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Nante 30.09.2021 08:24

Ich habe zu verschiedenen Zeiten mal ein paar meiner eingebundenen Hegen-Hefte oder Sammelbände (Runkel) an Kollegen ausgeliehen, die sich auch für Comics interessieren.

Es bestand in keinem Fall Nachfrage nach weiteren Leihgaben. Das bestätigt ja nur die Aussagen der "Wessies" hier.

Und ich möchte ja in Buhrs Optimismus (1/3 Im Westen) kein Wasser in den Wein gießen. Aber das bedeutet ja im Endeffekt ein Verhältnis von 10-12 zu 1 was die "Mosaikdichte" pro Einwohner angeht. Und ohne die "Ostaussiedler" wie Nafi bereits geäußert hat, wäre das Ergebnis wohl noch wesentlich krasser.

Brando1988 30.09.2021 09:45

Zitat:

Zitat von Rookie (Beitrag 731168)
Ähnlich unübersichtlich wie die ganzen Supermann-Geschichten. Wo will man da anfangen? Was ist der richtige Einstieg und lohnt es sich neben all den Comics, die man mag, auch noch ein anderes, so umfangreiches Sammelgebiet zu erforschen?

Ich gehe mal davon aus (und hoffe inbrünstig), die meisten Comic Käufer/Leser machen sich über solche lebensverändernden Sachen keine Gedanken, wenn sie vor dem Kioskregal stehen. Schon gar nicht die eigentliche Zielgruppe.

Ric

Uhrviech 30.09.2021 10:21

Zitat:

Zitat von Nante (Beitrag 731175)
Ich habe zu verschiedenen Zeiten mal ein paar meiner eingebundenen Hegen-Hefte oder Sammelbände (Runkel) an Kollegen ausgeliehen, die sich auch für Comics interessieren.

Es bestand in keinem Fall Nachfrage nach weiteren Leihgaben. ..

Vielleich wäre der Einstieg über die Erfinderserie auf eher fruchtbaren Boden gestoßen? :weissnix:

Chouette 30.09.2021 10:27

Glaube ich nicht. Ich habe die gleichen Erfahrungen gemacht wie Nante. Sehr, sehr häufig. Manch einer kennt das Phänomen sicherlich: Outet man sich als Mosaiksammler kommen plötzlich von überall her wohlmeinende Freunde und schenken einem ihre alten, zerlesenen Hefte aus den 80ern - die man schon dutzendfach zu Hause hat. Wenn man dann meint, einer könnte sich drüber freuen, packt man ein paar Jahrgänge zusammen und verschenkt diese weiter. Ich kann mich auch nicht erinnern, jemals eine Sammelleidenschaft damit ausgelöst zu haben.
Digedags unter 100 hab ich zugegebenermaßen selten verschenkt (wenn überhaupt :kratz: ), aber ich denke nicht, dass der Effekt ein anderer gewesen wäre.

FrankDrake 30.09.2021 10:33

Ich habe vor Jahren sehr viele Nachdrucke der Ill. Klassiker in der 4. Klasse unserer Grundschule verschenkt.
Mit ein bisschen Glück hat dann tatsächlich eines der Kinder das entsprechende Buch gelesen, Comics hat danach aber sicher keins gesammelt.

Nante 30.09.2021 10:35

Zitat:

Zitat von Uhrviech (Beitrag 731220)
Vielleich wäre der Einstieg über die Erfinderserie auf eher fruchtbaren Boden gestoßen? :weissnix:

Es waren glaube ich der Band mit der Römerserie, Ein Jahrgang mit früher und später Erfinder-Reihe sowie wie gesagt 2 Sammelbände mit den Einstiegen zu Runkel und Amerika. Also ein ziemlich breites Spektrum.

Udo Swamp 01.10.2021 15:44

Zitat:

Zitat von FrankDrake (Beitrag 731170)
................ Ich habe Mitte der 70er mit meinen Eltern die Verwandschaft in Rudolstadt besucht, Mosaik hatten meine älteren Cousins, ich muss sagen, fand ich doof.

Ich kenne solche Geschichten, auch anders, wo tatsächlich Interesse geweckt worden ist und die Leute noch heute Mosaikleser bzw. Fans geworden sind.

Tilberg 01.10.2021 16:04

Man muß freilich dazu sagen, daß das Mosaik ja erklärter-, durch den Geschmack seines Publikums erzwungener- und zu einem Teil vielleicht auch gewolltermaßen recht altbacken daherkommt. Das dürfte die ausbleibenden Begeisterungsstürme der nicht mit ihm aufgewachsenen Comicleser ein wenig erklären helfen.

