiert, was in die Richtung von dem geht, was Richter Richard Cramer denkt. Ich lese, in den Niederlanden war der Film bei Erscheinen wegen der abschließenden Szenen verboten. Ich könnte mir vorstellen, daß das auch in anderen Ländern, etwa in Deutschland, so hätte laufen können. Vielleicht haben die Zensoren bei einem „Dick und Doof“-Film nicht so genau aufgepaßt…

Peter L. Opmann 17.10.2022 08:22

Gehen wir mal zum Western über. Ich schreibe über einen, der vielleicht nicht allzu bekannt ist: „Der Besessene“ (1961) von und mit Marlon Brando. Ich glaube, abgesehen von „Duell am Missouri“ ist das sein einziger Western – vielleicht könnte man noch „Ein Mann wird gejagt“ (1966) dazuzählen; der spielt zwar im Texas der Gegenwart, weist aber Westernelemente auf, und Brando spielt einen Sheriff.

Doch zurück zu „Der Besessene“ („One-eyed Jacks“). Es ist auch Brandos einzige Regiearbeit. Ich glaube, der Film hat damals viele Erwartungen des Publikums enttäuscht (nicht in Bezug auf Brando, aber in Bezug auf einen Western). Er war ein Mißerfolg, und die 1960er Jahre hindurch hatte Brando keine richtigen Kassenerfolge mehr. Er war dennoch eine lebende Legende, so daß er dann für Cameoauftritte in „Superman“ (1978) und „Apocalypse Now“ (1979) Rekordgagen einstreichen konnte. Ich habe gelesen, daß bei „Der Besessene“ eigentlich Stanley Kubrick Regie führen sollte. Aber Brando konnte sich mit ihm nicht über die Inszenierung einigen (das wiederholte sich dann bei „Meuterei auf der Bounty“, wo eigentlich Carol Reed Regie führen sollte). Daher übernahm er hier selbst die Regie, und er lieferte – anders als etwa John Wayne bei „Alamo“ – keine schlechte Arbeit ab.

Was ist das Besondere an diesem Western? Wie wohl kaum je vorher führt er einen sehr ambivalenten, beinahe bösen Helden vor. In der Buchvorlage ging es um Billy the Kid (der Name fällt im Film nicht), aber so böse hatte ihn nicht einmal Paul Newman dargestellt. Brando arbeitet als Bankräuber mit einem Kumpan zusammen, der wie ein väterlicher Freund erscheint (Karl Malden). Ein Coup geht allerdings schief, Brando und Malden werden auf der Flucht gestellt. Malden verspricht, kurz bevor sie geschnappt werden, er werde frische Pferde holen, macht sich aber mit der Beute davon und läßt Brando im Stich. Darauf hängt Malden die Gangsterkarriere an den Nagel, wird ein braver Bürger und sogar zum Sheriff eines kalifornischen Nests gewählt. Niemand weiß etwas von seiner Vergangenheit.

Nach Jahren im Gefängnis taucht Brando bei Malden auf. Er sieht, daß Malden geheiratet und auch eine hübsche Stieftochter hat. Malden gegenüber beteuert er, er habe für seine Verbrechen bezahlt und wolle nun auch bürgerlich werden. In Wahrheit plant er, seine Familie zu zerstören, was er dann auch tut. Speziell die Stieftochter verführt er, um ihr dann zu erklären, sie sei nur ein Werkzeug seiner Rache. Malden versucht, Brando unschädlich zu machen, stellt ihm eine Falle, zerschmettert seine Schußhand und wirft ihn wieder ins Gefängnis. Brando bricht aber aus, versteckt sich, bis seine Hand wieder geheilt ist, und kehrt zurück, um Malden zu töten.

Der Zuschauer ist gezwungen, alles aus der Perspektive Brandos zu sehen und mit ihm mitzufühlen. Dabei zieht der Film ihn unwiderstehlich in seinen Bann. Eine sehr eigenartige Erfahrung, was es in späteren Filmen natürlich auch gibt, aber was damals ziemlich ungewöhnlich war. Der Film spielt im US-mexikanischen Grenzgebiet, und das kalifornische Pazifikufer bildet den Hintergrund – ich kenne sonst keinen Western, in dem das Meer zum Naturerlebnis gehört.

Den Brando-Rebellen finde ich in anderen Filmen wie „Die Faust im Nacken“ oder auch „Meuterei auf der Bounty“ noch überzeugender. Aber „Der Besessene“ ist einer meiner Lieblingswestern. Die Linie hin zu Sam Peckinpah und Italowestern wie „Leichen pflastern seinen Weg“ ist unverkennbar.

pecush 17.10.2022 09:58

Zu Western kann ich mich nicht wirkklich äußern; aber ich habe am Wochenende dann endlich mal wieder "Im Westen nichts Neues" gesehen; ganz groß und wichtig, auch wenn der arg verstümmelt ist und daher in meinen Augen schwieriger zu schauen ist als z.B. "Die Brücke".
Interessant beim "Westen" finde ich, dass Lew Ayres - Paul Bäumer in zahlreichen Produktionen der 70er und 80er nochmal mitgespielt hat, "Kampfstern Galactica", "Columbo", "Brennen muss Salem".

Peter L. Opmann 17.10.2022 10:16

Ich würde sagen, "Im Westen nichts Neues" ist ein Kriegs- oder Antikriegsfilm. Ich habe den von 1930 auf Video, aber schon lange nicht mehr gesehen. Müßte ich mal wieder machen.

Kriegsfilme finde ich ein bißchen schwierig. Kriegführen hat auch eine gewisse Faszination, auch wenn man einen Film gegen den Krieg dreht. "Apocalypse Now" ist fafür ein gutes Beispiel. Coppola hat sich alle Mühe gegeben, den Vietnamkrieg anzugreifen. Die Doku "Hearts of Darkness - Reise ins Herz der Finsternis" vermittelt das glaube ich ganz gut. Coppola sagte, die Dreharbeiten auf den Philippinen waren selbst wie der Krieg. Aber Figuren wie Robert Duvall oder auch der durchgeknallte Colonel Kurtz (Marlon Brando) sind trotzdem auf ihre Weise attraktiv.

"Im Westen nichts Neues" zeigt aber wohl schon die Sinnlosigkeit des Krieges und wurde folgerichtig dann von den Nazis verboten.

pecush 17.10.2022 10:21

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 801861)
Ich würde sagen, "Im Westen nichts Neues" ist ein Kriegs- oder Antikriegsfilm.

Ich sage nichts anderes; mein Übergang war vielleicht nicht so gut. ;)

Peter L. Opmann 17.10.2022 11:16

Mir fallen noch zwei Antikriegsfilme ein, die zumindest nicht im Verdacht stehen, doch den Krieg zu verherrlichen. Der eine ist „Die Marx Brothers im Krieg“ („Duck Soup“) von 1933, den manche als ihren besten Film ansehen. Der andere ist „Dr. Seltsam oder: Wie ich die Bombe zu lieben lernte“ („Dr. Strangelove or How I learned to stop worrying and love the Bomb“) von 1964.

Allerdings kommt mir auch eine Passage aus Kurt Vonneguts Roman „Schlachthof fünf oder: Der Kinderkreuzzug“ in den Sinn, in der er so etwa sagt: „Jemand fragte mich, ob ich immer noch an meinem Antikriegsroman arbeite, und sagte: Warum schreiben Sie nicht einen Antigletscher-Roman? Er meinte damit, daß es Gletscher immer geben wird (das war freilich vor der Klimakrise – meine Anmerkung) und man dagegen ebensowenig etwas schreiben kann wie gegen den Krieg.“

Peter L. Opmann 18.10.2022 07:54

Hier eine Komödie aus den 40er Jahren, die vielleicht auch nicht sehr bekannt ist: „Die unvergessliche Nacht“ („Remember the Night“) von Mitchell Leisen (1940). Ich habe den Eindruck, Mitchell Leisen ist selbst in Vergessenheit geraten, dabei war er damals einer der besten Komödienregisseure. Und man kann sich seine Filme aus den 30er und 40er Jahren heute noch gut angucken (finde ich jedenfalls).

„Remember the Night“ ist zugegeben etwas sentimental, aber der Film trifft bei mir eine Gefühlsebene, so daß ich ihn mir schon mehrmals angesehen habe. Die Hauptrollen spielen Fred MacMurray und Barbara Stanwyck. Sie ist eine Juwelendiebin in New York. Nachdem sie bei ihrem letzten Coup geschnappt worden ist, muß sie vor Gericht, wo sie von MacMurray angeklagt wird. Ihr Verteidiger versucht, die Jury für sie einzunehmen, indem er schildert, wie ihr die Juwelen völlig die Sinne verwirrt haben. Da es kurz vor Weihnachten ist, nutzt MacMurray die Gelegenheit, Stanwyck auf jeden Fall einige Tage hinter Gitter zu bringen, indem er ein psychologisches Gutachten beantragt. Das kann erst nach den Feiertagen erstellt werden; also muß sie in Untersuchungshaft bleiben. Anschließend hat er aber doch Mitleid mit ihr, löst sie wieder aus dem Knast aus und nimmt sie mit zu seiner Mutter und seiner Familie im Mittleren Westen, wo er traditionell die Feiertage verbringt. Es wird klargestellt, daß er das nicht getan hat, um ihr an die Wäsche zu gehen. Da sie keine feste Wohnung hat, erklärt sie sich darauf bereit mitzukommen.

Den Rest des Films kann man kurz zusammenfassen. Stanwyck erlebt ein heimeliges Weihnachtsfest mit einfachen Ländlern (nicht Rednecks), wie sie es als abgebrühte New Yorkerin überhaupt nicht kennt. Als es an die Rückfahrt geht, will Mac Murray sie laufenlassen, aber sie ist zu der Einsicht gekommen, daß sie ihre Strafe verdient hat und sich vom Richter verurteilen lassen muß. Bei der Fortsetzung der Verhandlung agiert MacMurray absichtlich so ungeschickt, daß die Verteidigung den Prozeß gewinnen muß. Schließlich legt sie aber ein Geständnis ab. Nachdem sie ihre Gefängnisstrafe abgesessen hat, werden sie und MacMurray ein Paar sein (hach ja…).

Mir geht der Film wirklich ans Herz, auch durch die Schilderung des einfachen Lebens im Mittleren Westen. Letztlich wird die nicht sehr ungewöhnliche Erkenntnis vermittelt, daß man nicht reich sein muß, um glücklich zu sein. Aber Mitchell Leisen inszeniert das meisterhaft. Mich erinnert sein Stil ein bißchen an Ernst Lubitsch, nur geht es bei ihm nie um Unmoral. Fred Mac Murray ist ein sehr guter All-american Boy, auch wenn er hier Jurist ist. Barbara Stanwyck muß 1940 als äußerst toughe Frau rübergekommen sein, was ja aber ihrem Image voll entspricht. Ich greife immer zu, wenn mir ein Stanwyck-Film in die Finger kommt – und ich bin bisher noch nicht enttäuscht worden.

Peter L. Opmann 18.10.2022 19:12

Der Film ist wohl doch zu abseitig... :D

Aber wie ich sehe, gibt's den auf youtube (bloß in Englisch) in voller Länge. Der Trailer ist nicht so aussagekräftig.

pecush 19.10.2022 06:50

Ich kenne ihn nicht. Mag daran liegen, dass ich alte Komödien nicht unbedingt verfolge.

Crackajack Jackson 19.10.2022 07:09

Ich werde ihn mir mal ansehen, wenn mein Englisch gut genug ist und ich dem Film folgen kann.
Danke für den Tipp.

Peter L. Opmann 19.10.2022 07:47

Na, dann hat sich die Besprechung doch gelohnt...

Dann mal wieder ein Klassiker, von dem zumindest jeder mal gehört haben sollte: „African Queen“ von 1951. Ein Abenteuerfilm, der aus dem Rahmen fällt. Am Rande ist das auch ein Kriegsfilm, aber einer, in dem der Krieg gewiß nicht zum Abenteuer wird. Regisseur war John Huston.

Muß ich die Story nacherzählen? Naja, vielleicht hat nicht jeder den Film genau im Kopf. Es beginnt bei einem britischen Missionar in Ostafrika und seiner Gemeinde (Robert Morley – damit sind wir sozusagen wieder in der Nähe von „Miss Marple“). Ein kanadischer Bootskapitän (Humphrey Bogart) kommt bei ihm und seiner Schwester (Katherine Hepburn) gelegentlich vorbei und hält so die Verbindung zur Zivilisation aufrecht. Der Erste Weltkrieg ist gerade ausgebrochen, aber hier in Afrika ist das weit weg – Bogart weiß auch nicht so genau, wer da eigentlich gegen wen kämpft. Nachdem er abgedampft ist, kommen jedoch deutsche Soldaten auf einer Strafexpedition ins Dorf und brennen alles nieder, auch die Kirche. Der Missionar verliert den Verstand und stirbt bald darauf. Als Bogart zurückkehrt, trifft er nur noch Hepburn an. Bevor sie noch einmal in den Krieg hineingezogen werden kann, nimmt er sie auf seinem Boot, der „African Queen“, mit.