Borusse 01.10.2021 16:33

Die Grenze gibt es doch auch umgekehrt. Ich war während des Versuchs Yps wieder einzuführen (2005 oder 2006) im Außendiesnst in TH uns Sa. Das Highlight war, dass am Kiosk vor der Oper in Leipzig (meine ich) ein Mädel sagte: Hmmm, da haben heute schon so ein paar Studenten nach gefragt. Woanders gab es nur Schulterzucken.

Übrigens: Auch der Verkauf überregionaler Zeitschriften wie FAZ oder Süddeutsche war damals dort nicht besonders ausgeprägt. Das ist eben die Sozialisation, kann man nix machen.

Peter L. Opmann 01.10.2021 21:04

Ich würde aber gern mal von einem gelernten DDR-Bürger hören, was für ihn das Tolle an "Mosaik" ist. Anscheinend wird das Heft ja nicht nur deshalb geliebt, weil es quasi das einzige war, was es gab (abgesehen von "Frösi" und ein paar anderen Randphänomenen). Ich kann die Mühe, die in den Comics steckt, schon anerkennen, finde das Ganze aber - wie schon erwähnt - zu pädagogisch. Wie sehen das die Fans?

Nante 01.10.2021 21:15

Darüber könnte man jetzt ganze Wandregale füllen. :kratz:

Was zumindest für mich (Natürlich neben der Nostalgie, das gibt jeder sicher gern zu) das besondere ist: Es sind im Prinzip zwei fortlaufende Geschichten (von 1955-1975 und seit 1976 bis heute), die bei allen Zeitsprüngen aufeinander folgen. Mir fällt zumindest im deutschen Sprachraum nur Perry Rhodan als etwas Vergleichbares (wenn auch in einem anderen Genre) ein.

Nafi ibn Azraq 01.10.2021 21:19

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731547)
Ich würde aber gern mal von einem gelernten DDR-Bürger hören, was für ihn das Tolle an "Mosaik" ist. Anscheinend wird das Heft ja nicht nur deshalb geliebt, weil es quasi das einzige war, was es gab (abgesehen von "Frösi" und ein paar anderen Randphänomenen). Ich kann die Mühe, die in den Comics steckt, schon anerkennen, finde das Ganze aber - wie schon erwähnt - zu pädagogisch. Wie sehen das die Fans?

Wo soll ich (als ehemaliges DDR-Kind) anfangen? Ich mag erstmal den Zeichenstil, der detailliert und etwas kindlich ist; die ganzen Superhelden und auch Eisenherz sind mir alle zu ernst und düster. Das Leben ist lustig und das spiegelt sich eben im Mosaik wieder. Dann die detaillierten Hintergründe, die ein wirkliches Gefühl für die Szenerie geben, gerade in Gegenden, die nicht von allen Comics abgegrast werden (Dalmatien, Konstantinopel, Indien).
Die Abwesenheit von zu viel Gewalt und nackter Haut. Das stößt mich leider von vielen historischen Graphic Novels heute ab. Aber viele scheinen ja auf Gore zu stehen.
Und dann sind da zweimal * drei sympathische Kerlchen, die ohne innere Zerrissenheit die Weltgeschichte durchstreifen.
Ach so, die pädagogische Absicht schreckt mich nicht ab, im Gegenteil, ich lerne gerne etwas und bekomme auch gerne etwas erzählt, wenn's nicht mit dem Nürnberger Trichter ist. Ich finde sowieso, Wissen über Geschichten zu vermitteln ist eine der ältesten und wirkungsvollsten Kulturtechniken. Über (gute) historische Romane habe ich sehr viel gelernt.

Peter L. Opmann 01.10.2021 21:38

Danke für die Antworten!

Okay, ich verstehe: die Digedags und die Abrafaxe - zwei lange Epen. Aber nicht alles, was endlos lang ist, ist deswegen auch gut. Zu "Perry Rhodan" finde ich auch keinen richtigen Zugang (habe nur sehr wenig davon gelesen, weil mich abschreckt, mich da erstmal hineinfinden zu müssen).

Die Zeichnungen von Hegen und seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern sind super - das stimmt. Aber es gibt auch viele andere gut gezeichnete Comics, sogar solche, die Geschichtliches oder Kulturelles ebenso akkurat abbilden.

Und es sind auch nicht die einzigen lustigen Comics, die es gibt. Im frankobelgischen Bereich gibt es viele lustige Albenserien. Und die Amis haben sogar einen ganz eigenen Humor entwickelt - in MAD.