Doch wohin nun? Da zeigt Hepburn, bisher nur durch ihre Frömmigkeit aufgefallen, überraschende Heldenqualitäten: Sie will das Boot auf den Viktoriasee steuern und dort das deutsche Kriegsschiff Luisa angreifen, um die deutsche Armee in Afrika zu schwächen. Bogart erklärt sie für verrückt, denn er weiß, daß der Weg auf dem Fluß bis zum See höchst gefährlich ist – und wie soll er es mit seinem Boot schaffen, ein großes Kriegsschiff zu zerstören? Der Großteil des Films zeigt die tatsächlich äußerst gefahrvolle Fahrt auf dem Fluß zum Viktoriasee (man spricht heute gern von „Heldenreise“).

Während dieser Fahrt ändert sich das Verhältnis von Bogart und Hepburn. Er ist eigentlich ein Mann, der Schwierigkeiten aus dem Weg geht und lieber in Ruhe einen Gin trinkt (er hat einen großen Vorrat Flaschen an Bord). Hepburn bewundert er eigentlich, weil sie eine feine Dame ist (aber auch gewissermaßen eine alte Jungfer). Als sie ihn zwingt, sich in den Krieg einzumischen, beginnt er zunächst, sie zu hassen. Je mehr Gefahren sie heil überstehen, desto mehr werden sie aber als Heldenpaar zusammengeschweißt. Ein „seltsames Paar“, was Huston augenzwinkernd vorführt.

Schließlich erreichen sie tatsächlich den Viktoriasee. Durch selbstgebastelte Torpedos verwandeln Bogart und Hepburn die „African Queen“ in eine Waffe. Beim Angriff auf die Luisa geht das Boot aber unter, und das Paar gerät in deutsche Kriegsgefangenschaft und wird zum Tode verurteilt. Sie bitten den deutschen Kapitän, sie vor ihrer Hinrichtung noch zu trauen, was er ihnen nicht abschlagen kann. Während der Zeremonie wird die Luisa dann von Trümmern der „African Queen“ getroffen, die explodieren und das Kriegsschiff ebenfalls zum Sinken bringen. Das ist glaube ich auch so ziemlich das Ende des Films.

Ein ungewöhnlicher Abenteuerfilm. Bogart, den man heute – abgesehen von „Casablanca“ – vor allem als Gangsterdarsteller kennt, war einige Jahre vorher auch ein abenteuerlicher Held (siehe „Der Schatz der Sierra Madre“, ebenfalls von John Huston). Er war aber für eine solche Rolle inzwischen eigentlich zu alt, was auch so gezeigt wird. Eine noch ungewöhnlichere Heldin war Katherine Hepburn, die ebenfalls als nicht mehr unbedingt jugendlich vorgeführt wird. Das Faszinierende an dem Film ist für mich ihre Beziehung und wie sie sich allmählich entwickelt.

Nicht unbedingt üblich war damals aber auch die Entscheidung, den Film quasi on location in Afrika zu drehen. Es heißt, Huston habe das vor allem so gewollt, weil er die Dreharbeiten benutzen wollte, auf Großwildjagd zu gehen. Er nahm dafür eine Menge Schwierigkeiten für den Dreh in Kauf; Afrika ist nicht unbedingt eine einfache Filmkulisse, wenn man nicht alles im Studio nachbaut. Die Entstehung des Films war Gegenstand eines weiteren Films: „Weißer Jäger, schwarzes Herz“.

Für mich stimmt die Mischung aus Spannung und Humor. Mit seiner genialen Erzählweise ist „African Queen“ für mich 70 Jahre nach seiner Herstellung noch unerreicht.

John Huston ist ein Regisseur, mit dem sich zu beschäftigen generell lohnt. In seinem Werk finden sich eine Menge einzigartige Filme, etwa „Misfits“ (der letzte Film von Marilyn Monroe und Clark Gable), „Die Nacht des Leguan“, und auch seine letzten drei Filme sind bemerkenswert: „Unter dem Vulkan“, „Die Ehre der Prizzis“ und „Die Toten“ (nach James Joyce). Richtige Komödien hat er allerdings, soweit ich sehe, nicht gedreht.

OK. 19.10.2022 11:23

African Queen läuft ab 06.12. wieder im Kino: https://www.bestofcinema.de/

Peter L. Opmann 19.10.2022 12:18

Oh, das wußte ich nicht. Danke für den Hinweis.

Im Kino habe ich den auch noch nicht gesehen - optisch lohnt sich das auf jeden Fall.

Ringmeister 19.10.2022 12:21

"Die Ehre der Prizzis" geht schon als schwarze Komödie durch.

Nante 19.10.2022 12:57

"Möchtest Du einen Keks?" :lol7:

Peter L. Opmann 19.10.2022 13:48

Zitat:

Zitat von Ringmeister (Beitrag 802331)
"Die Ehre der Prizzis" geht schon als schwarze Komödie durch.

Ja, okay. So wird der Film auch allgemein bezeichnet. Aber ich finde, die Betonung liegt auf "schwarz" und nicht auf "Komödie".

Noch was: Die youtube-Version von "Remember the Night" ist unvollständig. Anfang und Schluß des Films fehlen, das sind 15 bis 20 Minuten. Aber man bekommt einen Eindruck.

Peter L. Opmann 20.10.2022 07:21

Nachdem ich nun schon über einige Filme geschrieben habe, habe ich mir überlegt: Welche Genres habe ich eigentlich noch nicht berührt? Als erstes fiel mir Science Fiction ein.

SF ist ein etwas schwieriger Fall. Es gibt gute SF-Filme, über die man glaube ich nicht zu schreiben braucht, weil sie ohnehin Kult sind: „Alien“ und „Blade Runner“, die „Star Trek“-Serie, „2001 – Odyssee im Weltraum“, „Die Klapperschlange“ und so weiter. (Wobei sich die Frage stellt, ob das alles echte SF-Filme sind). Den ewigen Klassiker „Metropolis“ finde ich zwiespältig. Die Filme der 1950er und teils noch 60er Jahre finde ich auch problematisch, da sie inhaltlich und filmtechnisch überholt sind. Und bei manchen Filmen müßte ich ein paar Verrenkungen machen, um sie zu Klassikern zu erklären, weil sie zu sehr Filmkunst (Arthouse) sind: „Solaris“ zum Beispiel oder „Welt am Draht“.

Lange war ich sehr angetan von der Tricktechnik von Jack Arnold. Er stemmte sich mit seinen 50er-Jahre-Filmen gegen die FX-Unzulänglichkeiten und holte mit einfachen Mitteln für die Zeit Erstaunliches heraus. Beinahe hätte ich „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ („The Incredible Shrinking Man“) ausgesucht, aber meine Begeisterung für Arnold hat doch etwas nachgelassen. Außerdem ist wiederum fraglich, ob das ein echter SF-Film ist. Es gibt da nur Radioaktivität, die einen Mann ins Unendliche schrumpfen läßt. Immerhin psychologisch nicht uninteressant.

Letztlich habe ich mich für Tim Burtons „Mars Attacks!“ von 1996 entschieden. Der ist noch nicht 30 Jahre alt, aber wollen wir das mal nicht zu eng sehen. Burton nimmt alle Schwächen des Genres in den 50er Jahren auf und verwandelt den Stoff, der im selben Jahr auch von dem völlig anders gelagerten Emmerich-Film „Independence Day“ behandelt wurde, in eine sehr spaßige Parodie. (Die Special Effects sind gut.) Burton arbeitete fast gleichzeitig auch an „Ed Wood“. Wood war ein Trash-Regisseur der 50er Jahre („Plan 9 from Outer Space“ ist zum Beispiel ein SF-Film, der als einer der schlechtesten Filme überhaupt gilt).

Die Story von „Mars Attacks!“ ist schnell erzählt und auch nicht das Besondere an dem Film: Marsianer kommen auf die Erde (natürlich landen sie in Washington). Die Menschheit rätselt zunächst, was sie wollen und wie mit ihnen umzugehen ist. Unter Führung des US-Präsidenten (und dem Einfluß der Hippie-Kultur) entscheidet man sich, sie freundlich willkommen zu heißen. Aber die Marsianer wollen bloß die Erde erobern und verfügen zu diesem Zweck auch über eine weit überlegene todbringende Technologie. Am Ende werden sie aber auf ähnliche Weise gestoppt wie in H. G. Wells‘ „The War of the Worlds“, nämlich durch einen toxischen Reiz, den sie von ihrer Welt nicht kennen: Country Music. (Bei Wells war es, realistischer gedacht, ein Virus.)

Burton hat das unglaublich detailverliebt inszeniert, und in seinem Cast gibt es fast nur Stars (dieser Zeit) von Jack Nicholson bis Tom Jones (dem Sänger). Ich rechne es ihm hoch an, daß er Sylvia Sidney eine wichtige Rolle gegeben hat – sie war eine Hitchcock-Heldin der 30er Jahre. Es gibt also pausenlos etwas zu entdecken in diesem Film. Obwohl „Mars Attacks!“ einen sehr reizvollen SF-Rahmen hat, ist es letztlich vor allem eine Satire auf die amerikanische Welt der 90er Jahre (und vieles davon wird sich bis heute nicht geändert haben). Politiker sind dumm und nur an ihrer Außenwirkung interessiert. Ein Spiegelbild davon sind die Medien. Manche denken nur an ihr Geschäft und wollen die Mars-Invasion zu Geld machen. Andere sehen die Marsianer als esoterische Heilsbringer. Wieder andere reagieren rassistisch und sind wild entschlossen, sie mit ihrer Schrotflinte wegzupusten.

Für mich war der Film ein großer Spaß, und ich habe mich – obwohl es Trivialkultur ist – nicht unter Niveau unterhalten gefühlt. Ich mag viele Filme von Tim Burton, die beiden „Batman“s, „Edward mit den Scherenhänden“, „Beetlejuice“, „Charlie und die Schokoladenfabrik“ und den erwähnten „Ed Wood“. Und auch „Mars Attacks!“

pecush 20.10.2022 09:30

Tim Burton! :top:

Bei Mars Attacks habe ich schallend über das Finale gelacht; wunderbar.
Ed Wood ist ein wunderschöner Film.
Alles moderne Klassiker, zumindest für mich.

Im November gibt es ein Danny-Elfman-Homage-Konzert in der Alten Oper, Frankfurt. Da wollte ich gern hin.

Jack Arnold habe ich als Kind begeistert gesehen, da hat mir vor allem der Mister C. sehr gut gefallen. Müsste ich vielleicht nochmal schauen.

Peter L. Opmann 20.10.2022 11:44

Na, ich hatte Bedenken, ob "Mars Attacks!" vielleicht allgemein nicht so angesehen ist.

"Mister C" kann man sich schon ansehen. Das wird heute gern als frühe Reaktion auf die Frauenemanzipation gesehen. Frauen gingen ab dem Zweiten Weltkrieg verstärkt arbeiten, weil sie gebraucht wurden (viele Männer waren eingezogen). Die Männer sahen da schon ihre Patriarchenstellung in Gefahr - und Mister C wurde im Vergleich zu seiner Frau immer kleiner. Zuletzt lebte er in einem Puppenhaus!

pecush 20.10.2022 11:51

Ist er nicht zum Schluss sogar in den Mikrokosmos gegangen?

Peter L. Opmann 20.10.2022 11:58

Das Ende ist ziemlich philosophisch: Wie sehr kann man noch schrumpfen, und in was für eine Welt gelangt man dann? In der Puppenhaus-Phase hat C. seine Frau zum letzten Mal gesehen.

Marvel Boy 20.10.2022 20:40

C war ein prägender Film für mich.
Ich liebe die Phantastischen Filme, nicht nur SF. Seit Stummfilmzeiten hat es da immer wieder Perlen gegeben.
Je neuer die Filme werden umso belangloser wird die Masse der Filme, umso begeisterter bin ich dann wenn Künstler wie Tim Burton auftauchen und wirklich eine Geschichte erzählen ohne das Ganze in Teil 2-25 zu versauen.

Peter L. Opmann 20.10.2022 21:42

Freut mich zu hören.

Die Vorurteile über das Kino von heute teile ich - mehr oder weniger. Ich habe jedenfalls ein paar jüngere Freunde, mit denen ich mich manchmal zum Filmegucken treffe. Auf diese Weise bekomme ich mit, was heute so läuft und angesagt ist. Meist kann ich mich mit meinen Vorschlägen nicht durchsetzen. Dabei mache ich die Beobachtung, daß es meinen Freunden hauptsächlich um die Bildauflösung, die Bildschärfe und die Qualität der Special Effects geht. Was der Film erzählt, ist weniger interessant - gut wäre es, wenn es "schön brutal" zugeht.

Das finde ich schade. Ich lasse mir im Kino am liebsten eine Geschichte erzählen - nicht notwendig nur durch Gewalt. Und ich hatte jedenfalls in jüngeren Jahren das Gefühl, daß ich daraus auch etwas lernen kann, daß Nachdenken über Filme mich weiterbringt (über andere Kunstformen natürlich auch). Da habe ich den Verdacht, daß meine Freunde eher Zeit rumbringen wollen...

Marvel Boy 21.10.2022 06:14

Da schaue ich eher mit gleichaltrigen oder gleichgesinnten.
Gewalt ist eine Lösung wie der Handwerker zu sagen pflegt. Ein gewaltiger Kultfilm für mich ist zum Beispiel Tanz der Teufel mit seiner ausgefallenen Kameraführung.
Was Inhalte betrifft, ja es gibt sie noch, manchgmal auch in Action Spektakeln, ansonsten finde ich die auf dem Grabbeltisch wenn der Griff zu nicht US Produktionen geht.
Bildqualität ist durchaus etwas das ich möchte, hab aber auch noch ein VHS Gerät in Betrieb.

Peter L. Opmann 21.10.2022 07:16

Ich sehe mir durchaus auch Filme wie "The Wild Bunch" an (vielleicht fragt da jetzt jemand: Wo kommt in diesem Film Gewalt vor? :D ). Trifft hier nicht zu, aber allgemein akzeptiere ich Kinogewalt, wenn sie für das Erzählen der Geschichte notwendig ist. Bei "The Wild Bunch" wird Gewalt sehr stark ästhetisiert, Sterben wird ein Stilmerkmal. Aber in vielen Fällen ist Gewalt für heutige Zuschauer eher bloß noch Selbstzweck - man hat sich daran gewöhnt.

Ich erinnere mich an ein Interview mit Arthur Penn zu seinem Film "Bonnie und Clyde". Damals war es vorgeschrieben, daß man nicht in einem Bild sehen durfte, wie jemand erschossen wird. Man brauchte einen Schnitt zwischen dem Schuß und dem "Treffer". Penn zeigte aber, wie Clyde durch eine Auto-Frontscheibe schoß und den Autofahrer tötete - in einem Bild. Der Kopf wurde unmittelbar beim Schuß blutig. Penn sagte so etwa, er wollte verdeutlichen, daß eine Schießerei kein Spaß ist, sondern daß ein Schuß eine Wirkung hat. Das kann ich akzeptieren, aber es ist klar, daß man das, was Penn gemacht hat, nicht einfach endlos wiederholen kann.

Peter L. Opmann 21.10.2022 08:18

Jetzt will ich über zwei Filme schreiben, die vielleicht nicht so bekannt sind (bin mal gespannt).

Nummer eins:

„Das lange Elend“ („The Tall Guy“, 1989) ist eine britische Liebeskomödie, die eigentlich keine ungewöhnliche Geschichte erzählt, aber fast alle Klischees des Genres gegen den Strich bürstet. Jeff Goldblum verliebt sich in eine Krankenschwester (Emma Thompson), weiß aber nicht, wie er mit ihr in Kontakt kommen kann. Obwohl er Impfgegner ist (damals einfach wegen der Abneigung, gestochen zu werden, und nicht aufgrund von Verschwörungstheorien), empfehlen ihm Freunde, sich von ihr impfen zu lassen. Angeblich will er nach Afrika reisen und braucht dafür eine ganze Reihe prophylaktischer Impfungen. Leider passiert überhaupt nichts, wenn sie ihn impft – er traut sich weiter nicht, sie anzusprechen. Manchmal überläßt sie das Impfen sogar einem Grobian-Kollegen, und die Spritzen werden überdies immer umfänglicher („diese hier nennen wir Big Ben“).

Schließlich klappt es aber doch mit der Anmache. Emma Thompson erweist sich als überaus pragmatisch und ist bereit, sofort mit Goldblum ins Bett zu gehen. Das wird ebenfalls völlig anders dargestellt als üblich und unterlegt mit dem Madness-Hit „It must be Love“ (um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen: Es ist kein Softporno). Ab da sind sie – eine Weile – unzertrennlich.

Eigentlich beginnt der Film aber anders. Goldblum arbeitet als Gehilfe eines Londoner Theaterkomikers (Rowan Atkinson, besser bekannt als Mr. Bean). Er stellt sich aber gewöhnlich so tollpatschig an, daß er Atkinson regelmäßig seine Szenen ruiniert. Atkinson wird hier als Ekel präsentiert, der im wahren Leben kein bißchen komisch ist, sondern Goldblum lediglich als Fußabstreifer benutzt – erinnert mich an den Komiker, den Jerry Lewis in „King of Comedy“ gibt. Folgerichtig wirft er Goldblum raus, der nun arbeitslos ist. Im weiteren Verlauf des Films sehen wir einige Bemühungen von ihm, in der Unterhaltungsbranche wieder Fuß zu fassen. Da scheinen mir reale Erfahrungen eingeflossen zu sein. Schließlich bekommt er die Titelrolle in dem Stück „Der Elefantenmensch“; er tritt also ohne Dialoge auf.

Dann wird Goldblum von Thompson verlassen, ebenso Knall auf Fall, wie die Romanze begonnen hat. Sie hat den Verdacht, daß er eine andere Geliebte hat, und zieht umgehend die Konsequenzen. Der Rest des Films handelt davon, wie er – tollpatschig wie eh und je – versucht, sie zurückzugewinnen. Immerhin – als Zugeständnis an die Konventionen – schafft er es zum Schluß. Es wäre müßig, hier die Details der Story zu erzählen. Der Film ist zwar sehr gut gemacht, aber letztlich eben doch eine Liebeskomödie. Alles in allem werden hier aber sehr viele Handlungselemente einmal ganz anders dargeboten als gewohnt. Sehr gut gespielt und inszeniert und sehr unterhaltsam.

Der Regisseur Mel Smith war mir unbekannt. Er hat vor allem mit Rowan Atkinson zusammengearbeitet (vor ein paar Jahren ist Smith bereits gestorben). Bemerkenswert, daß Atkinson hier eine etwas undankbare, aber immerhin prägnante Nebenrolle hat. Später drehte Smith allerdings noch „Bean. Der ultimative Katastrophenfilm“ (der in meiner Reihe aber nicht auftauchen wird).

Peter L. Opmann 22.10.2022 07:12

Anscheinend kennt den Film tatsächlich niemand.

Hier die Nummer zwei:

1986 drehte der heute namhafte Jonathan Demme „Gefährliche Freundin“ („Something wild“). Das war noch vor „Das Schweigen der Lämmer“, und ich habe den Film nicht im Kino, aber nicht sehr lange nach dem Kinostart im Fernsehen gesehen. Demme hatte 1986 auch schon ein paar interessante Filme gemacht, darunter „Stop Making Sense“, den Konzertfilm der Talking Heads, doch ich bin durch „Gefährliche Freundin“ auf ihn aufmerksam geworden. Wikipedia nennt das eine „Krimikomödie“, aber das trifft es nicht. Es heißt auch, es handele sich um einen Genremix. Aber für mich ist das Spezielle an diesem Film, daß er mindestens zweimal von einem Genre in ein anderes wechselt, was sich aus der Handlung und ihren Wendungen ergibt, und das habe ich kaum mehr bei anderen Filmen gesehen – es sei denn, bei Parodien.

Das Drehbuch schrieb E. Max Frye, der für mich sonst nicht mehr in Erscheinung getreten ist. Aber es ist ein besonderes Drehbuch. Die Story beginnt als romantische Komödie, wenn auch mit exzentrischen Figuren, wird zu einem Roadmovie und mündet unversehens in einen Thriller. Jeff Daniels spielt einen Durchschnittstypen, der sich in New York in seinen Job reinhängt und nur ein klein wenig rebellisch ist. Als nach seinem Lunch niemand zum Kassieren kommt, verläßt er das Restaurant, ohne zu bezahlen. Melanie Griffith (wie wir erst später erfahren, ist sie mit einer Louise-Brooks-Perücke verkleidet) läuft ihm hinterher und stellt ihn zur Rede. Er denkt, sie sei Kellnerin, aber sie nutzt diese kleine Regelverletzung, um mit ihm anzubandeln. Sie bietet ihm an, ihn zu seinem Büro zu fahren, aber während der Fahrt wirft sie erst sein Sprechgerät (ein Handy kann das eigentlich noch nicht gewesen sein) aus dem Fenster und steuert dann aus der Stadt heraus, offenbar ins Blaue. Allmählich macht sie ihm Lust, alle seine Termine und Verpflichtungen zu vergessen und mit ihr in ein zunächst noch recht harmloses Abenteuer zu fahren.

Sie sind dann eine ganze Weile quer durch die Staaten unterwegs und leben von kleinen, augenzwinkernd inszenierten Betrügereien. Dabei entwickelt sich eine zarte Romanze – Daniels ist kein Draufgänger, sondern verhält sich ihr gegenüber sehr gentlemanlike. Außerdem ist er lieber etwas vorsichtig, denn sie wirkt ziemlich verrückt. Nach und nach erfährt er, daß sie nicht so heißt, wie sie zunächst behauptet hat, und daß sie wohl ein neues Leben beginnen will. Sie stellt ihn dann ihrer Mutter schon mal als ihren Ehemann vor. Bekannten erzählt sie sogar, daß sie beide zwei Kinder hätten. Jeff Daniels rückt seinerseits damit heraus, daß er kürzlich von seiner Frau verlassen wurde. Der Film wird also zunehmend ernster.

Die Stimmung kippt dann gänzlich, als bei einer Tanzveranstaltung Ray Liotta (der aus „Goodfellas“) auftaucht. Er ist in Wahrheit Melanie Griffiths Ehemann, saß aber eine Weile wegen schwererer Verbrechen im Knast und ist jetzt überraschend rausgekommen. Liotta ist natürlich nicht erfreut, seine Frau in den Armen eines anderen zu finden. Melanie Griffith sagt ihm sofort, daß sie mit ihm nichts mehr zu tun haben will und jetzt mit Jeff Daniels zusammen ist. Der weiß nicht recht, wie er sich verhalten soll – schließlich wirkt Liotta ziemlich gefährlich. Er fackelt auch nicht lange und nimmt Melanie Griffith einfach mit, auch wenn sie sich wehrt. Jeff Daniels folgt ihnen jedoch und wächst dabei gewaltig über sich selbst hinaus.

In einem Restaurant setzt er sich wenig später einfach zu Liotta und Griffith an den Tisch und sagt ihm frech, daß er jetzt mit ihr zusammen – geschützt durch die vielen Zeugen umher – das Lokal verlassen wird. Liotta läßt sich jedoch nicht so einfach ausbooten. Er überfällt Daniels in seinem Haus – und es kommt zu einem tödlichen Kampf. Daniels ist zwar hoffnungslos unterlegen, aber Melanie Griffith kommt ihm zu Hilfe, und Liotta stirbt an einem Messerstich in die Brust (eher ein Unfall als ein Mord). Im Zuge der juristischen Aufarbeitung der Geschehnisse verlieren sich Daniels und Griffith aus den Augen. Schließlich sehen wir Daniels, der offenbar zu seinem sicheren Job in NY zurückgekehrt ist, in seiner Mittagspause ein Lokal verlassen. Hinter ihm her kommt die Reggaesängerin Sister Carol, weil er seine Rechnung nicht bezahlt hat. Daniels ist überrascht, denn er hat fünf Dollar auf den Tisch gelegt. Auf dem Tisch war aber kein Geldschein. Da erscheint Melanie Griffith und winkt mit der Dollarnote. Daniels und Griffith steigen ins Auto und brausen davon; Sister Carol bleibt zurück und singt den Titelsong „Something wild“ (von den Troggs, hier aber in einer Reggaeversion).

So, jetzt habe ich, fürchte ich, kräftig gespoilert. Aber ich denke, man wird von dieser Geschichte mitgerissen, auch wenn man sie in groben Zügen schon kennt. Es ist ein Wechselbad der Gefühle. Man merkt, wie man als Kinozuschauer das Genre erkennt und sich schon mal darauf einstellt, wie der Film etwa laufen wird. Und dann muß man umdenken und fragt sich: Was kommt wohl als Nächstes? „Gefährliche Freundin“ hat zudem eine Menge kleinerer Vorzüge. Man bekommt beinahe dokumentarisch etwas vom Alltagsleben in (verschiedenen Gegenden der) USA mit – das erinnert mich ein bißchen an „Easy Rider“. Der Soundtrack mit Independent-Songs ist vorzüglich. Sehr gut sind auch die Schauspielerleistungen. Für Ray Liotta war dies sein erster größerer Auftritt. Wegen Jeff Daniels habe ich mir vor einiger Zeit den Film „The Answer Man“ auf DVD gekauft – und er ist auch da nicht schlecht.