Vielleicht spielt das eine Rolle: Ich vergleiche "Mosaik" sofort mit all den übrigen Comics, die ich sonst gelesen habe und denke: "Nett, aber nicht herausragend". In der DDR konnte man "Mosaik" mit nichts vergleichen. Damit war es automatisch "einsame Spitze".

Rookie 01.10.2021 22:39

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731558)

Vielleicht spielt das eine Rolle: Ich vergleiche "Mosaik" sofort mit all den übrigen Comics, die ich sonst gelesen habe und denke: "Nett, aber nicht herausragend". In der DDR konnte man "Mosaik" mit nichts vergleichen. Damit war es automatisch "einsame Spitze".

Das stimmt vielleicht für heute, wo das MOSAIK den Spagat zwischen Tradition und modernen Ansprüchen machen muss. In den 60ern, besonders mit den beiden Bildromanen "Ritter Runkel-Serie" und "Amerikaserie" spielte das MOSAIK schon auch in der oberen Liga der europäischen Adventure Comics. Es gab meiner Meinung nicht viel Vergleichbares, was da herangereicht hat. Ich kenne da nur Asterix und Tim& Struppi, lass mich aber gern eines Besseren belehren.

falkbingo 04.10.2021 12:08

Ich habe mich ja, dank euch, eine Weile mit Mosaik beschäftigt. Ich habe das Amerika Abenteuer von Hannes Hegen komplett gelesen und einige Ritter Runkel Hefte. Ich halte Mosaik für sehr gute Kinderunterhaltung, aber bei mir entstand keine Bindung, zumal mich der Runkel nicht ansprechen konnte. Ich glaube, man muss mit Mosaik aufgewachsen sein, um es zu lieben, so wie ich halt mit Wäscher, Fix und Foxi, Micky Maus etc.

Uhrviech 04.10.2021 12:29

Da ist ganz bestimmt was dran. Und zudem auch eine Generationenfrage. Um das Wesen des Mosaik (Digedags) zu erfassen, ist meiner Auffassung nach aber auch die Kenntnis der Römer- und Weltraum-, vor allem aber der Erfinderserie unerlässlich. Letzteres ist mein persönliches Highlight von allem was je unter der Bezeichnung Mosaik entstanden ist. :P

pteroman 04.10.2021 12:43

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 731547)
Ich würde aber gern mal von einem gelernten DDR-Bürger hören, was für ihn das Tolle an "Mosaik" ist. Anscheinend wird das Heft ja nicht nur deshalb geliebt, weil es quasi das einzige war, was es gab (abgesehen von "Frösi" und ein paar anderen Randphänomenen). Ich kann die Mühe, die in den Comics steckt, schon anerkennen, finde das Ganze aber - wie schon erwähnt - zu pädagogisch. Wie sehen das die Fans?

Bin zwar nur "gelernter" Ost-Berliner, aber das MOSAIK war für mich (Jahrgang 1960) auch der monatliche Knüller. Habe natürlich auch den Rest der Kinderpresse gelesen, aber wie du schon schreibst: Randphänomene.

Das MOSAIK hatte alles an Abenteuergeschichten zu bieten, was sich ein 8-12jähriger wünschen konnte. Die Pädagogik der früheren Hefte, die ich erst im Nachhinein und durcheinander - je nach Tauscherfolg - lesen konnte, hat mich teilweise auch genervt. Irgendwas über Chemie eingeblendet zu bekommen mit diesem dämlichen Lexi, das empfand ich als Fremdkörper.

Ansonsten gabs SF (bzw. "Utopisch-Phantastisches" wie es damals hieß), Ritterabenteuer und Wilden Westen satt.
Habe aber ebenso gern alles aus dem Westen verschlungen, an das ich herankam: MM, F&F, Zack, Primo/prima, das Hanna Barbera-Zeug, Tarzan und auch mal ein paar Superhelden (Nuff). Asterix sowieso.

Aber das MOSAIK war eben schon interessant (und leicht zu bekommen) im Vorlesealter. Und das prägt wohl fürs Leben. Die Westcomics musste ich mir dann als Selbstleser mühsam eintauschen.

Abrafaxe hingegen lese ich nur ab und zu. Aus einer merkwürdigen Sentimentalität heraus, die eigentlich nicht diese Nachgeburten meinen kann. Über meine sonstigen Comicvorlieben hab ich mich bereits an anderer Stelle verbreitet und schone hier Augen und Nerven der Foristen.