Peter L. Opmann 22.10.2022 07:36

Oh, kleine Korrektur:

Der Troggs-Hit heißt "Wild Thing", der Film aber wie erwähnt "Something Wild".

OK. 22.10.2022 11:04

Zitat: "Anscheinend kennt den Film tatsächlich niemand."

Klar kenn ich den Film, aber im Gegensatz zu "Gefährliche Freundin", den ich als kleinen modernen Klassiker bezeichnen würde, ist "Das lange Elend" mMn kein Klassiker, auch kein kleiner. Und darum geht es doch laut Threadtitel.

In den Achtzigern gab’s aber zumindest noch jede Menge Filme, die heute als moderne Klassiker gelten. Ab den 90ern wird‘s da schon wesentlich dünner. Viele fallen mir da spontan neben "Das Schweigen der Lämmer" nicht ein.

Peter L. Opmann 22.10.2022 11:24

Kein Problem, OK.

Ist wohl normal, daß einer einen Film sehr mag, und ein anderer (eine andere) sagt: Der taugt nichts. Nachdem ich mich jedoch bemüht habe darzulegen, warum ich "The Tall Guy" gut finde, wäre es gut, wenn andere ihre Sicht auch begründen würden - würde mich jedenfalls interessieren.

Ansonsten kann hier natürlich jede/r seine/ihre eigenen Klassiker vorstellen - fände ich auch gut.

OK. 22.10.2022 11:45

Ich schrieb nicht, dass er nichts taugt.

Peter L. Opmann 22.10.2022 13:36

Ich hab' ja auch nicht behauptet, daß Du das gesagt hättest. :D

Peter L. Opmann 23.10.2022 07:18

Nochmal ein Film, der bei manchen Stirnrunzeln hervorrufen könnte: „Futureworld – das Land von Übermorgen“ von 1976 (Regie: Richard T. Heffron). Ich habe selbst überlegt, ob ich diesen Film unter „Klassiker“ einsortieren soll, aber jedenfalls kann ich ihn mir immer wieder ansehen. Vielleicht gefällt er mir deshalb, weil er in gewissem Sinn „Blade Runner“ vorwegnimmt. Es geht um Androiden, die von Menschen kaum mehr zu unterscheiden sind. Außerdem geht es um zwei Journalisten, die so lange hartnäckig recherchieren, bis sie einem Riesenskandal auf die Spur gekommen sind – das spricht mich als Vertreter dieser Zunft natürlich an.

Manches an dem Film ist zugegeben etwas peinlich. Es ist nämlich die Billig-Fortsetzung von „Westworld“, einem Film über einen außer Kontrolle geratenen Freizeitpark von Michael Crichton. Dessen Star war Yul Brynner als schwarzgekleideter „Gunslinger“. Nicht verwendete Szenen von Brynner wurden in „Futureworld“ als Traumsequenz verwurstet. So wirkte also der Star des Films an den Dreharbeiten überhaupt nicht mit (und kostete auch keine Gage). Gedreht werden durfte im NASA Space Center in Huston – so sparte man sich teuren Kulissenbau, stellte das aber als großen Vorzug des Films hin. Tatsächlicher Star bei „Futureworld“ ist Peter Fonda, der seine Sache trotz vermutlich bescheidener Bezahlung gut macht. Er spielt einen der beiden erwähnten Journalisten. Und der Film ist überraschend gut inszeniert mit einer gekonnten Mischung aus Spannung und satirischen Elementen.

Also von Anfang an: Fonda (Motto: „Ich mach‘ aus jeder Geschichte was.“) soll von einem Informanten einen Tip erhalten, aber der wird umgebracht, bevor er reden kann. Er kann nur noch hervorröcheln, daß es mit Futureworld zu tun hat. In Westworld waren gleich bei der Eröffnung mehrere Besucher getötet worden, weil die Roboter in dieser Westernkulisse nicht mehr steuerbar waren und scharf schossen, was dem Geschäft verständlicherweise schadete – Westworld wurde geschlossen. Die Freizeitpark-Firma hat nun den Park völlig überarbeitet, vergrößert und verbessert und lädt eine Horde Journalisten ein, damit die sich selbst überzeugen, daß „Futureworld“ nun völlig sicher ist (genauso wie der „Jurassic Park“). Fonda geht natürlich hin.

Allerdings zieht er damit den Zorn von Blythe Danner (im wahren Leben die Mutter von Gwyneth Paltrow) auf sich. Sie ist Fernsehjournalistin (während er für eine Zeitung arbeitet) und hat Sorge, daß er ihr eine schöne Story wegschnappen oder vermasseln wird. Aber der Zeitungsherausgeber, dem auch der TV-Sender gehört, ordnet an, daß Fonda und Danner beide die Geschichte machen. Der Futureworld-Centerleiter (Arthur Hill) hat eine klare Strategie: völlige Offenheit. Die Journalisten dürfen sich überall umsehen und sich überzeugen, daß alles einwandfrei funktioniert.

Fonda weiß zuerst nicht, wonach er suchen soll, und Danner ist genervt, weil sie eigentlich einen schönen Werbefilm drehen will. Dann stößt Fonda aber auf einen Roboterkonstrukteur (Stuart Margolin), der auspackt. Genaues weiß er zwar auch nicht, aber er führt Fonda zu einem Bereich des Parks, wo geheimnisvolle Dinge vor sich gehen. Zusammen mit Danner dringen sie da ein und sehen mit Entsetzen, daß dort Androiden gebaut werden, die exakt so aussehen wie die Besucher dieses PR-Termins (darunter auch eine Auswahl der Reichen und Schönen) und sie aus dem Weg räumen und dann ersetzen sollen. So geht die Firma sicher, daß über „Futureworld“ anschließend nur Positives berichtet wird.

Fonda und Danner wollen so schnell wie möglich abhauen, wobei sie entdecken, daß auch Hill ein Android ist. Auf ihrer Flucht durch „Futureworld“ begegnen sie dann auch ihren bereits fertigen Doppelgängern, die den Auftrag haben, sie zu beseitigen. – Ich erzähle wieder den Schluß, okay? Ein Haken bei dem Doppelgänger-Duell ist, daß die Androiden ihren Vorbildern wirklich in jeder Hinsicht gleichen. Peter Fonda ist ein schlechter Pistolenschütze, also ist es sein Android auch. Dagegen ist Danner als gute Amerikanerin eine exzellente Schützin. Sie bekommt mit der Androiden-Blythe (die ebenso todsicher trifft) daher nur ein kurzes Shoot-out. Fonda turnt dagegen in der gesamten Kulisse herum, weil er seinen Androiden nicht erschießen kann und der ihn ebensowenig. Einer stößt den anderen schließlich in die Tiefe.

Es scheint, als hätten sich die Androiden durchgesetzt. Beim Abschied bauen sich Fonda und Danner unschuldig lächelnd vor dem Chef-Androidenbauer auf und versichern, sie hätten über Futureworld nur Gutes zu sagen. Dann gehen sie weiter zum Zug, der sie aus dem Freizeitpark wegbringen wird, und im letzten Moment dreht sich Fonda um und zeigt den Stinkefinger.

„Futureworld“ ist ein AIP-Produkt (American International Pictures mit seinem Haupt-Regisseur Roger Corman war etwa 30 Jahre lang das wichtigste Independent-Studio in Hollywood). Man merkt dem Film hier und da schon die Sparauflagen an. Aber es sind frühe Computertricks enthalten, und dem Film liegt ein ordentliches Drehbuch zugrunde, mit dem der Plot von „Westworld“ nicht nur einfach wiederholt wird und das so viele originelle Einfälle aufweist, daß man von der Billigproduktion meist abgelenkt wird.

Zwar werden Journalisten wie oft im Film mit Detektiven verwechselt, aber man sieht sie auch in ihrer Funktion als unkritische Werbeknechte. Zudem werden hier schon Fragen aufgeworfen, die knapp zehn Jahre später in „Blade Runner“ noch erheblich vertieft werden. Wobei auch „Blade Runner“ einem Denkfehler unterliegt, auf den Stanislaw Lem hingewiesen hat: Wie können Androiden für die Menschheit gefährlich sein, wenn sie selbst durch künstlich eingepflanzte Erinnerungen gar nicht wissen, daß sie Androiden sind? Bei „Futureworld“ haben sie keinen eigenen Willen; der Widerspruch setzt schon früher ein: Wie kann es sein, daß der Fonda-Android so rebellisch wie sein Vorbild ist (eben eine genaue Kopie), aber gleichzeitig genau das tut, wofür ihn seine Erbauer programmiert haben? Trotzdem für mich gute Unterhaltung.

Phantom 23.10.2022 15:08

Ich werde zu diesem Thread wohl nichts beitragen können, was man nicht auch in der Wikipedia findet. Aber um zu zeigen, dass ich hier mitlese, ein paar spontane Gedanken:

Comics, die ich als Jugendlicher gelesen habe, habe ich (wenn sie gut waren) drei-, viermal gelesen. Deswegen kann man mich nachts um drei wecken, und ich könnte sofort ohne Pause über die (für mich) besten Geschichten von Barks, Raymond, Franquin, Kirby dozieren.

Filme, die ich als Jugendlicher gesehen habe, habe ich meist genau einmal gesehen. Videorekorder waren für mich außer Reichweite, Filme habe ich spätabends im 3. Programm gesehen (da gab es in den 80ern noch s/w-Klassiker) oder eben im Kino. Von vielen Filmen weiß ich noch, dass ich sie gesehen habe und dass ich sie gut oder schlecht fand, aber im Detail darüber diskutieren könnte ich heute nicht mehr.

Erst viel später, nach der Studentenzeit, habe ich mir einen DVD-Player geleistet und angefangen, Klassiker auf DVD zu sammeln. Allzu riesig ist meine Sammlung aber nicht; viele Filme schauen kostet ja auch Zeit, die hätte ich als Student gehabt, aber damals hatte ich ja noch keine DVDs.

Weil ich an alles gern analytisch rangehe, habe ich mir noch als Schüler die beiden Gregor/Patalas-Bände "Geschichte des Films" (von Rowohlt) gekauft. Ich war völlig baff, was es alles gibt, und hatte keine Ahnung, wie man denn an diese ganzen Filme rankommen könnte. Manchmal gab es dann einen der dort genannten Filme im Programmkino, dann musste ich den unbedingt sehen. Leider war es manchmal nicht vorteilhaft, schon viel darüber gelesen zu haben, manche Filme haben mich deswegen wohl weniger beeindruckt, als wenn ich unvoreingenommen rangegangen wäre. Was man als "Klassiker" empfindet, hängt eben viel von der Situation ab, in der man den Film zum ersten Mal gesehen hat.

Glück hatte ich z.B. mit Citizen Kane, ich wusste vorher noch nicht, was es mit Rosebud auf sich hat. Dieser Film hat mich total beeindruckt, die Erzählstruktur mit den verschiedenen Blickwinkeln und dann natürlich die letzte Einstellung, mit der Rosebud plötzlich Sinn ergibt. Den Film habe ich (auf DVD) schon mehrmals wieder angesehen, und ich bin immer noch begeistert.

All-time-favorites bleiben für mich viele Billy-Wilder-Filme. Das Apartment, witzig und traurig, der perfekte Film aus meiner Sicht. Some like it hot, Double Indemnity, Sunset Boulevard; das schaue ich alles immer wieder und bin nie gelangweilt.

Als Student bin ich sicher jede zweite Woche ins Kino; es war die Zeit von Fargo, Schweigen der Lämmer, Forrest Gump, Schindlers Liste. Was für Filme. Wann war ich zum letzten Mal im Kino? Vor drei Jahren, vor vier Jahren? Kino ist ja auch sehr teuer geworden, und wenn dann Leute aus der Generation Smartphone im Raum sind, die keine zwei Stunden von ihrem Handy lassen können (weshalb ständig im dunklen Raum Licht vom Handy aufblitzt), werde ich misanthropisch und sehne mich nach dem Sofa und dem DVD-Player zu Hause.

Und wo sind die Filme, die ich unbedingt sehen will? Dieses ganze Action-CGI-Special-Effects-Zeug interessiert mich nicht, ich will eine Geschichte erzählt bekommen, die mich packt, überrascht, lachen oder bangen lässt. Vor zehn Jahren habe ich auf Langsteckenflügen Filme noch unter "aktuell im Kino" ausgewählt ("toll, sehe ich den Film schon, bevor er auf DVD kommt"), mittlerweile ist da meist nichts mehr dabei, was mich interessiert, und dann wird es doch wieder ein Klassiker. (Ich habe tatsächlich Keatons General vor ein paar Monaten zum ersten Mal gesehen, weil Lufthansa ihn in diesem Jahr unter den "Klassikern" angeboten hat.) Diese Erfahrung nennt man wohl Altwerden.

So, jetzt gehe ich wieder in den Lesemodus. Es sei denn, es wird mal über Wilder, Hitchcock, Chaplin oder Allen diskutiert.

Peter L. Opmann 23.10.2022 15:26

Hallo Phantom, danke für Deine Gedanken. Für mich ist es schön zu erfahren, daß mein Geschreibsel nicht allen am A... vorbeigeht, sondern jemand die Dinge sogar ganz ähnlich sieht wie ich.

Du hast recht: Filme gucken kostet Zeit (manchmal sogar deutlich mehr als 90 Minuten). Deshalb bin ich mit Kino auch sehr vorsichtig geworden. Früher hätte ich gedacht: Der Film war zwar schwach, aber es war eine Erfahrung. Mein letzter Kinobesuch war zum Udo-Lindenberg-Film "Mach dein Ding!", der inzwischen schon in der ARD lief.

Die meisten Filme, die Du nennst, gehören auch zu meinen Favoriten - bis auf "Das Apartment"; der ist gut, aber nicht sooo gut (finde ich). Bei Hitchcock habe ich schon überlegt, mir den mal vorzunehmen, und Billy Wilder und Woody Allen werden hier sicher auch vorkommen. Chaplin habe ich ja schon gestreift ("Lichter der Großstadt", "Rampenlicht"), und "Sunset Boulevard" wurde von jemand anderem erwähnt.

Rusty 23.10.2022 16:11

Zitat:

Zitat von OK. (Beitrag 802808)
Ab den 90ern wird‘s da schon wesentlich dünner. Viele fallen mir da spontan neben "Das Schweigen der Lämmer" nicht ein.

Zwei meiner Lieblingsfilme nach den Novellen von Stephen King und mMn Klassiker ...

1994
Die Verurteilten
Regie + Drehbuch: Frank Darabont

1999
The Green Mile
Regie + Drehbuch: Frank Darabont

Und als Nachreichung (aber aus den 80ern) ...

1986
Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers
Regie: Rob Reiner
Drehbuch: Bruce Evans + Raynold Gideon

Phantom 23.10.2022 17:03

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 802997)
Früher hätte ich gedacht: Der Film war zwar schwach, aber es war eine Erfahrung.

Ja, das kenne ich auch, dass ich dachte "schlechter Film, aber ich weiß jetzt mehr als vorher, hat sich doch gelohnt". Mit Comics ging mir das früher auch so. Ich glaube, da schwang bei mir so ein Gefühl mit, dass ich irgendwann mal alle Comics und alle Filme kennen möchte, also muss ich auch die schlechten gesehen haben. Und dann habe ich plötzlich die eigene Endlichkeit realisiert.

Eine Frage wäre noch, was denn eigentlich einen Film zu einem "Filmklassiker" macht. Nur das Alter? Dann wären alt und klassisch ja dasselbe, das kann es nicht sein. "Alt" und "gut"? Aber was ist ein "guter" Film, das wäre ja sehr subjektiv. Müssen viele Leute übereinstimmen, dass ein Film ein Klassiker ist, damit es ein Klassiker sein kann? Wenn ja, wie viele? (Wenn es zu viele wären, wäre ich schon wieder skeptisch...)

Muss der Film irgendeine Innovation haben, eine neue Schnitt- oder Kameratechnik (subjektive Kamera, steady cam), ein neues Erzählmuster (mit dem Ende beginnen), einen Tabubruch (zum ersten Mal Ehebruch oder Homosexualität thematisieren), eine ikonische Einstellung (ein hochwehender Rock über einem U-Bahn-Schacht), eine eingängige Filmmusik (La strada)? Reicht es, "nur" tolle Schauspieler, ein gutes Drehbuch und einen guten Regisseur gehabt zu haben? Oder muss er "zeitlos" sein, also auch nach 50 Jahren noch ernst genommen werden können?

Vielleicht könnte man danach suchen, welche alten Filme denn keine Klassiker im engeren Sinn sind und warum nicht. Spontane Beispiele dafür:

1) Viele Westernfilme der 30er bis 60er Jahre. Habe ich als Kind gern gesehen, jetzt schaue ich mir die meist nur noch an, wenn ich im Hintergrund Landschaften aus meinen USA-Urlauben erkennen kann. Aber diese Formel "starker Mann besiegt (=erschießt) im Alleingang böse Schurken und/oder Indianer, treue und anschmiegsame Frau wartet zu Hause am Herd auf ihn" wirkt doch heute zu altbacken. (Ausnahme für mich z.B. "The man who shot Liberty Valance".)

2) Deutsche Edgar-Wallace-Filme der 60er Jahre. Fand ich als Kind sogar spannend, kann man heute nur noch ironisch gebrochen sehen (schlechte Kulissen, schlechte Schauspieler, schlechter Plot).

3) Viele Science-Fiction-Filme a la Tarantula, weil die Kulissen und special effects eben doch zu einfach waren und die Handlung meist vorhersehbar ist (ein paar Menschen werden von den Spinnen/Ameisen/Marsbewohnern getötet, aber dann kommt der Held und besiegt am Ende alle), das hattest Du ja auch schon geschrieben.

Sind Fassbinder-Filme aus den 70ern "Klassiker"? Einerseits ja, es wurden andere Themen adressiert als in den "herkömmlichen" deutschen Filmen, aber viele Szenen wirken auf mich zu improvisiert oder zu wenig technisch durchdacht (war sicher auch Absicht). "Angst essen Seele auf" z.B. habe ich gern gesehen, ein "Klassiker" wäre das für mich nicht.

Wenn ich es mir recht überlege, ist die Definition von "Filmklassiker" genauso schwer wie die Definition von "Comicklassiker".

Nante 23.10.2022 17:25

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 802997)
Für mich ist es schön zu erfahren, daß mein Geschreibsel nicht allen am A... vorbeigeht,... .

Ich habe Deine Beiträge in dieser Rubrik bis jetzt alle gerne gelesen. Egal, ob ich die Filme nun kannte oder nicht. Also bitte weiter machen.

Peter L. Opmann 23.10.2022 17:39

Eigentlich wollte ich erst auf Rusty antworten, aber ich muß mich erstmal ein bißchen über Frank Darabont informieren. "The Green Mile" sagt mir was, aber ich habe den Film nicht gesehen.

@ Phantom: Ich würde niemals behaupten, daß ich alle guten Filme kenne (mal ganz abgesehen von solchen aus anderen Kulturkreisen). Die Frage, die Du stellst, ist letztlich die nach einem Kanon. Kann man abschließend festlegen, was die zehn oder 100 besten Filme eines bestimmten Zeitabschnitts sind? Den Kanon gibt's nach meiner Beobachtung vor allem bei Literatur, und man braucht dafür einen furchtlosen Literaturkenner wie Marcel Reich-Ranicki. Einen Kino-Kanon oder auch einen Comic-Kanon kenne ich eigentlich nicht. Man muß das subjektiv angehen, und dann lassen sich auch Filme wie "The Tall Guy" oder "Futureworld" in die engere Auswahl ziehen.

Was sind Qualitätsmerkmale? Gar nicht so einfach. Ich würde aber nicht einfach ganze Genres ausschließen (wie Du). Bei Western vor "Stagecoach" ist es zwar sicher schwierig, auf gute Werke zu stoßen, aber man kommt wohl nicht darum herum, sich jeden Film einzeln anzusehen (man kann höchstens nach zehn Minuten sagen: Das wird bestimmt nichts mehr...) Könnte sein, daß vielleicht die Western von William S. Hart einen Blick lohnen.

Generell sind Genres kein guter Anhaltspunkt. Denn das Hollywood-Kino ist zu 99 Prozent Genrekino. Da kommt es dann halt darauf an, daß ein Filmemacher die Genreregeln so anwendet oder auch umgeht, daß eine interessante und persönliche Aussage rauskommt. "High Noon" ("Zwölf Uhr mittags") ist zum Beispiel ein interessanter Western, weil da viele Genreregeln außer Kraft gesetzt sind.

Faßbinder - seine Zeit habe ich teils auch noch mitbekommen, und ich habe mir auch schon gedacht: Vielleicht ist er in Vergessenheit geraten. Aber das stimmt nicht. Als jetzt "Berlin Alexanderplatz" neu verfilmt wurde, haben die Kritiker alle ihr Faßbinder-Wissen wieder herausgekramt. Manche seiner Filme sind vielleicht zu zeitgebunden und damit veraltet. Aber ich muß mal schauen, welchen Faßbinder-Film ich hier berücksichtigen könnte.

Peter L. Opmann 23.10.2022 17:41

@ Nante: Erstmal habe ich nicht vor aufzuhören. Aber ein bißchen mehr Feedback wäre schon schön. Oder Leute, die ihre eigenen Klassiker vorstellen.

underduck 23.10.2022 17:49

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 801140)
Ein abgekapseltes Trüppchen von Eigenbrödlern aus der Sippe der Paninifans köchelt hier seit 2019 ihr gewürztes Filmsüppchen.

:da: ... https://www.sammlerforen.net/showthread.php?t=42346

Hab ja gesagt: Es wird schwer hier im Filmforum gegen das Filmthema im PFF anzutreten.

Rusty 23.10.2022 18:09

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803013)
"The Green Mile" sagt mir was, aber ich habe den Film nicht gesehen.

Musst du gar nicht. 'The Green Mile' wurde in 6 Taschenbüchern von Stephen King bei
Bastei/Lübbe 1996 veröffentlicht.
Die Story spielt in den 50er Jahren im Todestrakt eines US-Gefängnisses.
Ein schwarzer Insasse namens Coffey hat die übernatürliche Fähigkeit Menschen und Tiere heilen zu können.
Ein Appell gegen die Todesstrafe.
Der Roman ist nahezu perfekt verfilmt.

Rusty 23.10.2022 18:11

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803015)
Aber ein bißchen mehr Feedback wäre schon schön.

Weird gemacht. :D

Nante 23.10.2022 18:13

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803015)
@ Nante: Oder Leute, die ihre eigenen Klassiker vorstellen.

Werde ich auch. Momentan geht es mir noch wie Phantom. Ich grüble auch noch, wo ich die Grenzen ziehe.
Und zumindest der hier ist dabei keine große Hilfe. :zwinker:

https://www.youtube.com/watch?v=xQWun2OcUIk

Peter L. Opmann 23.10.2022 18:33

Zitat:

Zitat von underduck (Beitrag 803018)
Hab ja gesagt: Es wird schwer hier im Filmforum gegen das Filmthema im PFF anzutreten.

Ich würde bei denen auch mitmachen, wenn ich mehr mitreden könnte.

@ Rusty: Klingt aber so, daß ich mit dem Film doch besser bedient wäre. Ich lese ohnehin nur noch wenig Romane.

@ Nante: Tja, gibt's einen Fußball-Kanon? Zumindest scheint die beste deutsche Mannschaft aller Zeiten die der EM 1972 zu sein... (die beste der DDR ist natürlich die von 1974)

Phantom 23.10.2022 18:37

"Kanon" klingt mir zu autoritativ, das hieße ja, ich schreibe vor, welche Filme wichtig sind. Darum geht es mir nicht.

Es ist viel banaler, ich frage mich einfach, was der Begriff "Filmklassiker" genau bedeuten soll. Viele verwenden den Begriff bedeutungsgleich mit "alt und gut", manchmal nur mit "alt". Aber ist es das? Ist jeder alte oder alte und gute Film ein Klassiker? Oder braucht es noch mehr? Muss es da eine ausreichend große Gruppe geben, die das so sieht? Wenn ich der einzige bin, der den Stummfilm "Forum CGN antwortet nicht" aus dem Jahr 1915 noch kennt, kann es dann überhaupt ein "Klassiker" sein?

Was mich jetzt nicht so sehr interessieren würde, ist ein Thread nach dem Motto: ich habe Film X gesehen, fand ihn spannend und gebe ihm 8 von 10 Punkten. Oder: meine Lieblingsfilme sind "Splitternackt am Bodensee" und "Zabriskie Point". So etwas gibt's sowohl im PFF als auch woanders im Internet. Wenn über Klassiker geredet wird, fände ich interessant, genau das rauszuarbeiten, was ihn zum Klassiker macht (und nicht einfach zu einem guten Film, der zufällig etwas älter ist).

Bei "High Noon" sind wir uns sicher einig, dass das ein Klassiker ist. Unter anderem deswegen, weil Genre-Erwartungen unterlaufen werden. Die Filmmusik spielt auch eine Rolle. Eine Erzählung fast in Echtzeit, auch ungewöhnlich. (Also vielleicht: Klassiker = alt + gut + noch bekannt + ungewöhnlich?)