Peter L. Opmann 04.10.2021 16:22

Als Kind habe ich "Bessy" gelesen (Nach-Vandersteen-Zeit); da wurde zwischendurch auch immer mal über Besonderheiten und Lebensweise von Tieren informiert. Fand ich damals ganz nett, aber im Großen und Ganzen war "Bessy" dennoch Unterhaltung. Wäre mehr als eine Prise Belehrung drin gewesen, hätte mir das wohl nicht mehr so gefallen.

Aus meiner Sicht haben die Abrafaxe bei der Unterhaltsamkeit Mängel. Das Geschehen ist immer sehr harmlos, die Gags halten sich in Grenzen (meistens geht's darum, daß Califax Hunger hat - aber kein Vergleich zur Wildschweinsucht von Obelix). Wie gesagt: Ich finde "Mosaik" ganz bemerkenswert, aber ich halte das sicherlich nicht für die beste Comicserie Europas.

Und hinzu kommt wohl auch: Das Interesse, fremde Länder kennenzulernen, war im Westen nicht so groß, weil man durchaus hin konnte. Also: exotische Kulisse war schon gut, aber dann mußte dort auch etwas passieren…

FrankDrake 04.10.2021 16:28

Gab es das Mosaik vor dem Mauerfall zumindest in Westberlin zu kaufen? Ich meine damit die Zeit zwischen 61 und 89.

Peter L. Opmann 04.10.2021 16:53

Glaube ich nicht.

Ich habe mal ein Interview mit einem Ostberliner geführt. Der hat mir erzählt, wie ihm seine Oma aus dem Westen in ihrer Handtasche Westcomics rübergeschmuggelt hat. Er klagte auch darüber, daß man "Mosaik" beinahe nur bekommen konnte, wenn man den Kioskbesitzer gut kannte oder ihm etwas als Gegenleistung bieten konnte. Aber er hat nichts davon gesagt, daß ihm die Oma aus Westberlin auch "Mosaik" mitgebracht hat.

Rookie 04.10.2021 17:46

Die Digedags wurden als Sammelbände in den 70er Jahren beim Dortmunder Weltkreisverlag herausgebracht.

Armin Kranz 04.10.2021 18:35

Zitat:

Zitat von falkbingo (Beitrag 731988)
(...) Ich glaube, man muss mit Mosaik aufgewachsen sein, um es zu lieben, so wie ich halt mit Wäscher, Fix und Foxi, Micky Maus etc.

Würde ich pauschal so nich sagen. Ich bin auch mit dem Mosaik "warmgeworden", wenn auch nicht im ersten Anlauf :zwinker: . Zwar gefällt mir nicht jeder Storybogen (wie zuletzt der "Südsee-Arc"), aber grundsätzlich freue ich mich auf das neue Mosaik und lese es zügig.

Mit dem Hegen Mosaik fremdele ich nach wie vor, wobei mich hier der Weltraum-Zyklus immer noch reizt (leider fehlen mir noch weitesgehend die entsprechenden Hefte :heul: ).

Uhrviech 04.10.2021 18:37

Zitat:

Zitat von Peter L. Opmann (Beitrag 732034)
... Er klagte auch darüber, daß man "Mosaik" beinahe nur bekommen konnte, wenn man den Kioskbesitzer gut kannte oder ihm etwas als Gegenleistung bieten konnte...

Na ja ... das könnte hilfreich gewesen sein (zumindest wenn man mit dem Verkäufer bekannt war - dann wurde es zurückgelegt). Aber Gegenleistungen - das ist etwas sehr dick aufgetragen. Es reichte auch schon, wenn man wußte an welchem Tag das Mosaik erscheinen würde oder eben in diesem Zeitraum immer wieder mal höflich nachfragte. Ja und dadurch wurde man schon sehr bald zu einem "Bekannten" ... so kenne ich das jedenfalls aus eigener Erfahrung.

pteroman 05.10.2021 10:59

Also bei uns in Nordberlin gabs das MOSAIK ganz normal im Zeitungsladen zu kaufen. Wenn man am ersten oder zweiten eines Monats nachfragte, bekam man es auch. Ohne Vitamin B und schon gar ohne jede Gegenleistung. Abo hatte kaum einer, wozu auch?

Nante 05.10.2021 11:05

Wollen wir jetzt wieder den Unterschied zwischen "der Hauptstadt" und dem restlichen Republikgebiet ausdiskutieren? :D

Wobei ich "Bückware" jetzt nur auf die Digedags beziehe. Die Faxe lagen spätestens ab den 80ern auch bei uns in der tiefsten Proviinz stapelweise in der Auslage.


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