Nante 23.10.2022 19:33

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803025)
(die beste der DDR ist natürlich die von 1974)

Ja, wir waren die Weltmeisterbesieger. :D

OK, da ich alte Stummfilme liebe, probieren wir es mal zum Einstieg damit.

Die ältesten zwei Filme, (außer vielleicht einigen Chaplin-Kurzfilmen)die ich gesehen habe, sind beide von D.W. Griffith. Nämlich „Intolerance“ von 1916 und „The Birth of a Nation“ von 1915.
Ich nenne sie bewußt in dieser Reihenfolge, denn auf „Intolerance“ bin ich Jahre vor dem anderen gestoßen, irgendwann in den 80ern zu nachtschlafender Zeit beim NDR, wenn ich mich recht erinnere.
Positiv daran war auch, daß nicht nur der Film selbst sondern auch Interviews mit Beteiligten, z.B. Gillian Gish gezeigt wurden. Negativ war, daß ich eigentlich erst eingeschaltet hatte, als ein Drittel des Films schon vorbei war. Das ist gerade bei so einem Film nicht gerade hilfreich für das Verständnis. Aber vor allem die Babylon-Szenen haben einen unvergesslichen Eindruck auf mich gemacht.
Eine Inhaltsangabe schenke ich mir hier, da es ja bei Wikepedia nachzulesen ist und ansonsten ausufern würde. Nur soviel: Neben der „Materialschlacht“, die den Film dann ja auch zum finanziellen Desaster machte, hat mich an der Babylon-Episode vor allem der Umstand gefesselt, daß hier im Gegensatz zum sonst gängigen Narrativ nicht Xerxes und die Perser „die Guten“ sind.

Finanziell ermöglich hat Griffith dieses Mammutwerk natürlich der Vorgänger „The Birth of a nation“, ein total rassistischer Lobgesang auf den Ku-Klux-Klan, der vor allem im zweiten Teil wie ein Vorgänger von Veit Harlans „Jud Süß“ wirkt und z.B. nach Ansicht von Q. Tarantino eigentlich vors Nürnberger Tribunal gehört hätte.

Aber neben dem Umstand, daß der Film eine ganze Reihe von filmischen Innovationen anstieß, muss man auch zugeben, daß er auch auf der emotionalen Ebene perfekt ist. Wer damals die angsterfüllten Gesichter von Lillian Gish oder Mae Marsh in Großaufnahme auf der Leinwand gesehen hat, wird den reitenden „Clansman“ wahrscheinlich nur Erfolg gewünscht haben. Von der teuflisch genialen Idee, das ganze mit dem Walkürenritt zu unterlegen, haben sich ja noch Jahrzehnte später andere Regisseure inspirieren lassen.

Für mich gehören beide Filme zusammen, vor allem, weil der „schlechte“ inflationsbereinigt wahrscheinlich immer noch der erfolgreichste Film aller Zeiten ist, während der „gute“ wie schon beschrieben, finanziell eher floppte.

Zum Ende noch ein Verweis auf zwei andere Filme, von denen zumindest der eine auch das Zeug zum „Klassiker" hat:
In „Nickelodeon“ (1976) von Peter Bogdanovich über die Anfänge von Hollywood werden Ausschnitte der Auführung von „The Birth…“ gezeigt.
Und in der internationalen Co-Produktion „Good Morning, Babylon“ von 1987 wird anhand zweier italienischer Brüder, die die Babylon-Kulissen mitgestalten, der Dreh von „Intolerance“ geschildert.

So, das war mal ein Versuch von mir.

Marvel Boy 23.10.2022 19:38

Komme ich mal zurück auf den Film des Tages Futureworld.
Ja klasse Film, aber der Klassiker ist der Vorgänger Westworld, schon wieder ein Film der prägend für mich war.
Was mich zu Phantoms Einwand mit einmal den Film geschaut bringt. Ich habe alle diese Phantastischen Filme damals und teilweise bis heute nur einmal gesehen aber einige haben sich auf meine innere Festplatte gebrannt. Okay, ein paar andere waren auch dabei, quer durch alle Filmspielarten.
Allerdings führte meine Vorliebe dazu das ich auch alle Bücher und Lexikas zu dem Thema verschlang und irgendwann, als ich es mir leisten konnte, angefangen habe mit dem VHS Rekorder alles aufzunehmen was nur ging.

Peter L. Opmann 23.10.2022 19:44

@ Rusty: "The Green Mile" (Film) klingt wirklich vielversprechend. Mal sehen, ob ich an die DVD mal rankomme. Ich bin kein Fan von Streaming, kaufe aber auch DVDs eher, wenn sie 5,99 Euro kosten.

@ Phantom: Der Kanon ist wohl eine Frage von ausgewiesener Bildung. -Daher wohl auch die Konzentration auf Literatur. Denn man muß als Bildungsbürger sehr wohl gewisse Bücher gelesen haben, aber nicht unbedingt bestimmte Filme kennen. So angesehen ist diese Kunst nicht.

Bleibt die Frage, ob es bestimmte Kriterien gibt, die einen Filmklassiker definieren. Finde ich jedenfalls schwierig. Was macht man mit Filmen, die nicht in diese Kriterien hineinpassen, aber trotzdem gut sind? Ich glaube daher, "Klassiker" kann man nicht festlegen. Es bleibt nichts übrig, als bei jedem einzelnen Film zu bestimmen, was daran gut ist und was nicht. Manchmal ziehe ich mich sogar darauf zurück, daß ein Film mir eben gefällt.

Marvel Boy 23.10.2022 19:50

Du gibst 5,99 für eine DVD aus? Soviel gebe ich kaum noch für eine BR. DVD max 3. Da könntest du mal zu Kik schauen die hatten Green Mile lange für den Preis stehen. Den Film kann ich auch nur empfehlen.
Streaming ist auch nicht meins nur gibt es einiges gar nicht mehr anders.

Horatio 23.10.2022 20:05

Zu Futureworld:

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 802916)
Nicht verwendete Szenen [aus „Westworld“] von Brynner wurden in „Futureworld“ als Traumsequenz verwurstet. So wirkte also der Star des Films an den Dreharbeiten überhaupt nicht mit (und kostete auch keine Gage).

Aber in dieser Traumsequenz ist auch Blythe Danner zu sehen, und die beiden küssen sich sogar.

Peter L. Opmann 23.10.2022 20:38

Puh, schon wird's schwierig, auf alle Wortmeldungen angemessen zu reagieren.

Vor allem muß ich zu Nante was sagen (Respekt, auch ein Stummfilm-Liebhaber!).

David W. Griffith ist allerdings beinahe eine Bildungslücke bei mir. Natürlich hätte ich auf Anhieb sagen können, daß "Birth of a Nation" und "Intolerance" bedeutende Filme von ihm sind. Aber ich kenne ersteren nur in Form von kurzen Ausschnitten, die in filmhistorischen Dokus enthalten sind. Dabei wurde mir nicht klar, daß der Film den Ku-Klux-Clan thematisiert und daß er rassistisch ist. (Ich habe aber keinen Zweifel, daß Du recht hast.)

Von "Intolerance" habe ich mal größere Teile gesehen, weil dieser Film von Buster Keaton in seinem ersten längeren Film "The three Ages" parodiert wird. Aber ganz kenne ich "Intolerance" auch nicht. Und ich wußte nicht, daß der Film an der Kasse durchfiel (das heißt, er hatte wohl schon viele Zuschauer, aber die Produktionskosten waren zu hoch).

Wenn ich mir den wikipedia-Eintrag ansehe, muß ich gestehen, daß mir gar nicht bewußt war, wie viele Filme Griffith gemacht hat. Ich dachte, er sei schon in den 20er Jahren von der Bildfläche verschwunden, aber er hat ja sogar etliche Tonfilme gedreht. Also brauche ich zumindest mal eine Griffith-Biografie.

Was bei mir von ihm hängengeblieben ist, ist, daß er die Sprache des Kinos erfunden hat, etwa das Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren oder elliptisches Erzählen. Das ist wohl tatsächlich das Verdienst, das man ihm nicht nehmen kann. Und ich denke auch im Zusammenhang mit Stroheim an Griffith, denn Stroheim begann als Komparse in "Birth of a Nation", fiel Griffith dabei auf und wurde sein Assistent. Von Stroheim wiederum wird gesagt, daß bei ihm das Kino erwachsen wurde: Er zeigte in seinen Filmen erstmals Menschen, die von Leidenschaften und Schuld getrieben werden, die man also nicht einfach ins Gut-Böse-Schema einfügen kann.

Peter L. Opmann 23.10.2022 20:40

@ Horatio: Richtig, das ging mir beim Schreiben auch kurz durch den Kopf. Ein paar Drehtage (oder zumindest einen) muß Brynner also gehabt haben.

Aber diese Traumsequenz ist im Film ziemlich unmotiviert. Mir leuchtete sofort ein, daß sie nur drin ist, damit die Szenen mit dem "Gunslinger" noch nutzbringend verwertet werden konnten.

Peter L. Opmann 23.10.2022 20:44

@ Marvel Boy: Da kann ich mich nur auf meinen persönlichen Geschmack zurückziehen.

Ich fand "Westworld" auch nicht schlecht. "Westworld" ist sicher kein Billigfilm, aber es ist doch die typische Crichton-Masche. Ich finde "Futureworld" origineller erzählt.

Marvel Boy 23.10.2022 20:53

Die "übliche Crichton Masche" kannte ich damals noch nicht. :D
Aber, ja, Futureworld ist auch klasse, nur war er nicht so prägend, in Richtung SF und artverwandtem, für mich.

Horatio 23.10.2022 21:42

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803046)
@ Horatio: Richtig, das ging mir beim Schreiben auch kurz durch den Kopf. Ein paar Drehtage (oder zumindest einen) muß Brynner also gehabt haben.

Aber diese Traumsequenz ist im Film ziemlich unmotiviert. Mir leuchtete sofort ein, daß sie nur drin ist, damit die Szenen mit dem "Gunslinger" noch nutzbringend verwertet werden konnten.

Woher hast du die Information, hier seien ursprünglich für Westworld gedrehte Szenen verwendet worden? Oder ist das nur eine Vermutung deinerseits?

Rusty 23.10.2022 22:15

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803025)
@ Rusty: Klingt aber so, daß ich mit dem Film doch besser bedient wäre. Ich lese ohnehin nur noch wenig Romane.

Bei mir ist es genau umgekehrt.
Es gibt immer weniger Filme und leider auch Comics die mich gut unterhalten.
Merke ich schon an den div. Film-Trailern oder beim durchblättern in Comicläden.

Da bin ich mit Romanen besser bedient.
Aktuell zB 'BOMBA - Der Dschungelboy'. :top:
Uralte Romane, aber (für mich) immer noch gut unterhaltend.
Aber das gehört jetzt nicht in diesen Film-Thread.

Peter L. Opmann 23.10.2022 22:24

Zitat:

Zitat von Horatio (Beitrag 803068)
Woher hast du die Information, hier seien ursprünglich für Westworld gedrehte Szenen verwendet worden? Oder ist das nur eine Vermutung deinerseits?

Oh, liege ich da etwa falsch?

Im Moment kann ich nicht sagen, woher die Information stammt. Jedenfalls war ich beim Filmdreh nicht dabei... :D

Entweder habe ich eine Doku über AIP oder einen Review über "Futureworld" gesehen, oder ich hab's irgendwo gelesen. In meinen Filmbüchern kommt "Futureworld" allerdings kaum vor, daher scheidet diese Möglichkeit eher aus.

Aber ich find's schon plausibel. In dieser Traumsequenz sieht man Yul Brynner größtenteils allein durch ein Gebäude laufen. Diese Aufnahmen hätte man für alles mögliche verwenden können.

Peter L. Opmann 24.10.2022 07:52

Ich glaube, ich muß dem Titel dieser Diskussion wieder mehr gerecht werden. Daher kommt jetzt ein Ernst-Lubitsch-Film, kein elegantes erotisches Vexierspiel wie bei ihm meist, sondern ein Anti-Nazi-Film mit dem Titel „Sein oder Nichtsein“.(1942). Das war also zwei Jahre nach Chaplins „Großem Diktator“, aber immer noch vor dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg. Ich würde sagen, die Nazis werden hier noch übler verspottet als bei Chaplin. Hitler hat hier zwar nur eine Nebenrolle, aber Nazi-Schergen allgemein werden gnadenlos als überheblich und dumm bloßgestellt. Wäre schön gewesen, wenn sich damals, so wie in dem Film, Geist und Witz durchgesetzt hätten und der Krieg nicht durch militärische Gewalt hätte entschieden werden müssen.

Die Story ist recht kompliziert. Ich hoffe, es gelingt mir, sie zusammenzufassen. Am Vorabend des Kriegsausbruchs probt eine Warschauer Theatertruppe ein Anti-Nazi-Stück, in dem Hitler nur als Komparse vorkommt. Der Darsteller ist auch nicht besonders gut. Der Theaterleiter (Jack Benny) und seine divenhafte Frau (Carole Lombard) liefern sich ein subtiles Duell, wer von beiden künstlerisch besser und bedeutender ist.

Lombard hat ihrem Gatten auf jeden Fall eines voraus: einen jungen Liebhaber, den Luftwaffensoldaten Sobinski. Er sitzt immer in der ersten Reihe, wenn sie auftritt, und sie haben vereinbart, daß er stets in ihre Garderobe kommt, wenn ihr Mann im „Hamlet“ den Monolog „Sein oder Nichtsein“ beginnt. Da platzt die Nachricht herein, daß Polen überfallen worden ist und der Krieg begonnen hat. Sobinski muß sich seinem Kampfflugzeug widmen. Zusammen mit ein paar Kameraden fliegt er nach England und schließt sich der RAF an. Ein polnischer Geheimdienstler verrät ihnen, daß er dabei ist, nach Warschau zurückzukehren. Sie tragen ihm darauf Grüße an ihre Angehörigen daheim auf, die er sorgfältig notiert. Seltsam ist nur, daß er Carole Lombard nicht kennt, die eine nationale Berühmtheit ist.

Es stellt sich heraus, daß der Geheimdienstler in Wirklichkeit ein Nazi ist und nun Druckmittel gegen die Bomberstaffel in der Hand hat. Sobinski beschließt, ihm zu folgen und ihn unschädlich zu machen, bevor er die Liste den Besatzern aushändigen kann. Zugleich möchte er auch Lombard wiedersehen. Als er in Warschau eintrifft, beschließt die Theatertruppe, ihm zu helfen (während Benny allmählich ahnt, was da zwischen dem jungen Flieger und seiner Frau läuft). Der Verräter will den deutschen Gruppenführer in Polen aufsuchen, um ihm die Daten der Flieger zu übergeben. Sie lotsen ihn ins Theater, das sie dank des gerade einstudierten Stücks wie die Gestapo-Zentrale aussehen lassen können, präsentieren ihm einen falschen Gruppenführer, nehmen ihm seine Notizen ab und töten ihn, als er zu fliehen versucht.

Nun will aber der echte Gruppenführer den Geheimagenten sehen. Außerdem erfahren die Theaterleute, daß es noch ein zweites Exemplar der verfänglichen Liste gibt. Jack Benny schlüpft in die Rolle des Verräters, und Carole Lombard will sich mit dem Gruppenführer treffen, um an die zweite Liste heranzukommen. Die Nazis haben schon mitbekommen, daß der Geheimdienstler tot ist, und wollen den Doppelgänger ins offene Messer laufen lassen. Wie zufällig bringen sie Benny mit der Leiche zusammen. Indem er dem Toten in einem unbeobachteten Moment den Bart abnimmt, kann er jedoch vorgeben, dieser sei der Imitator. Nach diesem Reinfall geht der Gruppenführer zum Rendezvous mit Carole Lombard. Sie rettet, daß plötzlich bekannt wird, daß Adolf Hitler persönlich auf dem Weg nach Warschau ist. Der Gruppenführer hat nun Wichtigeres zu tun, als sie zu verführen.

Die Theatertruppe redet den Warschauer Nazis ein, Hitler werde eine Vorstellung in ihrem Theater besuchen. Sein Auftauchen samt Leibgarde wird aber von ihnen inszeniert. Zudem spielen sie ein kleines Attentat auf den Führer vor, für das die Schuld dem Gruppenführer in die Schuhe geschoben wird. Zu seiner Sicherheit muß nun (der falsche) Hitler unverzüglich wieder aus Warschau herausgeschleust werden. So bringt sich das Ensemble per Flugzeug in Sicherheit. Die deutsche Flugzeugbesatzung ist echt. Der verkleidete Führer befiehlt ihr jedoch, mitten im Flug aus der Maschine zu springen, was sie mit wahrem Kadavergehorsam sofort tut. In England kann Benny ebenfalls den „Hamlet“ geben. Und wieder steht ein junger Mann in der ersten Reihe auf, sobald er den Monolog „Sein oder Nichtsein“ beginnt.

Diese Geschichte war zweifellos harte Arbeit für den Drehbuchautor. Der Witz des Films liegt aber vor allem darin, daß die Schauspieler in ihren Nazi-Rollen immer schlecht und abgeschmackt sind, aber die echten Nazis damit völlig täuschen können. Das kann also nur daran liegen, daß die Nazis in natura ebenso schlecht und abgeschmackt sind. Volker Schlöndorff, der sich in seinem Film „Die Blechtrommel“ selbst über Nazis lustiggemacht hat, warnte einmal: „Die sind total blöd, aber sie haben die Macht!“ Insofern kann ich verstehen, daß der Lubitsch-Film anfangs manche empört hat. Für mich, der diese Zeit nicht erlebt hat, ist das jedoch eine meisterhafte Komödie. Indem man über sie lacht, kann man Diktatoren ein Stückweit ihre Macht nehmen – wenn man es sich denn erlauben kann.

Übrigens spielen in dem Film zahlreich deutschstämmige Schauspieler mit, eine Lubitsch-Truppe, die zu Hochform aufläuft. Erwähnenswert sind vor allem Felix Bressart als polnischer Schauspieler und Sig Ruman als Gruppenführer. Und noch eins: Hier habe ich zahlreiche Gags nicht verraten (falls jemand den Film noch nicht kennt).

Rusty 24.10.2022 11:06

Absolut richtig. Ernst-Lubitschs Anti-Nazi-Film „Sein oder Nichtsein“
ist ein All-Time-Filmklassiker. Wird leider viel zu wenig gezeigt.

Horatio 24.10.2022 18:12

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803076)
Oh, liege ich da etwa falsch?

Im Moment kann ich nicht sagen, woher die Information stammt. Jedenfalls war ich beim Filmdreh nicht dabei... :D

Entweder habe ich eine Doku über AIP oder einen Review über "Futureworld" gesehen, oder ich hab's irgendwo gelesen. In meinen Filmbüchern kommt "Futureworld" allerdings kaum vor, daher scheidet diese Möglichkeit eher aus.

Aber ich find's schon plausibel. In dieser Traumsequenz sieht man Yul Brynner größtenteils allein durch ein Gebäude laufen. Diese Aufnahmen hätte man für alles mögliche verwenden können.

Ich habe jedenfalls noch nie zuvor etwas davon gehört oder gelesen, dass nicht verwendete Brynner-Szenen aus Westworld bei Futureworld verwendet worden wären. Deshalb interessiert mich das. Ich bin SF-Fan und habe beide Filme vor 40 Jahren in der Science-Fiction-Filmreihe in der ARD gesehen.

Wenn ich mir die Szene ansehe …

https://www.youtube.com/watch?v=M4LidfkbW68

… dann sehe ich, dass zu Beginn Brynner und Danner im Treppenhaus stehen und sich ansehen. Und etwas später Brynner, wie er den „Operationssaal“ betritt, mit Danner im Hintergrund. Man sieht Brynner zwar nur von hinten, aber sein Gunslinger-Gang ist sehr charakteristisch. Beide gehen auch durch dieselben Räume dieser Villa, und das Licht ist ebenfalls gleich.

Peter L. Opmann 24.10.2022 19:57

Bin gern bereit, meine Behauptung zumindest einzuklammern, bis ich die Quelle gefunden habe.

Du hast recht, daß es jedenfalls ein paar Takes gibt, in denen Brynner und Danner zusammen im Bild sind, und sie hatte ja mit "Westworld" nichts zu tun. Aber es würde zu AIP passen, daß im Vorspann mit seinem Namen geworben wird, obwohl er für den Film gar nicht (oder nur ganz kurz) engagiert wurde. Bleibt allerdings die Frage, wie AIP an das "übriggebliebene Filmmaterial" rankam.

OK. 24.10.2022 20:52

Kleiner Tipp von mir (Peter, ich hoffe das ist okay):

Falls sich jemand in Ergänzung zu (oder wie ich als weitgehender Ersatz für) DVDs/BluRays eine virtuelle Sammlung von Klassikern aufbauen möchte, empfehle ich iTunes. Kein anderer Anbieter, auch nicht der (leider) einzige ernstzunehmende Konkurrent Amazon Prime, hat so viele Klassiker im Programm (damit meine ich "offizielle" und persönliche Klassiker bis Ende der 70er, ab den 80ern gibt’s ja bei allen Anbietern viel mehr). Stummfilmzeit bei beiden verständlicherweise eher mau (sind bestimmt verkaufstechnisch eher Ladenhüter), aber auch da hat Apple z.B. Filme von Harold Lloyd im Angebot. Drei weitere Vorteile hat Apple mMn: Gelegentlich werden bereits gekaufte Filme, auch mancher Klassiker, kostenfrei (manch stelle sich vor! ausgerechnet Apple) und automatisch auf 4K aktualisiert (neulich z.B. "Chinatown"). Außerdem bietet Apple im Streaming die beste optische Qualität und einige der Klassiker kommen mit Extras (z.B. "West Side Story", u.a. Kommentare von Stephen Sondheim zu jedem Song).

Bin kein Apple Fanboy, aber vor ca. 5 Jahren habe ich beschlossen, meine DVD-Sammlung weitgehend aufzulösen und von ca. 1000 auf die ca. 200 einzudampfen, die es mW nirgends im Stream gibt (z.B. die wunderbare Sammlung der Laurel & Hardy-Klassiker gibt es soweit ich weiß bis heute nur auf 20+ DVDs). Und da bin ich auf Apple gekommen. Toll wäre es übrigens, wenn es für Klassiker und generell alte Filme einen Streaming-Anbieter geben würde, ist ne Marktlücke (Mubi kratzt da nur an der Oberfläche und legt zudem selbst fest, was rausfliegt).

Peter L. Opmann 24.10.2022 21:32

Klingt ein bißchen wie eine Werbeunterbrechung, aber ich habe nichts dagegen.

Das wäre vielleicht eine eigene Diskussion (oder ist schon irgendwo hier geführt worden), aber ich kann mich mit Streamen nicht anfreunden. Ich sehe zwar die Vorteile - man kann seine Videos und DVDs wegschmeißen, und man kommt sogar an Filme bequem heran, die man nicht so leicht auf einem Datenträger findet. Aber das Problem ist für mich das gleiche wie bei Musik auf iTunes. Die Tracks werden beliebig - die läßt man irgendwann nur noch in Random-Einstellung ablaufen. Ich wüßte bald nicht mehr, welchen Film ich sehen soll. Zu einer DVD oder auch einer VHS-Cassette habe ich irgendwie eine Beziehung.

Marvel Boy 25.10.2022 06:26

Ja, geht mir interessanter Weise genauso. Luxusprobleme. :D

Peter L. Opmann 25.10.2022 06:57

@ Marvel Boy: Aber der Luxus ist, sich all diese Streamingdienste zu leisten...

Noch eine Komödie, allerdings eine, die ziemlich anders gelagert ist als die bisher besprochenen oder erwähnten: „Willkommen, Mr. Chance“ (1979) von Hal Ashby. Diesen Film habe ich ziemlich früh, jedenfalls in den frühen 1980er Jahren, im Fernsehen gesehen. Ich hatte damals keine Möglichkeit, ihn einzuordnen. Ich kannte Peter Sellers, den Darsteller der Titelrolle, noch nicht – weder die „Pink Panther“-Filme noch irgendetwas anderes mit ihm; ich wußte nicht, daß Ashby unter anderem „Harold und Maude“ gedreht hatte, und mir wurde auch – glaube ich – erstmals vermittelt, daß Fernsehen etwas Schädliches sein kann. „Willkommen, Mr. Chance“ ist ein skurriler Film, der niemals zum lauten Lachen reizt. Ich merkte schon, daß es sich um eine Satire handelt, aber eine mit einer ganz seltsamen, ein wenig melancholischen Atmosphäre.

Die Handlung läßt sich diesmal recht knapp wiedergeben. Mr. Chance (ich glaube, man erfährt niemals seinen Vornamen) ist bei einem Privatmann in Washington als Gärtner angestellt. Sein ganzes Leben, mal abgesehen von Grundbedürfnissen wie Essen und Schlafen, besteht aus seiner Gartenarbeit und aus Fernsehen. Das Grundstück, auf dem er beschäftigt ist, verläßt er niemals, und alles, was er über das Leben außerhalb weiß, hat er durchs Fernsehen erfahren. Man kann sagen, das Dauerglotzen hat ihn völlig verblödet. Aber er schadet ja niemandem. Chance ist ein sehr stiller, zurückhaltender Mensch. So hätte das mit ihm ewig weitergehen können, aber eines Tages stirbt sein Arbeitgeber, und dadurch ist er gezwungen, dessen Anwesen zu verlassen. Nur seine Fernbedienung nimmt er mit.

Chance irrt orientierungslos durch die Straßen und wird schließlich von Shirley MacLaine angefahren, als er durch eine Reihe von Fernsehgeräten in einem Schaufenster abgelenkt ist. Es passiert ihm nicht viel, aber MacLaine ist sehr erschrocken und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Sie ist die Gattin eines einflußreichen Geschäftsmanns und bemüht sich, ihn völlig wiederherzustellen. Chance trägt jetzt aufgrund eines Mißverständnisses den Namen „Chancy Gärtner“; er lebt von da an bei ihr und ihrem Mann. Meist redet Chance überhaupt nicht, und wenn, dann wirres Zeug, Dinge, die von seiner Gartenarbeit und seinen Fernseherfahrungen herrühren. Für seine Gastgeber sind das freilich tiefe Weisheiten, die er von sich gibt. Sie halten ihn für einen Guru. Erst stellen sie ihn stolz in ihrem Bekanntenkreis vor, vermitteln ihm dann Auftritte in Fernsehtalkshows und stellen ihn bei passender Gelegenheit sogar dem US-Präsidenten vor, der ebenfalls von ihm schwer beeindruckt ist.

Niemand scheint zu durchschauen, daß er in Wahrheit ein Trottel ist. Zwar befaßt sich der Geheimdienst mit ihm, aber es gibt keinerlei Informationen über ihn, was die Behörde zu der Überzeugung bringt, er sei eine so wichtige Persönlichkeit, daß alle Daten über sein Leben ausgelöscht worden seien. Schließlich einigt sich die politische Kaste in Washington darauf, daß Chance der ideale Kandidat für die nächste Präsidentenwahl wäre. Der weiß gar nichts von seinem Glück. Der Film endet nicht mit einem wuchtigen Schlußgag, sondern Chance verläßt einfach die Gesellschaft, die so hingerissen von ihm ist, und geht somnambul weg.

Dieser Film handelt von einer offensichtlich vergangenen Zeit. Im Prinzip geht es um einen Hochstapler, aber einen unfreiwilligen. Heute gibt es zwar eine Menge Trottel im Fernsehen, aber die sind offenbar so ausgewählt, daß jeder sieht, daß sie vulgär und dumm sind. Und auch wer in der Politik Erfolg haben will, muß manchmal seine Minderbemitteltheit plakativ ausstellen (siehe der aktuelle Ex-Präsident). Ich fürchte, „Willkommen, Mr. Chance“ spricht heute weniger Menschen an als damals, als der Film erschien. Die stille Art der Inszenierung paßt nicht mehr in die heutige Medienlandschaft. Ich habe „Willkommen, Mr. Chance“ selbst auch schon länger nicht mehr gesehen, habe aber Lust bekommen, das mal wieder zu tun.

Marvel Boy 25.10.2022 07:14

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 803269)
@ Marvel Boy: Aber der Luxus ist, sich all diese Streamingdienste zu leisten...

Deswegen ja. ;)
Aber natürlich auch das es heute überhaubt für uns möglich ist.
Ich hab den Luxus mehrerer Plattformen, nicht weil ich das brauche sondern weil meine Frau das "braucht", jedem sein Hobby. Mittlerweile beteidige ich mich allerdings an den Kosten denn wenn das schonmal da ist nutze ich das auch. Für mich alleine hätte ich das aber nicht gemacht.
Um auf deinen Film einzugehen, ja, gesehen, vermutlich zur gleichen Zeit wie du und eigentlich keine besonderen Erinnerungen mehr dran.

Peter L. Opmann 26.10.2022 07:52

Obwohl sie schon tot war, als ich geboren wurde, interessiere ich mich seit langem für Marilyn Monroe. In ihrem filmischen Werk gibt es für mich fast nur Klassiker; natürlich muß man die frühen Filme, in denen sie in Nebenrollen mitwirkte, in Klammern setzen. Ich denke, ab „Niagara“ (1952) gibt es keinen Monroe-Film mehr, der nicht durch sie zum Klassiker wurde. Ich will mir aber jetzt einen Film vornehmen, der etwas aus dem Rahmen fällt und den vielleicht auch nicht jeder auf dem Schirm hat: „Der Prinz und die Tänzerin“ (1957). Das ist der einzige Film, den sie in Europa gedreht hat, die einzige Zusammenarbeit mit der britischen Schauspiel-Ikone Laurence Olivier (der auch Regie führte) und der einzige Film, den sie produziert hat. Er erzielte einen Gewinn, war aber für ihre Verhältnisse enttäuschend. Vielleicht liegt das daran, daß es eine Komödie anderer Art ist, als was das Publikum von ihr erwartete.

Der Film entspricht zunächst mal genau dem Titel: Er handelt von einem Prinzen eines osteuropäischen Phantasie-Fürstentums und einer amerikanischen Showtänzerin, die in London aufeinandertreffen. Der neue, noch jugendliche König soll hier gekrönt werden. In dem Fürstentum gibt aber sein Vater, der Prinzregent (Olivier), den Ton an. Der Sohn möchte zuhause einige Reformen durchführen und das Land modernisieren; das will Olivier verhindern. Vor der Krönungsfeier will er sich aber zunächst amüsieren. Er besucht eine Theatershow, läßt sich hinterher alle mitwirkenden Tänzerinnen vorstellen und wird dabei auf die sehr aufgeregte Monroe aufmerksam, weil sie ein Problem mit ihrem Büstenhalter hat. Olivier lädt sie darauf zum Abendessen – und offenbar zu mehr – in seine fürstliche Suite ein.

Monroe denkt zunächst, sie werde Teil einer großen Abendgesellschaft sein, merkt aber schnell, woher der Wind weht, als sie erkennt, daß sie der einzige Gast zum Abendessen ist. Da erteilt sie Olivier schnell und selbstbewußt eine Absage und will gehen – nicht ohne ihn darauf hinzuweisen, daß sie wenigstens etwas mehr Romantik erwartet hätte. Olivier bringt sie jedoch dazu, in seiner Suite (in einem eigenen Zimmer) zu übernachten, und gelobt Besserung. Das ist ihm wahrscheinlich noch nie passiert, daß eine Frau, die er verführen wollte (und für die er nur geringes Interesse aufbringt), ihn abblitzen läßt. Nach seinen Vorstellungen hätte er Monroe nach einem netten Abend weggeschickt und sich wieder seinen Staatsgeschäften gewidmet, nun aber bittet er sie zu bleiben. Sie zeigt, je besser sie ihn kennenlernt, immer weniger Respekt vor seiner hohen Stellung, gewinnt ihn aber andererseits lieb – gerade wegen seiner Schwächen.

Monroe macht noch vor der Krönung auch die Bekanntschaft des jugendlichen Königs und seiner Revolutionspläne sowie der Mutter des Prinzregenten (Sybil Thorndike), einer sehr exzentrischen Dame, zu der sie aber auf weiblicher Ebene einen Draht findet. Sie greift auch in das sehr gespannte Verhältnis von Vater und Sohn ein, vermittelt zwischen ihnen und hilft, ein paar von den demokratischen Reformen, die er fordert, durchzusetzen. Das hätte Olivier wohl am wenigsten erwartet, daß sich eine kleine Tänzerin in seine politischen Ränkespiele einmischt. Dabei merkt er nun auch, daß er sich in Monroe verliebt hat. Unversehens darf sie an der Krönungszeremonie teilnehmen. Es stellt sich aber dann heraus, daß die beiden nicht zusammenkommen können: Er muß in sein Fürstentum zurückkehren, und sie hat noch einen laufenden Vertrag in ihrem Theater. Es wird aber angedeutet, daß er zurückkehren wird, sobald er abgedankt hat und sein Sohn im Amt ist.

Das Besondere an dem Film ist nicht die zugegeben etwas lahme Story, sondern das Spiel von Monroe und Olivier. Wie da die Klischees der Standesunterschiede auf links gewendet werden, finde ich grandios. Olivier verändert sich unter dem Einfluß der Tänzerin völlig, und Monroe spielt ein einfaches, nicht sehr intelligentes Mädchen, jedoch mit viel praktischem Sinn und sogar Lebensklugheit. Es ist ganz und gar nicht die gewohnte Rolle des blonden Dummchens, unter der sie litt. Allerdings wirkt sie selbstredend sehr attraktiv.

Die Dreharbeiten müssen jedoch ziemlich nervenaufreibend und schwierig gewesen sein. Monroe war damals schon psychisch angeschlagen, ließ sich ausschließlich von ihrer Schauspiellehrerin Paula Strasberg etwas sagen, und es dauerte entsprechend endlos, bis ihre Szenen gedreht waren. Olivier hatte sie offenbar nur wegen ihres großen Namens als Partnerin ausgewählt, kam mit ihrer Darstellungsweise nicht klar und mußte sich letztlich von ihr an die Wand spielen lassen. Es war wohl so, wie Billy Wilder einmal sagte: Mit Monroe zu drehen, war wie im Zahnarztstuhl zu sitzen und einen Weisheitszahn gezogen zu bekommen, aber am Ende kommt ein wunderbarer Film dabei heraus. „The Prince and the Showgirl“ entsprach aber anscheinend nicht den Erwartungen des US-Publikums, das Monroe eben nur als Sexbombe sehen wollte. Vielleicht war ihm der Film auch zu britisch – Olivier hatte den Stoff vorher bereits zusammen mit seiner Frau Vivian Leigh in England auf die Bühne gebracht.

Es gibt ein Biopic über die Entstehung dieses Films, "My Week with Marilyn“ (2011). Da werden die Dreharbeiten aus der Sicht von Colin Clark dargestellt, der damals als Assistent dabei war und, jedenfalls laut dieser Darstellung, der einzige war, der Monroes Probleme erkannte und sie dazu bewegen konnte, die Dreharbeiten nicht völlig zu ruinieren. Finde ich auch sehr empfehlenswert.

Nante 26.10.2022 09:18

Das war, glaube ich, der erste MM-Film den ich je gesehen habe. (Im Rahmen einer MM-Reihe im DDR-Fernsehen in den 80ern).
Im Gegensatz zu den anderen aus dieser Reihe(vor allem den beiden Billy-Wilder-Klassikern) hat er mich aber damals nicht vom Hocker gerissen.
Lag wahrscheinlich auch daran, daß man als Teenager nicht versteht, was eine "junge Frau" wie MM an so einem "Opa" wie Olivier findet. Aber das war in den 50ern ja in Hollywood nicht ganz unüblich. Bei den beiden Filmen von A.Hepburn mit G.Cooper und H.Bogart z.B. war der Altersunterschied ja noch größer.

Peter L. Opmann 26.10.2022 10:29

Wäre mir vielleicht auch so gegangen; ich habe den Film aber erst relativ spät gesehen (ich weiß nicht mehr wann, aber ich glaube, in den 90ern). Also, ich wollte ja verdeutlichen, daß da mehr abläuft als eine platte Lovestory.

Vielleicht müßte ich auch mal einen DEFA-Film ins Auge fassen. Aber auf Anhieb fällt mir nur "Spur der Steine" von Frank Beyer ein, der mir richtig gut gefallen hat. "Die Mörder sind unter uns" kenne ich leider nicht und ist auch eventuell kein typischer DDR-Film. Und sonst müßte ich mal gucken. Kurz nach der Grenzöffnung lief an der Fachhochschule Fulda eine DEFA-Filmreihe, und ein ehemaliger Chefdramaturg war auch mal als Ehrengast da. Aber ich müßte nachsehen, was da so gezeigt wurde.

Ich habe "Jakob der Lügner" und "Paul und Paula" auf DVD, aber die wären mir auch nicht sofort als Klassiker eingefallen.

Phantom 26.10.2022 12:15

Ich habe den "Prinz und die Tänzerin" tatsächlich erst vor zwei Monaten zum ersten Mal gesehen (auf dem "Turner Classic Movies"-Channel in einem amerikanischen Motel, grundsätzlich ein sehr schöner Sender für alte Filme), und ich muss leider sagen, dass ich ihn ziemlich altbacken und langweilig fand. Hat sich dieser Humor nicht überholt? Als Fifty-Ager verstehe ich noch weniger als der Teenager Nante, was eine junge Frau an so einem Opa findet.

Ein paar Mal wird in dem Film deutsch geredet, und Marilyn überrascht damit, dass sie Deutsch versteht.

Bis November ist übrigens eine kleine, aber feine Marilyn-Ausstellung im Knauf-Museum in Iphofen mit einigen Filmkostümen und anderen Artefakten. Hat mir gut gefallen (ist für mich aber auch nur eine knappe Stunde Anfahrt gewesen). Danach gab ich mir zum x-ten Mal Niagara, Some like it hot, Gentlemen prefer blondes (diese Tanzszene ganz in pink zu "diamonds are a girl's best friends" ist schon sehr brillant inszeniert und ausgestattet).


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